GoldenProjectile hat geschrieben: 3. Mai 2021 19:18
Ist der Krasinski-Schmarren auch Käse?
Kann ich nicht sagen, da nicht gesehen. Mag sein, dass das eine gute Serie ist, ich bezweifle aber ernsthaft, dass es eine gute "Jack-Ryan-Serie" ist. Clancys (gute) Romane funktionieren anders als zB die von Fleming. Die Ryan-Figur an sich ist hat für das Funktionieren und die Qualität der Romane in meinen Augen deutlich weniger Bedeutung als die von Bond. Clancys Werke funktionieren vor allem aufgrund ihres Inhalts, aufgrund der Komplexität der Geschichten, aufgrund ihrer fiktiven Szenarien, die aber nur einen kleinen Schritt von der Realität weg sind. Ryan ist schon auch eine tolle (geschriebene) Figur, aber sie lebt wesentlich mehr davon, wie sie in die Geschichten eingebunden ist als davon, was für ein toller Hecht dieser Ryan für sich genommen ist. Und die Figur wie auch die Geschichten sind stark zeitgenössisch geprägt, sie sind klar Kinder der 80er und 90er Jahre. Aus eben diesen genannten Gründen kann es kaum funktionieren einfach die Hauptfigur und vielleicht noch ein paar inhaltliche Eckpunkte zu nehmen und sie in ein wahlloses, mit Gewalt aktualisiertes Szenario reinzupressen. Das mag mal etwas besser (Sum of all Fears) und mal deutlich schlechter (Shadow Recruit) funktionieren, da kann vielleicht auch mal eine handwerklich gute Serie bei rauskommen - aber mit Clancys Werk hat das alles nix gemein. Selbst bei Clancy selbst haben diese Modernisierungen und die "Emanzipation" vom Kernwerk ja in seinen späteren Werken (bei denen er zumindest noch offiziell seinen Namen hat hergegeben) überhaupt nicht funktioniert.
Das Hauptproblem mit Clancy-Verfilmungen ist, dass man den literarischen Vorlagen einfach viel zu wenig Respekt zollt und statt dessen immer lieber sein eigenes Süppchen kocht. Pine/Affleck als Ryan, Jordan als Clark, österreichische Neonazis statt arabischen Terroristen - wie ignorant muss man eigentlich sein, um auf solch inhaltlich abwegige Ideen zu kommen? Und die Steigerung davon ist dann eben sich gleich komplett inhaltlich und figürlich von der Vorlage zu lösen, weil man das ja eh mindestens genau so gut kann wie so ein Clancy. Deshalb sind die ersten drei Filme auch die besten, weil man sich hier zumindest noch halbwegs an die Vorlagen gehalten hat. Dieses schablonenhafte Denken, dass man auf Teufel komm raus es mit Clancy/Ryan genau so machen will (und kann!) wie es mit Fleming/Bond geklappt hat ohne dabei zu berücksichtigen, dass die Grundvoraussetzungen der literarischen Vorlage komplett andere sind ist einfach nur...typisch Hollywood.
GoldenProjectile hat geschrieben: 3. Mai 2021 19:18Der andere Jack R (eacher) kriegt ja in Bälde eine TV-Serie, die romangetreu und ausführlich vorgehen will, mit einer Staffel pro Buch. Das sollte doch bei eurem Jack R auch irgendwie funktionieren.
Theoretisch sicherlich, aber eben nur als historische Serie, die sich im gleichen zeitlichen und geschichtlichen Kontext wie die Romane bewegt. Und dann kommt noch erschwerend hinzu, dass Clancy nie ein "politisch korrekter" Autor war. Es ist schwer vorstellbar, dass ein Hollywood-Studio eine Serie dreht und damit vorsätzlich Länder (und Absatzmärkte) wie Japan oder China brüskiert, indem man sie (oder zumindest stellvertretend ein Teil ihrer Eliten) als Kriegstreiber hinstellt.