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Re: Romanbesprechung: Casino Royale (Fleming)
Verfasst: 22. Januar 2020 11:54
von Franky007
Witzig finde ich immer auch die Tatsache das die Verfilmung von den Original Machern erst von 2006 stammt, während es 1953 bereits einen Amerikanischen Fernsehfilm für die Serie Climax gab und 1967 eine Parodie Verfilmung. Normalerweise ist das Original auch die älteste Version.
Re: Romanbesprechung: Casino Royale (Fleming)
Verfasst: 22. Januar 2020 12:27
von Maibaum
Das lag nur daran, daß Eon die Rechte an CR jahrzehntelang nicht hatte. Nur so konnte die 67er Parodie entstehen.
Die spannende Frage ist allenfalls, ob man in 1962, wenn man die Rechte gehabt hätte, dann tatsächlich mit CR begonnen hätte. Ich denke eher nicht, da einige der späteren Romane deutlich spektakulärer waren.
Re: Romanbesprechung: Casino Royale (Fleming)
Verfasst: 22. Januar 2020 12:56
von Franky007
Woran es lag weiß ich. Ich muss über die Tatsache nur immer ein wenig schmunzeln. Wenn James Bond eine TV Serie wäre, hätte man vielleicht mit Casino Royale als Pilotfolge angefangen.
Re: Romanbesprechung: Casino Royale (Fleming)
Verfasst: 22. Januar 2020 13:02
von GoldenProjectile
Maibaum hat geschrieben: 22. Januar 2020 12:27
Die spannende Frage ist allenfalls, ob man in 1962, wenn man die Rechte gehabt hätte, dann tatsächlich mit CR begonnen hätte. Ich denke eher nicht, da einige der späteren Romane deutlich spektakulärer waren.
Man wollte mit TB beginnen, aber da waren die Rechte durch McClory auch gerade etwas konfus, also griff man zum damals recht aktuellen und actionreichen DN. Wen ich mich richtig erinnere.
Re: Romanbesprechung: Casino Royale (Fleming)
Verfasst: 22. Januar 2020 14:09
von Maibaum
GoldenProjectile hat geschrieben: 22. Januar 2020 13:02
Maibaum hat geschrieben: 22. Januar 2020 12:27
Die spannende Frage ist allenfalls, ob man in 1962, wenn man die Rechte gehabt hätte, dann tatsächlich mit CR begonnen hätte. Ich denke eher nicht, da einige der späteren Romane deutlich spektakulärer waren.
Man wollte mit TB beginnen, aber da waren die Rechte durch McClory auch gerade etwas konfus, also griff man zum damals recht aktuellen und actionreichen DN. Wen ich mich richtig erinnere.
Klar, aber trotzdem kann man spekulieren, was gewesen wäre, wenn sie die Rechte auch an CR gehabt hätten.
Re: Romanbesprechung: Casino Royale (Fleming)
Verfasst: 22. Januar 2020 14:13
von Revoked
Eine 1:1 Verfilmung von CR ist allerhöchstens was für Bondnerds wie wir (uns?).
Wie Bäumchen schreibt: viel zu unspektakulär.
Re: Romanbesprechung: Casino Royale - CR (Fleming)
Verfasst: 16. Oktober 2024 15:57
von Nico
Nachdem es an der Film-Front ja leider auf absehbare Zeit nichts gibt, auf oder über das man sich freuen könnte, habe ich nun auch endlich mal angefangen, mir die Bücher vorzunehmen. (Und nachdem ich in Marburg großspurig verkündet habe, bis in einem Jahr mindestens alle Flemings gelesen zu haben, hab ich auch was zu tun...) Einige schön gestaltete Ausgaben aus dem Cross Cult-Verlag stehen schon in meiner Bibliothek und ich habe vor, sie (die machen ja auch optisch durchaus was her) noch zu erweitern. Und da wir hier in einem Forum unterwegs sind, ergibt es ja auch irgendwo Sinn, euch an meiner Lesereise teilhaben zu lassen. Erwartet bitte keine ausgefeilten Rezensionen, ich werde einfach ein paar meiner ungeordneten Gedanken zum Besten geben.
CR habe ich tatsächlich in den letzten Jahren schon mindestens 2, wenn nicht gar 3 mal angefangen, zu lesen, hab es aber nie über die ersten paar Seiten geschafft. Flemings Schreibstil sagte mir so überhaupt gar nicht zu. Aber nun gut, ich habe dem Buch eine 4. (?) Chance gegeben und siehe da, es funktioniert. Größtenteils zumindest. Kommt man mal über die ersten paar Seiten und das fürchterlich langweilige Dossier über "Die Ziffer" hinaus, dann wird es doch ganz packend. Anschläge werden verübt, Bond lernt Vesper kennen, schließlich wird Baccarat gespielt (ich hab's nun zumindest im Ansatz verstanden), Bond wird gefoltert und es folgt ein sehr merkwürdiges Ende...
Insgesamt ist es doch erstaunlich, was für ein Zwiespalt CR ist. Irgendwie ist sowohl fast alles als auch nichts im Film gelandet. Das ganze Rahmenkonstrukt, die Figuren in ihrer grundsätzlichen Funktion, die Anschläge, das Casino, die Folter, die Liebelei am Ende - es ist doch irgendwie alles da, wenn auch ganz anders. Als hätte man den Roman genommen, entkernt und auf den Rudimenten etwas neues aufgebaut.
Aber es soll hier ja gar nicht um den Film gehen. Doch auch als Roman lässt mich CR zwiegespalten zurück. Mochte ich ihn? Ich denke schon. Flemings Schreibstil variiert zwischen vollkommen ausgearteten Beschreibungen einzelner Figuren und viel zu schnell abgehandelten Handlungssträngen (Mal ehrlich, die ganze "Liebes"-Geschichte am Ende und Vespers plötzlicher Tod sind viel zu abrupt, nicht homogen und merkwürdig schwülstig, aber gleichzeitig trocken beschrieben). Zwischendurch kann er es aber doch auch spannend machen: Die Hauptszene des Baccarat-Spiels hat mich tatsächlich in seinen Bann gezogen, auch die Folter war eindrücklich. So habe ich Dreiviertel des Buches dann doch an einem tag fast hintereinander weg gelesen.
Doch noch einmal zurück zum Film-Bond: Es fällt schon auf, wie unterschiedlich doch der Roman-Bond und der Film-Bond sind. Ich könnte mir niemals den coolen Connery beim Lesen vorstellen, irgendwie ist die Hauptperson des Buches eine ganz andere, emotionalere, leidendere (!) und trotzdem glattere Figur. Viel wird auch der 2. WK erwähnt, der natürlich in den Filmen keine Rolle mehr spielt. Bond und alle anderen Figuren definieren sich quasi durch das, was sie in den Kriegsjahren gemacht haben, ein Aspekt, der mir regelmäßig vor Augen führte, aus welcher Zeit das Buch stammte.
Was soll ich als Abschluss meiner konfusen Gedanken also sagen? Doch, ich mochte den Roman. Vieles hätte besser ausgearbeitet sein können, Flemings Stil sagt mir nicht immer zu und an vielen Stellen wirkt das Buch erstaunlich altbacken. Und dennoch hat er mich, sehen wir mal von den ersten 30, 40 Seiten ab, gefesselt. Es ist dann doch durch die dichte Handlung selten Leerlauf, ich blieb dran... Und freute mich nach der Lektüre gleich auf LALD. (Und alles, was da noch so kommt...)
Re: Romanbesprechung: Casino Royale - CR (Fleming)
Verfasst: 16. Oktober 2024 18:53
von GoldenProjectile
Alles richtig erkannt, vor allem wie lose der Film eigentlich mit dem Roman zu vergleichen ist und wie sehr der Roman im 2. WK verwurzelt ist. Letzteres finde ich auch sehr authentisch und trägt zum Zeitgeist enorm bei. Gerade CR kommt so sehr aus dieser Zeit (die Jahre nach dem 2. WK), dieser Welt, Flemings Kenntnissen und Erfahrungen und ist voll und ganz als realistisches, bodenständiges Abenteuer dieser Zeit gedacht, dessen grösster Fantasieaspekt noch darin besteht, dass ein Agent einen anderen beim Glücksspiel sabotieren soll, was vielleicht nicht alltäglich war, aber in dem Kontext durchaus denkbar ist. Sowas gab es seither eigentlich in der ganzen Bondwelt praktisch nie mehr, schon LALD ist wesentlich fantastischer angelegt.
Re: Romanbesprechung: Casino Royale - CR (Fleming)
Verfasst: 16. Oktober 2024 19:06
von Casino Hille
Der Roman ist wie vieles von Fleming größtenteils schwache Trivialliteratur, die aber zumindest konzeptionell einiges an Fantasie beinhaltet. Und genau das ist es, weshalb die Filmreihe so gut funktioniert und so enorm von den Vorlagen profitiert hat. Schlechte Romane ergeben meist bessere Filme als gute. Man könnte das als Axiom der Adaption bezeichnen: Die Vorzüge großartiger Prosa überleben selten den Sprung vom Papier auf die Leinwand. Was Filmemacher auf der Suche nach Inspiration wirklich wollen, ist Material – das faszinierende High-Concept, das unwiderstehliche Szenario, oder eine fesselnde Geschichte. Sie wollen amüsante Charaktere oder eine unerwartete Wendung im dritten Akt und eine Handlung, die geradezu labyrinthisch ist. Sie wollen etwas wie "Der Pate" oder "Psycho" oder "Liebesgrüße aus Moskau": aufregenden Blödsinn. Auf literarische Qualität kommt es nicht wirklich an.
Flemings Bücher sind für mich daher vor allem in der Hinsicht interessant, als dass sie als Ideenlieferanten für die Verfilmungen ganz wunderbar getaugt haben und man sehr gut sehen kann, wie sich über die Jahre aus den Romanen die Filmfigur James Bond heraus geschält hat. Einige der späten Bücher haben dann übrigens so wenig mit den Filmen zu tun, dass man sie losgelöst als amüsanten Pulp einer vergangenen Zeit lesen kann.
Re: Romanbesprechung: Casino Royale - CR (Fleming)
Verfasst: 16. Oktober 2024 19:56
von Revoked
Ja, CR ist tatsächlich recht holprig zu lesen. Das wird, wenn ich mich recht erinnere, etwas besser in den Folgeromanen. Aber ein großer Schriftsteller ist Fleming nie geworden.
Ich mag das Buch ähnlich wie Nico. Eigentlich ist es ja eher eine lang geratene Kurzgeschichte.
Und der Kontrast zwischen dem Roman-Bond und dem Film-Bond ist schon sehr groß. Das bleibt eigentlich auch so bis TMWTGG. Bond ist in Beziehungen zu Frauen unerfahren und unsicher, weswegen er sich immer Hals über Kopf in „Opfer“ verliebt und bis Tracy in den Romanen kaum eine Partnerin auf Augenhöhe hat.
Re: Romanbesprechung: Casino Royale - CR (Fleming)
Verfasst: 28. November 2024 18:41
von Maibaum
Besitzt hier jemand CR im Original?
Re: Romanbesprechung: Casino Royale - CR (Fleming)
Verfasst: 28. November 2024 19:10
von GoldenProjectile
Maibaum hat geschrieben: Gestern 18:41
Besitzt hier jemand CR im Original?
Meinst du Originalsprache oder Originalausgabe?
Ich besitze die englische Ausgabe von Penguin Books, Reissued 2006 mit Craig-Cover
Re: Romanbesprechung: Casino Royale - CR (Fleming)
Verfasst: 28. November 2024 22:22
von Revoked
Maibaum hat geschrieben: Gestern 18:41
Besitzt hier jemand CR im Original?
Ich habe die deutsche Erstausgabe für abgezählte 99 Pfennig (!) vom Flohmarkt.
Wieso?
Re: Romanbesprechung: Casino Royale - CR (Fleming)
Verfasst: 28. November 2024 23:06
von Maibaum
Ein Check der Übersetzung.
Ich lese die neue CC Ausgabe, und vergleiche ein wenig mit der Ullstein Übersetzung, die mir übrigens bislang (Kapitel 7) als gut vorkommt.
Frage: Gegen Ende Kap. 2 im Smersch Dossier, da erwähnt Ullstein eine Beteiligung an der Ermordung Trotzkis, während CC Smerschs erstes Bekanntwerden erst danach im Rußlandfeldzug Hitlers festmacht.
Re: Romanbesprechung: Casino Royale - CR (Fleming)
Verfasst: 29. November 2024 00:22
von GoldenProjectile
"It is thought that SMERSH was responsible for the assassination of Trotsky in Mexico (22 August 1940) and may indeed have made its name with the successful murder after attempts by other Russian individuals and organizations had failed.
SMERSH was next heard of when Hitler attacked Russia. It was then rapidly expanded to cope with treachery and double agents during the retreat of the Soviet forces in 1941. At that time it worked as an execution squad for the NKVD and its present selective mission was not so clearly defined."
Die deutsche Heyne-Ausgabe ist übrigens eine ziemlich genaue Übersetzung davon, bis auf ein Detail im ersten dieser zwei Absätze. Da wird bei Heyne aus "the successful murder", womit ja noch der Mord an Trotzki gemeint sein muss, plötzlich "erfolgreiche Mordversuche an weiteren russischen Einzelpersonen".