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Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

Verfasst: 4. Januar 2023 20:32
von danielcc
Bei Avatar 2 ist Hille erstaunlich differenziert, großzügig, begeisterungsfähig wenn es um simpelste Story Tricks geht, die es schon in fünfzehntausend anderen Filmen gab, während es bei NTTD dann umgekehrt all das nicht gelten lässt. Das finde ich schon extrem auffällig.
Ich könnte (wenn ich dann wollte und die Zeit hätte) ein zwanzigseitiges Essay schreiben darüber wie raffiniert, differenziert, neuartig, metaphorisch brillant NTTD daherkommt – aber das wäre natürlich auch Quatsch.

Ich bleibe wieder dabei: Mögt den Film doch für das was er sein will und ist, aber redet nicht das schön was er gar nicht versucht zu bieten. Das ist eine auf drei Stunden aufgeblähte, naive, und ziemlich idiologisch geprägte Story, die am Ende doch eigentlich nur dafür da ist, uns in eine fremde Welt zu entführen (die aber gar nicht so fremd ist, weil alle Tiere gleich wieder klar zu erkennen sind als Anspielungen auf unsere eigene Welt, was es noch platter macht). Das funktioniert wenn man sich drauf einlässt, man wird gut unterhalten. Ich würde sogar sagen, der Film braucht sowas simples zwingend, da er ja völlig daraus ausgelegt ist, universell nun wirklich jeden zwischen 12 und 90 Jahren anzusprechen. Sozusagen: Der kleinste gemeinsame Nenner unter den familientauglichen Actionstories

Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

Verfasst: 4. Januar 2023 21:09
von Patrice
Genau das denke ich auch. Vielleicht liegt das teilweise auch daran, dass Bond (und andere Serien) ein Franchise aufgebaut hat und Richtungen abseits der „Norm“ als falsch oder missglückter Versuch abgetan werden. Als abseits der Norm zähle ich einen gefolterten Bond in DAD nicht ansatzweise dazu, die Dinge in NTTD schon. DAD war eine kleine Weiterentwicklung des Charakters Bond, NTTD war das erste Mal seit CR wieder eine Neuausrichtung. Nur das manche (bei Bond) mit dem familiären Touch nicht klarkommen.
Wie ich auch in meinem Review zu TSWLM vor einigen Monaten versucht habe kundzutun, habe ich das Gefühl, dass viele (nicht alle) Bond-Fans bei einem neuen Film das Haar in der Suppe suchen, da sich der neue Teil an einem GF, TSWLM, GE,… messen lassen muss, die für einen aufgrund von Kindheitserinnerungen o.ä. das absolute Nonplusultra darstellen (was sie aber ohne rosarote Brille auch nicht durchweg sind). Daher haben es neue Bond-Filme, die sich zusätzlich an neue Ideen vagen, es grundsätzlich doppelt schwer. Sicherlich ist ein NTTD nicht frei von Fehlern, aber er funktioniert viel besser, als hier einige sagen.

Avatar 2 fand ich seitens der Story gut, aber definitiv nicht wegweisend oder komplett anders als Teil 1. Man hat mit der Familie rund um Jake eine neue Motivation für die Handlung (und dank der Kinder auch neue Etappen), aber so differenziert vom ersten Film ist es dann doch nicht. Wir haben
  • teilweise Dialoge, die 1:1 aus Teil 1 übernommen wurden
  • lernen in einer neuen Umgebung
  • den gleichen Bösewicht
  • teilweise die gleichen Szenen wie in Teil 1 nur neu interpretiert(Quaritch sucht sich in den schwebenden Bergen sein Flugvieh aus + die letzten 2 Minuten des Films)
  • sehr vergleichbarer Soundtrack in beiden Teilen (ähnliche Kritik wie bei SF und SP)
  • „Mensch beutet die Natur aus“ (Teil 1 Abholzung für Rohstoff, Teil 2 Walfang für Kosmetikgrütze)
  • Finale diesmal nicht mit großem Flugzeug, sondern mit großem Schiff
Punkt 1,4 und 5 haben mich bei meinem Kinobesuch teilweise doch stark gestört, der Rest weniger.
Interessant fand ich Cameron’s Aussage, er habe so lange gewartet, weil er neben der Perfektionierung der Technik auch die Drehbücher so stark wie möglich schreiben wollte, vor allem mit unvorhersehbaren Momenten. Für mich hat er diesen Punkt mit Teil 2 definitiv nicht erreicht. Der Film war schon sehr vorhersehbar…
Hört sich jetzt schlechter an, als ich den Film wirklich empfunden habe. Aber wegweisend, innovativ (im Vergleich zu Teil 1) und emotional aufgeladener würde ich Way of Water nicht definieren.

Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

Verfasst: 5. Januar 2023 11:30
von Casino Hille
danielcc hat geschrieben: 4. Januar 2023 20:32 Ich könnte (wenn ich dann wollte und die Zeit hätte) ein zwanzigseitiges Essay schreiben darüber wie raffiniert, differenziert, neuartig, metaphorisch brillant NTTD daherkommt – aber das wäre natürlich auch Quatsch.
Hey, Daniel, also ab sofort darfst du über meine Beiträge wirklich nur noch meckern, wenn du sie tatsächlich in Ruhe durchgelesen hast, sonst wüsstest du, dass ich "Avatar 2" weder raffiniert noch differenziert, neuartig oder metaphorisch brillant finde – weil das in der Tat Quatsch wäre. Das ist großes Popcorn-Kino, ohne Tiefgang. Etwas anderes habe ich nie behauptet. Ich finde es ja immer amüsant, dass ausgerechnet du, der sonst fordert, man solle seine Meinung begründen, dann nicht so richtig damit umgehen magst, wenn jemand das tut – außer sie entspricht exakt deiner Ansicht. Woran das liegt, nun, ich weiß es nicht. Aber an meinen Beiträgen ging diese Entgegnung nun wirklich meilenweit vorbei. "Avatar 2" hat kein komplexes Handlungsgerüst, sondern eine sehr einfache Geschichte, ist mehr Märchen-Epos als alles andere. Ich habe ausschließlich dafür argumentiert, dass diese – damit du es nicht wieder überliest – einfache ! Geschichte sehr gut erzählt wird, insbesondere handwerklich gut erzählt wird (also das Handwerk des dramatugischen Schreibens betreffend), da hier der gegenteilige Vorwurf geäußert wurde.

Deine seltsame Entgegnung finde ich ja auch daher total bizarr, weil ich ja im Gegenteil hier dafür argumentiert habe, dass es eher ein Problem eurer Erwartungshaltung ist, wenn ihr bei "Avatar 2" ein Mehr als das erwartet habt, was ihr bekamt. Dass die teuerste Filmproduktion aller Zeiten keine erzählerischen Wagnisse und Experimente eingeht, dürfte einen eigentlich nicht überraschen. Dass James Cameron nach "True Lies", "Titanic" und "Avatar", die nun alle nicht über gängige Blockbuster-Formel hinaus gingen im Drehbuch, jetzt bei seiner nächsten Großproduktion seiner Linie treu bleibt, war auch eher erwartbar. Ich könnte mich jetzt wiederholen, aber falls du es nochmal genauer wissen willst, kannst du gerne die vorangegangenen Beiträge noch einmal (oder zum ersten Mal so richtig?) durchlesen.
Patrice hat geschrieben: 4. Januar 2023 21:09 Vielleicht liegt das teilweise auch daran, dass Bond (und andere Serien) ein Franchise aufgebaut hat und Richtungen abseits der „Norm“ als falsch oder missglückter Versuch abgetan werden. Als abseits der Norm zähle ich einen gefolterten Bond in DAD nicht ansatzweise dazu, die Dinge in NTTD schon. DAD war eine kleine Weiterentwicklung des Charakters Bond, NTTD war das erste Mal seit CR wieder eine Neuausrichtung. Nur das manche (bei Bond) mit dem familiären Touch nicht klarkommen.
Wie ich auch in meinem Review zu TSWLM vor einigen Monaten versucht habe kundzutun, habe ich das Gefühl, dass viele (nicht alle) Bond-Fans bei einem neuen Film das Haar in der Suppe suchen, da sich der neue Teil an einem GF, TSWLM, GE,… messen lassen muss, die für einen aufgrund von Kindheitserinnerungen o.ä. das absolute Nonplusultra darstellen (was sie aber ohne rosarote Brille auch nicht durchweg sind). Daher haben es neue Bond-Filme, die sich zusätzlich an neue Ideen vagen, es grundsätzlich doppelt schwer.
Ach komm, das ist aber jetzt sehr schwach oder? Statt für oder gegen vorhandene Argumente zu sprechen, psychologisierst du dir zusammen, warum Menschen eine abweichende Meinung haben als du selbst. Finde ich nicht gut, weil man dann schlicht nicht mehr über die Filme spricht, sondern sich Erklärungsversuche dafür zusammen fantasiert, warum andere das "falsch sehen".

Zumal man den Spieß ja auch umdrehen kann, hier also exemplarisch meine Gegentheorie: Vielleicht liegen die Gründe dafür, warum NTTD bei einigen Fans so gut ankommt ja darin, dass viele Fans mit Craig aufgewachsen sind, er ihr Bond gewesen ist, ihre Sichtweise auf Bond geprägt hat und sie (u.a. auch über die vielen Jahre, die er 007 war hinweg) eine ganz besondere Bindung zu ihm aufgebaut haben. Und diese emotionale Verknüpfung zu ihm, seiner Rollen-Interpretation und den Filmen ist so stark, dass man ihnen in seinem Abschiedsfilm auch die größte Grütze hätte hinlegen können, mit an den Haaren herbeigezogenen Entwicklungen, Roland-Emmerich-Pathos noch und nöcher, und sie es sowieso geschluckt hätten, weil Craig eben IHR Bond ist. Sie sind also durch die starke Bindung zu Craig, die sie vielleicht seit ihrer Jugendzeit haben, emotional befangen und blind für echte Probleme.
Und da man Craig dann gegen die als unverhältnismäßig wahrgenommene starke Kritik anderer verteidigen will, fängt man an, bei alten Klassikern der Reihe das Haar in der Suppe zu suchen und denkt sich: "Wenn die mir MEINEN Bond madig machen, dann hacke ich jetzt eben auf ihren Lieblingsfilmen rum." Gerade bei Leuten, die sich hier im Forum mit einem Usernamen angemeldet haben, der sich direkt auf Daniel Craig oder Figuren aus seinen Bondfilmen beziehen, scheint diese Bindung immerhin besonders stark zu sein, und es wird noch Jahre dauern, bis diese Fans ihre rosarote Brille absetzen können. Sicherlich ist NTTD nicht frei von guten Momenten, aber er funktioniert viel schlechter, als hier einige sagen.

:wink:

Das ist natürlich alles Blödsinn. Und ich würde so nicht argumentieren, weil es eben Blödsinn ist. Wir können uns gerne über Filme unterhalten, aber uns gegenseitig zu psychoanalysieren finde ich jetzt eher unnötig. Die Diskussion zu "Avatar 2" (und auch die meisten kleinen Spitzen gegen NTTD) fand ich bisher ganz interessant und unterhaltsam, aber wenn wir jetzt so anfangen, bin ich da eher raus. Dann schließe ich für mich eben, dass die "Avatar 2"-Kritiker sich nur von der enorm großen Masse da draußen, die sehr begeistert von dem Film ist, abgrenzen wollen, um ihren erhabeneren Geschmack zu präsentieren und wir können dicht machen. :mrgreen:

Pandoras Bollocks

Verfasst: 5. Januar 2023 11:51
von Samedi
NTTD ist vor allem deshalb so stark, weil er innerhalb des Craig-Kosmos perfekt funktioniert und auch ein perfektes Ende von selbigem darstellt.

Und das sag ich als jemand, der mit Brosnan aufgewachsen ist und Craig aber trotzdem deutlich mehr mag. Eben weil seine Filme besser sind.

Re: Pandoras Bollocks

Verfasst: 5. Januar 2023 12:18
von Maibaum
NTTD ist vor allem deshalb so enttäuschend, weil er innerhalb des Craig-Kosmos so schlecht funktioniert und ein sehr einfallsloses Ende von selbigem darstellt.

Und das sag ich als jemand, der mit Moore aufgewachsen ist und Craig trotzdem anfangs deutlich mehr mochte. Eben weil seine Filme anfangs besser waren.

Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

Verfasst: 5. Januar 2023 12:27
von Mr.Chrismas Jones
NTTD ist vor allem deshalb so gut, weil er mich nach dem furchtbarem SP und dem enttäuschendem CR, so positiv überrascht hat.

Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

Verfasst: 5. Januar 2023 12:31
von Patrice
Casino Hille hat geschrieben: 5. Januar 2023 11:30
Patrice hat geschrieben: 4. Januar 2023 21:09 Vielleicht liegt das teilweise auch daran, dass Bond (und andere Serien) ein Franchise aufgebaut hat und Richtungen abseits der „Norm“ als falsch oder missglückter Versuch abgetan werden… NTTD war das erste Mal seit CR wieder eine Neuausrichtung…
Wie ich auch in meinem Review zu TSWLM vor einigen Monaten versucht habe kundzutun, habe ich das Gefühl, dass viele (nicht alle) Bond-Fans bei einem neuen Film das Haar in der Suppe suchen, da sich der neue Teil an einem GF, TSWLM, GE,… messen lassen muss, die für einen aufgrund von Kindheitserinnerungen o.ä. das absolute Nonplusultra darstellen (was sie aber ohne rosarote Brille auch nicht durchweg sind). Daher haben es neue Bond-Filme, die sich zusätzlich an neue Ideen vagen, es grundsätzlich doppelt schwer.
Ach komm, das ist aber jetzt sehr schwach oder? Statt für oder gegen vorhandene Argumente zu sprechen, psychologisierst du dir zusammen, warum Menschen eine abweichende Meinung haben als du selbst. Finde ich nicht gut, weil man dann schlicht nicht mehr über die Filme spricht, sondern sich Erklärungsversuche dafür zusammen fantasiert, warum andere das "falsch sehen".
Wo habe ich denn geschrieben, dass die andere Meinung falsch ist? Ich habe nur geschrieben, dass die Meinung durch Erinnerung an andere Filme beeinflusst wird. Ob positiv oder negativ kann jeder für sich selbst bestimmen. Bei den Klassikern werden gefühlt eher Dinge durchgewunken, als bei neuen Filmen. Das ist eine persönliche Ansicht, die sich seit der Veröffentlichung von SP bei mir hier im Forum breit macht. Und wie gesagt: Auch die neuen Filme sind nicht frei von Fehlern, aber sie werden häufiger angeprangert.

Casino Hille hat geschrieben: 5. Januar 2023 11:30 Zumal man den Spieß ja auch umdrehen kann, hier also exemplarisch meine Gegentheorie: Vielleicht liegen die Gründe dafür, warum NTTD bei einigen Fans so gut ankommt ja darin, dass viele Fans mit Craig aufgewachsen sind, er ihr Bond gewesen ist, ihre Sichtweise auf Bond geprägt hat und sie (u.a. auch über die vielen Jahre, die er 007 war hinweg) eine ganz besondere Bindung zu ihm aufgebaut haben. Und diese emotionale Verknüpfung zu ihm, seiner Rollen-Interpretation und den Filmen ist so stark, dass man ihnen in seinem Abschiedsfilm auch die größte Grütze hätte hinlegen können, mit an den Haaren herbeigezogenen Entwicklungen, Roland-Emmerich-Pathos noch und nöcher, und sie es sowieso geschluckt hätten, weil Craig eben IHR Bond ist. Sie sind also durch die starke Bindung zu Craig, die sie vielleicht seit ihrer Jugendzeit haben, emotional befangen und blind für echte Probleme.
Das du dich durch meinen Post angesprochen fühlst und jetzt dagegenhältst, ohne das ich dich jemals direkt angesprochen habe, nehme ich mal als Zustimmung 😂😂😂
Casino Hille hat geschrieben: 5. Januar 2023 11:30 …"Wenn die mir MEINEN Bond madig machen, dann hacke ich jetzt eben auf ihren Lieblingsfilmen rum." Gerade bei Leuten, die sich hier im Forum mit einem Usernamen angemeldet haben, der sich direkt auf Daniel Craig oder Figuren aus seinen Bondfilmen beziehen, scheint diese Bindung immerhin besonders stark zu sein, und es wird noch Jahre dauern, bis diese Fans ihre rosarote Brille absetzen können. Sicherlich ist NTTD nicht frei von guten Momenten, aber er funktioniert viel schlechter, als hier einige sagen.
Nette kleine Provokation. Ich frage mich dennoch, wo ich auf anderen Filmen herumgehackt habe 🤔 Deine Zeilen zeigen ja nur, dass du mit Kritik an den Klassikern genauso wenig umgehen kannst, wie ich nach deiner Definition bei den Craig-Filmen.
Mein Favorit eines Benutzernamens bei Registrierung war damals „Casino Hille“. Der war aber leider nicht mehr frei 😔 Patrice war dann die zweite Wahl…

Ich finde es dennoch interessant, das du bspw. The Batman gut findest, da er mal nicht ein typischer Batman-Film ist, NTTD aber schlecht findest, weil er kein typischer Bond-Film ist. Ich möchte niemanden die Meinung aufzwingen NTTD gut oder schlecht finden zu müssen, finde dennoch die Argumentation manchmal etwas fragenaufwerfend.

Casino Hille hat geschrieben: 5. Januar 2023 11:30 Dann schließe ich für mich eben, dass die "Avatar 2"-Kritiker sich nur von der enorm großen Masse da draußen, die sehr begeistert von dem Film ist, abgrenzen wollen, um ihren erhabeneren Geschmack zu präsentieren und wir können dicht machen.
Ich mag Avatar 2. Sogar sehr. Die Offenbarung an Storytelling war es aber auch nicht. Und soooo gut erzählt war die dünne Story nicht. Gut? Ja, aber nicht so, dass man es herausstellen müsste.

Um es mal in deinen Worten auszudrücken:
Dann schließe ich für mich eben, dass die "NTTD"-Kritiker sich nur von der enorm großen Masse da draußen, die sehr begeistert von dem Film ist, abgrenzen wollen, um ihren erhabeneren Geschmack zu präsentieren und wir können dicht machen.
😉

Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

Verfasst: 5. Januar 2023 12:39
von vodkamartini
Das sehe ich so ähnlich wie Maibaum (zumindest im Grobfazit zu NTTD), obwohl ebenfalls mit Moore aufgewachsen, dessen Filme ich aber nach wie vor über die Maßen schätze. ;)
CR, QOS und auch Skyfall (ja, den mag ich ebenfalls) sind interessante Fortschreibungen des Bond-Mythos, zwar nicht perfekt (v.a. nicht QOS ;)), aber sie haben frischen Wind in die Bond-Reihe gepustet und sind trotz kleinerer Schwächen ein sehr selbstbewusstes Statement.

Mit SP geriet man dann allerdings ins Trudeln, als man wieder mehr Back to the Roots wollte, was überraschend mittelprächtig "gelang". Und mit NTTD setzte man dann die Schwächen noch weiter fort. So holt man ausgerechnet eines der blassesten und uninteressantesten Bondgirls zurück, deren schwache und letztlich überflüssige Psychologisierung auch noch weiter geschrieben wird. Dann muss irgendwie noch Oberhauser rein, obwohl auch der ein Schhwachpunkt - so wie er geschrieben war - des Vorgängers. Der eigentliche Villain hängt damit in der Luft, wir gewissermaßen kastriert. Und schließlich musste unbedingt das ganz große Drama her weil Babs und Daniel, oder nur Babs, oder nur Daniel, ist ja auch egal, sich den ganz großen Abgang mit Bonds Tod eingebildet hatten.
Danny Boyle zog daraufhin entsetzt von dannen, was für sein filmisches und auch sein bondiges Gespür spricht. Denn tatsächlich fiel den Machern leider so gar nichts ein, um den großen "Tabubruch" stimmig zu skripten. Also opfert sich der Held für ein Kind, das er seit einem Tag kennt und eine Frau, die er vor Jahren verlassen hatte und seit ein paar Tagen nicht einmal so richtig "datet".
Da wären sie lieber konsequenter beim mit SP eingeschlagenen Retro-Weg geblieben und hätten TSWLM oder GF recycelt. Das hätte dann zwar auch die ;Linie der ersten drei Craigs ein wenig ad absurdum geführt, aber wenigstens keinen konfusen Drama-Eindruck hinterlassen. Die teilweise interessante Einblicke in Bonds Psyche weichen im Grande Finale so einer schrägen Mixtur aus Rosamunde-Pilcher und pathetischer Heldenreisen aus den Monumentalschinken der 50er Jahre. Somit endet die frische Aufbruchsstimmung im Melo-Kitsch.

Pandoras Bollocks

Verfasst: 5. Januar 2023 12:45
von Samedi
Auch hier sehe ich, dass die Kritik an NTTD eher daher rührt, dass es für den ein oder anderen zu viel an Innovation mitbringt als zu wenig.

Aber keine Sorge. Der nächste Bond wird sich bestimmt wieder etwas "normaler" anfühlen.

Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

Verfasst: 5. Januar 2023 12:48
von vodkamartini
Nein, ich sehe in NTTD keine Innovation, sondern lediglich den missglückten Versuch einer Denkmalsetzung sowie eine fahrige Reaktion auf die vermeintliche Blockbuster-Notwendigekit des seriellen Erzählens.

Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

Verfasst: 5. Januar 2023 12:56
von Patrice
vodkamartini hat geschrieben: 5. Januar 2023 12:39 …Und schließlich musste unbedingt das ganz große Drama her weil Babs und Daniel, oder nur Babs, oder nur Daniel, ist ja auch egal, sich den ganz großen Abgang mit Bonds Tod eingebildet hatten.
Danny Boyle zog daraufhin entsetzt von dannen, was für sein filmisches und auch sein bondiges Gespür spricht…
Auch wenn’s nicht in diesen Thread gehört eine kurze Anmerkung dazu. Es gibt seit wenigen Wochen das Buch „Being Bond“, dass alle Craig-Filme beleuchtet. In diesem steht im NTTD-Kapitel eine Anmerkung zum Boyle-Film. Auch in seiner Variante wäre Bond am Ende gestorben. Der Plot sollte in Russland spielen (ist ja bereits (auch mit Konzeptbildern) bekannt) und das Finale hätte wohl im Weltall gespielt.


Pandoras Bollocks

Verfasst: 5. Januar 2023 12:59
von Samedi
vodkamartini hat geschrieben: 5. Januar 2023 12:48 ich sehe in NTTD keine Innovation, sondern lediglich den missglückten Versuch einer Denkmalsetzung sowie eine fahrige Reaktion auf die vermeintliche Blockbuster-Notwendigekit des seriellen Erzählens.
Craig hat sich schon vorher (spätestens mit SF) ein Bond-Denkmal gesetzt.

Und das serielle Erzählen gibt es bei Bond auch schon seit Beginn der Reihe.

Hier kann man eher kritisieren, dass der Handlungsbogen in QOS nicht vernünftig abgeschlossen wurde bzw. man in SF wie damals in GF eine kleine Pause eingelegt hat.

Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

Verfasst: 5. Januar 2023 13:00
von vodkamartini
@Patrice
Sollte es so sein, was bisher in allen Berichten aber immer anders klang, dann streiche die Passage zu Boyle. Kein Problem. An meinen übrigen Ausführungen ändert das aber nichts.

Re: Leaps of Faith – Die Filme des James Cameron

Verfasst: 5. Januar 2023 13:05
von Casino Hille
Patrice hat geschrieben: 5. Januar 2023 12:31 Ich finde es dennoch interessant, das du bspw. The Batman gut findest, da er mal nicht ein typischer Batman-Film ist
Stimmt so aber nicht oder? Der Film ist ja atmosphärisch recht nah an "The Long Halloween", einer der beliebtesten Batman-Comicvorlagen überhaupt. Ich habe den Film sogar dafür kritisiert, weil ich finde, dass die Figur Batman nicht genug getroffen wird und mir Pattinson zu weit weg ist von dem, was die Figur ausmacht. Kann man hier im Forum alles nachlesen. Sein Bruce Wayne ist ein Emo-Kurt-Cobain, aber trifft halt überhaupt nicht die Idee eines Mannes, der im "wirklichen Leben" eine Maske aufsetzt, sich als Playboy-Womanizer und oberflächlicher Milliardärserbe ausgibt. Da komme ich mit dem verschrobenen Michael Keaton besser klar, weil es zumindest die Idee hinter der Figur besser trifft, als diese Grunge-Interpretation.
Patrice hat geschrieben: 5. Januar 2023 12:31 NTTD aber schlecht findest, weil er kein typischer Bond-Film ist
Auch hier: Warum mir Dinge unterstellen? Ich habe NTTD nie dafür kritisiert, er sei kein typischer Bond-Film. Wie kommst du darauf? Ich kritisiere den für ein mieses Drehbuch, einen schwachen dramaturgischen Aufbau und viele handwerkliche Schwächen in Story-Struktur, Figurenzeichnung, Inszenierung etc. Sorry, aber das ärgert mich dann schon, wenn einem hier immer wieder Meinungen angedichtet werden, die man so nicht hat. NTTD ist für mich kein guter Film, mit "typisch Bond oder untypisch Bond" hat das mal rein gar nichts zu tun. SP ist schließlich ein sehr typischer Bond-Film, und den mag ich auch nicht, während QOS ein sehr untypischer Bond ist, den ich wiederum wirklich gerne mag. Und FRWL ist mittlerweile locker einer meiner liebsten Bonds, obwohl er sehr weit von der späteren Formel weg ist, während ich GE kaum noch mag, weil er viel zu formelhaft und reißbrettartig ist, auf eine wirklich ungute Art, auf eine die stört.

Davon habe ich eben geredet: Ich finde die Tendenz, die hier manchmal bei Diskussionen aufkommt wirklich merkwürdig, wenn anderen ihre Meinung erklärt wird ("Ich denke, ihr seht das so, weil … … … und zudem ist eure Kritik auch unfair, weil ihr bei Film X ja stattdessen YZ gesagt habt"), statt sich mit den Argumenten auseinander zu setzen, die tatsächlich gebracht werden. Und damit meine ich gar nicht wirklich dich, aber dein Post war ein guter Aufhänger dafür, um das mal anzusprechen.

Auch ansonsten reden wir aneinander vorbei. Den Geschmack anderer erklären und psychologisieren zu wollen ist für mich ein rotes Tuch. Führt nirgendwo hin, und ist auch keine Diskussion mehr über die Filme als solche. Gerade in einem Forum wie diesem, in dem Filme (und insbesondere die alten Bonds!) wirklich bis ins letzte Detail zerlegt und seziert wurden, finde ich manche deiner Sätze jetzt ganz besonders befremdlich ("Bei den Klassikern werden gefühlt eher Dinge durchgewunken" – Also das Forum hier ist voll mit Verrissen zu DAF, TMWTGG, AVTAK etc. und manche User wie dernamenlose, danielcc etc. haben sich viel Mühe gemacht, auch die sehr beliebten Bonds wie FRWL, TSWLM teils übertrieben kritisch abzuklopfen und auf ihre sicherlich vorhandenen erzählerischen Lücken und anderen Schwächen abzuklopfen).

Aber da ich, wie ausgeführt, eher über Filme als über "Warum könnte Person X Meinung Y haben, abseits von all den vielen Argumenten, die aufgelistet werden?" diskutieren möchte, klinke ich mich aus dieser Sub-Diskussion aus, die führt zu nix. Über Argumente, die direkt Filme wie NTTD oder Avatar 2 betreffen, können wir gerne sprechen, über diese Nebenkriegsschauplätze aber nicht weiter. Zu mühselig.

Re: Pandoras Bollocks

Verfasst: 5. Januar 2023 13:09
von vodkamartini
Samedi hat geschrieben: 5. Januar 2023 12:59
vodkamartini hat geschrieben: 5. Januar 2023 12:48 ich sehe in NTTD keine Innovation, sondern lediglich den missglückten Versuch einer Denkmalsetzung sowie eine fahrige Reaktion auf die vermeintliche Blockbuster-Notwendigekit des seriellen Erzählens.
Craig hat sich schon vorher (spätestens mit SF) ein Bond-Denkmal gesetzt.

Und das serielle Erzählen gibt es bei Bond auch schon seit Beginn der Reihe.

Hier kann man eher kritisieren, dass der Handlungsbogen in QOS nicht vernünftig abgeschlossen wurde bzw. man in SF wie damals in GF eine kleine Pause eingelegt hat.
Nirgends bei Bond gibt es ein serielles Erzählen wie in der Craig-Ära, die da auch nur und sehr offensichtlich auf den Megaerfolg der ersten drei Marvel-Phasen reagiert und das, wie gesagt, so hektisch wie dilettantisch. Man denke nur an den doofen "Parkur" im angeklebten Finale von SP, als Oberhauser sich alle Zeit der Welt nimmt, um das Untergeschoss der MI6 mit Postern sämtlicher Craig-Villains zu veredeln. In NTTD muss dann wieder das Bondgirl aus CR herhalten usw.

Und mit Denkmal, das solltest du eigentlich verstanden haben, meine ich nicht einen tollen Film (die gab es in der Bondreihe zuhauf), sondern einen Abgang mit einem Knall, gegen den alle anderen abstinken. Immerhin zelebriert man damit Bonds Narzissmus, so gesehen bleibt man auch hier wieder traditionell, allerdings minus Selbstironie und Augenzwinkern.