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Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 16. Februar 2014 15:41
von Casino Hille
Hier muss ich Anatol wohl tatsächlich zustimmen, nach einer nahezu meisterhaften ersten Hilfe greifen am Ende etwas zu sehr die gängigen Hollywood-Mechanismen und verhindern es, dass der Film (ähnlich wie es "Sieben" oder "Das Schweigen der Lämmer" damals gelungen ist) mit einem konsequenten Ende etwas ganz ganz großes wird, so ist es "nur" ein überdurchschnittlich spannendes Stück Suspense-Kino mit famoser Besetzung.
Agent 009 hat geschrieben:The Conjuring

Erstklassiger Horror-Grusel von James Wan. [...] Ich gebe 9/10 Punkten und kann jedem Fan von vernünftigen Horror bzw. Grusel empfehlen, sich diesen Film anzuschauen.
Das kann ich dir nun leider gar nicht zustimmen, für mich war Conjuring nach dem spannenden Trailer eine der Enttäuschungen des Kino-Jahres 2013.

Conjuring - Die Heimsuchung

Horrorfilme zu drehen, ist heutzutage wohl mit das Komplizierteste überhaupt, da es fast nichts mehr gibt, was den medial abgehärteten Zuschauer noch wirklich ängstigen kann. Also probiert es der Regisseur James Wan (Saw, Insidious) mit den Urängsten des Menschen - mysteriöse Geräusche wie Türenknatschen oder lautvernehmbaren Schritten stehen also genauso auf der Tagesordnung, wie Szenen in absoluter Dunkelheit. Das es nicht nur dabei bleibt, sondern man gleich noch quer durch die Weiten der Filmgeschichte zitiert, dürfte jedem vorab klar sein und war schon im Trailer absehbar, die meiste (!) Zeit funktioniert das erfreulicherweise auch und stört bei weitem nicht so, wie man vielleicht glauben mag. Ganz im Gegenteil, in der ersten langsam erzählten 30 Minuten tut sich eine Menge und selbst danach noch sind die Schockeffekte immer mit Bedacht und Intelligenz gesetzt, so dass sie einem wirklich desöfteren erwischen und zu schockieren vermögen. Als großer Gewinn zeigt sich dabei auch der Sound, der perfekt auf Bilder und Intensität der vorhandenen Spannung abgestimmt ist, etwas, was vielen Möchtegern-Horrorfilmen mittlerweile abzugehen scheint. Bei den Charakteren kann man soweit eigentlich kaum meckern, Dialoge und Figurenzeichnung sind ausreichend und arbeiten natürlich mit Klischees, die dafür aber wenigstens sitzen und der Stil von Wan erinnert (als völliges Gegenstück zu seinem Meisterwerk "Saw") mehr an Sam Raimis Gruselwerke, die auch ähnlich aufgebaut gewesen sind. Nun kommen wir aber zu etwas anderem und zwar sehr wichtigem, da es dem Film (vor allem im letzten Drittel) komplett die Spannung raubt und jedes Feingefühl für guten Horror vermissen lässt... und das sind die Erklärungen der übernatürlichen Phänomene im Haus, die weitestgehend von den "Warrens" ausgehen, welche es wohl auch in der Realität gegeben haben soll. Alleine bei der Grundidee dahinter läuft schon etwas grundsätzlich schief... für den Zuschauer selbst ist es meist eher suboptimal, wenn einem in einem Horrorschocker alles erklärt wird, da wahrer Horror immer im Kopf existiert und dort (grade in diesem Genre) auch hauptsächlich stattfinden sollte. Doch nicht genug, dass es bei zahlreichen dummen Erklärungsansätzen bleibt, im Showdown wird der Film plötzlich zu einem dreisten "Exorzist"-Remake, mit ganz wirren biblischen Anspielungen und konfus dämlichen Zusammenhängen. Warum zeigt man explizit den Dämon, statt ihn nur anzudeuten? Warum muss denn ausgerechnet die christliche Religion von einer Sekunde auf die andere ein Schlüsselelement des Filmes sein? Und was hat ein "Haunted-House"-Movie mit billigem Pseudo-Exorzismus dritter Klasse zu tun? Sorry, aber das alles geht nicht auf, ist konstruiert, peinlich, langweilig und vorhersehbar. Auch wenn die Szenen für sich genommen vielleicht funktionieren würden, sie funktionieren einfach nicht in einem Film, der vorher ganz anders wirkte und wirken wollte. Am schlimmsten ist dabei der Hinweis, dass alles auf wahren Aufzeichnung der echten Warrens basieren soll. Das nimmt dem Streifen jedwede Glaubwürdigkeit, da man erst dadurch beginnt, das Gebotene kritisch zu hinterfragen und zwangsläufig zu dem Schluss kommt, welch einen Blödsinn man hier aufgetischt bekommt.. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass wenn man nun während des Streifens 30-mal wegen runter fallenden Tassen zusammenzuckt, das Finale dann wenigstens eine Steigerung darstellen und dies noch einmal überbieten sollte. Leider war dies hier zu keinem Zeitpunkt der Fall.
Fazit: James Wan kann es besser. Was als spannender Ausflug in den ganz normalen Horroralltag beginnt, verliert sich am Ende immer mehr in albernen und völlig sinnlos aneinander gereihten Sequenzen, die nicht nur filmisch schwach inszniert sind, sondern auch inhaltlich und thematisch nie so recht zum vorher aufgebauten passen wollen und damit beim Publikum ein unentschlossenes Gefühl hinterlassen. Schade drum! Hoffentlich geht man in einer zukünftigen Fortsetzung mit mehr Entschlossenheit und Inhalt an die Sache heran. Und dann bitte auch komplett ohne die Warrens!

5/10

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 16. Februar 2014 16:03
von Maibaum
Interessant wie unterschiedlich The Conjuring gesehen wird. Auch im direkten Vergleich zu Insidious gehen die Meinungen weit auseinander.

Ich fand Insidious gut, aber nicht toll.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 16. Februar 2014 19:27
von Agent 009
Insidious muss ich noch sehen. Aber zu Conjuring teile ich deine Meinung definitiv nicht Hille. Sorry. Ich fand den toll gedreht und die Geschichte gut in Szene gesetzt. Das Finale war zwar nicht gruselig, aber für mich sehr schockierend. Mir hat es gefallen.

@Maibaum: Schon den Film gesehen?

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 16. Februar 2014 20:38
von Maibaum
Nein, nur drüber gelesen. Wie gesagt, bemerkenswert unterschiedliche Meinungen. Soll heißen, klingt interessant.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 16. Februar 2014 23:03
von Hannes007
Soeben gesehen: Atemlos - Gefährliche Wahrheit

Taylor Lautner zeigt in Ansätzen, dass er durchaus das Zeug zum Actionstar hätte. Vielleicht geht das aber auch gar nicht anders, denn der Film ist sehr auf ihn zugeschnitten. Die durchwegs hochwertig besetzten Nebenrollen wie die von Sigourner Weaver verkörperte Psychologin bleiben leider nicht wirklich in Erinnerung. Lily Collins spielt hier leider nicht so glänzend wie in Blind Side. Als nette Sonntagabend-Unterhaltung taugt der Film aber allemal.

5 / 10

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 16. Februar 2014 23:44
von Casino Hille
Ach ja, den hab ich auch kürzlich gesehen, dass ist einfach nur ein laues Filmchen und eigentlich mehr als zarte Actionerfahrung für Teenies gedacht, die das erste Mal in einen FSK 12er reingehen dürfen, ohne dass Mami und Papi ihnen gleich die Augen zu halten müssen, wenn es mal etwas "härter" wird. Für die Zielgruppe taugt Taylor Lautner dann als Actionheld auch einigermaßen und zumindest seine physische Präsenz ist tatsächlich ansehnlich, ansonsten ist es insgesamt inhaltlich bloß ein langatmiger Aufguss der Bourne-Trilogie, der zu keinem Zeitpunkt wirklich unterhaltsam ist, aber wenigstens nicht so strunzdoof, wie man es vielleicht erwartet hätte. Mit einer 5/10 ist man da denke ich gut dabei, auch wenn es bei mir nur eine 4/10 wäre.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 17. Februar 2014 17:52
von Hannes007
Wobei ich aber sagen muss, dass mich der Film schon enttäuscht hat. Ich hab damals den Trailer im Kino gesehen und hätte mir aufgrund dessen mehr erwartet.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 18. Februar 2014 00:05
von Casino Hille
Forrest Gump

Steven Spielberg, der sich selbst wohl als einen der wichtigsten Visionäre der letzten 40 Jahre Filmgeschichte bezeichnen darf, hatte als Regisseur und Produzent nicht nur Einfluss auf seine eigenen Werke. Sein Stil blickt selbst dann durch, wenn er eigentlich gar nichts mit dem fertigen Endprodukt zu tun hatte. So ist es auch bei Robert Zemeckis gleichnamiger Romanverfilmung von Winston Grooms "Forrest Gump", welche sich grob zusammengefasst mit dem Archetypen der Menschheit beschäftigt. Der von Tom Hanks verkörperte Protagonist wird vom Drehbuch als der naive Gutmensch charakterisiert, der aufgrund seiner Einfältigkeit das Privileg genießt, glücklich und unbeschwert durch das Leben zu gehen, ohne sich durch Selbstreflexion oder ähnlichem unnötigen Balast selbst unter Druck zu setzen. Das "unverfälschte Original" des Menschen zu zeigen, so wohl die an und für sich bemerkenswerte Grundidee des Filmes. Relativ einfach macht man es sich damit zugleich natürlich auch, weil dies das ist, was den Charakter so faszinierend macht: Er erinnert das Publikum an die eigenen positiven Eigenschaften und gibt ihnen die Hoffnung, auch ein Ideal der menschlichen Existenz werden zu können. So weit, so oscarreif, sollte man bei einem so hochgelobten und preisgekrönten Werk aber durchaus mal kritisch hinterfragen, ob der Film denn ansonsten irgendwelche weiteren nennenswerten Eigenschaften hat, die ihn über das Mittelmaß des durchschnittlichen Märchens hinaus auszeichnen. Und an dieser Stelle wage ich hier einfach mal eine kleine Majestätsbeleidigung, denn von seiner Hauptfigur abgesehen, ist "Forrest Gump" einfach nur ein beschwerlicher und lang(weilig)er Episodenfilm, dem es am Timing und am Pacing ganz gehörig mangelt und das, obwohl er eigentlich doch ganz gut unterhalten kann. Aber der Reihe nach. Während die Einbindung von Hanks in ehemals gemachte Originalaufnahmen von historischen Ereignissen aus handwerklicher Sicht überzeugend gemacht sind, stellt man sich schnell die Frage, warum man diesen Weg erstens überhaupt geht und warum sich zweitens dann auch noch alles, was Gump erlebt, exakt gleich abspielen muss. Letzten Endes trifft im Film bloß die "kindliche Unschuld" immer wieder mit der gleichen Konstellation in etwas anderem Umfeld zusammen. Kann man machen, aber dann bitte nicht ganz so eintönig, hier ermüdigte es bereits nach der zweiten Abfolge. Jedoch hat Zemeckis Oscarabräumer noch mit einer zweiten großen Hauptrolle aufzuwarten, in Form der von Robin Wright gespielten Jenny Curran. Und was soll ich sagen, leider ist die gute Dame der größte Schwachpunkt des Filmes. Gar nicht mal so sehr, wegen ihrer schauspielerischen Leistung, die ist ordentlich und auch im Zusammenspiel mit Hanks sicher und glaubhaft, an Authenzität mangelt es ihr nicht. Der Rolle dafür aber an Format oder überhaupt an irgendetwas, was sie auszeichnen würde. Vom Script wohl ursprünglich als Gegenpart zum Charakter von Forrest Gump gemeint, verkommt sie dank der Regie schnell zum Mittel zum Zweck, einzig und allein dazu existent, um eine äußerst fragwürdige Botschaft zu vermitteln. Da wird einem hier doch glatt weißgemacht, dass man in dem Land der unbegrenzten (Todes-)Möglichkeiten es doch auf jeden Fall zu etwas bringen kann, wenn man einfach ein netter Kerl ist und immer anständig sein Leben vor sich hin führt. Wenn man allerdings böse Dinge tut, Drogen nimmt oder gar aus Mangel an Perspektiven der Prostitution verfällt, dann bestraft der liebe Gott das schlussendlich, auch wenn man sich noch zu einem ruhigen Leben bekehren lässt, mit todbringenden Krankheiten. Das ist nicht nur unter moralischen Vorstellungen sehr verspießt, sondern steht auch sinnbildlich für die nahezu stark religiöse Prüderie der amerikanischen Mittelschicht. Ohne allzu groß ausholen zu möchten, ist die Lehre, die man aus dem Film mitbringt, dass man, selbst als der größte Vollidiot, einfach nur unreflektiert Regeln befolgen muss, um ans Ziel zu kommen. Ob das so beabsichtig war oder nicht, es ist schon ein relativ heftiges Weltbild, dass hier gezeichnet und vermittelt werden will.
Fazit: Nicht falsch verstehen! "Forrest Gump" hat durchaus seine guten Momente, ist visuell anspruchsvoll inszeniert worden, überzeugt durch ein passend aufgelegtes Darstellerensemble, den Sympathiefaktor des Hauptcharakters und dem schönen Humor, der sich durch den Film zieht, sodass man durchaus gewillt wäre, die ein oder andere inhaltliche Durststrecke zu verzeihen. Zumal es, trotz aller Unstimmigkeiten, irgendwie halt doch gelungen ist, in vielen rührseligen Momenten haarscharf am Hollywood-Kitsch vorbei zu schlittern und man es somit unter anderem immer wieder schafft, echte Emotionen beim Publikum zu wecken. Bis hierhin ist der oben erwähnte Einfluss von Kino-Maestro Spielberg gut spürbar, man merkt deutlich, dass Zemeckis ein Lehrling des Meisterregisseurs gewesen ist. Doch der komplette Handlungsbogen um Jenny macht dann leider alle guten Ansätze größenteils völlig zu Nichte. Neben der ausführlich dargelegten und sehr ambivalent zu verstehenden Message, die dabei rüberkommt und den heftigen Chauvinismus, den der Film an den Tag legt, ist dabei auch die Verniedlichung großer historischer Ereignisse nicht zu verachten. Gelingt es mal ganz gut, dass ganze glaubhaft in den Handlungsverlauf zu integrieren (obwohl es bei den Kameraden vorne an der Front schon arg wird), ist vor allem die patriarchalisch gezeichnete Gegenkultur der Hippies ein unnötiger Dorn im Auge des neutralen Betrachters. So bleibt am Ende zwar der Eindruck, mit einem gewissen Interesse dem Verlauf der Handlung gefolgt zu sein, doch wirklich haften bleiben nur die schweren Kritikpunkte, die absolut unbegründet einen für sich genommen netten Unterhaltungsfilm runterziehen. Pardon, aber diese Pralinen wollen mir einfach nicht schmecken.

4/10

Und bitte nicht gleich meine öffentliche Steinigung beantragen! :wink:

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 18. Februar 2014 00:08
von Maibaum
Wie wäre es erst einmal mit Teeren und Federn?

Das kommt immer gut ...

... und macht Laune

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 18. Februar 2014 07:06
von AnatolGogol
ich mochte forrest gump auch nie, langweiliges, zuckrig-süsses Mittelmaß mit Pseudotiefgang. In seiner moralischen Komponente tatsächlich ein typischer Spielberg.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 18. Februar 2014 09:20
von Gernot
also 4/10 für forrest gump kann ich nicht nachvollziehen. ich habe ja jetzt nicht all deine anderen bewertungen im kopf, aber ich vermute, da stimmt die verhältnismäßigkeit nicht so ganz.... ;)

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 18. Februar 2014 10:03
von AnatolGogol
Gernot hat geschrieben:also 4/10 für forrest gump kann ich nicht nachvollziehen. ich habe ja jetzt nicht all deine anderen bewertungen im kopf, aber ich vermute, da stimmt die verhältnismäßigkeit nicht so ganz.... ;)
Ich würde da aber auch nicht höher als 5,5 gehen, der Film ist in meinen Augen einfach langweilig, klischeehaft und naiv. Außerdem sehe ich zwischen Hanks und Wright-Penn null Chemie. Sinise ist mir halbwegs gut in Erinnerung in seiner Rolle, aber der Film ist einfach viel zu dröge.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 18. Februar 2014 11:14
von Maibaum
Also mir hat Forrest Gump Spaß gemacht. Ewig nicht mehr gesehen, aber ich würde sagen er spielte so im 8/10 Bereich.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 18. Februar 2014 12:17
von Casino Hille
Gernot hat geschrieben:ich habe ja jetzt nicht all deine anderen bewertungen im kopf, aber ich vermute, da stimmt die verhältnismäßigkeit nicht so ganz.... ;)
Die Frage ist natürlich, ob man mit seinen Bewertungen tatsächlich eine Verhältnismäßigkeit schaffen will oder bei jedem Film ganz subjektiv den eigenen empfundenen Unterhaltungsfaktor auf einer Skala von 0-10 abwägt. Wenn man das tut, dann kann auch ein Sharknado oder ein Titanic 2 eine 8/10 bekommen und ein Forrest Gump dagegen nur eine 4/10. Aber da Bewertungen eh nur Schall und Rauch sind, lieber immer auf den Inhalt dessen achten, was man schreibt, dass ist viel viel entscheidender, um die Meinung des anderen über einen Film nachvollziehen zu können. :)

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 18. Februar 2014 17:44
von Hannes007
Forrest Gump hab ich auch schon ewig nicht mehr gesehen. Ich bin da eher bei Maibaum und seinen 'etwas im Bereich 8/10', eher sogar noch einen weniger.

Gary Sinise als Lt. Dan fand ich immer klasse. Diese Rolle hat mir sehr gut gefallen.