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Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 5. Februar 2014 20:30
von AnatolGogol
Agent 009 hat geschrieben:Bei der Action hätte man hier und da lediglich auf etwas längere Sequenzen bauen können
Gerade das fand ich sehr gut und eine erfreuliche Abwechslung zu den oftmals nichtendenwollenden und undynamischen Schauwertparaden jüngerer Blockbuster. Wie ich finde sind die vergleichsweisen kurzen Actionszenen auch ein deutlicher Fingerzeig, dass der Film die Action der Story und den Figuren unterordnet. Gefühlt war der Anteil an Actionszenen doch eher gering verglichen mit "normalen" Blockbustern.
vodkamartini hat geschrieben:Was mich hier sehr skeptisch macht ist weniger das Ergebnis in den USA als vielmehr das totale Abschmieren des Film im Mutterland der Samurei.
Das wiederum ist aber eigentlich wenig verwunderlich, da dafür die Eingriffe in und die Amerikanisierung der Geschichte (hauptsächlich durch den Reeves-Plot) zu heftig ausgefallen sind. So was kommt in einem immer noch sehr traditionell denkenden Land wie Japan eher nicht so gut an.
Casino Hille hat geschrieben:Für mich sah das auch nach einem völlig überzogenen Effektspektakel aus. Aber Lust drauf hab ich jetzt ja schon irgendwie... :)
Anatol, war dir die Geschichte der 47 Ronin denn bereits vorher bekannt?
So überzogen ist das eigentlich gar nicht, die Effekte nehmen nie Überhand und sind eher storydienlich. Kein Vergleich zu Comicverfilmungen oder Fluch der Karibik. Ich kannte die Geschichte eigentlich auch nur aus Frankenheimers Ronin, da erzählt Michael Lonsdale ja die Geschichte in Kurzform.
Casino Hille hat geschrieben:Naja, Reeves hat ja seit Beginn seiner Karriere nur einen einzigen Blick drauf und wurde sogar schon von Patrick Swayze an die Wand gespielt... :wink:
Naja was heisst sogar, Swayze war speziell in Point Break absolut umwerfend in seiner Rolle und auf seine Karriere betrachtet sicherlich auch kein darstellerisches Fliegengewicht. Reeves ist sicherlich kein Charakterdarsteller und schauspielerisch eingeschränkt, aber das sind Cruise, Pitt oder Cooper genauso. Ausstrahlung hat er jedenfalls und eigentlich kann er auch spielen was er will und wird immer einen Stein bei mir im Brett haben: der Mann war Johnny Utah und Ted Logan!!! :!: :D

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 5. Februar 2014 23:30
von Mr.Chrismas Jones
Was muss ich da hören, Pitt und Cruise sind schauspielerisch eingeschränkt? Niemals, man kann von Tom Cruise ja halten was man will, aber er ist ein guter Schauspieler und Brad Pitt sowieso: Der Mann hat schon alles gespielt, was es zu spielen gibt. Ihn mit Keanu Reeves zu vergleichen ist schon fast eine Frechheit. Reeves ist ein Actiondarsteller, nicht mehr und nicht weniger. Ob er Charisma hat oder nicht, bleibt sicherlich Geschmackssache(ich persönlich finde er hat keins), aber Pitt und Cruise sind eindeutig eine höhere Liga als Reeves.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 6. Februar 2014 07:07
von AnatolGogol
Mr.Chrismas Jones hat geschrieben:Was muss ich da hören, Pitt und Cruise sind schauspielerisch eingeschränkt? Niemals
Deinen Worten nach zufolge verfügen Pitt und Cruise also über darstellerisch uneingeschränkte, ergo unbegrenzte Möglichkeiten und Fähigkeiten. Damit stellst du sie praktisch auf eine Stufe mit Leuten wie Brando oder Olivier - das sehe ich allerdings etwas anders. Die Tatsache in vielen unterschiedlichen Genres aufgetreten zu sein sagt zunächst mal gar nix darüber aus, ob man auch ein wandelbarer und versierter Schauspieler ist. Pitt und Cruise spielen - wie viele andere Hollywoodstars auch - in vielen Rollen sich selbst oder die von ihnen geschaffene Screenpersona. Besteht ein Unterschied, ob Pitt zB einen Untoten, einen Outlaw im Western oder einen Zombie-Wissenschaftler spielt? Einen allzu großen kann ich jedenfalls nicht erkennen. Sehr viele große Hollywood-Stars definieren sich eben weit mehr über ihre Ausstrahlung und Wirkung beim Publikum als über die eigentliche Darstellung. Dass es trotzdem hier Unterschiede zwischen Leuten wie Pitt, Cruise, Ford, Gibson, Willis, Damon oder eben auch Reeves gibt ist unbestritten, als andere darstellerische Liga sehe ich das trotzdem nicht.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 6. Februar 2014 11:22
von Maibaum
Pitt sehe ich als guten und variablen Schauspieler, Cruise überhaupt nicht. Zu Reeves habe ich irgendwie keine wirkliche Meinung, nun, er is ok.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 6. Februar 2014 14:20
von Mr.Chrismas Jones
Pitt ist wie ich finde, wahrlich ein Schauspieler der im Grunde alles spielen kann: Sei es der nette Schönling, der Vollidiot oder jemand richtig fieses oder widerliches. Zudem besitzt er mehr als einen Gesichtsausdruck. Ich finde nicht, dass er immer sich selbst spielt, viele seiner Rollen sind unterschiedlich und wenn es sein muss kann er auch anspruchsvolle Rolle spielen. Tom Cruise wird meiner Meinung nach auch unterschätzt: Der Typ ist sehr wandelbar und kann auch schwierige Rollen darstellen.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 7. Februar 2014 15:43
von vodkamartini
Im Kino: RoboCop

Trotz, oder gerade weil ich ein großer Fan des Verhoeven-Originlas bin und weil ich dem Brasilianer José Padilha einiges zutraue hat mich die Neuauflge interessiert. Klar, die 12er-Freigabe war ein erster Dämpfer, aber noch kein Grund für Ignoranz:

http://www.ofdb.de/review/255620,587958,RoboCop

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 7. Februar 2014 19:49
von AnatolGogol
vodkamartini hat geschrieben:Im Kino: RoboCop

Trotz, oder gerade weil ich ein großer Fan des Verhoeven-Originlas bin und weil ich dem Brasilianer José Padilha einiges zutraue hat mich die Neuauflge interessiert. Klar, die 12er-Freigabe war ein erster Dämpfer, aber noch kein Grund für Ignoranz:

http://www.ofdb.de/review/255620,587958,RoboCop
Dass du dir das überhaupt angetan hast verdient Respekt. Deine Einschätzung bestätigt meine Vorurteile, die ich mir aufgrund des Trailers und der FSK12 (!!!) EInstufung gebildet habe. Aber um der Wahrheit die Ehre zu geben: der Film könnte pures Gold sein und ich würde ihn mir aus Trotz vermutlich trotzdem nicht anschauen. Ist für mich eine ähnliche filmische Blasphemie wie Van Sants Psycho. Manchmal finde ich es ganz angemessen ein gerüttelt Maß an Ignoranz zu pflegen - das ist so ein Fall.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 8. Februar 2014 15:17
von vodkamartini
Ich kann deine Haltung verstehen, bin selbst ein großer RoboCop- und Verhoeven-Fan. Aber ich stehe auf dem Standpunkt, man sollte erst etwas gesehen, erlebt etc. haben, um es angemessen verteufeln zu können. :wink: Aber den Film kannst du dir beruhigt schenken, da hast du nichts verpasst.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 8. Februar 2014 17:34
von GoldenProjectile
AnatolGogol hat geschrieben:
Mr.Chrismas Jones hat geschrieben:Was muss ich da hören, Pitt und Cruise sind schauspielerisch eingeschränkt? Niemals
Deinen Worten nach zufolge verfügen Pitt und Cruise also über darstellerisch uneingeschränkte, ergo unbegrenzte Möglichkeiten und Fähigkeiten. Damit stellst du sie praktisch auf eine Stufe mit Leuten wie Brando oder Olivier - das sehe ich allerdings etwas anders. Die Tatsache in vielen unterschiedlichen Genres aufgetreten zu sein sagt zunächst mal gar nix darüber aus, ob man auch ein wandelbarer und versierter Schauspieler ist. Pitt und Cruise spielen - wie viele andere Hollywoodstars auch - in vielen Rollen sich selbst oder die von ihnen geschaffene Screenpersona. Besteht ein Unterschied, ob Pitt zB einen Untoten, einen Outlaw im Western oder einen Zombie-Wissenschaftler spielt? Einen allzu großen kann ich jedenfalls nicht erkennen. Sehr viele große Hollywood-Stars definieren sich eben weit mehr über ihre Ausstrahlung und Wirkung beim Publikum als über die eigentliche Darstellung. Dass es trotzdem hier Unterschiede zwischen Leuten wie Pitt, Cruise, Ford, Gibson, Willis, Damon oder eben auch Reeves gibt ist unbestritten, als andere darstellerische Liga sehe ich das trotzdem nicht.
Deine eher kritische Haltung zu den darstellerischen Fähigkeiten von Brad Pitt teile ich nicht. Natürlich ist Pitt keine Verwandlungslegende wie Brando, Olivier oder De Niro, aber er schafft es meiner Meinung nach immer wieder, unterschiedlichste Charaktere glaubwürdig zu verkörpern, was ihn in meinen Augen zu einem der wandlungsfähigsten und begabtesten Stars des modernen Hollywoods macht (dazu zähle ich zum Beispiel noch Leonardo DiCaprio). Ganz anders als etwa Tom Cruise oder Mel Gibson, bei den beiden sehe ich die ganze Zeit nur Cruise und Gibson in unterschiedlichsten Kostümen und Frisuren. Pitt dagegen wirkt in seinen Rollen immer wieder anders, gemessen an seinem Aussehen, seiner Statur, seinem gesamten Auftreten, und macht dabei immer einen natürlichen Eindruck. Im schmächtigen, tätowierten, bärtigen Vogelscheuchen-Zigeuner Mickey aus Snatch erkenne ich nur schwer den muskulösen, nachdenklichen und rebellischen Achilles, und der trottelige, jugendlich aussehende Fitnesstrainer aus Burn after Reading wirkt auf mich kaum als wäre er dieselbe Person wie der schnauzbärtige, kantige Südstaatenoffizier aus Inglourious Basterds.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 8. Februar 2014 17:55
von Agent 009
Mel Gibson ist großartig. Imo begabter als Cruise den ich aber auch gerne sehe.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 9. Februar 2014 01:51
von Hannes007
Soeben Apocalypse Now Redux gesehen. Ein Meisterwerk!

Eine kurze Bewertung hier:

viewtopic.php?f=44&t=5395&start=30

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 13. Februar 2014 20:27
von GoldenProjectile
Im Kino - 47 Ronin (2014) in 3D
Drehbuch: Chris Morgan & Hossein Amini
Regie: Carl Erik Rinsch
Darsteller: Hiroyuki Sanada, Keanu Reeves, Kō Shibasaki, Jin Akanishi, Tadanobu Asano, Cary-Hiroyuki Tagawa


Als ich die ersten Bilder aus dem Film sah, war ich noch sehr skeptisch. Der TRailer zeigte mir Keanu Reeves als eine Art abgemagerter Robinson Crusoe, der mit einer Bande Asiaten in einem dunklen Wald rumlungert, umgeben von irgendwelchen digital fabrizierten Drachen. Aber gestern Abend durfte ich alle zuvor aufgebauten Vorurteile ablegen, denn bei 47 Ronin handelt es sich wohl um eine der nettesten Überraschungen seit langem.

Was im Trailer noch eine dumme CGI-Granate befürchten liess, entpuppt sich als visuell ungemein üppiges Kunstwerk, bei dem Neuling Carl Rinsch durchaus Gespür für optische, narrative und atmosphärische Feinheiten beweist. Anstelle des üblichen digitalen Overkills arbeitet Rinsch besonders in der ersten Hälfte mit farbenfrohen Kostümen und Kulissen, die er zu einem prachtvollen Spiegelbild der Kultur im Alten Japan verschmelzen lässt. Die gesamte Laufzeit über halten sich sowohl CGI-Effekte als auch Action im Allgemeinen in Grenzen und bleiben auch immer storydienlich. Die Kampfszenen verbinden eine starke Choreografie mit exzellenter Fotografie (keine Wackelkamera!), die digitalen Animationen sind erstaunlich gelungen. Rinsch ist kein Hampelmann, der dauernd irgendwelche grottigen CGI-Spielereien in den Kinosaal feuern will. Und in dieser Subtilen Art stellen die computeranimierten Effekte und das 3D-Format eine grossartige Bereicherung dar. Die Wirkung der Bilder weiss Rinsch mit unkonventionellen Kameraperspektiven weiter zu verstärken. Letztendlich ist die filmische Kreativität dieses Neulings grossartig.

47 Ronin ist angenehm spannend, wird von einer latenten Atmosphäre der Unsicherheit und des Mystischen durchzogen und weiss seine Geschichte und Figuren narrativ und visuell geschickt aufzubauen. Simpel, aber es funktioniert. Für mich der optisch beeindruckendste Film seit The Great Gatsby von Baz Luhrman.

9 / 10

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 13. Februar 2014 20:54
von Agent 009
Je mehr ich lese, je mehr ich drüber nach denke, desto geiler finde ich den Film auch. Man, ich freue mich tierisch auf die 2. Sichtung.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 13. Februar 2014 21:33
von AnatolGogol
GoldenProjectile hat geschrieben:Im Kino - 47 Ronin (2014) in 3D

9 / 10
Freut mich, dass er dir auch so gut gefallen hat. Für mich ein besonderer Film - trotz des überflüssigen 3Ds.

Re: Zuletzt gesehener Film

Verfasst: 14. Februar 2014 16:02
von GoldenProjectile
Im Kino - 12 Years a Slave (2014)
Drehbuch: John Ridley
Regie: Steve McQueen
Darsteller: Chiwetel Ejiofor, Benedict Cumberbatch, Michael Fassbender, Lupito Nyong'o, Paul Dano, Sarah Paulson, Paul Giamatti, Alfre Woodward, Brad Pitt


Eigentlich ist es offensichtlich, weshalb Steve McQueens dritter Film heisser Anwärter auf die diesjährigen Oscars ist. Immerhin ist die filmische Aufarbeitung von dunklen historischen Kapiteln bei der Academy spätestens seit Schindlers Liste sehr gerne gesehen. 12 Years a Slave ist aber noch mehr: nämlich ein fesselndes Leinwandgemälde, das sich zurecht seinen eigenen (kleinen) Platz in der Filmgeschichte sichern wird.

Man muss McQueen dafür respektieren, wie unverblümt und direkt er an das Thema herangeht. Auf der einen Seite hat er sich mit den Memoiren des Solomon Northup natürlich ein Einzelschicksal herausgesucht, eine Ecke des Dunkeln, in die auch ein Lichtstrahl scheint und die deswegen auch Hollywood-kompatibel ist, andererseits wird die Brutalität der Epoche mit ungeheuchelter Schonungslosigkeit präsentiert. Verpackt in abstossende und zugleich ästhetische Bilder des sonnenverbrannten Louisianas schafft McQueen ein Spiegelbild der Vergangenheit in schier endlosen, unangenehmen und beklemmenden Plansequenzen. 12 Years a Slave ist episodenhaft angelegt, was jegliches Zeitgefühl vermissen lässt und den Albtraum der Sklaverei umso stärker heraufbeschwört. Ein Film, der mit Kostümen und Kulissen eine atmosphärische Dichte grössten Ausmasses schafft. Die Balance zwischen thematischer Tiefe und spielfilmischer Inszenierung prädestiniert McQueen für eine lange und erfolgreiche Karriere als bedeutender Regisseur. Eine Fehlentscheidung ist lediglich, Blockbuster-Troubadour Hans Zimmer seinen Popcorn-Pathos auf die Tonspur schmieren zu lassen. Keine Ahnung, ob Hans plötzlich unter Einfallslosigkeit leidet aber es macht den Eindruck als habe er ganze Teile seines eigenen Inception-Scores übernommen, was weder kreativ noch wirklich passend ist.

Eine Glanzleistung liefert Chiwetel Ejiofor in der Hauptrolle. Der Engländer liefert gekonnt ein eindringliches, emotionales Minenspiel und ist von nun an mein ganz persönlicher Oscar-Favorit des Jahres. Der deutsch-irische Michael Fassbender sollte jedem Filmfreund ein Begriff sein, immerhin hat er sich innert der letzten sechs Jahre von der zweiten Reihe aus bis in die A-Liga des Blockbuster- und Arthouse-Kinos katapultiert. Fassbender - auch er ist für den Goldjungen nominiert - explodiert förmlich als durchgeknallter, sadistischer Farmer und Sklaventreiber. Paul Dano, der letztes Jahr in Dennis Villeneuves Prisoners eine fantastische Performance an den Tag gelegt hat verkörpert hier einen widerwärtigen Aufseher und Produzent Brad Pitt erscheint in einer Gastrolle als kanadischer Hippie.

FAZIT: Mit 12 Years a Slave hat Top-Newcomer Steve McQueen trotz leichter Anbiederungen an Hollywood-Tauglichkeit und Hansis Soundsystem als kompetent wie konsequent erwiesen und ein spannendes Drama und schonungsloses geschichtliches Portrait geschaffen.

9 / 10