Mein Ursprungsbeitrag:
AnatolGogol hat geschrieben: 6. November 2023 13:39
Ein Familienunternehmen ist ja jetzt auch kein Wert an sich. Das kann eine gute Sache sein, wenn die richtigen Leute am Rude sind, muss es aber eben nicht zwangsläufig. Ich bin sicherlich kein Anhänger der aktuellen Produktionskultur in Hollywood, in denen die großen Studios eigentlich nur konsenstaugliche, möglichst risikoarme Massenware ausspucken. Aber jetzt mal ganz ungeachtet der Tatsache, dass ich mit den letzten Bondfilmen weniger anfangen konnte, sind die letzten EON-Produktionen da wirklich so anders? Allein um ihren Geldgebern gerecht zu werden und halbwegs am großen Geschäft teilhaben zu können machen die Broccolis doch eigentlich auch nix anderes als die großen Studios. Ob ein rein studioproduzierter Bondfilm jetzt so arg anders ausschauen würde als die Filme der letzten 15 Jahre, daran habe ich doch sehr starke Zweifel. Letztlich hat EON das gleiche Problem wie jedes Familienunternehmen: nicht jede Generation erbt die Begeisterung fürs Geschäft und vor allem ist auch nicht jede Generation gleich begabt.
So ist es. Zumal es einen nicht zu leugnenden psychologischen Generationsunterschied in dieser "Familie" gibt, wir beide haben das ja schon mal diskutiert. Cubby und Saltzman haben sich mit der Bond-Reihe ihren Reichtum und Wohlstand erwirtschaftet und die "Formel" deshalb so lange wie möglich gehütet und nur wenig an ihr verändert, weil ihr Vermächtnis einzig auf dem Erfolg dieser Filme aufbaute (die großen Produzenten-Überflieger waren die 2 zuvor ja nun nicht unbedingt). Nicht umsonst hat man daher mit maximaler Effizienz versucht, Bond lebendig und immer aktuell zu halten, und in einem festen Rhythmus die Filme zu veröffentlichen. Die neue Generation ist mit diesem Wohlstand aufgewachsen (die nächste wird es umso mehr sein) und daher hat man da einen ganz anderen Bezug zu Bond, will sich in diesem Filmen mehr selbst verwirklichen, fühlt nicht mehr die Notwendigkeit, die Produktionsschmiede immer am Laufen zu halten.
craigistheman hat geschrieben: 6. November 2023 13:42
Aber wenn wir mal unseren persönlichen Geschmack und unsere Wünsche hinsichtlich Bond kurz beiseite legen, und das ganze aus Sicht der Beteiligten betrachten, haben sie mit den letzten Ablegern alles richtig gemacht. Die Schlussfolgerung wäre jetzt, dass sie keinen Grund sehen, vom bisherigen Kurs abzuweichen - also Prestigefilme mit Oscar-Preisträger*innen und Superstars - und dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass man im Rahmen der durchaus bereits angekündigten "Neuerfindung", was meiner Interpretation nach über ein bloßes Reboot hinausgeht, ökonomischer kalkuliert und tatsächlich auch in den kreativen Abteilungen frisches Blut rekrutiert.
Aber ich will meinen persönlichen Geschmack nicht beiseite legen. Was bringt es mir, wenn die Produzenten aus ihrer Sicht alles richtig machen, aber für mich nur schlechte Filme dabei rauskommen? Von daher habe ich kein Problem damit, mir einen Abgang der jetzigen Kreativschmiede vorzustellen. Ich merke schon seit Monaten, dass ich die Fachsimpelei über Bond 26 zwar hier im Forum ganz amüsant finde (hauptsächlich wegen der Leute, die man ja mittlerweile teilweise gut kennt), ich aber eigentlich keine Lust auf einen neuen Film von diesen Kreativen habe. Wenn andere Namen übernehmen, dann können wir vielleicht drüberreden.
Es folgt die Reaktion auf diesen Beitrag von danielcc, der meinen Post einfach überschrieben hat:
Das ist schon ein "interessantes" Urteil.
"lebendig und aktuell".
Man könnte auch einfach sagen. Die alten Produzenten haben alles getan um die Kuh so schnell wie möglich zu melken und es dabei u.a. auch mit ihrerm ersten Hauptdarsteller mächtig verscherzt, einen zweiten möglichst billig ausgesucht, usw und so fort.
Wenn man schon bei dem Unternehmensvergleichen bleiben will: Meist ist es die zweite Generation die ein Familienunternehmen wirklich groß macht.
Aber noch mal ganz nüchtern: Barbara ist doch mit Bond aufgewachsen, sozusagen auf dem Set. MGW hat die Bondfilme schon in der Cubby Zeit geprägt. Ich deute ihr Verhalten so. Sie wollen es unbedingt richtig machen um das Erbe ihres Vaters unbedingt zu retten, und sie denken in Generationen nicht in 2 Jahres Rhythmen, Ja, natürlich kann man jede Serie der Welt alle 2 Jahren veröffentlichen, aber weder müssen sie das, noch wäre es (aus meiner Sicht) unbedingt gut