Der Hobbit – Eine unerwartete Reise (2012) – Peter Jackson
Ich bin kein Freund von Jackson HDR-Trilogie, mochte auch die literarische Vorlage von Tolkien nie besonders. Seinen Hobbit fand ich zwar auch immer sperrig und geschwätzig, aber wenigstens war das Buch verglichen mit den ausufernden HDR-Bänden deutlich straffer, nicht so endlos ausschweifend und weit weniger sentimental-kitschig. Ich hatte daher noch die leise Hoffnung, dass zumindest diese Tolkien-Verfilmung mein Wohlwollen finden würde. Nach der Rückkehr Jacksons auf den Regiesessel schrumpfte diese Hoffnung allerdings bereits merklich, nach der Ankündigung den überschaubaren Stoff auf drei Filme auszuwälzen sah ich dann engültig schwarz. Und nach Sichtung des 1.Teils von Jacksons neuer Mittelerde-Trilogie fühle ich mich in dieser Prognose leider schmerzlich bestätigt. Die unerwartete Reise weist viele Merkmale der HDR-Filme auf die mir damals schon überhaupt nicht gefielen: allen voran das behäbige Tempo mit der Jackson seine Geschichte entwickeln lässt. Oder die erdrückende Melodramatik und Bedeutungsschwangerschaft von Handlung und Figuren. Und natürlich die ganz auf ihre CGI-Schauwerte ausgerichteten, aber leider spannungslos inszenierten Actionszenen.
Erschwerend kommt dieses mal hinzu, dass der Vorlagenstoff stark gestreckt wurde (um auf die anvisierten zweieinhalb Stunden zu kommen – und trotzdem hätte der behandelte Stoff effektiv auch in maximal der Hälfte der Zeit mehr als ausreichend abgehandelt werden können) und um diverse zusätzliche, nicht in Tolkiens Hobbit enthaltene Szenen und Handlungsstränge erweitert wurde. Ist zwar schon 15 Jahre her dass ich den Hobbit in den Fingern hatte, aber ich habe ihn doch deutlich anders in Erinnerung als das was Jackson da zusammengebraut hat. Statt einer einfachen Abenteuergeschichte werden auch hier wieder permanent riesige „dunkle Bedrohungen“ und das drohende Ende von Mittelerde heraufbeschworen. Figuren und Handlungsstränge tauchen auf, die mit dem ursprünglichen Zwergenabenteuer handlungstechnisch nichts zu tun haben. Und die regelmäßigen Verweise an die HDR-Saga mögen ein nettes Gimmick für die Fans von Jacksons erster Trilogie sein, aber passen in meinen Augen wenig zum Geist der Vorlage. Das alles lies die Sichtung vom ersten Hobbit-Teil zu einer sehr zähen Angelegenheit für mich werden.
Positiv zu erwähnen wäre vor allem die sehr gelungene Darstellung von Martin Freeman als Bilbo, der seine Figur erfreulicherweise launig und bauernschlau anlegen durfte (angesichts Jacksons „düsteren Bedrohungen“ hätte das auch anders kommen können). Die Zwerge sind optisch schön skurril und entsprechen in ihrem Benehmen zumeist den Clownereien der Vorlage. Einzig Oberzwerg Thorin, aus dem Jackson offenbar mit aller Gewalt einen Miniatur-Aragorn machen wollte (warum sieht er als einziger eigentlich nicht wie ein Zwerg sondern wie ein zu kurz geratener Mensch aus!? Köngliche Gene, schon klar – ganz schön rassistisch wenn man es mal genau betrachtet
) will nicht so recht ins Bild der Zwergentruppe passen. Das war es dann aber auch schon an Positivem (mal abgesehen davon, dass ich mich darüber gefreut habe Ecki Dux als deutsche Stimme von Gandalf Ian McKellen hören zu dürfen). Der Film schleppt sich ohne echte Höhepunkte behäbig vor sich hin, die Action krankt an den bereits beschriebenen typischen Jacksonschen Vorlieben, in Summe fand ich den Hobbit durchzustehen sogar noch zäher als die HDR-Filme. Mein zuvor zumindest noch schwach vorhandene Interesse an weiteren Teilen ist mir damit eigentlich komplett genommen.
Wertung: 5 / 10
P.S. Ich hatte viel über die neue 48 fps-Technik gelesen und die geteilte Begeisterung der Zuschauer darüber. Auf DVD hatte ich nun einen Effekt, den ich so bislang noch nie auf diesem Medium hatte: bei schnellen Kameraschwenks und langen Kamerafahrten in der Totalen bewegte sich das Bild merkwürdig unruhig und „unrund“. Es war kein Ruckeln oder Wackeln im eigentlichen Sinn, eher eine unnatürlich anmutende Bewegung des Bildes, schwer in Worte zu fassen. Keine Ahnung ob auch dies ein Resultat der neuen 48 fps-Technik ist (die ja eigentlich gerade für natürlichere Bewegungsabläufe sorgen soll), sah aber gar nicht gut aus und erschwerte das Zuschauen in besagten Momenten enorm.