danielcc hat geschrieben:Gestern nach längerer Zeit noch mal den Film gesehen. Einfach wunderbar. Toll gefilmt, ein paar großartige Einzelszenen, und vor allem diese selbstverständliche Bond-Grandezza ist einfach spürbar. Großartiger Bondfilm mit kleinen Fehlern.
Was ich besonders mag ist die Ruhe die der Film in einzelnen Szenen vermittelt. Wenn Bond die Beerdigung besucht, dann Lucia besucht, dann aufs Äußerste getrieben in der Spectre Versammlung oder später in der Wüste. Der Film zelebriert einfach jeden Augenblick und sieht dabei oft aus, wie ein Gemälde der alten Meister (das Color Grading ist ja bewusst so geewählt)
Mir ist wieder aufgefallen, wie stark das Aufeinandertreffen mit Blofeld in Marokko ist. Erst beim Asteroiden, dann die Szene wenn er das Video von Mr. White zeigt, all seine Schergen aufstehen, und er Bond eine Lektion erteilt - für mich fraglos die beste Blofeld Inkarnation.
Zu den Fehlern zähle ich vor allem, dass alles ab der Folterszene nicht mehr episch genug ist. Es hätte entweder in Marokko oder aber in England einen richtig starken Showdown gebraucht. Und - vollkommen verständlich wenn man den Drehbuchprozess kennt -, das sehr unkreative Entkommen von Bond und Madeleine.
So hat man das Gefühl, man hat zwei Showdowns weil man wusste, dass keiner davon richtig würdig ist. Auch die Szenen in London sind für mich immer noch konfus und lieblos. (Aber auch dann ist Bond vs Blofeld - Der dritte Akt - noch mal ein Highlight)
Bis zur Folterszene (und teilweise auch noch dort) ist es einer der allerbesten Bondfilme. Filmisch, schauspielerisch und was das Production Design angeht. Für mich ein Bond für die Ewigkeit - und was ich damals schon in meiner Kritik geschrieben habe: Man muss halt nicht immer DEN besten Bondfilm aller Zeiten erwarten, dann ist Spectre nämlich ein ganz beachtlicher Bondfilm
Das sehe ich auch so. Lustigerweise langweilte ich mich bei dem Film vor zwei Wochen, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, weniger als bei der Erstsichtung im Kino. Der Film lebt nicht von seiner Story, sondern seiner grandiosen Atmosphäre in vielen Einzelszenen. Ein Fest für die Augen. PTS, Hoffler-Klinik, Marokko und ganz besonders Rom. Das Spectre-Treffen finde ich einfach ikonisch. Mir gefällt selbst die anschließende Autoverfolgungsjagd sehr. Sie ist irgendwie "ruhig" und dennoch spannend, da Bond zeitgleich mit Monneypenny interagiert.
Es gibt für mich keinen Bondfilm, der schöner fotografiert ist, selbst SF nicht. Es stimmt, es hat was von einem alten Gemälde, Optik geht über alles. Ein paar feine Dialoge sind dennoch dabei, am liebsten sind mir die mit Q. Gleichzeitig sieht man auch, dass man bei Craig die Humorschraube nicht zu fest anziehen darf. Slapstick kann er einfach nicht, darin war Moore einfach unschlagbar.
Hätte man diesem Film doch nur ein vernünftiges Finale gegönnt. Wie eben bei so vielen Bondfilmen schwaches letztes Drittel oder Viertel. Es bleibt für mich nach wie vor ein überdurchschnittlicher Bondfilm - im vollen Bewusstsein, dass der nächste wieder anders werden muss.