Seite 207 von 719
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 5. Oktober 2013 20:47
von danielcc
Ich wünsche euch einfach, dass ihr den Film im Kino seht. Die metaphorische Story würde ich nicht überbewerten und auch Bullocks Schauspiel ist gut aber nicht sensationell. Für mich zieht der Film vor allem durch ein wie ich finde einmaliges visuelles Erlebnis
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 5. Oktober 2013 20:52
von Maibaum
Ja klar, aber das sind doch glücklicherweise sehr viele Filme. Der Erfolg von 2001, Apo Now und vielen, vielen anderen beruhte auch darauf daß sie ein einmaliges visuelles Erlebnis waren. Und sind. Only God Forgives ist auch ein visuell überragender Film. Ach ja, und z.B. QoS auch.
Das ist doch das was ich im Kino immer suche. Und auch oft genug finde.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 5. Oktober 2013 23:03
von vodkamartini
Da wären wir wieder mal bei der guten alten Heim-Kino-Diskussion.
Meine Meinung:
Kein Film funktioniert am TV besser als im Kino, aber sehr viele Filme funktionieren im Kino besser als am TV. Man ist im Kino erheblich stärker auf den Film fokussiert und hat nicht die Ablenkungen von Beleuchtung, Unterbrechungsmöglichkeiten (Toilette, Getränke, Telefon etc.) oder Gequatsche von Familienmitgliedern oder Freunden.
Ich bin auch der Meinung, dass manche Filme einfach für die große Leinwand gemacht sind und da kommt kein Heimkino-System ran (Klar, mit Leinwand und Beamer kommt man dem schon sehr nahe, aber garantiert mit keinem TV-Gerät).
Übrigens, ich kenne Ben Hur und Lawrence sowohl als auch und muss ganz klar sagen, dass diese Filme auf dem TV-Schirm ordentlich verlieren (v.a. der sülzige Ben Hur).
Ach ja, Life of Pi fand ich auf dem Tv nur mittelmäßig, das Kinoerlebnis kenne ich nicht.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 5. Oktober 2013 23:11
von AnatolGogol
@vodka: dass viele Filme auf dem großen Medium Kino deutlich besser zur Geltung kommen bestreitet glaube ich auch keiner. Allerdings kenne ich ehrlich gesagt keinen Film, der ausschliesslich über das große Medium Kino funktioniert. Natürlich sind Ben-Hur und Lawrence auf 70mm einfach viel besser (nichts, ich wiederhole: NICHTS geht über 70mm!) - aber mich haben die Filme auch beim Erstkontakt bei einer öffentlich-rechtlichen Ausstrahlung im falschen Bildformat schon begeistert. Gravity wäre dann wirklich der erste FIlm der ausschliesslich im Kino bzw. auf 3D funktioniert. Was eigentlich schon dadurch widersinnig erscheint, da der Film ja in 2D gedreht wurde und erst in der Postproduction auf 3D umgerechnet wurde.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 5. Oktober 2013 23:14
von vodkamartini
Dann sind wir uns ja einig. Natürlich funktionieren Filme auch im TV, nur würde ich immer die Kinovariante bevorzugen, einfach weil der Film da viel stärker wirkt.
Der einzige Vorteil der Heim-Variante ist die größere Bequemlichkeit (ich muss nicht mehr aus dem Haus und kann mich hinsetzen wie ich will).
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 5. Oktober 2013 23:16
von Casino Hille
Planet der Affen
Als eine der größten und bekanntesten Stärken von Franklin J. Schaffners Dystopie aus dem Jahre 1968 gelten bis heute die unverkennbaren Affenmasken, die sich mehr als nur erstaunlich gut gehalten haben und auch heute noch realistisch und glaubhaft wirken. Dies trifft jedoch nicht nur auf das Make-Up, sondern auch auf den gesamten Film zu, denn selten war ein Sci-Fi-Abenteuer spannender gestaltet als hier. Ohne auf neuartige Kreaturen oder irre Welten zu setzen wird uns eine Geschichte erzählt, deren Botschaft zwar wenig subtil, dafür aber umso ergreifender umgesetzt ist. Verstörend trifft es wohl am besten, was wir empfinden, wenn wir mit George Taylor diesen fremden Planeten entdecken und mit ihm die Rollenverteilung in der Affengesellschaft erkennen: Der Mensch ist dumm, schwach und darf misshandelt und entwürdigend behandelt werden. Natürlich benötigt es für diesen Clue nicht allzu viel Aufwand an Raffinesse, ist es ja nichts anderes als ein simpler Rollentausch unserer tatsächlichen Handlungen im Umgang mit Tieren, aber wie normal und selbstverständlich das alles inszeniert und präsentiert wird ist es, was den ein oder anderen sicherlich zum Nachdenken anregen dürfte. Am besten ist "Planet der Affen" auch immer dann, wenn er sich voll und ganz auf seine Zivilisationssatire und Gesellschaftskritik konzentriert, nur hin und wieder entgleiten dem Regisseur diese für ein paar kurze Momente, was der dichten und geheimnisvollen Atmosphäre aber keinen Abbruch tut. Unterstützt wird die Stimmung übrigens auch sehr tatkräftig von den hypnotischen Klängen des Filmkomponisten Jerry Goldsmith auf dem Höhepunkt seiner Schaffenszeit. Zu erwähnen sei an dieser Stelle ebenfalls, dass der Film damals wahrscheinlich zu rechten Zeit gekommen ist. In einer Zeit des gesellschaftlichen und politischen Umbruchs ist "Planet der Affen" ein Kind seiner Zeit und gibt die damaligen Ängste (Einsamkeit, Atomkrieg, Gefangenschaft) treffend wieder. Der wohl beste Moment ist dann natürlich das allseits bekannte und oft zitierte Ende, dass der bereits vorher deutlich gewordenen Message noch einen besonderen Druck verleiht und den Zuschauer genau wie den die Menschheit verfluchenden Charlton Heston mit einer gewissen Hoffnungs- und Fassungslosigkeit entlässt.
Fazit: Sicher ein Film, der an sich nicht sonderlich verschachtelt oder intelligent konstruiert ist, aber seine Kritik dennoch durch eine stark rausgearbeitete satirische Darstellung unseres Verhaltens an den Mann bringen kann. Es ist also letzten Endes nicht nur ein Rollentausch, den der Protagonist Taylor erlebt, es ist ein Spiegel, der ihm vorgehalten wird und klar machen soll, dass nicht die Affen seine wahren Feinde sind. Dies hätte man durchaus weniger präsent und offensichtlich zeigen können, doch es wirkt dennoch nie moralisierend. Dies ist besonders für die schlussendliche Wirkung des Streifens wichtig, so verlässt der Zuschauer den Saal keinesfalls als Bekehrter, sondern ist viel mehr sensibler und empfindlicher in Bezug auf ein brisantes Thema geworden. Am Ende bleibt "Planet der Affen" nicht mehr und nicht weniger als ein Plädoyer für Toleranz mit reichlich Nährwert und damit zurecht ein Klassiker der Filmgeschichte!
9/10
2001 - Odyssee im Weltraum
Über dieses filmische Monstrum ein Review oder sonst etwas zu schreiben, ist glaube ich noch nie jemandem leicht gefallen. Zu vieles gibt es, was einem nach der Sichtung durch den Kopf geht, aber zu wenig davon lässt sich im angemessenem Rahmen in Worte fassen. Ist der Film nun die sitzfleischfordernde Schlaftablette oder ein kompliziert philosophisches Meisterwerk? Ist das Kunst oder kann es weg? Ich weiß es nicht und ich möchte auch gar nicht darüber nachdenken, genauso wenig wie ich mir anmaßen will, einen Deutungs oder Erklärungsansatz für das abstrakte Ende zu verfassen. Viel mehr will ich würdigen, was Stanley Kubricks "größter" Film in mir ausgelöst hat: Es war ein unbeschreibliches Erlebnis! Ganz im Ernst. Der langsame Beginn mit dem wunderschönen Sonnenaufgang, die Entstehungsgeschichte des Menschen, die Episoden auf der Mondstation mit den um die Erde tanzenden Satelliten... all das ist grandios gefilmt, geschnitten und in seiner Komposition mit den zarten Waltzer-Klängen von Johann Strauss Kino pur. Danach kommt dann die bekannteste Erzählung des Filmes rund um den Bordcomputer HAL-9000 und die Besatzung des Raumschiffes Discovery-One. Außerdem fällt bei dieser besonders gut auf, dass es Kubrick umso vieles mehr geht, als nur die Geschichte schnell runter zu erzählen, er nimmt sich Zeit und zeigt beispielsweise einen "Raumspaziergang" zur Antenne in all seiner Ausführlichkeit. Warum auch nicht, denn die Bilder haben etwas erschreckend hoffnungsloses und gleichzeitig faszinierendes an sich, wie der Weltraum selbst in seiner Unendlichkeit. HAL-9000 mit seiner süßlichen Stimme und der emotionslosen roten Lampe dürfte ohnehin einer der Filmbösewichte überhaupt sein, ohne selbst wirklich bösartig zu sein. Er ist mehr, wie sich schlussendlich herausstellt, ein sich in der Zwickmühle befindender Geist und verkörpert mit seinem "Tod" eine wundervolle Metapher. Als Abschluss seines Epos entscheidet sich Kubrick dann für eine verwirrende Farbeinlage, die den Protagonisten besudelt und ein vielseitig interpretierbares Ende, dass man aber auch einfach so stehen lassen und genissen kann, ohne sich den Kopf zu zermatern. Dies gilt ebenso für das Werk als Ganzes, es ist gar nicht notwendig, allzu viel Sinn oder Logik in den Episoden zu suchen, geschweige denn sie miteinander verknüpfen zu wollen, hier heißt es einfach mal nur zu fühlen.
Fazit: Tja, was ist es denn nun? Der ultimative Genrefilm des Sci-Fi-Kinos, dass Non-Plus-Ultra der Filmgeschichte oder doch ein sinnloses Gewusel von willkürlich aneinandergereihten Kurzfilmen? Die Antwort wird wohl jeder für sich selbst finden müssen, denn tatsächlich ist die Odyssee im Weltraum lang, beschwerlich und wenig abwechslungsreich, doch hindert sie das nicht daran, über alle Maßen beeindruckend zu sein. Eine Bewertung ist daher ebenso beinahe unmöglich wie auch nur bedingt notwendig, am Ende muss es halt doch jeder selbst erlebt haben. Für die Statistiker sei gesagt: Ob nun der beste Film aller Zeiten oder nicht... in meiner persönlichen Hitliste hat sich "2001" sehr schnell ganz weit nach vorne gemogelt. Und dort wird er wohl auch noch langezeit verweilen können.
10/10
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 5. Oktober 2013 23:25
von GoldenProjectile
Sehr schönes Review! Ich gebe dir recht, dass sich der Film kaum beschreiben, geschweige denn bewerten lässt. 2001 ist einmalig, wunderschön und wahrlich auf allen erkennbaren Ebenen unendlich. Ein filmisches Erlebnis, welches in seiner Grösse nie erfasst werden kann und einen doch in eine unglaubliche Erfahrung eintauchen lässt. Für mich einer der zehn (oder fünf?) besten Filme aller Zeiten!
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 5. Oktober 2013 23:25
von AnatolGogol
Casino Hille hat geschrieben: des Filmkomponisten Jerry Goldsmith auf dem Höhepunkt seiner Schaffenszeit.
Die Aussage halte ich angesichts des sagenhaften Oevres von Maestro Goldsmith in den darauffolgenden 35 Jahren doch für etwas gewagt.
Aber ansonsten schöne und treffende Kritiken (und das sage ich als bekennender 2001-Ablehner
)
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 5. Oktober 2013 23:29
von vodkamartini
@AnatolGogol
Schon wieder eine Gemeinsamkeit
.
Ich persönlich mag 2001 nicht sonderlich, keine Ahnung warum der reflexartig immer als Meisterwerk gehandelt wird. Für mich einer der langweiligsten Filme aller Zeiten. Esoterisch verschwurbelter Quark. Visuell seiner Zeit voraus, keine Frage, aber nur tolle Tricks sind dann nun wirklich entschieden zu wenig. Hab heute "Gravity" gesehen, den ich für wesentlich besser halte, nicht nur visuell, sondern gerade auch wegen seiner simplen "Auf-den-Punkt"-Story. 2001 ist dagegen nur verquast.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 5. Oktober 2013 23:31
von Casino Hille
AnatolGogol hat geschrieben:Casino Hille hat geschrieben: des Filmkomponisten Jerry Goldsmith auf dem Höhepunkt seiner Schaffenszeit.
Die Aussage halte ich angesichts des sagenhaften Oevres von Maestro Goldsmith in den darauffolgenden 35 Jahren doch für etwas gewagt.
Du wirst lachen, dasselbe hab ich beim Posten eben auch gedacht!
Aber die Aussage stimmt finde ich schon, der Soundtrack zu Planet der Affen ist atemberaubend gut gelungen.
Ansonsten danke euch beiden, Anatol, wie findest du als 2001-Ablehner denn den Planet der Affen und seine zahlreichen Sequels?
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 5. Oktober 2013 23:33
von AnatolGogol
vodkamartini hat geschrieben:@AnatolGogol
Schon wieder eine Gemeinsamkeit
.
Ich persönlich mag 2001 nicht sonderlich, keine Ahnung warum der reflexartig immer als Meisterwerk gehandelt wird. Für mich einer der langweiligsten Filme aller Zeiten. Esoterisch verschwurbelter Quark. Visuell seiner Zeit voraus, keine Frage, aber nur tolle Tricks sind dann nun wirklich entschieden zu wenig. Hab heute "Gravity" gesehen, den ich für wesentlich besser halte, nicht nur visuell, sondern gerade auch wegen seiner simplen "Auf-den-Punkt"-Story. 2001 ist dagegen nur verquast.
hahaha, ja langsam wird´s unheimlich.
Deine Einschätzung zu Gravity beruhigt mich etwas, hatte ihn gedanklich nach dem was ich gelesen habe schon in die 2001er Schublade gesteckt. 2001 ist für mich - um meinen geliebten Stadtneurotiker zu zitieren - ein wahrlich kafkaeskes Erlebnis.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 5. Oktober 2013 23:37
von danielcc
AnatolGogol hat geschrieben:Gravity wäre dann wirklich der erste FIlm der ausschliesslich im Kino bzw. auf 3D funktioniert. Was eigentlich schon dadurch widersinnig erscheint, da der Film ja in 2D gedreht wurde und erst in der Postproduction auf 3D umgerechnet wurde.
Glaube in USA hat der Fim an diesemWochenende 90% 3D Anteil hat.
Wenn er wirklich in 3D konvertiert wurde, dann kann man das Drehen in 3D von nunan getrost vergessen. Besser als hier geht es nicht. Das Ganze macht auf TV so viel Sinn wie Terminator 2 3D
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 5. Oktober 2013 23:39
von AnatolGogol
Casino Hille hat geschrieben:Du wirst lachen, dasselbe hab ich beim Posten eben auch gedacht!
Aber die Aussage stimmt finde ich schon, der Soundtrack zu Planet der Affen ist atemberaubend gut gelungen.
Ansonsten danke euch beiden, Anatol, wie findest du als 2001-Ablehner denn den Planet der Affen und seine zahlreichen Sequels?
In jedem Fall ist der Planet der Affen-Soundtrack in seiner atonalen Gestaltung etwas sehr besonderes und letztlich auch einzigartiges.
Schaffners Original mag ich sehr gern, in Noten irgendwo bei 7,5 - 8 Punkten. Ich seh den alten Chuck ja eh eigentlich immer gern. Die Sequels wurden dann immer schwächer, nur Teil 2 war noch ok. Ich mag eigentlich nur Teil 1.
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 6. Oktober 2013 00:24
von Casino Hille
Sehe ich sehr ähnlich, die Reihe hat mit jedem Film stetig abgebaut, was dann in dem grottigen Remake von Tim Burton ein trauriges Ende fand...
Prevolution habe ich nicht gesehen, reizen würde er mich allerdings, muss ich gestehen!
Re: Zuletzt gesehener Film
Verfasst: 6. Oktober 2013 01:30
von AnatolGogol
Casino Hille hat geschrieben:Sehe ich sehr ähnlich, die Reihe hat mit jedem Film stetig abgebaut, was dann in dem grottigen Remake von Tim Burton ein trauriges Ende fand...
Prevolution habe ich nicht gesehen, reizen würde er mich allerdings, muss ich gestehen!
Prevolution hat mir gut gefallen, eine gelungene Wiederbelebung mit guten neuen Ideen und schönen Querverweisen. Burtons Variante hingegen fand ich merkwürdig uninspiriert und recht langweilig.