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Re: Filmbesprechung: "The World Is Not Enough (TWINE)"

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James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug

Kurz vor dem Millennium ist Pierce Brosnan 1999 in seinem dritten Einsatz als britischer Geheimagent James Bond dort angelangt, wo ihn vier Jahre zuvor bei Amtsantritt wohl noch niemand vermutet hätte: Mit einer großartig eleganten und snobistischen Performance und seinem unbändigen Charme purer Coolness und Männlichkeit macht er sogar Ur-Bond Sean Connery vergessen und präsentiert eine wahnsinnig spannende Interpretation des legendären Actionhelden, der unter der Regie des Franchise-Neulings Michael Apted in "Die Welt ist nicht genug" ungewohnte Wege beschreitet. Obwohl: Bereits genau 30 Jahre zuvor erlaubten die Produzenten, 007 eine persönlichere und emotionalere Seite zuzufügen, doch nach dem die Roger Moore Ära diesen Ansatz vergessen ließ, ist Bond nun nicht nur als Ikone, sondern auch als Charakter im 21. Jahrhundert angekommen.

Die James Bond Reihe basierte seit jeher auf einer Schablone, die der Vorgänger "Der Morgen stirbt nie" actionbetont und mit ungehemmter Wucht auf neue Dosierung brachte. Doch die Produzenten Michael G. Wilson und Barbara Broccoli scheinen sich der Gefahr einer Abnutzung bewusst gewesen zu sein, denn "Die Welt ist nicht genug" denkt gar nicht daran, die neu angereicherte Formel einfach nur auf die eigene Story anzuwenden, sondern bricht in vielfacher Hinsicht mit Bondschen Konventionen. Bereits der Prolog, der überraschenderweise nach einem spannenden Auftakt in Bilbao nicht in den Hauptfilm überleitet, sondern mit einer gigantischen und so noch nie gesehenen Bootsverfolgungsjagd quer durch London noch einiges aufzubieten hat, nebenbei aber auch (!) die Geschichte des Filmes einleitet. Und diese ist eindeutiges Neuland für den beliebten Doppel-0-Agenten, der selbst menschlicher nie gezeigt wurde. Brosnan präsentierte 007 bereits in den Vorgängern als stilbewussten Snob, der in den richtigen Momenten eiskalt sein kann, doch zum ersten Mal tun sich Abgründe auf der weisen Weste des Idols auf. Apted inszeniert seinen Helden als einen Mann, der gleichermaßen einvernehmend und abstoßend auftritt, der im Kern ein emotionaler Mensch mit Wünschen und Träumen ist, in seinem Beruf als Killer aber absolut ohne Regungen erscheinen muss. Was Roger Spottiswoode in "Der Morgen stirbt nie" im Umgang Bonds mit Paris Carver nur andeutete, geschieht hier tatsächlich spürbar auf der Leinwand: 007 verliebt sich.

Nun ist Sophie Marceau natürlich optisch eine Frau, in die man sich eh verlieben muss, doch auch ihre Figur Elektra King ist deutlich komplexer, ein traumatisiertes ehemaliges Entführunstochter, dass innerlich zerbrechlich ist, aber nach außen die toughe Unternehmerin miemt. Und Robert Carlyles Renard, der nach einer tödlichen Kugel in den Kopf dem Tod entgegen sehen muss, aber keinen Schmerz mehr spürt, ist ebenfalls ein widersprüchlicher Charakter, der allein durch Carlyle in den Olymp der Bond-Schurken gehievt wird, aber auch so viel zu bieten hat, besonders, da seine Beziehungen zu den anderen Protagonisten längst nicht so eindeutig sind, wie sie zunächst scheinen. Die Handlung gerät da ins Nebensächliche, tatsächlich behandelt sie mit den konkurrierenden Öl-Pipelines aber ein aktuelles Thema, ist jedoch nur das Sprungbrett für die herrlich verkomplizierte Erzählung über waschechte "lebendige" Figuren, die menschlich und realistisch scheinen und angenehm weit weg von den gewohnten Stereotypen der Reihe angelegt wurden. Sogar Judi Dench darf als MI6-Chefin M mal mehr als nur den Missionsgeber portaitieren. Nein, diese M ist ein Mensch und dazu auch jederzeit in das Geschehen involviert. Das ein Fehler Ms aus der Vergangenheit überhaupt erst für die Handlung verantwortlich ist, funktioniert als Twist fantastisch, die gewagte Entmystifizierung der Chefin Bonds gelingt aber nicht zuletzt erst durch Denchs differenziertes Spiel. Robbie Coltrane und Denise Richards treten derweil als klassisch eindimensionale Bond-Figuren auf, passen aber als Auflockerung und Orientierung am typischen Modell dennoch perfekt in Apteds System und fügen der Handlung den nötigen Schuss "BOND" und eine Spur nötigen Eskapismus hinzu.

Apted reicht es aber nicht, eine charaktergetriebene Handlung zu erzählen, viel mehr beschäftigt sich "Die Welt ist nicht genug" nebenbei auch noch ausgiebig mit dem Thema des Vertrauens und gestattet dem Zuschauer den Blick auf ein Weltbild, in dem Täuschungen von Wahrheiten oft nicht mehr zu unterscheiden sind. Das diese Nebeninhalte absolut schlüssig im Gesamtkonzept Apteds aufnehmen, ist dem effizienten und klugen Erzähltempo zuzuschreiben, dass ebenfalls ungewöhnlich für Bond mal ein paar andere Mechanismen wählt und gerade im fast schon antiklimatischen Showdown für mehrere hochspannende Momente sorgt, bei denen die schweißnassen Hände garantiert sind. Dass Locations wie Istanbul oder Aserbaidschan nur Schauplätze sind, versteht sich von selbst, schließlich lebt dieser Bond von seiner jederzeit voll vorhandenen Spannung und seinen großartigen Akteuren. David Arnold beweist zudem auch beim zweiten Einsatz als Komponist, dass er Bond gewachsen ist und erschafft einen eingehenden und mitreißenden Klangteppich, in dem einen nur das Bond-Thema als erlösendes Momentum aus der düsteren Atmosphäre reißen kann und passend in den merkwürdig wenigen triumphalen Momente Bonds verwendet wird. Eine Kritik muss sich Apted aber gefallen lassen: Wenn man schon völlig neue Wege gehen will, darf man ruhig auch mal den Mut zum Verzicht haben. Zwei etwas sehr arg überflüssige Actionszenen (eine misslungene Ski-Verfolgungsjagd und eine nicht minder höchstens mittelmäßige Einlage im Kaspischen Meer) werden zur puren Pflichterfüllung, seien ihm hier der durchweg packenden Stimmung wegen aber verziehen. Überschattet wird "Die Welt ist nicht genug" für den Hardcore-Fan aber auch vom Tod Desmond Llewelyns, der leider zum letzten und siebzehnten Mal als Waffenmeister Q auftritt.

Fazit: "Der Morgen stirbt nie" bewies sich als der Actionkracher der 90er Jahre, "Die Welt ist nicht genug" zügelt die Gigantomanie wieder ein wenig, fügt dazu aber einen gehörigen Schuss Realismus und Menschlichkeit hinzu, die der Bond-Reihe überraschenderweise mehr als gut tun und Pierce Brosnan zur besten Leistung aller bisherigen Bond-Darsteller verhelfen, aber auch ansonsten den bislang besten Cast der Serie zu elektrisierend hinreißenden Leistungen motivieren, allen voran Robert Carlyle und Sophie Marceau, die in ihrer Arbeit schon fast zu gut für einen Agententhriller sein zu scheinen. Am Ende ist auch "Die Welt ist nicht genug" wie immer fantastische Unterhaltung, die Bond-typisch Humor, Sex und Action perfekt kombiniert, doch sich dieses Mal damit nicht zufrieden geben will und auch emotional ansprechen kann. Wem das nicht genug ist, ist wahrlich nicht zu helfen.

9/10
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Re: Filmbesprechung: "The World Is Not Enough (TWINE)"

322
Puh, stärker Tobak. So habe ich beim ersten Mal sehen auch über den Film gedacht aber inzwischen sehr ich eher Schwächen und eine sehr halbgare Neuinterpretation des Charakters Bond. Es lügt aber wohl tragischerweise daran, dass weder die Autoren noch der Hauptdarsteller einer nuancierten und komplexeren Darstellung der Figur Bond gewachsen sind.

Dennoch ein unterhaltsamer Film mit einem frühen Action Highlight.

Was ist denn bei dir der antiklimatische Showdown und was ist die zweite überflüssige Actionszene?
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Re: Filmbesprechung: "The World Is Not Enough (TWINE)"

324
danielcc hat geschrieben:Was ist denn bei dir der antiklimatische Showdown und was ist die zweite überflüssige Actionszene?
Vergleicht man die sonst immer explosiven Bond-Showdowns, dann ist die ganze Reaktor-Sache mit Renard schon sehr klein und beinahe antiklimaktisch, auf jeden Fall habe ich den Showdown immer als deutlich kleiner und reduziert empfunden, was aber auch wunderbar zu TWINE passt. Tatsächlich wirkt auf mich im Vergleich sogar der GE-Showdown ausufernder, einfach, weil mehr Spektakel und mehr Stunts geboten werden. Die ganze U-Boot-Sache in TWINE ist sehr auffallend "simpel" und "gewöhnlich" für ein Bond-Finale, aber funktioniert in meinen Augen hervorragend, nicht zuletzt weil Apted das klasse inszeniert. Wieso fragst du nach der zweiten überflüssigen Actionszene? :) Wie ich schrieb ist das die relativ schwache Schießerei im kaspischen Meer, also eben bei Zukovskys Kaviar-Fabrik. Hätte der Film nicht gebraucht, stockt da auch dramaturgisch ein wenig, geht aber in Ordnung und ist immer noch noch durchschnittliches Handwerk.
danielcc hat geschrieben:Puh, stärker Tobak. So habe ich beim ersten Mal sehen auch über den Film gedacht aber inzwischen sehr ich eher Schwächen und eine sehr halbgare Neuinterpretation
Aber kommt das, weil du das mittlerweile wirklich in TWINE so siehst oder weil die Craig-Filme da noch mehr geboten haben und du daher rückblickend TWINE nicht mehr als so besinders empfindest? :) Ich finde, wenn man alle Bonds in einer Reihenfolge sieht, dann fällt einem erst so richtig auf, wie viel Weiterentwicklung und "Innovation" Apted hier der Bond-Reihe zumutet. Die Bond-Figur wirkte vorher nie menschlicher, seine Liebesgeschichte mit Elektra ist herrlich glaubhaft und von Brosnan top gespielt, alle Dialoge zwischen Bond, Elektra und Renard sind sehr "echt" und haben selten etwas gestelltes an sich, jedenfalls war so immer mein Eindruck. Ganz stark ist aber, was hier mit M gemacht wurde. Das war wirklich mutig (da ihre Entscheidung aus der Vergangenheit sie eigentlich sogar für den Zuschauer unsympathisch machen könnte), hat aber perfekt funktioniert, weil die Handlung den richtigen Ton findet, weil TWINE ein komplexeres Weltbild hat, in dem auch die Helden Fehler machen und moralisch nicht immer erhaben sind und weil Dench das ganze so gut spielt, dass man dennoch an ihr festhält. Also ja, ich bin der Ansicht, TWINE nimmt vieles aus den Craig-Filmen bereits vorweg und erzählt eine sehr spannende und menschliche Geschichte im Rahmen eines Bond-Abenteuers. Die Craigs mögen da später vielleicht komplexer sein - da sie aber die Formel zeitweilig sogar komplett ignorieren, ist der Rahmen hier anders und dementsprechend sollte man dies auch im Hinterkopf behalten.
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Re: Filmbesprechung: "The World Is Not Enough (TWINE)"

326
@Hille:
Die U Boot Sache habe ich eigentlich immer noch als normales Spektakel empfunden, was sie aber nicht ist. Für mich war es aber immer die beste Unterwasser Action bei Bond.

Ich habe gar nicht so recht mitbekommen, dass die Kaviarfabrik im kaspischen Meer ist. War einfach meine Dummheit...


Meine Begeisterung für TWINE hat schon vor Craig nachgelassen. ich weiß nicht woran es liegt. Ich finde einerseits das Brosnan im Original einfach oft nicht überzeugend ist. Der Film wirkt irgendwie trist und hat für einen ersnteren Film auch zu viel sinnlos Action.
Zudem habe ich hier nie eine glaubhafte Beziehung zu Elektra gesehen. Irgendwie mögen sich die beiden gar nicht und dann sind sie auf einmal mit schwülstien Dialogen im Bett obwohl man als Zuschauer dann weiß,dass sie was mit Renard hat.
Ach, am Ende sind es kleine Nuancen die den Unterschied ausmachen, und so sehe ich riesige Unterschiede zu einem CR
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Re: Filmbesprechung: "The World Is Not Enough (TWINE)"

328
Filmkritik: James Bond 007: Die Welt ist nicht genug

Hallo liebes Forum! Die letzten Tage vor dem Anlaufen von SP werde ich nutzen um meinen Marathon zu beenden. Heute Abend habe ich mir folglich „Die Welt ist nicht genug“ angesehen, Pierce Brosnans Nummer 3, erschienen im Jahr 1999. Viel Spaß mit meiner Kritik!

Robert King, ein berühmter Milliardär, Ölpipeline Erbauer und Freund Ms wird von einer Bombe im MI6 Hauptquartier getötet. Bond bekommt den Auftrag die erst kürzlich aus der Gewalt von Terroristen freigekommene Tochter Robert Kings, Elektra zu beschützen, da Bond hinter dem Attentat auf Robert King Elektras Entführer, den Killer Renard, vermutet. Mit der Zeit stellt sich allerdings heraus, dass Elektra, die die Arbeit ihres Vaters fortführt eine Ölpipeline zu erbauen, ihrem Entführer verfallen ist (Stockholm-Syndrom) und sie in Wirklichkeit hinter dem Attentat auf ihren Vater steckt. 007 wird von den beiden gefangen genommen und erfährt ihren gemeinsamen Plan: Sie wollen in Istanbul eine Atombombe detonieren lassen, damit ihre Pipeline die einzige funktionierende wäre (alle anderen Pipelines in den Westen wären von der Explosion betroffen). James Bond und eine Atombombenexpertin verhindern den Plan und töten Renard und Elektra.

Pierce Brosnan setzt seine Karriere als 007 fort und schlüpft in TWINE bereits zum dritten Mal in die Rolle des Geheimagenten. Was auffällt ist, dass er im Vergleich zu GE oder TND ganz schön gealtert ist, vermutlich durch seine kürzeren Haare zu begründen… Auch bemerke ich, dass sein Humor mehr und mehr an Roger Moore erinnert, denn solche Sätze wie „…Wie ist ihre Beziehung?“ „…rein plutonisch“ würde ich jederzeit auch Roger Moore, bzw. Niels Clausnitzer zutrauen. Wie bereits gestern oder bei GE erwähnt, ist Bond Ms Liebling und kommt noch mehr als ihr „Sohn“ (M=Mutterfigur) rüber als Craig in SF. Bekräftigt wird mein Eindruck durch Ms Aussagen dahingehend, dass sie Bond nie sagen würde dass er der Beste ist. Apropos der Beste: Pierce Brosnan ist der beste Schauspieler im Film und überzeugt mich noch mehr als in TND.

Henchman und Villain sind in diesem Streifen in eine Rolle integriert, nämlich in die Rolle von Renard/ Viktor Zokas alias Robert Carlyle. Er ist zwar vielleicht unverwundbar aber durch seine vielen blutenden Verletzungen die er während des Films erleidet und die nicht versorgt, wäre er 10-mal verblutet. Allgemein finde ich die Idee einen unverwundbaren Bösewicht zu kreieren schrecklich, weil sie nicht funktioniert. Wenn jemand eine Kugel in den Kopf bekommt, dann kann man nicht einfach weitermachen als wäre nichts passiert, da es nahezu unmöglich ist, dass nur winzige Nervenzellen wie etwa der Geschmackssinn absterben. Absolut unüberzeugend!

Die dritte Hauptrolle heißt Elektra King und wird von Sophie Marceau gespielt. Ihr Charakter ist sicherlich der interessanteste im Film, da sie sich vom scheinbar ahnungslosen, naiven Opfer zum gnadenlosen Täter verwandelt, das gefällt mir wirklich gut, vor allem weil ihr am Ende jene Naivität zum Verhängnis wird. Marceau ist für diese Rolle die Idealbesetzung, da sie die vordergründige Beherrschung und die innerliche Zerissenheit gut darstellen kann. Elektra bleibt mir als eines der besten Bondgirls bisher in Erinnerung und überzeugt mich vollkommen.

Und noch ein Bondgirl gibt es in diesem Streifen, nämlich Dr. Christmas Jones alias Denise Richards. Was soll ich sagen, sie erinnert mich sehr an Stacey aus AVTAK, ich würde sogar so weit gehen und sie eine Doublette von ihr nennen. Sie gefällt mir trotzdem recht gut!

Bei den letzten Bewertungen habe ich die „MI6-Familie“ außen vor gelassen, aber heute muss ich noch einmal darauf eingehen, da es sich um den letzten Auftritt von Desmond Llewelyn handelt, der leider kurz nach der Premiere verstorben ist. Sein Abgang ist perfekt, man könnte fast meinen, dass er geplant war. Er hat einen Nachfolger (der sehr trottelig rüberkommt ;)) und entfernt sich so, dass es so aussieht als hätte Q tatsächlich vor in den Ruhestand zu gehen.

Die 19. Bondproduktion wird von Michael Apted geleitet, der ein sehr kurzweiliges und spannendes Abenteuer auf die Leinwand bringt. Er beginnt direkt mit einer langen und intensiven PTS die durch ihre Bootverfolgung sicherlich lange in Erinnerung bleiben wird. Bond verschleudert hier schon sein erstes Gadget, ein Schnellboot, das stark an das Boot erinnert indem Roger Moore in Moonraker den Amazonas entlang rast. …Und damit wären wir auch schon bei einem der größten Probleme des Films: Irgendwie war vieles schon einmal irgendwo da. Um ein Beispiel zu nennen: Der Plan von Elektra erinnert an den Plan von Carver oder an den von Zorin, immer will ein(e) Geschäftsmann(frau) seine Branche unter Kontrolle bringen.
Wenn man aber den gerade erwähnten Nachteil außen vor lässt, liegt ein spannendes Drehbuch vor, da man lange Zeit über die wahren Motive im unklaren gelassen wird und man sich selbst mitten im Finale nicht vorstellen kann, wie Bond das Blatt noch wenden wird. Ergänzt wird die Story durch Action, viel Action. Vielleicht sogar zu viel Action. Gerade auf diesen Bootsstegen explodiert ständig irgendwo etwas, sodass man kaum noch einen Überblick hat. Immer wenn ein Auto/Hubschrauber/Flugcart eine Wand berührt, geht sofort alles in die Luft. Wie bei der Straßensperre in der PTS: Das Boot der Frau fliegt über das Polizeiboot hinüber, berührt für den Bruchteil einer Sekunde das Polizeiboot, welches natürlich sofort meterhoch in die Luft geht.

Gott sei Dank ist die oben erwähnte Kritik nur ein Aspekt die bei der Bewertung des Films von Nöten ist, es ist auch zu erwähnen, dass der Film in Sachen Bondfeeling Pierce Brosnans stärkster Beitrag zur Reihe ist. Es gibt exotische Locations, wie zum Beispiel Istanbul, Aserbaidschan und Kasachstan, aber auch London und den MI6.

Die Musik stammt erneut von David Arnold, der an Barry am nächsten herankommt und Barrys klassischen Motive mit modernen Arrangements verknüpft und so einen neuen Sound schöpft der perfekt zu dem Bond aus den 90er Jahren passt. Das einzige was mich stört ist, dass die Gunbarrel Musik immer direkt nach dem Schuss mit dem Ende des Bondthemas beendet wird. In den alten Filmen wurde das Thema dann weitergespielt und später anders beendet.

Fazit:

Der letzte Bondfilm im alten Jahrtausend ist für mich (bisher) Pierce Brosnans bester Beitrag zur Reihe. Viel Feeling, gute schauspielerische Leistungen und viele tolle Soundtrack Songs stehen einer Story, die aus zu vielen altbekannten Elementen besteht, gegenüber. 7,5-8 von 10 Punkten. Ich hoffe meine Kritik hat euch gefallen, Anregungen, Aufregungen und Verbesserungsvorschläge einfach in die Kommentare, ich freue mich über jede neue Idee ;)!

Re: Filmbesprechung: "The World Is Not Enough (TWINE)"

329
Review zu Die Welt ist nicht genug (1999)

Die Welt ist nicht genug befindet sich auf meiner Bondrangliste auf Platz 14 von derzeit 25 Plätzen.

Die Welt ist nicht genug ist im Ranking der Brosnan-Bonds auf Platz 2.


Einordnung in den Brosnan-Bonds:
1. GE
2. TWINE
3. TND
4. DAD

James Bond: Die Welt ist nicht genug ist der Neunzehnte von derzeit 25 veröffentlichten Kinofilmen (ich berücksichtige hier auch die außerhalb der Bondreihe gestarteten „Casino Royale“ von 1967 und das Feuerball-Remake „Sag Niemals Nie“ von 1983, die TV-Version von Casino Royale und den zum 30.10.15 noch nicht in Deutschland veröffentlichten SPECTRE sind hiervon noch ausgeschlossen) und Pierce Brosnans dritter Kinoauftritt als James Bond.

Worum geht es in Die Welt ist nicht genug ?

Bei einer Geldübergabe in Bilbao wird während Bonds Aufenthalt ein schweizer Bankier ermordet. Im Anschluss wird in den Gemäuern des MI6 ein Ölmagnat durch ein Bombenattentat getötet. Seine Tochter ist vor kurzem erst aus der Geißelhaft vom russischen Terroristen Renard freigekommen. Bond stößt auf ein paar Ungereimtheiten und kommt einer nuklearen Machtverschiebung im Ölgeschäft auf die Spur.

Was halte ich davon ?

Zunächst einmal komme ich auf die typischen Stärken des Films zu sprechen, bevor ich das wirklich positive und negative erläutere.

Die Action ist, wie schon bei Brosnans erstem und zweiten Bond wirklich ein Hingucker (PTS, Skifahrt mit den Parahawks, das Plutoniumlager, in der Pipeline, die Kaviarfabrik und auch am Ende im U-Boot, auch wenn es mir teilweise in der Brosnan-Ära so vorkommt, als würde man drehbuchgenau die Gadgets abhaken.) Der Soundtrack von David Arnold ist nahezu perfekt und sitzt zu jeder Zeit genau richtig – wie er die Technologisierung und auch die Locations integriert – super Job. Der Titelsong von Garbage ist ebenfalls gut.

Die Story mit dem Plan, die Ölindustrie zu beherrschen, ist nun eben nur da, um eine nukleare Katastrophe im Film unterzubringen. Der Film lebt eindeutig von seinen Charakteren. Pierce Brosnan legt hier nach Goldeneye eine weitere, charakterlich gute Performance ab, bedingt durch die Beziehung zu Elektra und die Aufklärung des ganzen Plots. Das Minenspiel ist teilweise wirklich brillant. Judi Dench liefert hier vor Skyfall die beste M-Performance ab und Ihre Einbindung in die Story passt perfekt.

Die wichtigste Frage ist, wer im Film der Gegner ist. Der Film versucht, uns Renard als Hauptantagonist vorzustellen, doch ich halte ihn nur für ein ausführendes, bedrohliches Tool mit einem charakterlichen Logikfehler. Er ist das Tool von Elektra King – Ich finde die Entscheidung, das Bondgirl im Twist zum Bondgegner mutieren zu lassen, sehr mutig und gut. Elektra King ist extrem intelligent naiv und als Frau psychologisch herausfordernd für Bond. Allein, wenn man sich die geniale Folterszene betrachtet.

Bei einem Charakter stelle ich mir vor, ob Purvis & Wade uns für dumm halten möchten – Dr. Christmas Jones. Denise Richards sieht ja an sich gut aus, aber der Charakter ist irgendwie nur im Film integriert, um in den richtigen Momenten die selbstverständlichsten, dummen Dialoge und unnötige Erklärungen abzufeuern. Dazu ein kleiner Hauch „Oh-James“ und sie reiht sich klar im hinteren Bereich meiner Bondgirllist ein.

Die Sidekicks, egal auf welcher Seite sind in gewisser Art und Weise zu krass auf Karikaturen ausgelegt, oder einfach nur überflüssig – Hier wäre weniger mehr gewesen !

Das Rating von Die Welt ist nicht genug beträgt 006/007 !

8/10
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Filmbesprechung: "The World Is Not Enough (TWINE)"

330
Die Welt ist nicht genug
(The world is not enough)
1999
Regie: Michael Apted

"Die Welt ist nicht genug" war nach "Moonraker" der 2. James Bond-Film, den ich jemals zu Gesicht bekam und er gefiel mir auf Anhieb. Mit der Zeit ist er in meinem Ranking allerdings immer weiter nach unten gerutscht, so dass ich regelrecht überrascht darüber war, wie sehr mir der Film bei dieser Sichtung gefallen hat.

In seinem 3. Einsatz als James Bond ist Pierce Brosnan endgültig in der Rolle angekommen. Er spielt den Agenten mit der Lizenz zum Töten brutal stark und weiß sowohl in den Actionmomenten, in denen er erkennbar oft selbst aktiv ist, als auch in den ruhigeren und emotionalen Momenten vollkommen zu überzeugen. Auch die Witze und Oneliner bringt er gut rüber. Generell ist TWINE einer der Bonds mit dem stärksten Cast. Judi Dench kehrt als M zurück und liefert eine bestechend starke Performance ab, endlich kann sie mal richtig zeigen, was sie draufhat, da M dieses mal deutlich stärker selbst in die Handlung einbezogen ist als in jedem anderen Bondfilm zuvor. Auch kehren Michael Kitchen als Tanner und Colin Salmon als Robinson zurück und wirken sehr sympathisch. Einen der besten Bond-Moneypenny-Momente gibt es hier auch: Samantha Bond ist wieder die emanzipierte Assistentin, die mal eben Bonds mitgebrachtes Geschenk (Was zugegebenermaßen wirklich sehr geschmacklos ist) in den Papierkorb wirft. Neu beim MI6 ist John Cleese als Qs Assistent R, der humorvoll eingeführt wird. Es wirkt, als hätte man gewusst, dass dies Desmond Llewelyns letzter Film sein würde. Sein wirklich perfekter Abgang ist sehr emotional und bleibt, wie auch Llewelyn selbst, in Erinnerung. Gut gefallen hat mir Robbie Coltranes Rückkehr als Valentin Zukovsky, der, im Gegensatz zu seinem Auftritt in "Goldeneye" als unfreiwilliger Helfer, hier fast wie ein Freund Bonds wirkt und ihm bereitwillig hilft. Auch sein Tod ist gelungen, besonders, da man schon vorher im Film 2 mal vermutet hat, er wäre tot. Der "Bösewicht" wird von Robert Carlyle sehr bedrohlich dargestellt. Die Hintergrundgeschichte des Charakters und seine Unverwundbarkeit sind mal etwas besonderes und eine zusätzliche Hürde für Bond. Gleich sein erster Auftritt macht klar, dass man es hier mit einem wirklich gefährlichen Mann zu tun hat. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Szene, in der er von Elektras Tod erfährt. Die pure Verzweiflung und gleichzeitige Wut sieht man Carlyle sofort an. Denise Richards nimmt man den Job als Atomphysikerin zwar nicht wirklich ab, dennoch überzeugt sie als Christmas Jones und macht einen soliden Job.

Der wohl wichtigste Charakter des Films ist aber Elektra King, deren Darstellerin Sophie Marceau hier auch die beste Schauspielleistung abliefert. Sie ist sowohl eiskalt und bedrohlich als auch verletzlich, verängstigt und erotisch. Dass ein Bondgirl sich am Ende als Hauptgegner entpuppt ist einmalig in der Reihe und sorgt immer wieder für einen überraschenden Moment. Wichtig ist der Charakter Elektra aber vor allem für eine weitere Neuerung innerhalb der Bondreihe: Es wird persönlich. Im Vorgänger TND war dies durch Paris Carver nur kurz angedeutet worden, hier ist es die Hauptmotivation des gesamten Filmes. Dass sowohl M persönlich durch ihre Fehler und Beziehungen in die Sache verstrickt ist und sogar entführt wird, und auch dass Bond sich tatsächlich in Elektra verliebt, macht den ganzen Film noch packender.

Auch actiontechnisch weiß TWINE zu überzeugen. Gleich die PTS, die mit 15 Minuten die längste der ganzen Reihe ist, ist ein Feuerwerk von tollen Szenen; sowohl der direkte Einstieg in Bilbao, bei dem man als Zuschauer sogleich mitten im Geschehen und in der Handlung ist, als auch die anschließende Explosion im MI6-Hauptquartier, die Bootsverfolgungsjagd über die Themse und der Abschluss mit dem Heißluftballon reißen den Zuschauer mit und lassen ihm keine Zeit zum Luftholen, so dass einem die ersten 20 Minuten, in der die abermals überragende und aufs Thema des Films (Öl) abgestimmte Titelsequenz von Daniel Kleinman miteinberechnet ist, wie höchstens 5 vorkommen. (Auch wenn ich zugeben muss, dass ich auch bei dieser Sichtung nicht ganz verstanden habe, was das für ein Geld ist und wo es herkommt...) Auch der Score ist bereits in dieser ersten Szene sehr mitreißend. David Arnold schafft es erneut gekonnt, das bekannte Bondthema mit tollen neuen Melodien zu verknüpfen und so einen tollen Soundtrack und einige Ohrwürmer zu kreieren. Zurück zur Action: Die erste wirkliche Actionszene nach der PTS ist die Ski-Verfolgungsjagd, die in dieser Form die erste seit AVTAK (also seit 14 Jahren) ist und zwar nicht mit den Arbeiten von Willy Bogner mithalten kann, aber trotzdem gut gefilmt ist und Spaß macht. Zwar fragt man sich, wie Bond und Elektra so schnell vom heißen und trockenen Aserbaidschan in die verschneiten Berge kommen konnten und wo auf einmal die fliegenden Skimobile herkommen, dies stört aber nicht großartig. Als Schlüsselszene des Filmes und des Elektra-Twists fungiert die Szene im Bunker der Raketenbasis, in der eine tolle Actionszene und ein großartiger Abgang Renards auf den Zuschauer wirken. Der Angriff auf Zukovskys Kaviarfabrik im kaspischen Meer wirkt zwar etwas aus der Luft gegriffen, ist dennoch toll inszeniert und beinhaltet eine Menge Humor.

Wenn es langsam auf das Finale des Films zugeht, werden weitere tolle Szenen am laufenden Band präsentiert: Bonds Folter, seine Flucht und besonders schließlich Elektras Ermordung gehören zu den besten Szenen der Bondreihe, in dieser zeigt Brosnan, was für ein guter Schauspieler er wirklich ist. Auch das eigentliche Finale des Films auf dem U-Boot ist sehr gelungen. (Schade, dass man hier Justus von Dohnányi ein wenig verschenkt hat. Für einen der besten deutschen Schauspieler ist diese Minirolle als Captain Nikoli geradezu ein Witz.) Wie Bond durch die Notluke aus- und wieder einsteigt ist packend, wie der gesamte Showdown, der zur Abwechslung mal nicht auf MG-Salven und Horden von Soldaten setzt, sondern auf Spannung und Dramatik. Der Kampf Renard vs. Bond und der Abschluss mit Renards Tod ist wirklich gelungen.

Was die Locations angeht, hat TWINE einiges zu bieten. Zwar setzt man passend zum gesamten Film weniger auf sonniges und exotisches Flair und zeigt lieber dreckige Landschaften, wie z.B. das hässliche und graue Aserbaidschan, hat aber auch schönes zu bieten. Die Felsenlandschaft mit der heiligen Kirche der Dorfgemeinschaft hat mir sehr gefallen, ebenso die Schneelandschaft, Elektras Haus und Istanbul.

Sehr positiv fällt auch auf, dass man in TWINE sehr auf Details geachtet hat. Nach Bonds Verletzung an der Schulter in der PTS ist diese tatsächlich den ganzen Film lang verletzt und bereitet ihm Schmerzen. Wirklich grandios fand ich, dass in einem Raum im MI6-Hauptquartier in Schottland Bernard Lee als Portrait an der Wand hängt. Solche Kleinigekiten darf es gerne öfters in Bondfilmen geben!

Fazit:
Mit "Die Welt ist nicht genug" schuf Regisseur Michael Apted einen tollen, unterhaltsamen und auf Details achtenden Film, der Bond gekonnt ins nächste Jahrtausend transportiert. Nach kaum einer Sichtung hat mir der Film so gefallen wie jetzt, aber die positiven Aspekte, die den winzig kleinen negativen gegenüberstehen, sind einfach nicht wegzudiskutieren. Der beste Bondfilm seit langem und vor allem Brosnans bester!

10/10 Punkte
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