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Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

Verfasst: 30. September 2019 18:50
von danielcc
Ha! Es besteht noch Hoffnung für dich und alle Ungläubigen. Man muss ihn halt nur mindestend 10 mal sehen. Hehe.

Aber im Ernst: wenn ich hier und ins englische Forum reinschaue, dann habe ich manchmal das Gefühl man hätte SP hätte dem Franchise den Sargnagel verpasst, ein neuer DAD, der qualitative Niedergang der Serie,...
Als ich damals aus dem Kino kam habe ich als allererstes gedacht (und dann auch geschrieben), dass dies doch nun wirklich ein Film sein muss, der alle Fans glücklich macht, auch die die bis dato nichts mit Craigs Version anfangen konnten.

Ich stehe voll zu meiner Zusammenfassung von damals:
"SPECTRE bringt in der Tat den „alten“ bzw. „mittelalten“ Bond der Zeit TB bis TSWLM zurück –in mancher Hinsicht noch mehr als es die Brosnan Filme taten. SPECTRE ist stolz, bunt, groß, episch und bombastisch, er ist lang aber kurzweilig, er ist in Teilen etwas naiv oder albern aber immer ein unterhaltsames Event. Eine Überraschung und Erleichterung vor allem für Fans, die bis dato in Craig keinen würdigen Bond gesehen haben, die seine Filme als zu bodenständig und trist, zu tragisch und humorlos gesehen haben. Ein Fest für alle, die nicht genug von der Wandlungsfähigkeit und Coolness des blauäugigen Engländers bekommen können.
Der Sprung den SP im Vergleich zu SF in dieser Hinsicht nimmt, ist streckenweise gewaltig. Das mag andererseits die Hardcore-Verfechter des Craig-Ansatzes sogar etwas abschrecken. SP ist kein Film den man auf Anhieb einschätzen kann. Man muss ihn verdauen und irgendwie ist er beim ersten Mal wohl für viele doch anders als erwartet.

Dabei strotz der Film nur so vor einer Liebe zum Bond Franchise auf Seiten Craigs und Mendes. Da werden Bond Klassiker liebevoll zitiert und da findet auch ein nie genutzter Fleming Titel seinen Platz. Da darf Craig nun endlich voll und ganz Bond sein, eiskalt aber humorvoll, stolz und selbstbewusst. Da wird in allerbester Moore Manier einem Bösewicht hier und da zugelacht oder gleich zugewunken, da ist inmitten einer Actionszene auch mal Platz für eine Ablenkung, und da sind endlich ausreichend hübsche Girls um den Appetit unserer Lieblingsagenten zu befriedigen. Craig spielt das alles mit einer Souveränität, als habe er nie etwas anders gemacht und als solle er nie wieder etwas anderes machen. Ja, Daniel Craig IST jetzt der beste Bond aller Zeiten.
...

Fazit:
Wenn man sich erstmal damit abgefunden hat, dass nicht jeder neue Beitrag zur Serie direkt das Prädikat „bester Bondfilm aller Zeiten“ bekommen muss, kann man ganz entspannt feststellen, dass SP ein weiterer sehr starker Beitrag zur Serie ist. Ein Film der gleichzeitig den Bogen der Craig Filme weiter spannt, aber auch vom Stil her in eine deutlich andere Richtung geht. Bombast, Epos, Humor und „Sex“ sind wieder stärker an Bord. Mendes inszeniert weite Teile des Films auf absolutem Spitzenniveau und die grandiosen Leistungen der Crew (Kamera, Musik, Production Design, Special Effects) und des Casts (Craig! Whishaw! Fiennes, Sedoux, Christensen und Waltz) tragen dazu bei aus dem Drehbuch noch deutlich mehr zu machen. Schade, dass man nicht die Zeit oder den Überblick hatte, die Dramaturgie des Films im Hinblick auf den letzten Akt zu schärfen – ein Ansatzpunkt dafür lege eigentlich auf der Hand. Emotional kann SP nicht so berühren wie CR, und er bietet nicht das persönliche Drama was SF so erfolgreich gemacht hat. Aber vielleicht hat er dadurch das Potenzial, die Craig Fans und seine bisherigen Ablehner zu versöhnen."

Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

Verfasst: 30. September 2019 18:58
von Henrik
Deinen Beitrag von 2015 kann ich so unterschreiben. SP ist in vielerlei Hinsicht ein Film, wie ich ihn mir immer gewünscht habe. Er erinnert deutlich an frühere Filme und ist schön klischeehaft. Der Film ist zwar nicht perfekt, aber ich würde schon sagen, dass es ein Film ist, wie ich ihn mir schon lange gewünscht habe, insbesondere auch wegen der Rückkehr von SPECTRE und Blofeld. Die persönliche Verbindung Bond - Blofeld hätte jetzt nicht sein müssen, es schadet dem Film aber auch nicht wesentlich.

Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

Verfasst: 30. September 2019 20:23
von danielcc
Ich frage mich, ob man je so hohe Maßstäbe an die Filme angelegt hat wie bei SP.
Ich meine,
- der Blofeld in der PTS von FYEO bitte???
- Pleasance lächerlicher Blofeld, der ständig hin und hergerissen ist ob er Bond nun tot will oder ihm noch stundenlang seinen Plan erzählen will
- ...

Ach es gebe selbst in den "besten" Bonds der alten Zeiten dutzende lachhafte Einfälle oder Storyelemente. Aber alle schreien auf, nur weil Bond und Blofeld eine persönliche Verbindung haben

Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

Verfasst: 30. September 2019 20:46
von Revoked
Trotz dieses Mankos ist der Film bei mir immer noch unter den Top 5.
Und das liegt vor allem daran, dass der Film mich auf der emotionalen Ebene so gepackt hat.
Ich glaube viele haben das Problem, dass der Film eine Tiefe vortäuscht, die er nicht hat und das ist recht einfach zu durchschauen.
Aber für mich: tolle, intensive Bilder + Lea.....

Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

Verfasst: 30. September 2019 21:14
von danielcc
Revoked hat geschrieben: 30. September 2019 20:46
Ich glaube viele haben das Problem, dass der Film eine Tiefe vortäuscht, die er nicht hat und das ist recht einfach zu durchschauen.
Aber für mich: tolle, intensive Bilder + Lea.....
Exakt! Ich glaube fast diese getäuschte Erwartungshaltung ist das größte Problem.
Mit CR wurde das Franchise einmal komplett entrümpelt.
SF hat dann die breite Masse emotional besonders bewegt.

Aber SP kann das nicht und will es auch gar nicht. Man kann dem Film da vielleicht noch vorwerfen, dass er sich nicht recht entscheiden kann. Aber eigentlich tut er das. Es ist einfach ein Bondfilm wie auch TB, TSWLM oder GE. Durch und durch klassisch Bond.

Es gibt eigentlich nur 2-3 kurze Momente in denen der Film emotionaler zu werden scheint (Bonds Blick auf seine "Adoptions Papiere", kurze Momente mit Madeleine, und Brothergate).
Aber bei genauerer Betrachtung haben selbst Filme wie TB oder GE exakt solche Momente.

Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

Verfasst: 1. Oktober 2019 00:15
von craigistheman
Ne, meines Erchatens ist das große Problem, dass sich die Verantwortlichen nicht einmal die Mühe machen, die kolossalen Schwächen des Scriptes mit seinen himmelschreienden Ungereimtheiten zu vertuschen, so nach dem Motto - es ist Bond, das Publikum wird es schon irgendwie schlucken. Ne. Das war bereits eine Schwäche des unmittelbaren Vorgängers, nur konnte SF in meinen Augen mit wunderbaren Bildern und einer sehr dichten Atmosphäre halbwegs punkten.
Hinzu kommen total merkwürdige Gewichtungen in der Handlung, die von SP verübten Anschläge, die ja Nine Eyes das grüne Licht geben, werden innerhalb weniger Sekunden Of Screen abgehandelt, während die Bärenbrüder-Kiste mit den plumpen Sticheleien leider den gesamten dritten Akt des Filmes beherrscht. Hinzu kommt die allgemein sehr uninspirierte Handlung - eigentlich interessiert mich Dr. Vogels Beitrag zu den Malaria-Impfungen mehr, als das ganze Gesabbel über Nine Eyes und die 00-Abteilung, aber hey, ist natürlich subjektiv.
Wie konnte man denn unmittelbar nach SF und mit dem gleichen Team wohlgemerkt, die Relevanz/Abschaffung der 00-Abteilung und Cyberterrorismus/Überwachung wiederholt aufgreifen und in den Mittelpunkt stellen? Sehr unglücklich das ganze und mir bis heute ein Rätsel.
Dann die im Maßstab zu CR und QoS (SF nur bedingt) unspektakuläre Action, die sich - die wirklich geniale PTS mal ausgenommen - eher so anfühlt, als habe man sie als Crowd-Pleaser in den Film untergebracht (ganz besonders das "Autobalett" in Rom). Ein großes Problem der Fahrzeug-Action ist das Cross-Editing, das jedes Aufkommen von Spannung letztlich unterbindet. Von Newmans Score fange ich besser nicht an, die, die mich kennen, wissen, wie ich dazu stehe.
Zu guter Letzt richtet sich ein weiterer Hauptkritikpunkt an die Farbgebung des Filmes. Meiner Auffassung nach, gleichen sich die Locations zu sehr in ihren Stimmungen, hinzu fehlen mir optische Höhepukte oder Wiedererkennungsmerkmale. Leider werden sie bis auf Rom auch nur sehr kurz eingeführt und wirken oftmals trist und leblos - klar ein Effekt, aber will ich das bei Bond sehen? Wo ist das spritzig blaue Wasser, wo sind die knalligen Pflanzen, kurz, die enhanced Reality, die zum Träumen verleitet?

Meines Erachtens scheitert SP an seiner prätentiösen Machart, seinem süffisanten Umgang mit den Figuren und das, was verhandelt wird, und an seiner ästhetischen Schwere. In SP gibt es viele tollen Einzelsequenzen, brilliante Momente, tolle Performances. Aber all das kommt für mich jedoch an keiner Stelle zusammen, um ein ganzes, in sich schlüssiges zu ergeben. Und das ist leider fatal, da man regelrecht sieht, wo Potential verschenkt wurde (das Thema Smartblood, Bonds unglaubwürdige Stärke/Treffsicherheit nach der Folter...)

Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

Verfasst: 1. Oktober 2019 14:17
von vodkamartini
danielcc hat geschrieben: 30. September 2019 18:50 Ha! Es besteht noch Hoffnung für dich und alle Ungläubigen. Man muss ihn halt nur mindestend 10 mal sehen. Hehe.
Na ja, lieber Daniel, ich habe ihn seinerzeit nach der Erstsichtung mit 8/10 bewertet, was ich gerne und häufig unterschreite. Wenn du schon die alten Kamellen von dir rauskramst, hättest du auch meine ofdb Kritik posten können (die eben mit 8/10).

Wahr ist vielmehr, dass er mir bei wiederholten Sichtungen i9mmer weniger gefallen hat und ich schon überlegt hatte ihn runter zu bewerten. Das hat sich wieder etwas relativiert. Ja ich mag Seydoux in dem Film nicht sonderlich, ihre Beziehung zu Bond ist aufgesetzt, die Schnee-Action ist kein Knaller und Waltz kaspert so nervig herum, wie er es seit Django in fast jedem Film tut.
Dennoch hat mir das Gesamtpaket wieder Spaß gemacht, denn Craig ist endlich in der Rolle angekommen (eine weitere Psycho-Variation wäre auch nur noch doof gewesen), der neue Q entwickelt sich zum echten Pluspunkt, die PTS, die Atmosphäre, der Sound und die Optik sind top. Kurz, das ist ein Film, der sich definitiv nach großem Kino anfühlt, kriegt man ja auch nicht mehr alle Tage.

Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

Verfasst: 1. Oktober 2019 22:07
von danielcc
vodkamartini hat geschrieben: 1. Oktober 2019 14:17
danielcc hat geschrieben: 30. September 2019 18:50 Ha! Es besteht noch Hoffnung für dich und alle Ungläubigen. Man muss ihn halt nur mindestend 10 mal sehen. Hehe.
Na ja, lieber Daniel, ich habe ihn seinerzeit nach der Erstsichtung mit 8/10 bewertet, was ich gerne und häufig unterschreite. Wenn du schon die alten Kamellen von dir rauskramst, hättest du auch meine ofdb Kritik posten können (die eben mit 8/10).
Umso besser. (genau so wie ich QOS recht gut bewertet habe was wohl oft verkannt wird)

Dennoch hat mir das Gesamtpaket wieder Spaß gemacht, denn Craig ist endlich in der Rolle angekommen (eine weitere Psycho-Variation wäre auch nur noch doof gewesen), der neue Q entwickelt sich zum echten Pluspunkt, die PTS, die Atmosphäre, der Sound und die Optik sind top. Kurz, das ist ein Film, der sich definitiv nach großem Kino anfühlt, kriegt man ja auch nicht mehr alle Tage.
Stimme zu

Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

Verfasst: 6. Oktober 2019 12:35
von Agent 009
craigistheman hat geschrieben: 1. Oktober 2019 00:15 Ne, meines Erchatens ist das große Problem, dass sich die Verantwortlichen nicht einmal die Mühe machen, die kolossalen Schwächen des Scriptes mit seinen himmelschreienden Ungereimtheiten zu vertuschen, so nach dem Motto - es ist Bond, das Publikum wird es schon irgendwie schlucken. Ne. Das war bereits eine Schwäche des unmittelbaren Vorgängers, nur konnte SF in meinen Augen mit wunderbaren Bildern und einer sehr dichten Atmosphäre halbwegs punkten.
Hinzu kommen total merkwürdige Gewichtungen in der Handlung, die von SP verübten Anschläge, die ja Nine Eyes das grüne Licht geben, werden innerhalb weniger Sekunden Of Screen abgehandelt, während die Bärenbrüder-Kiste mit den plumpen Sticheleien leider den gesamten dritten Akt des Filmes beherrscht. Hinzu kommt die allgemein sehr uninspirierte Handlung - eigentlich interessiert mich Dr. Vogels Beitrag zu den Malaria-Impfungen mehr, als das ganze Gesabbel über Nine Eyes und die 00-Abteilung, aber hey, ist natürlich subjektiv.
Wie konnte man denn unmittelbar nach SF und mit dem gleichen Team wohlgemerkt, die Relevanz/Abschaffung der 00-Abteilung und Cyberterrorismus/Überwachung wiederholt aufgreifen und in den Mittelpunkt stellen? Sehr unglücklich das ganze und mir bis heute ein Rätsel.
Dann die im Maßstab zu CR und QoS (SF nur bedingt) unspektakuläre Action, die sich - die wirklich geniale PTS mal ausgenommen - eher so anfühlt, als habe man sie als Crowd-Pleaser in den Film untergebracht (ganz besonders das "Autobalett" in Rom). Ein großes Problem der Fahrzeug-Action ist das Cross-Editing, das jedes Aufkommen von Spannung letztlich unterbindet. Von Newmans Score fange ich besser nicht an, die, die mich kennen, wissen, wie ich dazu stehe.
Zu guter Letzt richtet sich ein weiterer Hauptkritikpunkt an die Farbgebung des Filmes. Meiner Auffassung nach, gleichen sich die Locations zu sehr in ihren Stimmungen, hinzu fehlen mir optische Höhepukte oder Wiedererkennungsmerkmale. Leider werden sie bis auf Rom auch nur sehr kurz eingeführt und wirken oftmals trist und leblos - klar ein Effekt, aber will ich das bei Bond sehen? Wo ist das spritzig blaue Wasser, wo sind die knalligen Pflanzen, kurz, die enhanced Reality, die zum Träumen verleitet?

Meines Erachtens scheitert SP an seiner prätentiösen Machart, seinem süffisanten Umgang mit den Figuren und das, was verhandelt wird, und an seiner ästhetischen Schwere. In SP gibt es viele tollen Einzelsequenzen, brilliante Momente, tolle Performances. Aber all das kommt für mich jedoch an keiner Stelle zusammen, um ein ganzes, in sich schlüssiges zu ergeben. Und das ist leider fatal, da man regelrecht sieht, wo Potential verschenkt wurde (das Thema Smartblood, Bonds unglaubwürdige Stärke/Treffsicherheit nach der Folter...)
Obwohl ich den Film auch sehr gerne mag, kann ich jeden einzelnen Kritikpunkt von dir vollkommen nachvollziehen. Einige Teile ich sogar, was stellenweise die Action, allem voran die Rom Verfolgung angeht. Der Look ebenfalls.

Ich bin da schon auf deiner Seite. Dafür fühlt es sich aber an wie früher, weil Craig einfach Bond ist. Anders als in seinen bisherigen Filmen der Anfänger, der Neuling oder unerfahrene bzw zu alte.

Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

Verfasst: 6. Oktober 2019 16:47
von vodkamartini
Stimmt schon, da passt einiges nicht zusammen, aber Ungereimtheiten gab es bei Bond immer schon. Was ich gelten lasse, sind die vergleichsweise schwachen Actionszenen (das in Rom ist an der Stelle des Films schon noch ganz nett, was mich aber jedesmal stört ist die wenig aufregende Schneesequenz in Österreich, das ist einfach in jeder Hinsicht 08/15) und das Finale 1 in Blofelds Festung wird auch eher so im Vorbeigehen abgefrühstückt. Da war Skyfall in der Progression besser angelegt.

Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

Verfasst: 6. Oktober 2019 17:45
von Casino Hille
craigistheman hat geschrieben: 1. Oktober 2019 00:15 Ne, meines Erchatens ist das große Problem, dass sich die Verantwortlichen nicht einmal die Mühe machen, die kolossalen Schwächen des Scriptes mit seinen himmelschreienden Ungereimtheiten zu vertuschen
Mit irgendwelchen Logiklöchern habe ich keine Probleme, da hat SP wohl kaum mehr als viele vorherigen Bonds. Wenn SP voll von Ungereimtheiten ist, wie nennt man dann die Gilbert Bonds? Man kann beiden Mendes Filmen sicher vorwerfen, dass sie durch ihre barocke Inszenierung sehr aufgeblasen daherkommen, und es einigen daher weniger leicht fällt, über etwaige inhaltliche Lücken hinweg zu sehen. Damit bin ich einverstanden, aber ich halte das SP-Script nicht für viel dümmer als die meisten anderen Bond-Drehbücher. Einzige Ausnahme in den zwei Mendes Bonds ist das letzte Drittel von SF, also die Flucht nach Schottland, das ist wirklich etwas zu dämlich, aber auch sowas gibt es in anderen Bonds.

Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

Verfasst: 6. Oktober 2019 17:49
von danielcc
vodkamartini hat geschrieben: 6. Oktober 2019 16:47 Stimmt schon, da passt einiges nicht zusammen, aber Ungereimtheiten gab es bei Bond immer schon. Was ich gelten lasse, sind die vergleichsweise schwachen Actionszenen (das in Rom ist an der Stelle des Films schon noch ganz nett, was mich aber jedesmal stört ist die wenig aufregende Schneesequenz in Österreich, das ist einfach in jeder Hinsicht 08/15)
Absoluter Widerspruch!
Die Schneesequenz ist für mich in jeder Hinsicht ein meisterhaftes Beispiel einer perfekt aufgebauten Actionszene, gerade in ihrer Art und Weise typisch Bond, und so wohl kaum in irgendeinem anderen Film jenseits von Bond denkbar was den betriebenen Aufwand angeht.
Alles andere als 08/15

Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

Verfasst: 6. Oktober 2019 17:55
von vodkamartini
Die Diskussion hatten wir ja damals schon sehr ausführlich. Die Sequenz reißt mich einfach nicht mit, ich finde sie von der ganzen Anlage her nicht einfallsreich, nicht sonderlich spektakulär. Kann man natürlich anders sehen.

Ich bin wie du ja weißt ein riesengroßer Action-Fan und kann mich an solchen Sequenzen so richtig erfreuen, das heißt aber nicht, dass ich hier die Expertise gepachtet habe. Ich will auch gar nicht den handwerklichen Aspekt kritisieren, der ist über jeden Zweifel erhaben, sondern mit fehlt es an einer Vision etwas Besonderes zu schaffen.

Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

Verfasst: 6. Oktober 2019 18:26
von Casino Hille
Wenn ich das Script in SP kritisieren würde, dann nicht die inhaltlichen Ungereimtheiten (die gibt es bei Bond haufenweise), sondern wie auch bei SF, der in ein ähnliches Raster fällt, die vielen Abkürzungen und dramaturgischen Schlampereien. Auch die gab es bei anderen Bonds, aber bei den Mendes FIlmen fallen sie erstaunlich ins Gewicht. Ein mir unerklärliches Beispiel: In SP geht es streng genommen um die Terrororganisation Spectre, die in Zusammenarbeit mit Max Denbigh Terroranschläge auf der Welt verübt, um der Welt auf perfide Weise ein neues Überwachungssystem aufzuzwingen. Warum aber absolut kein Zuschauer den Plot von SP so zusammenfassen würde? Weil nicht ein einziger Terroranschlag im Film gezeigt wird, verhindert werden muss etc. Wir sehen nicht einen dieser Anschläge, wir hören immer nur von ihnen. Wir sehen (oder erleben) die Bombe im Koffer in Mexico, wir hören von einer Reihe von Anschlägen beim Nine Eyes Meeting in Tokio, Bond und Q gucken in Österreich betroffen auf einen Fernseher - aber that's it. Diese Anschläge sind im erzählerischen Sinne eine Behauptung. Irgendein Charakter (vor allem Waltz im Schlussakkord) erzählt uns immer nur davon, aber wir bekommen es nie zu sehen. Der eigentliche Showdown des Films vom Plot aus betrachtet ist die Prügelei zwischen Denbigh und Mallory in London - alles, was in der MI6-Ruine passiert, hat mit der Handlung des Films nichts zu tun, sondern ergibt sich aus einem Schurkenmonolog, der aus dem Nichts eine zufällige familiäre Beziehung zwischen Bond und Schurke einführt. Aus Storytelling-Perspektive ist das einfach nur unschlüssig und absurd konstruiert. Und dererlei Dinge gibt es in SF/P mehrere, aber dieses ist eines der verheerendsten. Allen voran die PTS ist in meinen Augen in SP eine völlig verschenkte Gelegenheit: Hier hätte der Grundstein für diesen Plot gelegt werden müssen. Statt einer lahmen Verfolgungsjagd, die damit endet, dass Bond Opa Sciarra aus dem Heli kickboxt und seinen Schmuck klaut, hätte der Film direkt hier das Bedrohungsszenario etablieren müssen, und ähnlich wie Die Hard 3 mit einem Terroranschlag beginnen, den Bond entweder vereiteln muss oder den Täter nach der Explosion verfolgt. Stattdessen jagt Bond versehentlich ein Haus in die Luft, und tötet dann den Kerl, den er auch schon gleich zu Beginn hätte töten können - den Ring hätte er dann sogar deutlich einfacher von der Leiche abziehen können.

Re: Filmbesprechung: "SPECTRE (SP)"

Verfasst: 7. Oktober 2019 07:56
von Henrik
SP beginnt doch sogar damit, dass Bond einen Terroranschlag vereiteln muss. Sciarra wollte ein Stadion in die Luft jagen und Bond schaltet ihn vorher aus.

Insgesamt stimme ich dir dann aber doch zu, statt auf die persönliche Beziehung Bond - Oberhauser hätte man den Fokus besser hierauf gelegt. Was ich mir mal wieder wünsche ist eine längere Sequenz ohne Bond - wie z.B. in GE die Szenen in Sewernaja. Hier hätte SP großes Potential gehabt, einen Anschlag ohne Bonds Anwesenheit zu zeigen. Die Familiengeschichte von Bond und Blofeld ist für mich wirklich kein Highlight des Films, obwohl ich SP im wesentlichen sehr mag.