Re: Superman
Verfasst: 8. Februar 2017 08:52
Superman IV – Die Welt am Abgrung (1987) – Sidney J. Furie
Der große Boom um Superman hatte sich Mitte der 80er Jahre längst gelegt und auch die Salkinds mussten angesichts kontinuierlich zurückgehender Umsätze sowie dem empfindlich gefloppten Spin-Off Supergirl erkennen, dass ihr Franchise nicht länger die goldene Eier legende Gans vergangener Tage war. Um noch ein letztes mal etwas Geld mit dem Material erzielen zu können veräusserte man daher die scheinbar entwerteten Rechte an die aufstrebende B-Filmschmiede Cannon.
Cannon hatte sich in der ersten Hälfte der 80er Jahre dank einer äusserst effektiven Strategie (eine hohe Anzahl günstig produzierter, extrem zielgruppenorientierter Filme erzielten ordentliche Gewinne in der Kino- und nicht zuletzt der Videoauswertung) einen gewissen Status erarbeitet und wollte nun den nächsten Schritt tun, um mittelfristig im Konzert der großen Major Studios mitmischen zu können. Dazu gehörte auch der Ansatz einige deutlich teurere Prestigefilme zu produzieren und so schien die vormals so populäre Superman-Reihe genau die passende Ergänzung des Cannonschen Portfolios zu sein. Die immer in großem Stil auftretenden Cannon-Bosse Golan und Globus hatten ebenso große Pläne mit ihrem neuerworbenen Franchise. Ein hochbudgetierter Blockbuster mit spektakulären Effekten und Starbesetzung vor und hinter der Kamera sollte Cannon den Zutritt zu den saftigen Hollywoodfleischtöpfen ermöglichen. Nicht nur dass man mit Christopher Reeve, Margot Kidder, Jackie Cooper und Marc McClure die gesamte bewährte Daily Planet-Riege der vorangegangenen Filme an Bord hatte, sogar Gene Hackman, der der Serie nach Donners Demission den Rücken gekehrt hatte, liess sich dank eines üppigen Gehaltschecks zu einer Zugabe als Lex Luthor bewegen. Da keiner der Wunschregisseure Donner und Lester gewonnen werden konnte musste man sich auf dem Regiestuhl allerdings mit der kleineren Lösung in Person des biederen Handwerkers Sidney J. Furie (zu dessen bekanntesten Werken der von Harry Saltzman produzierte Gegenentwurf zur Bondserie Ipcress mit Michael Caine sowie der spekulative Top Gun-Ripoff Der stählerne Adler zählen) begnügen.
Bevor das Superman-Projekt noch richtig anrollen konnte geriet Cannon jedoch aufgrund ihrer kostspieligen Expansionspolitik in Schieflage. Statt einen Schritt nach dem anderen zu machen wurden gleichzeitig Unsummen in die Übernahme einer Reihe britischer Kinos (zum Aufbau eines eigenen Vertriebsnetzes), dem „Einkauf“ teurer Stars (u.a. DEM Superstar der damligen Zeit Sly Stallone) und einiger hochbudgetierter Prestigeproduktionen (u.a. Tobe Hoopers überbrodendes SciFi-Spektakel Lifeforce) gesteckt und was noch schlimmer war: keine dieser Investitionen sollte sich als rentabel erweisen. Als 1986 die Produktion des vierten Teils der Superman-Saga anlief hatte Cannon daher schon mit bedenklichen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Vor allem die Liquidität des Studios wurde zunehmend zu einem Problem und da neben Superman IV mit dem Dolph Lundgren-Vehikel Masters of the Universe eine weitere kostspielige Produktion anstand entschlossen sich Golan und Globus das ursprünglich mit 36 Millionen Dollar veranschlagte Superman-Budget während bereits laufender Produktion um mehr als die Hälfte zu kürzen, um so Mittel für die Actionpuppen-Realverfilmung freizumachen.
Die Auswirkung dieser Sparpolitik sollten sich für den Film als fatal entpuppen, da nun nicht mehr genügend Geld vorhanden war für die originär vorgesehenen atemberaubenden state-of-the-art-Spezialeffekte. Das mit sehr begrenzten Mitteln entstandene Effektniveau von Superman IV ist als Folge dessen geradezu armseelig. Dies gilt insbesondere für alle Flugszenen, die nicht nur weit hinter denen der Vorgängerfilme (vor allem der ersten beiden Teile) zurückbleiben, sondern auch ohne den Vergleich zu den gelungenen Vorfilmen anszustellen einfach nur billig und trashig aussehen. Hinzu kommen gruselige Rückprojektionen, schlampige Bluescreen-Effekte (blaue Ränder), unecht bis peinlich wirkende Bewegungsabläufe in den Luftkämpfen und schwache Mattepaintings (die Erde sieht eher wie ein gekugelter Quilt aus). Durch das erschütternd niedrige Effektniveau verliert der Film jeglichen in der Serie noch verbliebenen Rest an Ernsthaftigkeit und suhlt sich stattdessen im tiefsten Trash.
Erschwerend kommt hinzu, dass auch größere Handlungsteile ganz offensichtlich keinerlei Interesse mehr daran haben die Saga in einem ähnlich ernstzunehmenden Licht zu zeigen, wie es eine Dekade zuvor die Absicht von Donner und Mankiewicz gewesen war. Vor allem der Nuclear Man-Subplot ist eine Aneinanderreihung an peinlichen Albernheiten. Dabei haben einige der Szenen anfänglich sogar noch einen trashigen Charme, was vor allem an dem hier wieder herrlich auf den Putz hauenden Hackman liegt, jedoch verflüchtigt sich dieser spätestens in der schlecht inszinierten actionlastigen Auflösung jener Szenen (klamaukig wirkende Luftkeilereien zwischen Superman und seinem nuklearen Wiedersacher). Dies in Kombination mit dem von keinem anderen als Christopher Reeve höchstselbst ersonnenen naiven „Superman befreit die Welt von der atomaren Bedrohung“-Thema lässt die ursprünglich als Prestigeblockbuster konzipierte Produktion eher wie ein billiges TV-Filmchen aus dem Kinderprogramm wirken.
Das eigentlich traurige an Superman IV ist jedoch, dass der Film noch gar nicht mal in Gänze wirklich schlecht ist. Es gibt eine ganze Reihe an sehr schönen Szenen, vor allem innerhalb der besseren (weil weniger Action- und Effektlastigen) ersten Hälfte. Gerade Clark Kent bekommt im vierten Teil sehr viel und nahezu durch die Bank gelungene Szenen zugestanden, wie beispielsweise die atmosphärische Rückkehr auf die Farm seiner Pflegeeltern in Smallville. Auch funktioniert die Beziehung zu seinen beiden Leading Ladies Lois und Lacy bestens. Vor allem die nun zu einer echten Freundschaft weiterentwickelte Beziehung zu Lois ist gut herausgearbeitet, hier macht sich erneut die grossartige Chemie zwischen Reeve und Kidder bezahlt. Aber auch Serien-Neuzugang Mariel Hemingway spielt ihre Verlegerstochter sympathisch und es ist zudem schön zu sehen, dass man über ihre Rolle Clark auch mal ein eigenes Privatleben zugesteht (und er nicht nur die an- und ausschaltbare Tarnidentität von Superman ist).
Ein interessanter Ansatz ist auch der sterbenskranke Superman, was man aber fraglos noch besser und emotionaler herausarbeiten hätte können, da die eine verbliebene Szene dies doch etwas zu schnell abhandelt, als dass man wirklich vom Leid der Titelfigur beeindruckt sein könnte. Superman/Clark in einem so desolaten Zustand zu sehen lässt den Zuschauer aber dennoch kurz schlucken. Viel Freude bereiten zudem die meisten Szenen mit Gene Hackmans Lex Luthor, der ganz offensichtlich wieder mit diebischer Freude seinen charmant-widerwärtigen Over-the-Top-Schurken zum Besten gibt. Man hätte sich wie bereits angedeutet für ihn lediglich eine bessere Handlungsgrundlage als den unsäglich doofen Nuclear Man-Subplot gewünscht. Wobei die letztlich in der Kinofassung der Schere zum Opfer gefallenen Szenen mit dem Nuclar Man-Prototyp durchaus aufgrund ihres konsequent albern-humoristischen Ansatzes eine Bereicherung gewesen wären.
In Gänze betrachtet ist Superman IV eine satte Bauchlandung, die zumindest in dieser Größenordnung vermeidbar gewesen wäre. Cannon hat mit der Halbierung des Budgets nicht eine Hälfte gespart, sondern die verbliebene Hälfte zum Fenster rausgeworfen. Ein als Blockbuster angedachter Film auf einem derart niedrigen handwerklichen Niveau ist unentschuldbar und folgerichtig auch ein vorprogrammierter wirtschaftlicher Reinfall. Wobei man klar festhalten muss, dass der Film auch mit besseren (oder besten) Effekten nicht gut wäre, dafür weist auch das Drehbuch zu viele gravierende Probleme auf wie es sich auch generell als Fehler herausstellt, dass der Film gleichermaßen naive wie ernstgemeinte Weltverbessereransichten mit einem auf Seriösität pfeifenden quaisiparodistischen Tonfall kreuzt. Am Ende funktioniert weder das eine noch das andere, wobei letzteres durchaus Potenzial gehabt hätte, aber dann hätte das Ganze auch mehr Biss und Pepp haben müssen und nicht nur wie in diesem Fall als lasche und einfallslose Superhelden-Verhohnepiepelung daherkommen dürfen.
Das Fiasko um Superman IV ist in mehrerlei Hinsicht bedauerlich. Zum einen, da die guten Ansätze beweisen, dass selbst im fertigen Film Potenzial für ein deutlich besseres Endresultat vorhanden gewesen wäre. Zum anderen und nachhaltigeren, da der künstlerische wie kommerzielle Misserfolg von Superman IV nicht nur den endgültigen Sargnagel für das Franchise (oder zumindest die Ära Reeve) darstellt, sondern ihn aufgrund des trashigen Charakters des Films regelrecht mit einem Dampfhammer in den Sarg rammt.
Für Cannon war das enttäuschende Boxoffice von Superman IV ein weiterer Schritt auf dem Weg zum unausweichlichen Ende, welches 1989 kommen sollte. Die Superman-Rechte gingen im Anschluss erneut an die Salkinds zurück und das umtriebige Vater-Sohn-Gespann war spätestens nach dem immensen Erfolg von Tim Burtons Batman plötzlich doch wieder stark an einem fünften Film interessiert. Dazu kommen sollte es jedoch nicht mehr, auch weil Christopher Reeve seine Beteiligung nur bei ähnlichem Aufwand wie bei den ersten Filmen in Aussicht stellte – etwas was ihm die Salkinds, vermutlich aufgrund Finanzierungsproblemen, nicht zusichern konnten. Stattdessen brachten sie im Jahre 1992 mit dem in direkter Konkurrenz zu Ridley Scotts 1492 entstandenen „Christopher Columbus“ ihre nächste große Produktion in die Kinos. Also jenen Film, der unter der Regie von John Glen entstand und in dem ursprünglich Timothy Dalton als Columbus agieren sollte, der jedoch kurz vor Drehbeginn angesichts der Verpflichtung von Glen das Projekt verliess. Nicht nur, dass sich auch hier wiederum Mario Puzo für die Drehbuchgrundlage verantwortlich zeigte, auch Marlon Brando lies sich ungeachtet seiner vorangegangener juristischen Scharmützel mit den Salkinds dank eines erneut üppigen Salärs für eine Gastrolle gewinnen. Womit eindeutig bewiesen wäre, dass beim Geld nicht nur die Freundschaft aufhört…
Wertung: 4 / 10
>>> to be concluded <<<
Der große Boom um Superman hatte sich Mitte der 80er Jahre längst gelegt und auch die Salkinds mussten angesichts kontinuierlich zurückgehender Umsätze sowie dem empfindlich gefloppten Spin-Off Supergirl erkennen, dass ihr Franchise nicht länger die goldene Eier legende Gans vergangener Tage war. Um noch ein letztes mal etwas Geld mit dem Material erzielen zu können veräusserte man daher die scheinbar entwerteten Rechte an die aufstrebende B-Filmschmiede Cannon.
Cannon hatte sich in der ersten Hälfte der 80er Jahre dank einer äusserst effektiven Strategie (eine hohe Anzahl günstig produzierter, extrem zielgruppenorientierter Filme erzielten ordentliche Gewinne in der Kino- und nicht zuletzt der Videoauswertung) einen gewissen Status erarbeitet und wollte nun den nächsten Schritt tun, um mittelfristig im Konzert der großen Major Studios mitmischen zu können. Dazu gehörte auch der Ansatz einige deutlich teurere Prestigefilme zu produzieren und so schien die vormals so populäre Superman-Reihe genau die passende Ergänzung des Cannonschen Portfolios zu sein. Die immer in großem Stil auftretenden Cannon-Bosse Golan und Globus hatten ebenso große Pläne mit ihrem neuerworbenen Franchise. Ein hochbudgetierter Blockbuster mit spektakulären Effekten und Starbesetzung vor und hinter der Kamera sollte Cannon den Zutritt zu den saftigen Hollywoodfleischtöpfen ermöglichen. Nicht nur dass man mit Christopher Reeve, Margot Kidder, Jackie Cooper und Marc McClure die gesamte bewährte Daily Planet-Riege der vorangegangenen Filme an Bord hatte, sogar Gene Hackman, der der Serie nach Donners Demission den Rücken gekehrt hatte, liess sich dank eines üppigen Gehaltschecks zu einer Zugabe als Lex Luthor bewegen. Da keiner der Wunschregisseure Donner und Lester gewonnen werden konnte musste man sich auf dem Regiestuhl allerdings mit der kleineren Lösung in Person des biederen Handwerkers Sidney J. Furie (zu dessen bekanntesten Werken der von Harry Saltzman produzierte Gegenentwurf zur Bondserie Ipcress mit Michael Caine sowie der spekulative Top Gun-Ripoff Der stählerne Adler zählen) begnügen.
Bevor das Superman-Projekt noch richtig anrollen konnte geriet Cannon jedoch aufgrund ihrer kostspieligen Expansionspolitik in Schieflage. Statt einen Schritt nach dem anderen zu machen wurden gleichzeitig Unsummen in die Übernahme einer Reihe britischer Kinos (zum Aufbau eines eigenen Vertriebsnetzes), dem „Einkauf“ teurer Stars (u.a. DEM Superstar der damligen Zeit Sly Stallone) und einiger hochbudgetierter Prestigeproduktionen (u.a. Tobe Hoopers überbrodendes SciFi-Spektakel Lifeforce) gesteckt und was noch schlimmer war: keine dieser Investitionen sollte sich als rentabel erweisen. Als 1986 die Produktion des vierten Teils der Superman-Saga anlief hatte Cannon daher schon mit bedenklichen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Vor allem die Liquidität des Studios wurde zunehmend zu einem Problem und da neben Superman IV mit dem Dolph Lundgren-Vehikel Masters of the Universe eine weitere kostspielige Produktion anstand entschlossen sich Golan und Globus das ursprünglich mit 36 Millionen Dollar veranschlagte Superman-Budget während bereits laufender Produktion um mehr als die Hälfte zu kürzen, um so Mittel für die Actionpuppen-Realverfilmung freizumachen.
Die Auswirkung dieser Sparpolitik sollten sich für den Film als fatal entpuppen, da nun nicht mehr genügend Geld vorhanden war für die originär vorgesehenen atemberaubenden state-of-the-art-Spezialeffekte. Das mit sehr begrenzten Mitteln entstandene Effektniveau von Superman IV ist als Folge dessen geradezu armseelig. Dies gilt insbesondere für alle Flugszenen, die nicht nur weit hinter denen der Vorgängerfilme (vor allem der ersten beiden Teile) zurückbleiben, sondern auch ohne den Vergleich zu den gelungenen Vorfilmen anszustellen einfach nur billig und trashig aussehen. Hinzu kommen gruselige Rückprojektionen, schlampige Bluescreen-Effekte (blaue Ränder), unecht bis peinlich wirkende Bewegungsabläufe in den Luftkämpfen und schwache Mattepaintings (die Erde sieht eher wie ein gekugelter Quilt aus). Durch das erschütternd niedrige Effektniveau verliert der Film jeglichen in der Serie noch verbliebenen Rest an Ernsthaftigkeit und suhlt sich stattdessen im tiefsten Trash.
Erschwerend kommt hinzu, dass auch größere Handlungsteile ganz offensichtlich keinerlei Interesse mehr daran haben die Saga in einem ähnlich ernstzunehmenden Licht zu zeigen, wie es eine Dekade zuvor die Absicht von Donner und Mankiewicz gewesen war. Vor allem der Nuclear Man-Subplot ist eine Aneinanderreihung an peinlichen Albernheiten. Dabei haben einige der Szenen anfänglich sogar noch einen trashigen Charme, was vor allem an dem hier wieder herrlich auf den Putz hauenden Hackman liegt, jedoch verflüchtigt sich dieser spätestens in der schlecht inszinierten actionlastigen Auflösung jener Szenen (klamaukig wirkende Luftkeilereien zwischen Superman und seinem nuklearen Wiedersacher). Dies in Kombination mit dem von keinem anderen als Christopher Reeve höchstselbst ersonnenen naiven „Superman befreit die Welt von der atomaren Bedrohung“-Thema lässt die ursprünglich als Prestigeblockbuster konzipierte Produktion eher wie ein billiges TV-Filmchen aus dem Kinderprogramm wirken.
Das eigentlich traurige an Superman IV ist jedoch, dass der Film noch gar nicht mal in Gänze wirklich schlecht ist. Es gibt eine ganze Reihe an sehr schönen Szenen, vor allem innerhalb der besseren (weil weniger Action- und Effektlastigen) ersten Hälfte. Gerade Clark Kent bekommt im vierten Teil sehr viel und nahezu durch die Bank gelungene Szenen zugestanden, wie beispielsweise die atmosphärische Rückkehr auf die Farm seiner Pflegeeltern in Smallville. Auch funktioniert die Beziehung zu seinen beiden Leading Ladies Lois und Lacy bestens. Vor allem die nun zu einer echten Freundschaft weiterentwickelte Beziehung zu Lois ist gut herausgearbeitet, hier macht sich erneut die grossartige Chemie zwischen Reeve und Kidder bezahlt. Aber auch Serien-Neuzugang Mariel Hemingway spielt ihre Verlegerstochter sympathisch und es ist zudem schön zu sehen, dass man über ihre Rolle Clark auch mal ein eigenes Privatleben zugesteht (und er nicht nur die an- und ausschaltbare Tarnidentität von Superman ist).
Ein interessanter Ansatz ist auch der sterbenskranke Superman, was man aber fraglos noch besser und emotionaler herausarbeiten hätte können, da die eine verbliebene Szene dies doch etwas zu schnell abhandelt, als dass man wirklich vom Leid der Titelfigur beeindruckt sein könnte. Superman/Clark in einem so desolaten Zustand zu sehen lässt den Zuschauer aber dennoch kurz schlucken. Viel Freude bereiten zudem die meisten Szenen mit Gene Hackmans Lex Luthor, der ganz offensichtlich wieder mit diebischer Freude seinen charmant-widerwärtigen Over-the-Top-Schurken zum Besten gibt. Man hätte sich wie bereits angedeutet für ihn lediglich eine bessere Handlungsgrundlage als den unsäglich doofen Nuclear Man-Subplot gewünscht. Wobei die letztlich in der Kinofassung der Schere zum Opfer gefallenen Szenen mit dem Nuclar Man-Prototyp durchaus aufgrund ihres konsequent albern-humoristischen Ansatzes eine Bereicherung gewesen wären.
In Gänze betrachtet ist Superman IV eine satte Bauchlandung, die zumindest in dieser Größenordnung vermeidbar gewesen wäre. Cannon hat mit der Halbierung des Budgets nicht eine Hälfte gespart, sondern die verbliebene Hälfte zum Fenster rausgeworfen. Ein als Blockbuster angedachter Film auf einem derart niedrigen handwerklichen Niveau ist unentschuldbar und folgerichtig auch ein vorprogrammierter wirtschaftlicher Reinfall. Wobei man klar festhalten muss, dass der Film auch mit besseren (oder besten) Effekten nicht gut wäre, dafür weist auch das Drehbuch zu viele gravierende Probleme auf wie es sich auch generell als Fehler herausstellt, dass der Film gleichermaßen naive wie ernstgemeinte Weltverbessereransichten mit einem auf Seriösität pfeifenden quaisiparodistischen Tonfall kreuzt. Am Ende funktioniert weder das eine noch das andere, wobei letzteres durchaus Potenzial gehabt hätte, aber dann hätte das Ganze auch mehr Biss und Pepp haben müssen und nicht nur wie in diesem Fall als lasche und einfallslose Superhelden-Verhohnepiepelung daherkommen dürfen.
Das Fiasko um Superman IV ist in mehrerlei Hinsicht bedauerlich. Zum einen, da die guten Ansätze beweisen, dass selbst im fertigen Film Potenzial für ein deutlich besseres Endresultat vorhanden gewesen wäre. Zum anderen und nachhaltigeren, da der künstlerische wie kommerzielle Misserfolg von Superman IV nicht nur den endgültigen Sargnagel für das Franchise (oder zumindest die Ära Reeve) darstellt, sondern ihn aufgrund des trashigen Charakters des Films regelrecht mit einem Dampfhammer in den Sarg rammt.
Für Cannon war das enttäuschende Boxoffice von Superman IV ein weiterer Schritt auf dem Weg zum unausweichlichen Ende, welches 1989 kommen sollte. Die Superman-Rechte gingen im Anschluss erneut an die Salkinds zurück und das umtriebige Vater-Sohn-Gespann war spätestens nach dem immensen Erfolg von Tim Burtons Batman plötzlich doch wieder stark an einem fünften Film interessiert. Dazu kommen sollte es jedoch nicht mehr, auch weil Christopher Reeve seine Beteiligung nur bei ähnlichem Aufwand wie bei den ersten Filmen in Aussicht stellte – etwas was ihm die Salkinds, vermutlich aufgrund Finanzierungsproblemen, nicht zusichern konnten. Stattdessen brachten sie im Jahre 1992 mit dem in direkter Konkurrenz zu Ridley Scotts 1492 entstandenen „Christopher Columbus“ ihre nächste große Produktion in die Kinos. Also jenen Film, der unter der Regie von John Glen entstand und in dem ursprünglich Timothy Dalton als Columbus agieren sollte, der jedoch kurz vor Drehbeginn angesichts der Verpflichtung von Glen das Projekt verliess. Nicht nur, dass sich auch hier wiederum Mario Puzo für die Drehbuchgrundlage verantwortlich zeigte, auch Marlon Brando lies sich ungeachtet seiner vorangegangener juristischen Scharmützel mit den Salkinds dank eines erneut üppigen Salärs für eine Gastrolle gewinnen. Womit eindeutig bewiesen wäre, dass beim Geld nicht nur die Freundschaft aufhört…
Wertung: 4 / 10
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