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Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 18. Oktober 2015 21:33
von Casino Hille
Weil ich nicht jedes Jahr sämtliche Filme neu auffrische und SF dreimal im Kino gesehen habe. Das langte mir erstmal. Bin da nicht der Typ, der die gleichen Filme immer und immer und immer wieder guckt.

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 18. Oktober 2015 21:57
von dernamenlose
Das ist ja vollkommen ok, aber drei Jahre Pause? Wenn man Bondfan ist? Ich glaube, da würde ich selbst TMWTGG und DAF deutlich häufiger schauen.

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 18. Oktober 2015 22:00
von GoldenProjectile
Ist bei mir genau dasselbe wie bei Hille. Ich habe SF drei Mal im Kino gesehen und seither nicht mehr. Das letzte Mal war im Februar 2013. Und nein, so häufig gucke ich die Bondfilme auch nicht. Es gibt einige, die ich noch länger nicht mehr gesehen habe als SF. Und um die Verzweiflung des Namenlosen noch komplett zu machen: Ich besitze SF überhaupt noch gar nicht.

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 18. Oktober 2015 22:03
von dernamenlose
Na das ist dann wirklich zum Verzweifeln ;)

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 18. Oktober 2015 22:16
von Casino Hille
Ich schaue auch TSWLM nicht jedes Jahr. Ist für mich absurd, es gibt nur ganz wenige Filme, bei denen ich das mache und das auch nur, weil die durch festgelegte Traditionen an bestimmte Tage gebunden sind (Die Hard - Weihnachten).

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 19. Oktober 2015 13:51
von dernamenlose
Schaust du Die Hard tatsächlich immer an Weihnachten?

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 19. Oktober 2015 13:52
von Casino Hille
Ja, Die Hard am 24., Die Harder am 25.

Das hat sehr lange Tradition, das mache ich auch nie alleine und dafür wird sich auch immer die nötige Zeit genommen.

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 21. Oktober 2015 08:35
von Nico
Der Spion, der mich liebte
(The spy who loved me)
1977
Regie: Lewis Gilbert

Nach dem Ausstieg Harry Saltzmans stand Cubby Broccoli während der Vorbereitungen zum 10. James Bond-Abenteuer "Der Spion, der mich liebte" im 15. Jubiläumsjahr 1977 ganz alleine da. Die Frage war: Schafft er es auch alleine? Man kann sagen: Ja, er hat es geschafft. Mit TSWLM fügte Broccoli dem Franchise nicht einfach nur einen weiteren Film hinzu, nein, er schaffte es, den wohl spektakulärsten und größten Bond bis dahin auf die Leinwand zu bringen. Er holte Lewis Gilbert zurück, der bereits 1967 bei "Man lebt nur zweimal" Regie geführt hatte, und schuf sozusagen ein Best-Of der bisherigen Filme. Denn "Der Spion, der mich liebte" vereint alles, was man von James Bond kennt und gewöhnt ist. Mit an Bord sind dabei der herausragende Curd Jürgens als Stromberg, die schöne und begeisternde Barbara Bach als "XXX" Major Amasova, die alten Bekannten Lois Maxwell, Bernard Lee und Desmond Llewelyn und als Komponist zum 2. mal nicht John Barry, sondern Marvin Hamlisch, der dem Film eine ganz eigene Note gibt. Dazu aber später mehr. Als konsequente Weiterentwicklung der Henchmen der vergangenen Filme gibt es dieses mal mit dem Beißer eine schier unüberwindbare, bedrohliche Hürde, die bisweilen aber auch humorvoll eingebunden wird. Ken Adam liefert hier einige seiner Meisterwerke ab, wie z.B. Atlantis, welches toll gestaltet wird. Zu oft war mir hierbei allerdings der Einsatz von Miniaturmodellen zu offensichtlich.

Der Film beginnt mit einer der besten PTS der Reihe. Das besondere: Sie handelt nicht nur von einer kurzen Story, sondern reißt schon alles an, was im folgenden Film noch folgen soll: packend geht es los mit der Entführung des englischen U-Boots. Der Clou dabei: Der Zuschauer weiß gar nicht, was genau passiert, was die Spannung steigert. Witzig auch, wie General Gogol "Triple X" anfordert und der Film mit den Erwartungen des Zuschauers spielt, denn Hand aufs Herz: Wer dachte nicht, Amasovas Liebhaber wäre der sowjetische Agent und nicht sie selbst? Sofort ist dem Zuschauer auch klar, worum es im Film geht: Großbritannien und die Sowjetunion sollen gegeneinander ausgespielt werden. Dann Auftritt 007. In einer Skisequenz, die abermals grandios von Willy Bogner gefilmt wurde, und die sich vor den vergleichbaren Szenen aus OHMSS absolut nicht zu verstecken braucht, kommt bereits das erste mal der tolle Soundtrack zur Geltung. Absolut toll, wie Hamlisch das Bond Thema mit Schlägen auf den Zählzeiten unterlegt und dem ganzen so einen treibenden, beschwingten Beat gibt. Der "Bond 77" genannte Titel kommt im Film noch mehrmals vor und dient sozusagen als Hauptthema. Die PTS endet mit einer der besten Szenen der Reihe: Dem grandiosen Stunt von Rick Sylvester. Klasse, wie er in einer langen Aufnahme in atemloser Stille langsam dem Boden entgegen fällt und sich dann zum James Bond-Thema der Union Jack-Fallschirm öffnet. Hier hat man alles: Action, atemberaubende Stunts und Humor.

Strombergs Einführung finde ich sehr gelungen. Selten hat man so früh im Film schon eine so lange Szene, die sich ausschließlich mit dem Villian beschäftigt und sich dabei alle Zeit nimmt, ihn gekonnt zu charakterisieren. Sofort merkt man: Stromberg ist ein kalter, skrupelloser Mann. Sehr gut gefällt mir die Szene, wie er seine Sekretärin (?) dem Hai zum Fraß vorwirft. Gelungen ist hierbei übrigens auch der kontrapunktierende Einsatz der Musik.

Die kompletten Szenen in Ägypten und Marokko wirken sehr atmosphärisch, sie sind toll gefilmt, die Locations sind gut eingefangen und der Score tut sein übriges. Besonders hervorheben möchte ich den Kampf mit Sandor auf den Dächern mitten in der Stadt und die Pyramiden-Szenen. Einfach klasse, wie mit Musik, dem Sprecher und der Lichtsituation eine einmalige Atmosphäre geschaffen wird. Fantastisch finde ich hier den ersten Auftritt des Beißers, der wie aus dem Nichts plötzlich mystisch erleuchtet auftaucht. Hier hat man noch direkt Angst vor ihm, besonders nachdem er die Kette zerbissen hat.

Gut gefällt mir in "Der Spion, der mich liebte" auch die Beziehung zwischen Bond und Major Amasova. Köstlich amüsieren konnte ich mich zum Beispiel in den Szenen, in denen sie teilweise wie ein altes Ehepaar, das miteinander zankt, wirken. Aber auch die Szene in der Bond gesteht, dass er Anyas Liebhaber getötet hab, ist gelungen. Die absolute Ernsthaftigkeit nimmt man den beiden genauso ab wie die Kalauer, die beide (manchmal ein wenig zu viel) raushauen. Gut gefällt mir auch die Szene bei den Ruinen, als sie erst in absoluter Stille den Beißer verfolgen (Generell wusste man in TSWLM sehr gut, wann keine Musik einzusetzen war) und dann gegen ihn kämpfen. Wie Bond und Anya im Wagen sitzen, den der Beißer gerade halb auseinander nimmt und Bond in aller Seelenruhe den richtigen Schlüssel sucht, während Amasova fast in Panik verfällt, gehört für mich zu den Höhepunkten des Films.

Was die Action angeht, ist TSWLM ganz vorne mit dabei. Es gehört mittlerweile fast zum guten Ton eines James Bond-Films, dass Bond, wenn er in einem Zug unterwegs ist, sich dort auch mit jemandem prügeln muss. Der Kampf mit dem Beißer erinnert entfernt an den Kampf gegen Tee-Hee aus "Leben und sterben lassen", ist nichtsdestotrotz dennoch unterhaltsam anzuschauen. Auch die Autoverfolgungsjagd ist gelungen, besonders aufgrund von Bonds neuestem Gefährt, dem Lotus Esprit, der wohl heutzutage nach dem DB5 das 2. bekannteste Bondauto darstellt. Dass dieses Auto auch tauchen kann, eröffnet eine ganz neue Möglichkeit, die Verfolgungsjagd zu beenden und gleichzeitig die Szene für etwas nützlich lassen zu sein. Oft wird es kritisiert, wenn Actionszenen nur der Action wegen im Film sind und die Handlung nicht vorantreiben. Dieses Vorantreiben ist hier durch die anschließende Erkundungsreise unter Wasser absolut gegeben. Begeistert haben mich hier auch die tollen Unterwasseraufnahmen. Einziges Manko der Szene: Wenn XXX die Baupläne gestohlen hat und so vertraut mit dem Wagen ist, wieso reagiert sie dann so panisch, als Bond "abtaucht"?

Der Film lebt teilweise auch von seinem Antagonisten. Curd Jürgens ist nicht oft zu sehen, wenn, dann in längeren Szenen, und schafft es trotz seiner kurzen Leinwandpräsenz aber trotzdem Stromberg als absolut bedrohlich darzustellen. Für mich ist er nach Dr. No der 2. beste Villain der Bondhistorie. Schön anzusehen ist das erste Aufeinandertreffen von Bond und Stromberg. Beide wissen genau um die wahre Identität des anderen, lassen sich dies aber nicht anmerken. Sehr gelungen finde ich auch das Detail, das Stromberg Schwimmhäute zwischen den Fingern hat. Ich wusste zwar davon, habe es bei dieser Sichtung allerdings das erste mal bemerkt.

Einen großen Beitrag zum Film leistet, wie schon erwähnt, auch Ken Adam, der sich hier wieder mal selbst übertroffen hat. Neben besagtem Atlantis ist auch das Tanker-Set absolut beeindruckend. Dass dafür eigens die 007-Stage geschaffen werden musste, ist angesichts der schieren Größe des Sets nicht verwunderlich. Gut gefällt mir auch das Finale des Films in eben jenem Set. Wirkten noch die Massenschlachten von z.B. "Feuerball" oder "Man lebt nur zweimal" zu ermüdend und unübersichtlich, so hat man hier alles richtig gemacht. Der Showdown ist klasse inszeniert, nicht zu unübersichtlich und seeehr explosiv. Das besondere an diesem Massenkampf ist aber, dass er nicht mal das komplette Ende des Films darstellt. Dass danach noch eine Reihe Szenen folgen, wie das nervenaufreibende Entfernen des Sprengkopfes, die Einnahme des Kontrollraumes, das Abschießen der U-Boote, die Flucht vom Tanker und schließlich die Szenen auf Atlantis, ist etwas besonderes. Diese finalen Atlantis-Szenen finde ich ebenfalls gelungen. Bonds Kampf mit dem Beißer, Strombergs Ermordung, die zwar unspektakulär erscheint, aber irgendwie zum Charakter Stromberg passt und Anyas Rettung sind das eigentliche Finale des Films.

Um ein letztes mal auf den Soundtrack einzugehen: Marvin Hamlisch distanziert sich ganz bewusst von den typischen Barry-Klängen, schafft so aber etwas ganz eigenes, das hervorragend zum Film passt. In kaum einem anderen Bond-Film wurde so mit der Musik "gespielt" wie hier. Humoristisch unterstützt sie einige Szenen, wie z.B. Bondy und Anyas Reise mit dem Kastenwagen durch die Wüste. Herzhaft lachen musste ich, als Bond im Finale zum majestätischen Bond-Theme auf der Kamera "reitet" und die Musik im gleichen Moment einfach abbricht, wie die Bilder auf den Monitoren.

Fazit:
Nach keiner Sichtung hat mich der Film so begeistert, wie nach dieser. Vielleicht muss ich meine Meinung bezüglich des besten Moore-Bonds im LALD-Review noch einmal ändern... Denn "Der Spion, der mich liebte" hat alles, was ein Bond-Film braucht: Herausragende Action, einen tollen Antagonisten, fantastische Sets, super Musik, Humor, einen bestens aufgelgten Roger Moore und ein verdammt attraktives und gut spielendes Bond-Girl. Wer die vorherigen Bond-Filme mag, wird TSWLM lieben!

10/10 Punkte

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 21. Oktober 2015 08:48
von danielcc
So ist es

:-)

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 21. Oktober 2015 08:49
von DonRedhorse
Danke, Nico. <Daumen hoch Smilie>

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 21. Oktober 2015 08:51
von Henrik
@Nico
Ich kann dir nur zustimmen. Schönes Review, passende Bewertung

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 21. Oktober 2015 14:04
von Casino Hille
Perfektes Review zu einem perfekten Film. Erneut, vielen Dank Nico. Ich würde gerne mehr dazu sagen, um es entsprechend zu würdigen, aber du hast bereits alle Worte benutzt, die mir eingefallen wären.

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 21. Oktober 2015 17:15
von Niklas
Richtig gelungene Review. Bei der Wertung kann ich mich zum größten Teil anschließen.

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 21. Oktober 2015 17:32
von Hannes007
Absolut gelungene Kritik, in der ich mich an meine Chronologie letztes Jahr erinnert fühle. Auch ich war unmittelbar nach der Sichtung hochgradig begeistert und habe bedenkenlos den 10er gezückt. Mittlerweile ist diese Begeisterung etwas verflogen und es reicht 'nur' noch zu Platz 2 hinter LALD.

Re: Filmbesprechung: "The Spy Who Loved Me (TSWLM)"

Verfasst: 21. Oktober 2015 17:34
von Niklas
Ich habe ihm 9,5 gegeben, weil ich ihn nicht zu 100% perfekt finde, dass ich ihm 10/10 geben würde!
In meinem Marathon bin jetzt bis TSWLM und habe bis jetzt nur bei GF die 10 gezückt.