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Verfasst: 29. November 2008 12:49
von SuperMike007
UNIVERSAL EXPORTS hat geschrieben:Natürlich kann man zwei Modernisierungsversuche miteinander vergelichen. Dass TLD das von mir ungeliebte Achtzigerflair versprüht und mir der Titelsong nicht passt, dafür kann der Film ja nichts - und das werfe ich ihm in bezug auf CR und Modernisierung auch nicht vor.
Zu CR: Der Hauptdarsteller ist besser (und das sehe nicht nur ich ja so) und die Modernisierung ist radikaler.

Ich glaube allerdings das liegt daran das es keinen Kalten Krieg mehr gibt und James Bond nicht mehr viel mit Russland bzw. der Sowjetunion zu tun hat, ansonsten würde die Moderniesierung bei Daniel Craig wahrscheinlich auch nicht viel besser aussehen.

Ich bin zwar Craig - Fan aber finde auch das man die Dalton - Bonds garnicht vergleichen kann mit den Craig - Bonds da es in einer ganz anderen Zeit gespielt hat.



Gruß Mike007

Verfasst: 9. Januar 2009 02:42
von danielcc
so, ich bin mit meinem bond marathon bei The Living Daylights angekommen und damit bei timothy dalton weswegen es vielleicht sinn macht, zunächst über den darsteller zu reden.

um es ganz klar zu sagen - und ich hoffe ihr lest trotzdem weiter: ich mag timothy dalton nicht in der rolle und halte ihn für den wohl größten besetzungsfehler der serie. warum? ein bonddarsteller muss für mich:
- cool sein, damit männer so sein wollen wie er
- sex appeal haben damit frauen auf ihn stehen
- charisma haben - wichtiger als schauspielkunst! er muss einen auftritt haben, der selbstbewusstsein ausstrahlt
- er muss ernste sowie humorvolle szenen glaubhaft rüberbringen

tja, und da ist nun mal meine meinung sehr deutlich, dass dalton zwar gut in den action und dramatischen szenen war, aber ihm charisma und vor allem die sexiness vollkommen abging. noch schlimmer, in seinen beiden filmen gibt es nicht ein mal eine lustige szene, die er wirklich gut rüber bringt. (wobei seine originalstimme besser ist als die synchro!)

dennoch will ich den film ehrlich bewerten und ich bin froh, dass ich ihn wieder gesehen habe, denn es ist ein wirklich guter bondfilm! ich kann mir lebhaft vorstellen, dass mich der film 1987 im kino richtig gefesselt hätte.

was mir immer mehr auffällt ist, dass man wirklich angefangen mit FYEO bis hinzu LTK einen relativ konsistenten stil beibehalten hat, nämlich einen bodenständigeren, realistischeren ansatz. ja auch OP zähle ich dazu (siehe meine kritik). dies ist natürlich auch bei TLD so und man kann den film vielleicht am besten mit FYEO vergleichen.

vorne angefangen, finde ich die PTS nahezu perfekt: ein story element wird eingeführt, eine spannende situation entsteht, bond agiert heldenhaft, eine sehr gute action szene führt hin zur bond-vorstellung und einer flirt-szene. was will man mehr?
spannend geht es auch gleich weiter, das überlaufen koskovs ist gut inszeniert und ist eine schöne integration eines fleming-stoffs.

die gesamte story ist wirklich fesselnd. da sind elemente des kalten krieges, aktuelle geschehnisse, es gibt viele wendungen und jeder trickst jeden aus, eine echte agenten geschichte wie sie fleming hätte schreiben können.
leider glaube ich das der plot so kompliziert ist, dass 90% der zuschauer im kino diesen zumindest im detail nicht mitbekommen und auch nicht nacherzählen könnten. aber ist das wichtig?

nicht nur die story ist gut, sondern mit gefällt auch das tempo der erzählung. es gibt zwar relativ wenig action, doch die geschichte ist spannend und es passiert immer was neues. zur action: wie gesagt sind die ersten 20min mit der gibraltar szenen und der entführung von koskov sehr gut, auch die action im showdown ist gelungen. total daneben finde ich aber die aston martin sequenz, und die tatsache, dass die einigen hier gefällt, wundert mich sehr. in einem film der sehr bodenständig ist, der keine großen kulissen hat, wirkt der aston mit seinen peinlichen gadgets wie ein albernes spielzeug. gradezu dümmlich und naiv sind dinge wie der laser. (auch dessen einsatz ist effekthaschend und vollkommen unnötig da bond dem polizei auto ja locker entkommen könnte und er anschließend sich sowieso freibombt!). sorry, das hätte nicht sein dürfen! eine schlichte verfolgung mit dem aston durch straßen, schnee und eis und vielleicht eine rakete wären OK gewesen.

frauen sind wohl geschmackssache trotzdem kann ich mir auch hier den kommentar nicht verkneifen, dass maryam d' abo für mich im film absolut unattraktiv ist. sieht aus wie ein wurm mit großer nase und pony-haarschnitt. aber für dalton reicht es ;-) übrgrigens sieht sie in interviews besser aus als im film!

die drehorte sind in diesem film entsprechend der oben erwähnten grundrichtung: nicht spektakulär aber glaubhaft und der politischen story entsprechend.

hervorheben möchte ich einige einzelszenen die mir besonders gefallen, in denen dalton auch sehr gut agiert:
- der tod von saunders: klein aber schön ist die entwicklung des bond-saunders verhältnisses. wenn wir ihn endlich mögen wird er kaltblütig getötet und genau das was wir in dem moment empfinden spiegelt sich in daltons gesicht, und seine reaktion mit waffe und ballon-kind ist ebenfalls schön. in dieser und mehreren szenen gibt dalton einblick in die seele des zwigespaltenen geheimagenten a la fleming. allerdings empfinde ich einige sprüche in diese richtung als zu stark und unmotiviert ("soll er mich doch feuern, ich wäre ihm dankbar")
- das verhör mit general pushkin ist so eine weitere nette szene, gut aufgebaut und mit offenem ende. mir gefällt der gegenseitige respekt der beiden und überhaupt pushkins rolle (in der fortführung der entspannungs-politik die auch bei bond einzug gehalten hatte)
- die finale konfrontation mit whitaker: schön, wie hier nach dem großen showdown noch etwas nachgeschoben wird. der whitaker charakter hat einen hauch von größenwahnsinnigen wie stromberg und drax aber realistischer. DOCH: leider hat der film keinen eindeutigen bösewicht. koskov ist schleimig und verlogen und whitaker ist ein mieser waffen-dealer aber wer ist bonds opponent?
- die szene in der kara bond vergiftet erinnert ein wenig an DN doch hier ist es viel raffiniertet, da bond ihr grade alles erklären will aber schon vergiftet ist, es ihm dennoch gelingt sie auf seine seite zu ziehen.

dass der film auch kleine schwächen neben dem bösewicht und dem bondgirl hat ist klar, doch die stören allesamt nicht wirklich. moneypenny ist blass und irgendwie peinlich aber nach gefühlten 100 auftritten von lois maxwell ist es auch schwer für eine neue zu überzeugen. es liegt aber nicht nur an ihr. es stimmt einfach die chemie mit dalton nicht. und auch das muss ich dalton ankreiden: die typischen bondklischees, die die leute erwarten behandelt er so abschätzig und teilweise peinlich, als sei es ihm unangenehm. hierzu zähle ich die vorstellung "bond - james bond", die moneypenny szene und den martini spruch. gleiches gilt übrigens auch für seine auftritte jenseits der kamera, wo er einfach im vergleich zu moore und brosnan wie ich finde dir rolle nicht wirklich gut verkauft hat. es war einfach falsch von ihm flemings bond zum film-bond zu machen.

fazit: TLD ist ein spannender, solider agenten-action film. ein guter bondfilm mit vielen guten elementen. dalton gibt eine glaubhafte, gute leistung ohne jedoch den charme, den witz oder den flirt-appeal rüberzubringen, den wir zumindest vom film-bond gewohnt sind

Verfasst: 9. Januar 2009 11:50
von Maibaum
Was ist denn an dem Plot kompliziert?

Ich glaube ich kenn niemanden der bisher jemals Schwierigkeiten gehabt hätte einen Bond Plot zu verstehen.


Was Dalton betrifft, so halte ich ihn auch eher für den besten Bond Darsteller (zumindest vor DC). Er hatte Charisma, aber wahrscheinlich nicht das Star Charisma das man für JB braucht wenn man die breite Masse überzeugen will, und das Connery, Moore, Brosnan hatten. Ich finde es schade das der 3. geplante Film mit ihm nicht realisiert wurde.

TLD war noch zu sehr ein RM Bond, und obwohl TD sehr gut wahr hatte ich immer wieder bei einigen Szenen Roger vor Augen. Vor allem bei den platten Sprüchen die witzig sein sollen, aber nur albern sind, und die hier auch total stören.
LtK war dann der optimale TD Film, und mit großem Abstand auch der beste Bond Film der 80ger.

Auffallend ist auch, das die beiden TD Bonds viel besser inszeniert sind als John Glens RM Bonds, die ziemlich bieder daherkommen, was mich gerade beim Wiedersehen mit FYEO ein wenig enttäuscht hat.

Verfasst: 9. Januar 2009 12:32
von header
also ich finde TLD (der übrigens mein erster bondfilm war) einen der besten. Realistischer und vorallem wieder ein richtiger Agententhriller wie FRWL. Ich finde Dalton spielt seine Rolle wunderbar. Leider konnte er mich in LTK nicht mehr so überzeugen.

Einzig die Rolle der Kara hätte man vielleicht anders besetzen sollen.

Trotzdem gehört TLD eindeutig zu meinen 4 Leiblingsbondfilmen: FRWL, TLD, CR, QOS

=)

Verfasst: 9. Januar 2009 14:11
von danielcc
Maibaum hat geschrieben:Was ist denn an dem Plot kompliziert?

Ich glaube ich kenn niemanden der bisher jemals Schwierigkeiten gehabt hätte einen Bond Plot zu verstehen.


.
ich glaube ich kenne niemanden der einen bondfilm auf anhieb richtig durchschaut. man sagt das zwar immer leicht daher, dass das ja alles trivial ist aber grade OP und TLD sind im detail sehr kompliziert. in TLD gibt es so viele wendungen... und auch ich habe obwohl ich dieses mal gut aufgepasst habe nicht alles verstanden!

also:
koskov hat einen waffendeal mit whitaker gemacht und dafür eine große summe russisches geld ausgegeben. dieses geld liegt aber scheinbar noch unangetastet bei whitaker und trotzdem gibt es diamanten mit denen das opium gekauft wird? woher kommen die diamanten? und wer bekommt das opium eigentlich? whitaker? whitaker und koskov? und dann wollen sie dieses wider verkaufen und hoffen, dass sie dafür mehr geld bekommen um so einen gewinn zu machen und ´wenn sie den gemacht haben,. dann will whitaker die waffen besorgen und an die russen liefern. soweit so gut (glaube ich) aber die verschiedenen twists mit koskov und pushkin sind auch nicht ohne. das muss man sich mal im detail auf der zunge zergehen lassen

Verfasst: 9. Januar 2009 14:43
von Maibaum
danielcc hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:Was ist denn an dem Plot kompliziert?

Ich glaube ich kenn niemanden der bisher jemals Schwierigkeiten gehabt hätte einen Bond Plot zu verstehen.


.
ich glaube ich kenne niemanden der einen bondfilm auf anhieb richtig durchschaut. man sagt das zwar immer leicht daher, dass das ja alles trivial ist aber grade OP und TLD sind im detail sehr kompliziert. in TLD gibt es so viele wendungen... und auch ich habe obwohl ich dieses mal gut aufgepasst habe nicht alles verstanden!
Im Ernst?
Also ich hatte allenfalls bei QOS leichte Probleme, aber das war mehr in Bezug darauf aufgrund welcher Schlußfolegerungen Bond jetzt von einem Punkt zum andern kommt. Der Plot an sich war sonnenklar.

Bei CR und QOS wird, glaube ich, nicht alles ganz so ausführlich erklärt wie bei den älteren Bonds. Und bei QOS ist das wohl auch eher etwas dem atemlosen Tempo geschuldet.

Alle andern Bonds habe ich als sehr übersichtlich in Erinnerung (das vielleicht nicht alles immer 100% logisch ist, ist eine andere Sache). Die sind ja auch ganz bewußt einfach gehalten von der Handlung her, schließlich will man ja auch keinen potentiellen Zuschauer überfordern.

Verfasst: 9. Januar 2009 14:57
von danielcc
Maibaum hat geschrieben: Alle andern Bonds habe ich als sehr übersichtlich in Erinnerung (das vielleicht nicht alles immer 100% logisch ist, ist eine andere Sache). Die sind ja auch ganz bewußt einfach gehalten von der Handlung her, schließlich will man ja auch keinen potentiellen Zuschauer überfordern.
tja, das sehe ich anders. ich hatte auch alle bonds simpel in erinnerung bis ich sie dann wieder geguckt habe und plötzlich denkt man: mein gott, wer soll denn da mitkommen.

ich will nicht sagen dass es hoch intellektuell ist aber die mischung aus, zu kurzen erklärungen, zu viele wendungen und hier und da vielleicht nicht ganz logische elemente machen es doch insbesondere bei TLD schwer alles nachzuvollziehen. die meisten zuschauer verstehen solche filme auf einem niveau nach der art "ok, da ist ein böser waffendealer der macht gemeinsame sache mit dem ex-russen und der legt zusätzlich die engländer rein". schön, das stimmt soweit aber da ist doch einiges mehr.

witziges am rande: meine eltern sind gelegenheits bond-gucker. gestern haben sie mehr oder weniger zum ersten mal timothy daltn geguckt. nach einer halben stunde meint meine mama spontan: "ne junge, du bist kein richtiger bond"

Verfasst: 9. Januar 2009 21:44
von chief
Für mich war TLD immer der bessere Dalton-Bond. Gerade die Locations (allen voran Wien/Bratislava) fand ich hervoragend und glaubwürdig in Szene gesetzt. Neben der von danielcc gelobten Actionsequenzen fand ich auch die Verfolgung mit dem Aston Martin sehenswert. Die Gadgets mögen stellenweise unglaubwürdig gewesen sein, aber wer auf technische Machbarkeit und physikalische Korrektheit wert legt, der ist bei Bond einfach an der falschen Adresse. Desweiteren wäre noch der exzellente und sehr höhrenswerte Score hervorzuheben, der John Barry´s letzte Arbeit für 007 war. Leider mussten wir danach rund 10 Jahre warten, bis wieder etwas vergleichbares kam...

TLD ist für mich einer der besseren Bonds, ich sortiere ihn im oberen Drittel ein.

Verfasst: 10. Januar 2009 01:13
von 007James Bond
Was mich an dem Film stört ist das Ende. Das Gefecht auf dem Stützpunkt ist nicht gerade das spannendste, aber der Aufhänger mit Whitetaker ist nur noch langweilig und total missglückt. Dieses schreckliche Waffenarsenal, oder Bonds absolut dummes Verhalten. Wie kann man nur 3-mal gegen dieses winzige Schild vor Whitetakers Gesicht schießen, anstatt den ungeschützten Körper zu durchlöchern. :roll:
Aber das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss. Neben Beißers Lovestory in MR ist die Szene mit den Terroristen in der Oper die wohl dämlichste der ganzen Reihe.
Wie kann man nur einen so gelungenen Film in den letzten 7 Minuten vor die Wand fahren...

Verfasst: 10. Januar 2009 01:27
von danielcc
chief hat geschrieben:Neben der von danielcc gelobten Actionsequenzen fand ich auch die Verfolgung mit dem Aston Martin sehenswert. Die Gadgets mögen stellenweise unglaubwürdig gewesen sein, aber wer auf technische Machbarkeit und physikalische Korrektheit wert legt, der ist bei Bond einfach an der falschen Adresse. .
also mir geht es absolut nicht um physikalische korrektheit, sondenr darum ob die gadgets in der jeweiligen "bond-welt" des films glaubhaft erscheinen. und da TLD ein sehr bodenständiger, nüchterner realistischer film ist, finde ich dass die aston martin szene mit dem laser, den raketen, kufen und raketenantrieb irgendwie out of place wirkt. außerdem mag ich nicht wie komisch dalon damit umgeht, als fühle er sich selbst unwohl. und zudem ist der einsatz der gadgets unangemessen wenn es nur gegen so eine popelige tschechische polizei geht :-)

Verfasst: 10. Januar 2009 16:28
von 007.Mirco
danielcc hat geschrieben:und zudem ist der einsatz der gadgets unangemessen wenn es nur gegen so eine popelige tschechische polizei geht :)
Du vergisst hier wohl die Granatwerfer und die Panzer, denn diese kamen zu einem späteren Zeitpunkt auch noch in der Verfolgungsjagd vor. Und wie sagt man so schön, auch Kleinvieh macht Mist. :wink: Aber mal ehrlich, ich finde, dass die Verfolgungsjagd eine der besten Actionszenen im Film ist, weil sie spannend und mit den technischen Spielereien wirklich interessant gemacht ist.
danielcc hat geschrieben:also mir geht es absolut nicht um physikalische korrektheit, sondenr darum ob die gadgets in der jeweiligen "bond-welt" des films glaubhaft erscheinen. und da TLD ein sehr bodenständiger, nüchterner realistischer film ist, finde ich dass die aston martin szene mit dem laser, den raketen, kufen und raketenantrieb irgendwie out of place wirkt.
Ja, da hast du auf der einen Seite ja recht, aber man muss dann auch erwähnen, dass das nicht nur bei TLD der Fall ist. Ich für meinen Teil finde, dass die Gadgets sehr gut in den Film passen und ihm dieses gewisse Extra verpassen. Die Gadgets wurden meiner Meinung nach sinnvoll in den Film integriert und das ist für mich die Hauptsache.

Verfasst: 11. Januar 2009 15:49
von photographer
Einige Anmerkungen zu Bonds Gegnern in Timothy Daltons Einstands-Bondfilm und ihr Bezug zum damaligen Zeitkolorit:


Die Bösewichte aus „The living daylights“
Die Iran-Contra-Affäre als Zerrspiegel amerikanischer „Außenpolitik“ in einer Bond-Verfilmung

Bevor ich mich den Gegnern aus Bonds 15. offiziellen Filmabenteuer "The living daylights" (1987) widmen möchte, werde ich versuchen die verwickelten Handlungsstränge der Filmfigur Georgi Koskov aufzuschlüsseln, damit verschiedene Handlungsabläufe und Schwächen des Drehbuches für den Leser besser nachzuvollziehen sind.

Die Aktion des Hauptbösewichtes, die sich hinter den Kulissen abspielt:
Der sowjetische General Georgi Koskov hat eigenverantwortlich einen Betrag von über 50 Millionen Dollar aus einem russischen Staatsdepot herausgezogen um einen Deal mit einem amerikanischen Waffendealer zu tätigen. Der Deal läuft dabei auf verschiedenen zeitversetzten Ebenen ab. Als erstes erfährt man,daß das Geld für den Kauf ultramoderner High-Tech-Waffen vorgesehen ist. Um diesen riesigen Geldbetrag zusätzlich gewinnmaximierend zu nutzen, wird er auf Anweisung Koskovs über den Millionär und Waffenschieber Brad Whitaker zuerst in Diamanten auf dem Schwarzmarkt umgetauscht. Anschließend werden die Diamanten von Koskov in ein Kriegsgebiet nach Afghanistan geschmuggelt um sie dort gegen Heroin, welches aus dem „Goldenen Dreieck“ stammt, einzutauschen. Dieses Heroin soll anschließend in die USA geschmuggelt, wo es gewinnbringend verkauft werden soll.

[Hier unterbricht im Film Bond die kriminellen illegalen wirtschaftlichen Transaktionen, in dem die Maschine mit der Heroinladung mit einem Schätzwert von 500 Millionen zerstört wird].

Ob anschließend der erhoffte Gewinn ausreicht, daß Koskov das veruntreute Staatsdepot wieder ausgleichen kann, bleibt im Film ungeklärt. Desgleichen wird auch nicht ersichtlich, ob Koskov von dem „erwirtschafteten Gewinn“ für die sowjetische Besatzer-Armee in Afghanistan neue Waffen anschaffen wird oder ob er und Whitaker sich von dem Geld ein schönes Leben machen wollen, erfährt man nicht.


Nun kann man sich fragen, wie kommen die Drehbuchautoren auf so eine Idee, die für einen Bondbösewicht doch eher untypisch ist. Das bekannte Weltbedrohungsszenario fehlt; die Geschichte wirkt weitaus bodenständiger.
Dies hängt mit der Realität zusammen. Die Bondmacher haben immer versucht die Trends der Zeit zu erkennen und oftmals ein bißchen in die Zukunft vorzugreifen.
Ihr Drehbuch war in dieser Hinsicht sehr weitsichtig, da die Dreharbeiten bekanntlich im Sommer 1986 begannen, während die aus der Realität entnommen Gedankenspiele für den Film schließlich im Winter 1986 als „Iran-Contra-Affäre“ weltweit publik wurden. Dabei hatten die Autoren bewußt nur die konkurrierenden Macht-Systeme vertauscht. Statt der Russen im Film präsentierten die Amerikaner das häßliche Gesicht einer realen Variante.

Der „Iran-Contra“-Skandal

Vorgeschichte
Der in den sechziger Jahren vom amerikanischen Geheimdienstmitabeiter Theodore Shackley geprägte Begriff der sogenannten „Dritten Operation“ besagt den Einsatz ausländischer Armeen vor Ort unter der Leitung der US-Geheimdienste für "Stellvertreterkriege" gegen sowjetische Satellitenstaaten. Diese Direktive beinhaltete auch die Idee, bewaffnete Aufstände durch die Zusammenarbeit mit Drogenhändlern zu finanzieren und den Stellvertreterarmeen insgeheim logistische Unterstützung zu geben.

In Laos fand schließlich die erste große Drogenoperation der CIA statt, die den Boden für spätere von Rauschgiftgeldern finanzierte Operationen des amerikanischen Geheimdienstes in Afghanistan und mit den Contras bereitete.

Ende November 1986 wurde ein Auschnitt dieser verdeckten Operationen schlagartig bekannt. Einer der Mitarbeiter, der durch diesen Skandal schlagartig ins Bild der Weltöffentlichkeit rückte, war der amerikanische Colonel Oliver North, der verdeckte vom US-Kongress nicht genehmigte Aktionen im Auftrag der US-Geheimdienstes abgefertigt hatte.
North arbeitete an verschiedenen Szenarien zur Befreiung der im Libanon festgehaltenen amerikanischen Geiseln. Dies schloß auch Lieferungen von Waffen an den Iran ein, welcher nach der Revolution 1979 und der Geiselnahme von 70 amerikanischen Botschaftsangehörigen zu den Hauptfeinden der USA zählte.
Hauptaufgabe des Colonels Oliver North war es zum damaligen Zeitpunkt die Nachschuboperation für die Contras in Nicaragua zu koordinieren.
Dabei ging es darum, daß Drogenschmuggler, die Flugzeuge und die passenden Piloten besaßen, geheime Flüge nach Mittelamerika unternahmen um Waffen hin- und im Gegenzug Drogen zurück zu transportieren.
Illegale Flugtransfers mit mehreren Tonnen Rauschgift bewegten sich so beispielsweise zwischen den Luftwaffenstützpunkt Ilopango in El Salvador und Miami.
Am 6. Oktober 1986 schossen die Sandinisten ein mit Drogen bestücktes Transportflugzeug der Contras ab und das einzige überlebende Besatzungsmitglied, Eugene Hasenfus, wurde gefangen genommen.
Oliver North wurde umgehend nach El Salvador entsandt, um zu verhindern, daß die Sache an die Öffentlichkeit kam. Aber am 9. Oktober enthüllte Hasenfus, auf einer Pressekonferenz in Nicaragua, Einzelheiten über das internationale Contra-Unterstützungsnetz.
Das war der Beginn der aufsehenerregenden Enthüllungen im Contra-Skandal.
Am 29. November 1986 stellte der amerikanische Justizminister Edwin Meese offiziell eine Verbindung zwischen den zu jener Zeit ans Licht gekommenen illegalen Hilfsaktionen für die Contras in Nicaragua und dem iranisch-amerikanischen Waffen-gegen-Geiseln-Skandal her. Meese erklärte, das sogenannte Irangate und Contragate hingen zusammen, da Gelder aus Waffengeschäften zwischen Israel und dem Iran an die Contras geflossen seien.


Wenn man die Vorgänge des „Iran-Contra-Skandals“ nun als Grundlage sieht und als vorgehaltenen Zerrspiegel für ein verdrehtes Feinbild interpretiert, gehen die Ziele, die die fiktive Filmfigur General Koskov in „The living daylights“ verfolgt, mit der Realität konform. „Geld - Drogen - Waffen“ lautet auch das Motto im Film.


Nun kommen wir zum zweiten Part - dem vordergründigen Handlungsablauf:

Die umständliche Schach-Rocharde
Entsprechen die Ziele des General Koskovs noch der Realität, wird der zweiten große Handlungspart des Films zur Absurdität.
Da Koskov eigenhändig mit dem Geld arbeitet, will er seinem ihm vorangestellten Vorgesetzen, General Leonid Pushkin, ermorden lassen, um einer drohenden Verhaftung und den anschließenden militär- und zivilrechtlichen Klagen zu entgehen.
Statt Pushkin über seinen Atlatus „Necros“ ermorden zu lassen, bedient er sich eines sehr umständlichen Weges an Listen und Finten.
Er suggeriert dem britischen Geheimdienst, daß eine russische KGB-Offensive mit dem Namen „Smiert Spionem“ anläuft, deren Ziel es ist, ausländische Agenten und hohe Beamte zu ermorden. Dieser Finte fällt als erstes ein 00-Agent bei einer Übung auf Gibraltar zum Opfer. Koskovs Ziel ist es, diese angebliche Operation „Smiert Spionem“ seinem Vorgesetzten Pushkin, der der neue Leiter des KGBs ist, anzuhängen.
Um dieser Finte für den britischen Geheimdienst noch weiter Nachdruck zu verleihen, präsentiert Koskov einen fingierten Überlauf nach England, um dieser Theorie persönlich Gewicht zu verleihen, bevor er wie der Hase im Zylinder spurlos verschwindet.
Da M, der Leiter des britischen Geheimdienstes glaubt, daß Koskov vom russischen KGB „zurückgeholt“ worden ist, gibt er die Order heraus, Pushkin ermorden zu lassen, um weiterer möglicher Opfer vorzubeugen.
James Bond wird bevollmächtigt dieser Sache nachzugehen und den Anweisungen seines Chefs Folge zu leisten.
Wie der Zuschauer aus dem Film weiß, geht 007 seinen eigenen Weg und klärt die verdeckten Aktivitäten Koskovs auf.

Noch drehbuch-umständlicher ging es anscheinend wirklich. Als Zuschauer sind wir leider nicht in der Lage zu erkennen, welche Bedeutung Koskov im russischen Militär genau spielt und wie er in die Hierarchie der Sowjetunion paßt. desweiteren wissen wir nicht, wer für die Vergabe auf Aufträgen an Waffen zuständig ist. Staatssekretäre wie Holger Pfahls sind uns gerade auf Grund eines aktuellen Anlasses ein Begriff.
Geht man die „Iran-Contra“-Affäre durch, hätte der sowjetische Staat (KGB) im Staat genauso wenig ein Interesse, daran seinen General Koskov kaltzustellen, wie es umgekehrt auch die CIA mit ihren Mitarbeitern nicht gemacht hat. Der zensiert russischer Truppen in Afghanistan und der anschließende achtjährige Krieg waren zynisch betrachtet nicht gerade kostenlos.

Statt als verrückten Militärgeneral à la Orlov (Octopussy) stellt Jeroen Krabbe den General Koskov als eine Art taktierenden zu einer demokratischen Wahl stehenden Politiker und dermaßen liebenswerten Filou dar, daß er selbst in den entscheidenden Augenblicken, in denen er die Maske fallen läßt und sein wahres Gesicht zeigt (auf dem Flug nach Afghanistan) vom Publikum nicht als wirklicher „007“-Bösewicht angenommen und akzeptiert wird. Obwohl er sich indirekt für den Tod mehrerer Menschen zu verantworten hat, sieht der Zuschauer keine wirklich „bösartigen“ und menschheitsvernichtenden Absichten in seinem Tun. Sein Filmende steht schon profilaktisch für seine Rolle im Film. Er wird am Ende wie der Hanswurst im Theater aus dem Bild geschoben. Auch wenn ihn der sowjetische Geheimdienst verhaftet und abführt, bleibt dem Zuschauer seine Liquidation erspart, bzw. vorenthalten. (S)ein definitiver Tod bleibt somit unbestätigt und surreal.


Brad Whitaker
Der amerikanische Waffendealer und Counter-Part zu General Koskov wird von Joe Don Baker als feister und unsympathischer Metzgergeselle dargestellt. Roh, unsympathisch und menschenverachtend spielt der Schauspieler diese Rolle in einem realen Kontext.
Im Film erscheint Whitaker als eine Art Randfigur, die von Bond zwar am Ende zur Strecke gebracht wird, aber auch sie ist mehr eine Figur, die eher dem wirklichen Leben entspringt, als daß sie in den klassischen Kino-Olymp der fiktiven Bondbösewichte gehört.
Seine kindischen Mätzchen als spielzeugversessener mit Soldatenfiguren spielender Schlachtennachahmer bleiben dem Zuschauer nicht wirklich in Erinnerung.


Necros
Drehbuchtechnisch völlig konturenlos angelegt erweist sich der anonyme Einzel-Killer Necros als bester Gegner in diesem Bondfilm.
Der Nachfolger eines „Red Grant“-Prototypen killt ähnlich wie das Original mit einer Garotte. Ist sie bei dem Vorbild noch in der Uhr versteckt, bedient sich Necros ihrer als Kopfhörerschlinge in einem Walkman.
Andreas Wisniewski hat das Glück, in seiner Rolle als Killer Necros mehrfach in Aktion treten zu können und zu zeigen, daß er bei körperlichen Zweikämpfen - beispielsweise während der Befreiung Koskovs - andere erledigen und töten kann.
Dieses wertet seine Rolle gegenüber ähnlichen Genre-Gegner gewaltig auf [Hans (YOLT) / Erich Kriegler (FYEO) / Stamper (TND) können ihre „Kraft“ erst zu Ende des Films offenbaren].
Schauspielerisch kann Andreas Wisniewski der Rolle leider kaum Gewicht verleihen, da sie fast ausschließlich auf Aktion und Fights ausgelegt ist.
Trotzdem erfreut sich die Rolle bei vielen Zuschauern großer Beliebtheit, da gerade der Endfight zwischen Bond und Necros zu den großen Highlights der Bond-Serie gehört. Durch die geschickte Steigerung der Zweikämpfe und Morde Necros innerhalb des Filmhandlung erfährt die Figur eine gelungene Erhöhung ähnlich wie Oddjob oder TeeHee.


Fazit:
Bis auf den Killer Necros sind hier mehr untypische Bondgegner am Werk gewesen. Trotz guter Schauspieler sind ein Holger Pfahls-Verschnitt als korrupter sowjetischer General und ein „Metzgermeister“ als Waffenschieber keine Kriterien um all zu hoch im Kino-Olymp der Bondbösewichte aufsteigen zu können.

Statt genialer Gegenspieler hat „The living daylights“ andere Stärken und Vezüge.
Er begeistert eher durch seine (damalige) wieder zurückgekehrte Härte und Ernsthaftigkeut, geniale Actionszenen und einen gelungenen Lokalkolorit in einer fast realen Agentenwelt. Teile der Actionsequenzen schien man für so gut zu halten, dass man sie in „Die another day“ kopierte (Autojagd auf dem Eis / Endkampf im Großraumflugzeug / der absurde „Ausstieg“ aus dem Flugzeug ohne die rettenden Fallschirme).


(Ursprungsfassung dieses Beitrages erstmalig am 08.08.2005 im bondforum.de.vu veröffentlicht )

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TLD

Verfasst: 14. Januar 2009 18:40
von Beisser666
TLD ist meiner Meinung nach einer der besten Bondfilme. Locations 1A, Actionsszenen top, Story nachvollziehbar und hat genauso wie der Soundtrack den damaligen Zeitgeist getroffen. Maryam d'Abo gefällt mir als Bondgirl auch gut 8) Auch wenn ich wohl mit meiner Meinung diesbzgl. alleine bin: mit RM wäre TLD DER perfekte Bondfilm geworden. Ich mag einfach die sarkastische Art von RM. Aber an TD gewöhnt man sich im Laufe des Filmes und auch er hat dort ein paar lustige Sprüche auf Lager: "Er hat meinen Stiefel mitgenommen" :-)

Auch die überraschende Wende im Fall Koskov (Ex-KGB, lässt sich vom Secret Service "retteen" um dann auf eigene Rechnung mit Hilfe eines reichen Waffenhändler zu arbeiten) fügt sich nahtlos in die überragende Storyline ein.

Nur eine Szene, abgesehen von Koskovs 90 Grad-Turn in der Pipeline :shock: , habe ich bis heute nicht verstanden: 007 entkommt in Gibraltar durch gezogenen Fallschirm dem in die Tiefe stürzenden später explodierenden Army-Jeep. Warum hat sich 004, der den selben "Rucksack" wie 007 trägt, nicht ebenfalls durch den Fallschirm gerettet als im das Seil durchgeschnitten wurde und so umkam ???

Und dann noch eine Frage an Insider: Kennt jemand den Songtitel, der auf Necros' Walkman läuft wenn er die Leute killt, die Mucke des Todes sozusagen :wink: ?

9/10

Gruß,
Beisser666

Re: TLD

Verfasst: 14. Januar 2009 19:35
von Samedi
Beisser666 hat geschrieben:
Und dann noch eine Frage an Insider: Kennt jemand den Songtitel, der auf Necros' Walkman läuft wenn er die Leute killt, die Mucke des Todes sozusagen :wink: ?
Das ist "Where Has Everybody Gone?" von The Pretenders.

MfG

Samedi

Re: TLD

Verfasst: 14. Januar 2009 19:46
von Beisser666
Samedi hat geschrieben:
Beisser666 hat geschrieben:
Und dann noch eine Frage an Insider: Kennt jemand den Songtitel, der auf Necros' Walkman läuft wenn er die Leute killt, die Mucke des Todes sozusagen :wink: ?
Das ist "Where Has Everybody Gone?" von The Pretenders.

MfG

Samedi
Super, vielen Dank !

Gruß,
Beisser666