Spoiler
Megan (Gerard Johnstone) – 4/10
– Barbie war dieses Jahr nicht das einzige Püppchen, das in den Kinos für Aufsehen sorgte. Bei "Megan" handelte es sich aber eher um eine "Chucky"-Kopie der einfallsloseren Sorte. Richtig gute Erschreck-Momente hatte der Film keine zu bieten, was auch damit zu tun hatte, dass die Figuren alle so schablonenhaft oberflächlich waren – wenn man nicht um sie bangt, dann fehlt die Immersion und somit auch der Gruselfaktor. Der größte "Kniff", den der geneigte Mörderpuppen-Connaisseur hier entdecken kann, ist wohl, dass über die 'Natur von Megan' eine KI-Geschichte erzählt wird, von denen es 2023 ja so einige gab; nicht nur auf der großen Leinwand, sondern auch in der Tagesschau. Woher aber bei diesem Film nun grade der Hype um die Veröffentlichung kam, bleibt offen.
Perfect Days (Wim Wenders) – 4/10
– Feel-Good-Cinema für die vermeintlich kulturelle Bourgeoisie. Dieses ach-so-meditative Märchen um einen japanischen Toilettenreiniger ist eine romantisierte Fetischisierung der Arbeitergesellschaft, erzählt aus der Wunschperspektive der herabschauenden Aristokratie. "Seht nur, auch der Kloputzer hat ein schönes Leben, denn er liebt 'die kleinen Dinge', er liest gerne seinen Faulkner, er hört seine Avantgarde-Musik." Warum sollte der nur jemals aufbegehren? Es geht ihm doch gut … Wie zynisch der neue Film von Wim Wenders in seiner Naivität gelesen werden kann, hat er wahrscheinlich selbst gar nicht bedacht – und irgendwie liegt da auch das Problem. Wer sich schon an "Paterson" von Jim Jarmusch rieb, wird dieselbe Erfahrung jetzt noch einmal machen.
Ghosted (Dexter Fletcher) – 4/10
– Eigentlich ist Netflix mit Produktionen wie "Red Notice" und "The Grey Man" mittlerweile berüchtigt für diese sündhaft teuren und zugleich absurd billig aussehenden Action-"Blockbuster", über die sich alle Filmfans in schöner Regelmäßigkeit für zwei Wochen beömmeln können. Ausnahmsweise ist jetzt auch Apple TV+ in das Game mit eingestiegen und schickt Ana de Armas als taffe Spionin und Chris Evans als verliebten Volltrottel in eine geneische Agentensoße, deren Computereffekte ganz schauderhaft und beschissen aussehen. Besonders drollig ist das komplette Chemie-Vakuum zwischen den beiden Hauptdarstellern, die als Liebespaar ja mal wirklich so gar nicht glaubhaft wirken – allerdings sorgt gerade das dann auch für einen netten Trash-Faktor, der der Netflix-Ware oft fehlt.
You People (Kenya Barris) – 4/10
– A propos Netflix: Die haben offenbar ein Team an Social-Media-Managern gebeten, aus einem Haufen trendender Twitter-Kommentare ein Filmdrehbuch zu schreiben und dann Eddie Murphy gedroht, ihm "Beverly Hills Cop 4" zu verbieten, sollte er nicht bei dieser lauwarmen Suppe mitmachen. An sich wird in diesem Comedy-Versuch nur sehr viel diskutiert, und zwar über jedes Hot-Topic, dass einem spontan einfällt. Black Lives Matter, #MeToo, Gendersprache, Woke-People etc. stehen allesamt zur Diskussion und so richtig witzig wird das eigentlich nie. Ein Lob bleibt mir aber: Dieser Film müsste in einer fairen Welt den Oscar für 'Bester Schnitt' gewinnen, denn dem Editing gelingt der Kunststück, Jonah Hill beim Basketballspielen gut aussehen zu lassen.
Gran Turismo (Neill Blomkamp) – 4/10
– Regisseur Neill Blomkamp hat offenbar noch nie Rennsport gesehen. Im großen Le Mans 24 Stunden Rennen am Ende seines "Gran Turismo"-Films rammen sich die Kontrahenten teilweise mit voller Absicht in die Seite und wollen sich von der Straße drängen. Wenn du das in einem echten Rennen machst, bist du natürlich SOFORT disqualifiziert. Aber das wissen die Macher dieses Films nicht, weil die von Rennsport null Ahnung haben – was für so einen Film keine so dolle Voraussetzung ist. Als (wenn auch schlampig inszenierte) Aufsteiger-Story ist das Biopic einigermaßen kurzweilig, vor allem dank der aufgekratzten und absurden Performance von Orlando Bloom als Coach. Aber wer "Tage des Donners" oder "Ford v Ferrari" kennt, braucht hier nicht reinschauen.
Transformers: Aufstieg der Bestien (Steven Caple Jr.) – 4/10
– Krass: Wenn man bei einem "Transformers"-Film diese ganzen grässlichen Michael-Bay-Stilmittel entfernt, dann ist das Ergebnis immer noch langweilig. Wer hätte das nur gedacht? Auch im … siebten ? … Aufguss der Robo-Karren ist alles wie immer: Irgendein dolles Space-Objekt liegt seit Ewigkeiten auf der Erde. Die Decepticons wollen es. Die Autobots auch. Und letztere haben ein paar Menschen als Freunde, allerdings sind die halt nur Menschen, und die Transformer riesige Kampfroboter, weshalb diese Menschen dann auch schnell wieder ziemlich egal sind. "Aufstieg der Bestien" ist Berieselungskino aus der Exzesswelt Hollywood. Als nächstes ist ein "GI Joe"-Crossover angekündigt. Ich hoffe persönlich ja noch auf eines mit "Fast & Furious".
Saltburn (Emerald Fennell) – 4/10
– Von einer sehr sexuellen Lesart des Kampf-Ausdrucks "Eat the Rich" mal abgesehen, hat Emerald Fennell kaum mehr als einen Studentenfilm gedreht, der sich in prätentiösen Anspielungen an der Welt der Reichen und Schönen abarbeiten, diese dabei aber nie ernsthaft kritisiert, sondern unverhohlen in ihren Gebaren abfeiert. Die Wohlstandskritik, die sie anzubieten hat, kann ihren spießbürgerlichen Kern nicht verheimlichen. Die Parallelen, die viele zu "Der talentierte Mr. Ripley" geschlossen haben, liegen auf der Hand, allerdings war der tatsächlich mehr als nur ein Parasit in der High Society des Kapitals, er war auch ein Geschmacksverstärker. "Saltburn" hat dem nur provokante erotische Derbheiten entgegenzusetzen, die aber nur prüde Gemüter schocken dürften.
Barbie (Greta Gerwig) – 4/10
– Ein Ausstattungstraum in Pink ist "Barbie" fraglos, aber gleichzeitig auch locker der heuchlerischste Film des Jahres. Gerwig mag zwar glauben, ihren Film mit feministischen Botschaften aufgeladen zu haben, eigentlich handelt es sich im Ergebnis aber um einen (manchmal zugegeben immerhin ganz witzigen) albernen Mattel-Werbefilm, der neben Kalendersprüchen, Influencer-Weisheiten und sonstigen Plattitüden zum "Humor" noch ein gutes Gewissen mitliefert. Frauen aller Welt, die ihr Barbie und die sexualisierenden Klischees der Marke stets verdammt hat: Kauft Barbies! Selbst Feministen dürfen Barbies kaufen, denn Barbie ist jetzt auch feministisch. Oder so. Was weiß ich schon? Als Mann habe ich im Barbie-Plastikland ja eh kein Recht auf eine eigene Meinung.
Blue Beetle (Ángel Manuel Soto) – 4/10
– Wow, ein Superheldenfilm. Endlich mal was Neues! Okay, Spaß beiseite: Irgendwie sieht dieser DC-Held optisch aus, wie eine Mischung aus "Iron Man" und "Deadpool", und viel mehr gibt es schon nicht zu sagen. Am Ende sind die Origin-Geschichten dieser Figuren und ihre speziellen Fähigkeiten schon in den Comics nicht unterschiedlich genug, damit es auf der großen Leinwand dann wirklich verständlich wird, warum jetzt jede Comicfigur ihr eigenes Franchise braucht. "Blue Beetle" ist eine 08/15-Kreuzung zahlreicher Superheldenfilme, aber die Hauptfigur ist dieses Mal ein Latino und das muss offenbar schon reichen, damit man in Hollywood Potenzial sieht. Ist natürlich krachend gefloppt. Wie hätte man das nur ahnen können? Jetzt bitte endlich mal was Neues!
No Hard Feelings (Gene Stupnitsky) – 4/10
– Jennifer Lawrence ist zurück und entweder bekommt sie keine tollen Angebote mehr oder sie ist aus ihrer Jugendzeit so großer "American Pie"-Fan, dass sie diesen schalen Neuaufguss des End-Neunziger-Humors unbedingt machen wollte. Die Geschichte um eine Blondine mit Geldproblemen, die sich von reichen Eltern dafür bezahlen lässt, den Sohnemann (sozial und sexuell unerfahren) mal ein wenig auf den Geschmack zu bringen, hat nur Schenkelklopfer für Pubertierende zu bieten. Sicher: Es ist schon irgendwie amüsant, wie gaga und anarchisch es teilweise wird, spätestens wenn Lawrence in einer Szene komplett nackt ein paar Teenies verdrischt. Aber da am Ende die spießbürgerliche Moral siegt, ist selbst das nur ein sehr kurzes Aufbäumen von Freizügig… äh, Freigeistigkeit.
Fall (Scott Mann) – 4/10
– Der Überraschungs-Indie-Hit um zwei Frauen, die auf einen 600 Meter hohen Funkturm mitten in der Wüste klettern und dann einen tödlichen Abstieg beginnen, hat einige nett inszenierte Spannungsmomente, ist aber so überdeutlich als theistische Parabel aufgezogen, dass es ihn leider vollkommen vorhersehbar werden lässt. Gerade den großen "Twist" können selbst ungeübte Zuschauer dadurch mindestens eine Stunde lang kommen sehen. Merkwürdig auch die sehr kuriose qualitative Mischung der Spezialeffekte: Bei einigen Einstellungen konnte man wirklich glauben, dass hier in schwindelerregender Höhe gedreht wurde. Bei anderen Szenen erlebten alle, die einst noch an der Playstation 2 gedaddelt haben, ein paar Momente der wohligen Pixel-Nostalgie.
Sound of Freedom (Alejandro Gómez Monteverde) – 4/10
– Wegen diesem Film der ganze Aufstand? "Sound of Freedom" war die Diskussionen um ihn nicht wert. Mit QAnon-Verschwörungstheorien oder sonstigem Quark hat das biografische Actiondrama um einen US-Agenten, der Kinder aus den Händen von Menschenhändlern in Südamerika befreit, wenig zu tun. James Caviezel mag ein Verschwörungsheini sein, spielt die Hauptfigur aber mit einer irren Intensität. Leider wird der Film ihm ansonsten nicht gerecht: Die Action ist viel zu übertrieben und unglaubwürdig inszeniert für eine angeblich "wahre Geschichte", und der Versuch, aus allen Rohren feuernd die Wichtigkeit des Themas zu betonen, sorgt für peinlichen Pathos. Für den Skandal gilt also wie für das Geschehen auf der Leinwand: Sehr viel Lärm um Nix.
Beau is Afraid (Ari Aster) – 4/10
– Ein Film wie dieser ist schwer zu bewerten. Kann man einer dreistündigen ödipalen Reise in die von Schuldgefühlen zerfressene Psyche eines Mannes, die als Experimentalfilm munter durch zig Genres springt und so die subliminalen Verstandesebenen nachstellen will, kann man so einer irren Show vorwerfen, dass ihr teilweise der Fokus fehlt? Es ist natürlich Absicht, wenn man Ari Aster in seinen kreativen Verrenkungen nicht immer vollends intellektuell folgen kann, aber die Vergleiche mancher Kritiker zu Filmen von David Lynch und Charlie Kaufman sind dennoch fehlplatziert. Aster ist aggressiver und dadurch leider auch dumpfer in seinem Schaffen. Fürs einmalige Ansehen also mit Sicherheit durchaus interessant, aber gleichzeitig auch nix für eine zweite Runde.
Creed III – Rocky's Legacy (Michael B. Jordan) – 4/10
– Die Geschichte vom jungen Boxer Creed mag mal eine Zeit ganz interessant gewesen sein, aber hauptsächlich deshalb, weil die Figur es aus ihrer Position als Box-Lehrling ermöglichte, nochmal eine neue Perspektive auf seinen Mentor Rocky Balboa zu erlangen. Da Stallone mittlerweile aber raus ist, müssten die "Creed"-Filme eigentlich auf eigenen Füßen stehen. Die kitschige Geschichte, die Elemente aus "Rocky 3" und Rocky 5" recycelt, ist dazu nicht geeignet, denn Jordan gelingt es weder als Darsteller noch als Regisseur, Interesse für die flach geschriebenen Figuren zu entwickeln. Die "Rocky"-Filme waren auch immer grade dann interessant, wenn die Figuren nicht im Ring standen. "Creed III" kann nur mit den Fights in CGI-Arenen überhaupt noch ein wenig zünden.
Die Aussprache (Sarah Polley) – 4/10
– Im Drehbuch von "Die Aussprache" (bzw. passender der englische Titel "Women Talking") wird vieles richtig gemacht. Auf dem Papier ist das eine kraftvolle Geschichte um weibliche Selbstermächtigung und Solidarität in unfairen und brutalen Zeiten. Allerdings hat Sarah Polley keine Ahnung, wie sie eine visuell interessante Draufsicht auf das sehr introspektive Skript gestalten soll. Die meiste Zeit sitzen die talentierten Darstellerinnen (Jessie Buckley, Claire Foy, Rooney Mara) also eben herum und reden, in flachen und langweiligen Bildeinstellungen. Das Color Grading ist so übel, dass jede Szene wie eine Werbung für Antidepressiva anmutet. Vielleicht wäre ein Theaterstück für diese Erzählung das ungleich kraftvollere Medium gewesen.
Der Super Mario Bros. Film (Michael Jelenic, Aaron Horvath) – 4/10
– Ein riesiger Erfolg! 2023 ist es Hollywood offenbar gelungen, endlich eine Erfolgsformel für Videospieladaptionen zu formulieren. Man darf nur enttäuscht sein, dass diese Erfolgsformel nicht das Schreiben eines tatsächlichen Drehbuchs beinhaltet. Es fällt schwer, im animierten Kinoausflug des Nintendo-Klempners überhaupt eine Handlung zu entdecken. Eigentlich werden hier nur Momente, die auf verschiedene Videospiele (von "Mario Party" bis "Mario Kart") aneinandergereiht. Kann ein Film wirklich nur aus Fanservice bestehen? Offenbar ja. Und kann er damit wahnsinnig viel Geld einspielen, über eine Milliarde Dollar gar? Ebenfalls ja. Mehr als bestenfalls kurzweilige und vor allem hyperaktive Cross-Promotion ist das aber eigentlich nicht.
Wonka (Paul King) – 4/10
– 2023 wurde bekannt, dass einige Romane von Roald Dahl in einer Neuauflage zensiert werden (aus "fetten Kindern" wurden zum Beispiel "kräftige Kinder"). Auch betroffen: "Charlie und die Schokoladenfabrik". Da passt es doch ins Bild, dass das Musical-Prequel "Wonka" wie eine politisch korrekt gebügelte Version von Dahls einstiger Fantasie anmutet, in der nichts weh tun oder anecken darf und alles so niedlich und brav und unauffällig bleiben muss, dass man beim Komponieren der Songs gar vergessen hat, ihnen Identität zu verleihen. Timothée Chalamet ist fehlbesetzt und "glänzt" durch Autotune-Gesang, Hugh Grant nervt als orangener Wicht. Nur Gastauftritte von Rowan Atkinson, Olivia Colman und anderen Briten sorgen gelegentlich für Schmunzler.
Roter Himmel (Christian Petzold) – 4/10
– Das deutsche Kino muss in einer schweren Krise stecken, wenn sowas wie "Roter Himmel" ernsthaft ein Highlight sein soll. Das Romantikdrama von Christian Petzold lässt vereinzelt erkennen, dass der Regisseur ein paar inszenatorische Ideen hat, doch alleine die Kameraführung ist so ungelenk und der Bildaufbau so bieder … eigentlich soll das Auge doch mitessen können. Auch inhaltlich ist nicht viel los: Ziellos und prätentiös wird jedes Ereignis mit Symbolen und Metaphoriken überladen, um den Anschein von Tiefe zu wecken; natürlich ein Versprechen, das nie eingelöst wird. Immerhin die Darsteller machen einen durchweg guten Job, insbesondere Paula Beer rettet mal wieder so manch vergeigte Szene. Das Gesamtwerk bleibt aber arg vergessenswert.
Oppenheimer (Christopher Nolan) – 4,5/10
– Ein Christopher Nolan kann einfach nicht aus seiner Haut. Selbst wenn er die Biografie einer so bekannten Persönlichkeit wie J. Robert Oppenheimer verfilmt, zeigt er sich null an seinen Figuren und stattdessen nur an erzählerischen Mätzchen interessiert. Na klar wird alles in zerstückelter Chronologie ohne erkennbaren erzählerischen Mehrwert erzählt, natürlich reden alle Charaktere exakt gleich im durchgehenden Trailer-Sprech, selbstverständlich wird jede noch so kleine Anekdote bedeutungsschwanger aufgeladen ("John F. Kennedy") usw. Man kennt ja seine Pappen- und Oppenheimer. In Größe und Präzision (vor allem beim Trinity-Test) ist dieses überlange Epos schon beeindruckend, doch wann immer der großartige Robert Downey Jr. nicht im Bild ist, bleibt die Seherfahrung kalt.
Paradise (Boris Kunz) – 5/10
– Erinnert sich noch jemand an "In Time", diesen Sci-Fi-Thriller mit Justim Timberlake, in dem Zeit selbst zur Währung wurde? … Wie jetzt "Nein"? Aber dann war es ja eine total blöde Idee, ein Quasi-Remake davon für teuer Geld als deutsche Netflix-Eigenproduktion umzusetzen … Uppsi. Naja, wollen wir nicht unfair sein. Die erste halbe Stunde ist richtig packend und emotional so toll aufgebaut und entwickelt, dass es danach nur bergab gehen konnte. Teilweise geht es etwas tiefer als nötig, und wäre Iris Berben nicht, müsste man dem ganzen Cast ein Zeugnis mit der Note mangelhaft ausstellen. Aber die sozialkritischen Ansätze sorgen im typischen Sci-Fi-Sumpf für ein paar nette Denkanstöße. Starker Anfang, schwaches Ende: In Summe ein durchschnittliches Drama.
Jeanne du Barry (Maïwenn) – 5/10
– Johnny Depp vs. Amber Heard: Part 1! Depp ist in Hollywood im Zuge seiner Scheidung eher unsanft heraus komplimentiert worden und dreht jetzt in einer französischen Kostümklamotte einen der Ludwig-Könige, der sich auf eine Mätresse aus armen Verhältnissen einlässt und mit ihr über die Hofgemeinschaft lästert. Dabei amüsiert vor allem, dass Regisseurin Maïwenn sich selbst in der weiblichen Hauptrolle als Typ Frau besetzt hat, die so attraktiv ist, dass alle Männer für sie tun was immer sie will. Irgendwie ist dieser inhaltlich unentschlossene und mal witzige, mal so gar nicht witzige harmlose Film wohl vor allem ein Ego-Projekt zweier Alphatiere geworden. Für einen verregneten Samstagnachmittag sehr amüsant, sofern man eine niedrige Erwartungshaltung mitbringt.
Aquaman: Lost Kingdom (James Wan) – 5/10
– Johnny Depp vs. Amber Heard: Part 2! Frau Heards Rolle soll Gerüchten zufolge im zweiten "Aquaman"-Film deutlich zusammengeschnitten worden sein. Da sie im spaßigen Gaga-Vorgängerspektakel aber schon das schwächste Glied der Kette war, wäre das eigentlich zu verschmerzen gewesen. Leider ist die Fortsetzung des Wassermanns vor allem mehr vom selben und jeder weiß, dass ein Witz beim zweiten Mal nur noch halb so zündet. Die freidrehende Kamera in den Actionszenen sieht immer noch schick aus, Jason Momoa ist als rotziger Biker-Aquadude immer noch amüsant, aber es fehlt der Überraschungseffekt, den all das beim ersten Anlauf hatte. Kein Bauchklatscher, nur eben auch kein Heilmittel gegen die allgegenwärtige Superhelden-Müdigkeit.
Peter Pan & Wendy (David Lowery) – 5/10
– Als Filmemacher ist David Lowery wirklich rätselhaft. Auf ein Genre, eine Tonalität oder einen spezifischen Stil lässt er sich nicht festlegen und so ist es trotz seiner Indie-Wurzeln gar nicht so überraschend, dass er nach "Elliot the Dragon" nun zum zweiten Mal einen Disney-Trickfilmklassiker als Realfilm-Remake umgesetzt hat. Sein "Peter Pan" ist nicht mal so schlecht umgesetzt und hat ein paar hübsch gefilmte Momente, allerdings sticht er aus dem riesigen Fundus an "Pan"-Verfilmungen auch nicht unbedingt heraus. Es ist zwar schön und respektabel, dass man sich offensichtlich bemüht hat, dem 1953er Zeichentrickoriginal neue Facetten abzugewinnen, allerdings schwächelt das Drehbuch in entscheidenden Szenen zu arg, um die Neuansätze richtig zu landen.
Babylon – Rausch der Ekstase (Damien Chazelle) – 5/10
– Was für ein extrem selbstverliebter Film! Damien Chazelle hat in "Babylon" eine völlig überzogene dreistündige Aneinanderreihung von Sketchen aneinander gereiht, die in ihren besten Momenten tatsächlich sehr packend und nahezu virtuos von der Amoralität der Traumfabrik erzählt. In ihren dümmsten Momenten macht sie den Regisseur aber zum großen zynischen Apologeten der Filmgeschichte. So nah standen sich grandiose und grottige Szenen 2023 sonst nie. Wie wenig Chazelle aber eigentlich zum Medium Film, zur Liebe zum Bewegtbild und zu den Missbrauchsstrukturen hinter den Kulissen zu sagen hat, zeigt er im absurden Schluss, in dem er einfach mehrere Minuten ein Highlight-Reel mit Impressionen dutzender Filmklassiker präsentiert. Ambition ist nicht gleich Qualität.
Wochenendrebellen (Marc Rothemund) – 5/10
– Florian David Fitz und Fußball: Was will der Deutsche mehr? Gut, zugegeben: Die wahre Geschichte um ein Vater-Sohn-Gespann, das quer durch die Republik fährt, um in jedem Stadion Bundesliga-Spiele zu sehen, ist schon irgendwie drollig und erstaunlicherweise viel besser inszeniert als man es nach dem furchtbaren Trailer erwartet hätte. Zudem sitzen ein paar Gags und der Kinderdarsteller hat was drauf. Nicht schlecht! Ärgerlich ist nur, dass in dieser seichten Dramedy Autismus mal wieder völlig verharmlost wird und man sogar den Eindruck bekommt, man könne Autismus mit ganz viel Willen und Hilfe von anderen einfach so abschalten, frei nach dem Motto: "Ach, du hast Depressionen? Das tut mir leid. Aber hast du denn mal versucht, einfach glücklich zu sein?"
Elemental (Peter Sohn) – 5/10
– Haben sie bei Pixar nicht mal eine Weile die kreativsten Filme der US-Filmindustrie im Jahrestakt rausgeballert? Erinnert sich noch jemand an wirklich geniale und allegorisch brillant aufgedröselte Konzepte wie einst bei "Ratatouille", "Wall E", "Alles steht Kopf" und "Die Monster AG"? Mittlerweile ist davon nicht mehr viel übrig. "Elemental" ist "Romeo & Julia" mit den Elementen, soll heißen: Es gibt die Wasser-, Feuer-, Luft- und Erdenwesen, und die Feuerwesen werden von den anderen ausgegrenzt, bis sich eine Wasser- in eine Feuerkreatur verliebt. So richtig schlüssig ist die gezeigte Welt nicht, und die Geschichte nie annähernd originell. Ein netter Kinderfilm – was für sich in Ordnung ist, für eine Pixar-Produktion aber schon eine vernichtende Kritik darstellt.
Fair Play (Chloe Domont) – 5/10
– Bitte entschuldigt die etwas doofe Bemerkung, aber "Fair Play" wäre automatisch so viel interessanter, wenn man das Geschlecht der beiden Hauptfiguren tauschen würde. Es geht um einen Mann und eine Frau (sie sind ein Paar), die beide im Beruf erfolgreich sind und sich auf die gleiche Stelle bewerben. Als sie die Stelle bekommt und mehr verdient als er, verträgt sein Ego das nicht und ihre Beziehung wird immer gefährlicher und letztlich gewalttätig. Das ist als psychologischer Thriller durchschnittlich gelungen inszeniert und recht gut gespielt, aber es ist auch so gewöhnlich, so erwartbar, weil so alltäglich. Mit umgekehrten Geschlechtsteilen wäre das Teil wenigstens kontrovers und vielleicht böse und ein bisschen "edgy" und keine Allerweltsbestandsaufnahme.
Knock at the Cabin (M. Night Shyamalan) – 5/10
– Ohne großen Schlusstwist kann M. Night Shyamalan eigentlich nicht, aber der größte Twist ist bei seinem neuen Weltuntergangs-Home-Invasion-Drama wohl, dass es genauso endet, wie es sich von Anfang an angekündigt hat. Zumindest zeigt der einstige Wunderkind-Regisseur mal wieder in Ansätzen, warum er früher noch in einem Atemzug mit Alfred Hitchcock genannt wurde. Wie er hier teils mit einfachsten Mitteln maximale Suspense generiert, ist mustergültig und aufregend – mit Dave Bautista als mysteriösem Schurken auch toll besetzt. Leider kann Shyamalan nach wie vor keine vernünftigen Figuren schreiben und so sind vor allem die Dialoge nur schwer anzuhören. Vielleicht wären richtig tolle Schlagabtausche mal ein guter "Twist" für seinen nächsten Film.
Shazam! Fury of the Gods (David F. Sandberg) – 5/10
– Ich habe einen verrückten Vorschlag: Wir gehen alle geschlossen als Gesellschaft mal ein Jahr in keinen einzigen Superheldenfilm. Ich kann das alles langsam nicht mehr. Ja, der zweite "Shazam" ist auch wieder ganz okay und macht ein paar Sachen richtig, gerade Zachary Levi ist immer noch cool als Kind im Erwachsenenkörper. Aber diese Filme wiederholen sich alle so immens, dass man sich auch beim "Über sie reden" nur noch wiederholen kann. Die Action ist generisch und zu krawallig, die Witze sind eigentlich gut, es gibt nur viel zu viele von ihnen, der Plot ist Nonsense und wie so oft um irgendwelche Fantasy-Artefakte gestrickt … Wir wissen das doch eigentlich alle. Also: 2024 einfach mal ein Jahr Superhelden-Detox machen. Wer möchte dabei sein?
Maestro (Bradley Cooper) – 5/10
– Diese tatsächlich hin und wieder schick inszenierte Filmbiografie schafft es wunderbar, einen gebrochenen (Ehe)Mann zu zeigen, der sich nicht nur mit seinem Jüdischsein und Antisemitismus, sondern auch mit seiner Homosexualität und der Liebe, die er dennoch für seine Frau empfindet, auseinandersetzen muss. Wer sich mit dem dargestellten Leonard Bernstein aber etwas besser auskennt, wird sich irgendwann fragen: "Hat der nicht auch beruflich was mit Musik gemacht?" Warum genau Bradley Cooper einen Film über den vielleicht bedeutendsten Musiker des 20. Jahrhunderts auf ein (ganz gutes) Ehedrama verknappen musste, bleibt wohl ewig sein Geheimnis. Dem "Maestro" wird er so nicht gerecht. Fairerweise hat er es halt (warum auch immer) eh nicht wirklich versucht.
Infinity Pool (Brandon Cronenberg) – 5/10
– Auf eine Art ist Brandon Cronenberg seinem Vater nicht so unähnlich. Wie er den Fiebertraum aus Sex und Drogen, der sich im "Infinity Pool" abspielt, bebildert und dabei immer Einstellungen finden, die im Gedächtnis bleiben, hat tatsächlich Ähnlichkeit zur Vorgehensweise seines Papas. Erzählerisch fehlt ihm aber dessen Radikalität, denn selten wird klar, worum es eigentlich zwischen diesen fiebrigen Momenten geht. Der Plot mäandert ziellos umher und selbst die Darsteller seinen sich nicht immer im Klaren zu sein, was genau sie da eigentlich verkörpern. Witzig ist aber natürlich, dass Mia Goth mal wieder als eine Frau zu sehen ist, die psychisch vollkommen in Rambazamba-Gefilde abdriftet. Ihr Name alleine reicht mittlerweile schon aus, um Interesse zu erzeugen.
The Boogeyman (Rob Savage) – 5,5/10
– Quasi die Horrorfilm-Variation von "Die Monster AG". Ein großer Pluspunkt ist, dass das Monster im Schrank zwar einerseits schlüssig als Metapher für Traumata und verdrängte seelische Narben fungiert, andererseits aber auch pulpy genug auftreten darf, um abseits von intellektueller Thesenhaftigkeit zu schockieren. Die Jumpscare-Momente sind richtig effektiv und schön gesetzt. Warum dann nur 5,5/10? Tja: Das ganze dauert leider zu lang. Es festigt sich irgendwann der Eindruck, dass dieser Film in eine Reihe von Horrorfilmen der letzten Jahre ("It Follows", "Don't Breathe") gehört, die als Kurzfilm eigentlich viel effektiver gewesen wären. Das Konzept ist irgendwann durchgenudelt, und wird so repetitiv, dass viele Stärken sich selbst aufheben dürfen.
– Barbie war dieses Jahr nicht das einzige Püppchen, das in den Kinos für Aufsehen sorgte. Bei "Megan" handelte es sich aber eher um eine "Chucky"-Kopie der einfallsloseren Sorte. Richtig gute Erschreck-Momente hatte der Film keine zu bieten, was auch damit zu tun hatte, dass die Figuren alle so schablonenhaft oberflächlich waren – wenn man nicht um sie bangt, dann fehlt die Immersion und somit auch der Gruselfaktor. Der größte "Kniff", den der geneigte Mörderpuppen-Connaisseur hier entdecken kann, ist wohl, dass über die 'Natur von Megan' eine KI-Geschichte erzählt wird, von denen es 2023 ja so einige gab; nicht nur auf der großen Leinwand, sondern auch in der Tagesschau. Woher aber bei diesem Film nun grade der Hype um die Veröffentlichung kam, bleibt offen.
Perfect Days (Wim Wenders) – 4/10
– Feel-Good-Cinema für die vermeintlich kulturelle Bourgeoisie. Dieses ach-so-meditative Märchen um einen japanischen Toilettenreiniger ist eine romantisierte Fetischisierung der Arbeitergesellschaft, erzählt aus der Wunschperspektive der herabschauenden Aristokratie. "Seht nur, auch der Kloputzer hat ein schönes Leben, denn er liebt 'die kleinen Dinge', er liest gerne seinen Faulkner, er hört seine Avantgarde-Musik." Warum sollte der nur jemals aufbegehren? Es geht ihm doch gut … Wie zynisch der neue Film von Wim Wenders in seiner Naivität gelesen werden kann, hat er wahrscheinlich selbst gar nicht bedacht – und irgendwie liegt da auch das Problem. Wer sich schon an "Paterson" von Jim Jarmusch rieb, wird dieselbe Erfahrung jetzt noch einmal machen.
Ghosted (Dexter Fletcher) – 4/10
– Eigentlich ist Netflix mit Produktionen wie "Red Notice" und "The Grey Man" mittlerweile berüchtigt für diese sündhaft teuren und zugleich absurd billig aussehenden Action-"Blockbuster", über die sich alle Filmfans in schöner Regelmäßigkeit für zwei Wochen beömmeln können. Ausnahmsweise ist jetzt auch Apple TV+ in das Game mit eingestiegen und schickt Ana de Armas als taffe Spionin und Chris Evans als verliebten Volltrottel in eine geneische Agentensoße, deren Computereffekte ganz schauderhaft und beschissen aussehen. Besonders drollig ist das komplette Chemie-Vakuum zwischen den beiden Hauptdarstellern, die als Liebespaar ja mal wirklich so gar nicht glaubhaft wirken – allerdings sorgt gerade das dann auch für einen netten Trash-Faktor, der der Netflix-Ware oft fehlt.
You People (Kenya Barris) – 4/10
– A propos Netflix: Die haben offenbar ein Team an Social-Media-Managern gebeten, aus einem Haufen trendender Twitter-Kommentare ein Filmdrehbuch zu schreiben und dann Eddie Murphy gedroht, ihm "Beverly Hills Cop 4" zu verbieten, sollte er nicht bei dieser lauwarmen Suppe mitmachen. An sich wird in diesem Comedy-Versuch nur sehr viel diskutiert, und zwar über jedes Hot-Topic, dass einem spontan einfällt. Black Lives Matter, #MeToo, Gendersprache, Woke-People etc. stehen allesamt zur Diskussion und so richtig witzig wird das eigentlich nie. Ein Lob bleibt mir aber: Dieser Film müsste in einer fairen Welt den Oscar für 'Bester Schnitt' gewinnen, denn dem Editing gelingt der Kunststück, Jonah Hill beim Basketballspielen gut aussehen zu lassen.
Gran Turismo (Neill Blomkamp) – 4/10
– Regisseur Neill Blomkamp hat offenbar noch nie Rennsport gesehen. Im großen Le Mans 24 Stunden Rennen am Ende seines "Gran Turismo"-Films rammen sich die Kontrahenten teilweise mit voller Absicht in die Seite und wollen sich von der Straße drängen. Wenn du das in einem echten Rennen machst, bist du natürlich SOFORT disqualifiziert. Aber das wissen die Macher dieses Films nicht, weil die von Rennsport null Ahnung haben – was für so einen Film keine so dolle Voraussetzung ist. Als (wenn auch schlampig inszenierte) Aufsteiger-Story ist das Biopic einigermaßen kurzweilig, vor allem dank der aufgekratzten und absurden Performance von Orlando Bloom als Coach. Aber wer "Tage des Donners" oder "Ford v Ferrari" kennt, braucht hier nicht reinschauen.
Transformers: Aufstieg der Bestien (Steven Caple Jr.) – 4/10
– Krass: Wenn man bei einem "Transformers"-Film diese ganzen grässlichen Michael-Bay-Stilmittel entfernt, dann ist das Ergebnis immer noch langweilig. Wer hätte das nur gedacht? Auch im … siebten ? … Aufguss der Robo-Karren ist alles wie immer: Irgendein dolles Space-Objekt liegt seit Ewigkeiten auf der Erde. Die Decepticons wollen es. Die Autobots auch. Und letztere haben ein paar Menschen als Freunde, allerdings sind die halt nur Menschen, und die Transformer riesige Kampfroboter, weshalb diese Menschen dann auch schnell wieder ziemlich egal sind. "Aufstieg der Bestien" ist Berieselungskino aus der Exzesswelt Hollywood. Als nächstes ist ein "GI Joe"-Crossover angekündigt. Ich hoffe persönlich ja noch auf eines mit "Fast & Furious".
Saltburn (Emerald Fennell) – 4/10
– Von einer sehr sexuellen Lesart des Kampf-Ausdrucks "Eat the Rich" mal abgesehen, hat Emerald Fennell kaum mehr als einen Studentenfilm gedreht, der sich in prätentiösen Anspielungen an der Welt der Reichen und Schönen abarbeiten, diese dabei aber nie ernsthaft kritisiert, sondern unverhohlen in ihren Gebaren abfeiert. Die Wohlstandskritik, die sie anzubieten hat, kann ihren spießbürgerlichen Kern nicht verheimlichen. Die Parallelen, die viele zu "Der talentierte Mr. Ripley" geschlossen haben, liegen auf der Hand, allerdings war der tatsächlich mehr als nur ein Parasit in der High Society des Kapitals, er war auch ein Geschmacksverstärker. "Saltburn" hat dem nur provokante erotische Derbheiten entgegenzusetzen, die aber nur prüde Gemüter schocken dürften.
Barbie (Greta Gerwig) – 4/10
– Ein Ausstattungstraum in Pink ist "Barbie" fraglos, aber gleichzeitig auch locker der heuchlerischste Film des Jahres. Gerwig mag zwar glauben, ihren Film mit feministischen Botschaften aufgeladen zu haben, eigentlich handelt es sich im Ergebnis aber um einen (manchmal zugegeben immerhin ganz witzigen) albernen Mattel-Werbefilm, der neben Kalendersprüchen, Influencer-Weisheiten und sonstigen Plattitüden zum "Humor" noch ein gutes Gewissen mitliefert. Frauen aller Welt, die ihr Barbie und die sexualisierenden Klischees der Marke stets verdammt hat: Kauft Barbies! Selbst Feministen dürfen Barbies kaufen, denn Barbie ist jetzt auch feministisch. Oder so. Was weiß ich schon? Als Mann habe ich im Barbie-Plastikland ja eh kein Recht auf eine eigene Meinung.
Blue Beetle (Ángel Manuel Soto) – 4/10
– Wow, ein Superheldenfilm. Endlich mal was Neues! Okay, Spaß beiseite: Irgendwie sieht dieser DC-Held optisch aus, wie eine Mischung aus "Iron Man" und "Deadpool", und viel mehr gibt es schon nicht zu sagen. Am Ende sind die Origin-Geschichten dieser Figuren und ihre speziellen Fähigkeiten schon in den Comics nicht unterschiedlich genug, damit es auf der großen Leinwand dann wirklich verständlich wird, warum jetzt jede Comicfigur ihr eigenes Franchise braucht. "Blue Beetle" ist eine 08/15-Kreuzung zahlreicher Superheldenfilme, aber die Hauptfigur ist dieses Mal ein Latino und das muss offenbar schon reichen, damit man in Hollywood Potenzial sieht. Ist natürlich krachend gefloppt. Wie hätte man das nur ahnen können? Jetzt bitte endlich mal was Neues!
No Hard Feelings (Gene Stupnitsky) – 4/10
– Jennifer Lawrence ist zurück und entweder bekommt sie keine tollen Angebote mehr oder sie ist aus ihrer Jugendzeit so großer "American Pie"-Fan, dass sie diesen schalen Neuaufguss des End-Neunziger-Humors unbedingt machen wollte. Die Geschichte um eine Blondine mit Geldproblemen, die sich von reichen Eltern dafür bezahlen lässt, den Sohnemann (sozial und sexuell unerfahren) mal ein wenig auf den Geschmack zu bringen, hat nur Schenkelklopfer für Pubertierende zu bieten. Sicher: Es ist schon irgendwie amüsant, wie gaga und anarchisch es teilweise wird, spätestens wenn Lawrence in einer Szene komplett nackt ein paar Teenies verdrischt. Aber da am Ende die spießbürgerliche Moral siegt, ist selbst das nur ein sehr kurzes Aufbäumen von Freizügig… äh, Freigeistigkeit.
Fall (Scott Mann) – 4/10
– Der Überraschungs-Indie-Hit um zwei Frauen, die auf einen 600 Meter hohen Funkturm mitten in der Wüste klettern und dann einen tödlichen Abstieg beginnen, hat einige nett inszenierte Spannungsmomente, ist aber so überdeutlich als theistische Parabel aufgezogen, dass es ihn leider vollkommen vorhersehbar werden lässt. Gerade den großen "Twist" können selbst ungeübte Zuschauer dadurch mindestens eine Stunde lang kommen sehen. Merkwürdig auch die sehr kuriose qualitative Mischung der Spezialeffekte: Bei einigen Einstellungen konnte man wirklich glauben, dass hier in schwindelerregender Höhe gedreht wurde. Bei anderen Szenen erlebten alle, die einst noch an der Playstation 2 gedaddelt haben, ein paar Momente der wohligen Pixel-Nostalgie.
Sound of Freedom (Alejandro Gómez Monteverde) – 4/10
– Wegen diesem Film der ganze Aufstand? "Sound of Freedom" war die Diskussionen um ihn nicht wert. Mit QAnon-Verschwörungstheorien oder sonstigem Quark hat das biografische Actiondrama um einen US-Agenten, der Kinder aus den Händen von Menschenhändlern in Südamerika befreit, wenig zu tun. James Caviezel mag ein Verschwörungsheini sein, spielt die Hauptfigur aber mit einer irren Intensität. Leider wird der Film ihm ansonsten nicht gerecht: Die Action ist viel zu übertrieben und unglaubwürdig inszeniert für eine angeblich "wahre Geschichte", und der Versuch, aus allen Rohren feuernd die Wichtigkeit des Themas zu betonen, sorgt für peinlichen Pathos. Für den Skandal gilt also wie für das Geschehen auf der Leinwand: Sehr viel Lärm um Nix.
Beau is Afraid (Ari Aster) – 4/10
– Ein Film wie dieser ist schwer zu bewerten. Kann man einer dreistündigen ödipalen Reise in die von Schuldgefühlen zerfressene Psyche eines Mannes, die als Experimentalfilm munter durch zig Genres springt und so die subliminalen Verstandesebenen nachstellen will, kann man so einer irren Show vorwerfen, dass ihr teilweise der Fokus fehlt? Es ist natürlich Absicht, wenn man Ari Aster in seinen kreativen Verrenkungen nicht immer vollends intellektuell folgen kann, aber die Vergleiche mancher Kritiker zu Filmen von David Lynch und Charlie Kaufman sind dennoch fehlplatziert. Aster ist aggressiver und dadurch leider auch dumpfer in seinem Schaffen. Fürs einmalige Ansehen also mit Sicherheit durchaus interessant, aber gleichzeitig auch nix für eine zweite Runde.
Creed III – Rocky's Legacy (Michael B. Jordan) – 4/10
– Die Geschichte vom jungen Boxer Creed mag mal eine Zeit ganz interessant gewesen sein, aber hauptsächlich deshalb, weil die Figur es aus ihrer Position als Box-Lehrling ermöglichte, nochmal eine neue Perspektive auf seinen Mentor Rocky Balboa zu erlangen. Da Stallone mittlerweile aber raus ist, müssten die "Creed"-Filme eigentlich auf eigenen Füßen stehen. Die kitschige Geschichte, die Elemente aus "Rocky 3" und Rocky 5" recycelt, ist dazu nicht geeignet, denn Jordan gelingt es weder als Darsteller noch als Regisseur, Interesse für die flach geschriebenen Figuren zu entwickeln. Die "Rocky"-Filme waren auch immer grade dann interessant, wenn die Figuren nicht im Ring standen. "Creed III" kann nur mit den Fights in CGI-Arenen überhaupt noch ein wenig zünden.
Die Aussprache (Sarah Polley) – 4/10
– Im Drehbuch von "Die Aussprache" (bzw. passender der englische Titel "Women Talking") wird vieles richtig gemacht. Auf dem Papier ist das eine kraftvolle Geschichte um weibliche Selbstermächtigung und Solidarität in unfairen und brutalen Zeiten. Allerdings hat Sarah Polley keine Ahnung, wie sie eine visuell interessante Draufsicht auf das sehr introspektive Skript gestalten soll. Die meiste Zeit sitzen die talentierten Darstellerinnen (Jessie Buckley, Claire Foy, Rooney Mara) also eben herum und reden, in flachen und langweiligen Bildeinstellungen. Das Color Grading ist so übel, dass jede Szene wie eine Werbung für Antidepressiva anmutet. Vielleicht wäre ein Theaterstück für diese Erzählung das ungleich kraftvollere Medium gewesen.
Der Super Mario Bros. Film (Michael Jelenic, Aaron Horvath) – 4/10
– Ein riesiger Erfolg! 2023 ist es Hollywood offenbar gelungen, endlich eine Erfolgsformel für Videospieladaptionen zu formulieren. Man darf nur enttäuscht sein, dass diese Erfolgsformel nicht das Schreiben eines tatsächlichen Drehbuchs beinhaltet. Es fällt schwer, im animierten Kinoausflug des Nintendo-Klempners überhaupt eine Handlung zu entdecken. Eigentlich werden hier nur Momente, die auf verschiedene Videospiele (von "Mario Party" bis "Mario Kart") aneinandergereiht. Kann ein Film wirklich nur aus Fanservice bestehen? Offenbar ja. Und kann er damit wahnsinnig viel Geld einspielen, über eine Milliarde Dollar gar? Ebenfalls ja. Mehr als bestenfalls kurzweilige und vor allem hyperaktive Cross-Promotion ist das aber eigentlich nicht.
Wonka (Paul King) – 4/10
– 2023 wurde bekannt, dass einige Romane von Roald Dahl in einer Neuauflage zensiert werden (aus "fetten Kindern" wurden zum Beispiel "kräftige Kinder"). Auch betroffen: "Charlie und die Schokoladenfabrik". Da passt es doch ins Bild, dass das Musical-Prequel "Wonka" wie eine politisch korrekt gebügelte Version von Dahls einstiger Fantasie anmutet, in der nichts weh tun oder anecken darf und alles so niedlich und brav und unauffällig bleiben muss, dass man beim Komponieren der Songs gar vergessen hat, ihnen Identität zu verleihen. Timothée Chalamet ist fehlbesetzt und "glänzt" durch Autotune-Gesang, Hugh Grant nervt als orangener Wicht. Nur Gastauftritte von Rowan Atkinson, Olivia Colman und anderen Briten sorgen gelegentlich für Schmunzler.
Roter Himmel (Christian Petzold) – 4/10
– Das deutsche Kino muss in einer schweren Krise stecken, wenn sowas wie "Roter Himmel" ernsthaft ein Highlight sein soll. Das Romantikdrama von Christian Petzold lässt vereinzelt erkennen, dass der Regisseur ein paar inszenatorische Ideen hat, doch alleine die Kameraführung ist so ungelenk und der Bildaufbau so bieder … eigentlich soll das Auge doch mitessen können. Auch inhaltlich ist nicht viel los: Ziellos und prätentiös wird jedes Ereignis mit Symbolen und Metaphoriken überladen, um den Anschein von Tiefe zu wecken; natürlich ein Versprechen, das nie eingelöst wird. Immerhin die Darsteller machen einen durchweg guten Job, insbesondere Paula Beer rettet mal wieder so manch vergeigte Szene. Das Gesamtwerk bleibt aber arg vergessenswert.
Oppenheimer (Christopher Nolan) – 4,5/10
– Ein Christopher Nolan kann einfach nicht aus seiner Haut. Selbst wenn er die Biografie einer so bekannten Persönlichkeit wie J. Robert Oppenheimer verfilmt, zeigt er sich null an seinen Figuren und stattdessen nur an erzählerischen Mätzchen interessiert. Na klar wird alles in zerstückelter Chronologie ohne erkennbaren erzählerischen Mehrwert erzählt, natürlich reden alle Charaktere exakt gleich im durchgehenden Trailer-Sprech, selbstverständlich wird jede noch so kleine Anekdote bedeutungsschwanger aufgeladen ("John F. Kennedy") usw. Man kennt ja seine Pappen- und Oppenheimer. In Größe und Präzision (vor allem beim Trinity-Test) ist dieses überlange Epos schon beeindruckend, doch wann immer der großartige Robert Downey Jr. nicht im Bild ist, bleibt die Seherfahrung kalt.
Paradise (Boris Kunz) – 5/10
– Erinnert sich noch jemand an "In Time", diesen Sci-Fi-Thriller mit Justim Timberlake, in dem Zeit selbst zur Währung wurde? … Wie jetzt "Nein"? Aber dann war es ja eine total blöde Idee, ein Quasi-Remake davon für teuer Geld als deutsche Netflix-Eigenproduktion umzusetzen … Uppsi. Naja, wollen wir nicht unfair sein. Die erste halbe Stunde ist richtig packend und emotional so toll aufgebaut und entwickelt, dass es danach nur bergab gehen konnte. Teilweise geht es etwas tiefer als nötig, und wäre Iris Berben nicht, müsste man dem ganzen Cast ein Zeugnis mit der Note mangelhaft ausstellen. Aber die sozialkritischen Ansätze sorgen im typischen Sci-Fi-Sumpf für ein paar nette Denkanstöße. Starker Anfang, schwaches Ende: In Summe ein durchschnittliches Drama.
Jeanne du Barry (Maïwenn) – 5/10
– Johnny Depp vs. Amber Heard: Part 1! Depp ist in Hollywood im Zuge seiner Scheidung eher unsanft heraus komplimentiert worden und dreht jetzt in einer französischen Kostümklamotte einen der Ludwig-Könige, der sich auf eine Mätresse aus armen Verhältnissen einlässt und mit ihr über die Hofgemeinschaft lästert. Dabei amüsiert vor allem, dass Regisseurin Maïwenn sich selbst in der weiblichen Hauptrolle als Typ Frau besetzt hat, die so attraktiv ist, dass alle Männer für sie tun was immer sie will. Irgendwie ist dieser inhaltlich unentschlossene und mal witzige, mal so gar nicht witzige harmlose Film wohl vor allem ein Ego-Projekt zweier Alphatiere geworden. Für einen verregneten Samstagnachmittag sehr amüsant, sofern man eine niedrige Erwartungshaltung mitbringt.
Aquaman: Lost Kingdom (James Wan) – 5/10
– Johnny Depp vs. Amber Heard: Part 2! Frau Heards Rolle soll Gerüchten zufolge im zweiten "Aquaman"-Film deutlich zusammengeschnitten worden sein. Da sie im spaßigen Gaga-Vorgängerspektakel aber schon das schwächste Glied der Kette war, wäre das eigentlich zu verschmerzen gewesen. Leider ist die Fortsetzung des Wassermanns vor allem mehr vom selben und jeder weiß, dass ein Witz beim zweiten Mal nur noch halb so zündet. Die freidrehende Kamera in den Actionszenen sieht immer noch schick aus, Jason Momoa ist als rotziger Biker-Aquadude immer noch amüsant, aber es fehlt der Überraschungseffekt, den all das beim ersten Anlauf hatte. Kein Bauchklatscher, nur eben auch kein Heilmittel gegen die allgegenwärtige Superhelden-Müdigkeit.
Peter Pan & Wendy (David Lowery) – 5/10
– Als Filmemacher ist David Lowery wirklich rätselhaft. Auf ein Genre, eine Tonalität oder einen spezifischen Stil lässt er sich nicht festlegen und so ist es trotz seiner Indie-Wurzeln gar nicht so überraschend, dass er nach "Elliot the Dragon" nun zum zweiten Mal einen Disney-Trickfilmklassiker als Realfilm-Remake umgesetzt hat. Sein "Peter Pan" ist nicht mal so schlecht umgesetzt und hat ein paar hübsch gefilmte Momente, allerdings sticht er aus dem riesigen Fundus an "Pan"-Verfilmungen auch nicht unbedingt heraus. Es ist zwar schön und respektabel, dass man sich offensichtlich bemüht hat, dem 1953er Zeichentrickoriginal neue Facetten abzugewinnen, allerdings schwächelt das Drehbuch in entscheidenden Szenen zu arg, um die Neuansätze richtig zu landen.
Babylon – Rausch der Ekstase (Damien Chazelle) – 5/10
– Was für ein extrem selbstverliebter Film! Damien Chazelle hat in "Babylon" eine völlig überzogene dreistündige Aneinanderreihung von Sketchen aneinander gereiht, die in ihren besten Momenten tatsächlich sehr packend und nahezu virtuos von der Amoralität der Traumfabrik erzählt. In ihren dümmsten Momenten macht sie den Regisseur aber zum großen zynischen Apologeten der Filmgeschichte. So nah standen sich grandiose und grottige Szenen 2023 sonst nie. Wie wenig Chazelle aber eigentlich zum Medium Film, zur Liebe zum Bewegtbild und zu den Missbrauchsstrukturen hinter den Kulissen zu sagen hat, zeigt er im absurden Schluss, in dem er einfach mehrere Minuten ein Highlight-Reel mit Impressionen dutzender Filmklassiker präsentiert. Ambition ist nicht gleich Qualität.
Wochenendrebellen (Marc Rothemund) – 5/10
– Florian David Fitz und Fußball: Was will der Deutsche mehr? Gut, zugegeben: Die wahre Geschichte um ein Vater-Sohn-Gespann, das quer durch die Republik fährt, um in jedem Stadion Bundesliga-Spiele zu sehen, ist schon irgendwie drollig und erstaunlicherweise viel besser inszeniert als man es nach dem furchtbaren Trailer erwartet hätte. Zudem sitzen ein paar Gags und der Kinderdarsteller hat was drauf. Nicht schlecht! Ärgerlich ist nur, dass in dieser seichten Dramedy Autismus mal wieder völlig verharmlost wird und man sogar den Eindruck bekommt, man könne Autismus mit ganz viel Willen und Hilfe von anderen einfach so abschalten, frei nach dem Motto: "Ach, du hast Depressionen? Das tut mir leid. Aber hast du denn mal versucht, einfach glücklich zu sein?"
Elemental (Peter Sohn) – 5/10
– Haben sie bei Pixar nicht mal eine Weile die kreativsten Filme der US-Filmindustrie im Jahrestakt rausgeballert? Erinnert sich noch jemand an wirklich geniale und allegorisch brillant aufgedröselte Konzepte wie einst bei "Ratatouille", "Wall E", "Alles steht Kopf" und "Die Monster AG"? Mittlerweile ist davon nicht mehr viel übrig. "Elemental" ist "Romeo & Julia" mit den Elementen, soll heißen: Es gibt die Wasser-, Feuer-, Luft- und Erdenwesen, und die Feuerwesen werden von den anderen ausgegrenzt, bis sich eine Wasser- in eine Feuerkreatur verliebt. So richtig schlüssig ist die gezeigte Welt nicht, und die Geschichte nie annähernd originell. Ein netter Kinderfilm – was für sich in Ordnung ist, für eine Pixar-Produktion aber schon eine vernichtende Kritik darstellt.
Fair Play (Chloe Domont) – 5/10
– Bitte entschuldigt die etwas doofe Bemerkung, aber "Fair Play" wäre automatisch so viel interessanter, wenn man das Geschlecht der beiden Hauptfiguren tauschen würde. Es geht um einen Mann und eine Frau (sie sind ein Paar), die beide im Beruf erfolgreich sind und sich auf die gleiche Stelle bewerben. Als sie die Stelle bekommt und mehr verdient als er, verträgt sein Ego das nicht und ihre Beziehung wird immer gefährlicher und letztlich gewalttätig. Das ist als psychologischer Thriller durchschnittlich gelungen inszeniert und recht gut gespielt, aber es ist auch so gewöhnlich, so erwartbar, weil so alltäglich. Mit umgekehrten Geschlechtsteilen wäre das Teil wenigstens kontrovers und vielleicht böse und ein bisschen "edgy" und keine Allerweltsbestandsaufnahme.
Knock at the Cabin (M. Night Shyamalan) – 5/10
– Ohne großen Schlusstwist kann M. Night Shyamalan eigentlich nicht, aber der größte Twist ist bei seinem neuen Weltuntergangs-Home-Invasion-Drama wohl, dass es genauso endet, wie es sich von Anfang an angekündigt hat. Zumindest zeigt der einstige Wunderkind-Regisseur mal wieder in Ansätzen, warum er früher noch in einem Atemzug mit Alfred Hitchcock genannt wurde. Wie er hier teils mit einfachsten Mitteln maximale Suspense generiert, ist mustergültig und aufregend – mit Dave Bautista als mysteriösem Schurken auch toll besetzt. Leider kann Shyamalan nach wie vor keine vernünftigen Figuren schreiben und so sind vor allem die Dialoge nur schwer anzuhören. Vielleicht wären richtig tolle Schlagabtausche mal ein guter "Twist" für seinen nächsten Film.
Shazam! Fury of the Gods (David F. Sandberg) – 5/10
– Ich habe einen verrückten Vorschlag: Wir gehen alle geschlossen als Gesellschaft mal ein Jahr in keinen einzigen Superheldenfilm. Ich kann das alles langsam nicht mehr. Ja, der zweite "Shazam" ist auch wieder ganz okay und macht ein paar Sachen richtig, gerade Zachary Levi ist immer noch cool als Kind im Erwachsenenkörper. Aber diese Filme wiederholen sich alle so immens, dass man sich auch beim "Über sie reden" nur noch wiederholen kann. Die Action ist generisch und zu krawallig, die Witze sind eigentlich gut, es gibt nur viel zu viele von ihnen, der Plot ist Nonsense und wie so oft um irgendwelche Fantasy-Artefakte gestrickt … Wir wissen das doch eigentlich alle. Also: 2024 einfach mal ein Jahr Superhelden-Detox machen. Wer möchte dabei sein?
Maestro (Bradley Cooper) – 5/10
– Diese tatsächlich hin und wieder schick inszenierte Filmbiografie schafft es wunderbar, einen gebrochenen (Ehe)Mann zu zeigen, der sich nicht nur mit seinem Jüdischsein und Antisemitismus, sondern auch mit seiner Homosexualität und der Liebe, die er dennoch für seine Frau empfindet, auseinandersetzen muss. Wer sich mit dem dargestellten Leonard Bernstein aber etwas besser auskennt, wird sich irgendwann fragen: "Hat der nicht auch beruflich was mit Musik gemacht?" Warum genau Bradley Cooper einen Film über den vielleicht bedeutendsten Musiker des 20. Jahrhunderts auf ein (ganz gutes) Ehedrama verknappen musste, bleibt wohl ewig sein Geheimnis. Dem "Maestro" wird er so nicht gerecht. Fairerweise hat er es halt (warum auch immer) eh nicht wirklich versucht.
Infinity Pool (Brandon Cronenberg) – 5/10
– Auf eine Art ist Brandon Cronenberg seinem Vater nicht so unähnlich. Wie er den Fiebertraum aus Sex und Drogen, der sich im "Infinity Pool" abspielt, bebildert und dabei immer Einstellungen finden, die im Gedächtnis bleiben, hat tatsächlich Ähnlichkeit zur Vorgehensweise seines Papas. Erzählerisch fehlt ihm aber dessen Radikalität, denn selten wird klar, worum es eigentlich zwischen diesen fiebrigen Momenten geht. Der Plot mäandert ziellos umher und selbst die Darsteller seinen sich nicht immer im Klaren zu sein, was genau sie da eigentlich verkörpern. Witzig ist aber natürlich, dass Mia Goth mal wieder als eine Frau zu sehen ist, die psychisch vollkommen in Rambazamba-Gefilde abdriftet. Ihr Name alleine reicht mittlerweile schon aus, um Interesse zu erzeugen.
The Boogeyman (Rob Savage) – 5,5/10
– Quasi die Horrorfilm-Variation von "Die Monster AG". Ein großer Pluspunkt ist, dass das Monster im Schrank zwar einerseits schlüssig als Metapher für Traumata und verdrängte seelische Narben fungiert, andererseits aber auch pulpy genug auftreten darf, um abseits von intellektueller Thesenhaftigkeit zu schockieren. Die Jumpscare-Momente sind richtig effektiv und schön gesetzt. Warum dann nur 5,5/10? Tja: Das ganze dauert leider zu lang. Es festigt sich irgendwann der Eindruck, dass dieser Film in eine Reihe von Horrorfilmen der letzten Jahre ("It Follows", "Don't Breathe") gehört, die als Kurzfilm eigentlich viel effektiver gewesen wären. Das Konzept ist irgendwann durchgenudelt, und wird so repetitiv, dass viele Stärken sich selbst aufheben dürfen.