Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

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Mr.Chrismas Jones hat geschrieben: 24. November 2018 20:36 Also ich fand es schon lachhaft als ein King Kong-Großer Affe auf einmal anfing zu singen "Oh Dubbi Du, ich wäre so gern wie Du. Von daher fand ich auch "Das Dschungelbuch-Remake" mißraten.
Das kann ich nachvollziehen, ich bin kein Disney-Kenner und erst recht kein Fan, aber habe Jungle Book gesehen und empfand die beiden halbgaren Musicalnummern, die Favreau partout nicht auslassen konnte oder wollte, als unpassend und merkwürdig. Stilistisch wollte er ja offenbar in eine düstere und erwachsenere Richtung gehen, was dem Disney-Charakter per se widerspricht und durch solche Alibi-Gesangseinlagen, die nur dabei sind weil sie in ein Disney-Dschungelbuch vermeintlich reingehören, noch weiter verzerrt wird. Ausserdem singt Walken gar nicht richtig, er redet diesen altbekannten Liedtext nur irgendwie in die Szene rein während im Hintergrund ein paar Trommeln ein Lied antäuschen.
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Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

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Ja, das ging mir auch so, die beiden Songs hätte Favreau rauslassen können. Ich sage auch nicht, dass Jungle Book perfekt war, aber (sofern man Christopher Robin nicht zählt) das war eigentlich der einzige, der das Remake rechtfertigte, weil er eigene Wege gegangen ist und sich etwas von der Vorlage emanzipieren konnte/wollte.
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Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

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Zuletzt gesehener Film. Wir brauchen hier nicht für jeden Bumms einen eigenen Thread, wir haben eh schon zu viele. Und wenn, dann sind spezifische wie "Der Shrek-Thread" sicher sinnvoller (sofern die Filme auf 3-4 Beiträge minimum kommen) als für jedes Studio einen Thread zu haben.
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Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

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Casino Hille hat geschrieben: 6. Dezember 2018 18:03 Und wenn, dann sind spezifische wie "Der Shrek-Thread" sicher sinnvoller (sofern die Filme auf 3-4 Beiträge minimum kommen) als für jedes Studio einen Thread zu haben.
Ich habe ja auch nichts davon geschrieben, dass wir für jedes Studio einen Thread brauchen. Es würde schon einer reichen, der allgemein das Thema Zeichentrick und Animation abdeckt.
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Re: Disney-Thread: Zeichentrick und Animation

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iHaveCNit: Mary Poppins Rückkehr (2018)

Das Filmjahr 2018 geht für mich mit „Mary Poppins“ zu Ende und mein Vorjahres-Kinoticket-Rekord von 84 ist dieses Jahr mit 100 Tickets eingestellt worden. Der Abschluss eines Filmjahres im Kino ist immer etwas Wichtiges und Einschlagendes. 2016 war „Nocturnal Animals“ ein richtig starker Abschluss genau wie 2017 mit „The Killing of a Sacred Deer“. Leider kann hier „Mary Poppins Rückkehr nicht mithalten, auch wenn natürlich der filmische Bogen super geschlossen wurde. Begonnen hat es ja mit „The Greatest Showman“ indem uns Hugh Jackmans PT Barnum zum Träumen und Staunen gebracht hat – und nun ist es das berühmte magische und eitle Kindermädchen, dass das Leben der Familie Banks mit Magie, Tanz, Musik, Fantasie und Traum wieder in die richtige Bahn lenkt. Träumen, Staunen, dafür ist ja auch das Kino da.

London im Zeit der Weltwirtschaftskrise in den 30ern. Die Krise macht natürlich auch nicht vor der Familie Banks halt. Während sich Jane wie auch ihre Mutter um die Rechte von Minderheiten kümmert, arbeitet Michael wie auch sein Vater in der gleichen Bank, hat aber die Finanzen der Familie nach dem Tod seiner Frau aus den Augen verloren, so dass durch Schulden eine Zwangsräumung des Hauses im Kirschbaumweg ansteht. Höchste Zeit, dass Mary Poppins wieder auf den Plan tritt um das Leben der Banks-Familie wieder in die richtige Bahn zu lenken.

Nach einem zähen Ringen von Walt Disney hat sich die Autorin P.L. Travers breitschlagen lassen, aus ihrem sehr eigenen lebensnahen Buch ein buntes Musical zu produzieren, dass am Ende sogar mit 13 Oscarnominierungen und 5 gewonnen Goldjungen überaus erfolgreich wurde und als echter Klassiker angesehen wird, der sogar gerne mal zitiert wird. Ehrlich gesagt habe ich zum aktuellen Zeitpunkt die etwas disneyfreundliche Entstehungsgeschichte „Saving Mr. Banks“ nicht gesehen und auch bis vor einer Woche den ersten Mary Poppins. Und ich kann sagen, dass die Sichtung des Films auf jeden Fall einen gewissen Zugang zur 54 Jahre später folgenden Fortsetzung ermöglicht, die im Kern eine Neuauflage ist, weil sich Geschichte wiederholt. Es tut mir schon fast leid, dass ich hier beide Filme miteinander vergleichen muss, denn in fast jeden Belangen ist die Fortsetzung dem Erstling unterlegen. So grandios eine Emily Blunt hier spielt, so ist hier durch eine leicht geänderte Figurenkonstellation die Chemie zwischen ihr und Lin-Manuel Miranda nicht so charmant und spritzig wie die von Julie Andrews und Dick Van Dyke im ersten Teil. Auch wenn natürlich tricktechnisch heute einiges mehr möglich ist als noch vor 54 Jahren machte irgendwie die Art, wie man 1964 tricktechnisch den Erstling aufgezogen hat gerade für die Art der gebotenen Fantasie definitiv mehr Sinn und es war alles sehr viel stimmiger. Schade, dass ich den Film nur in der deutschen Synchronisation gesehen habe, denn ich finde es etwas befremdlich, wenn ich von einer Rolle einen Bruch in der Synchronisation zwischen Dialog und Gesang klar feststelle, der mich etwas aus dem Film reißt. Da ist eine Originalfassung definitiv um einiges sinnvoller. Vor allem, wenn man sich überlegt, dass auch die Lieder eingedeutscht werden, anstatt sie einfach im Original laufen zu lassen. Auch sind die Songs kaum Ohrwurmkandidaten geworden. Trotz aller Kritik, die ich an dem Film habe, sind sowohl Emily Blunt als auch ein wunderbarer und toll aufspielender Ben Wishaw genau das, was dem Film richtig gut tut. Und gerade die drohende Zwangsräumung/Zwangsversteigerung ist unglaublich ernst, dramatisch und emotional – vor allem, wenn man einmal selbst in dieser Lage war.

„Mary Poppins Rückkehr“ - My First Look – 6/10 Punkte
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Knall auf Fall in ein neues Abenteuer

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Da muss ich leider in den Tenor einstimmen...

Mary Poppins' Rückkehr

Selbst den unkritischsten Zuschauern ist mittlerweile bekannt, wie wenig Skrupel die Produzenten von Disney dabei kennen, aus alten Filmstoffen neues Geld zu scheffeln. Das erreichte seinen Höhepunkt mit der Rückkehr der Marke "Star Wars" im Jahre 2015 und erstreckte sich über zahlreiche bereits erschienene oder geplante Realfilm-Remakes alter Zeichentrickklassiker. "Das Dschungelbuch" oder "Die Schöne und das Biest" sind längst neuaufgelegt, für die nächste Zeit sind u.a. "Der König der Löwen", "Dumbo", "Mulan", "Susi & Strolch" und "Aladdin" geplant. Als jedoch angekündigt wurde, dass Disney ganze 54 Jahre nach "Mary Poppins" von Robert Stevenson eine Fortsetzung mit Emily Blunt in der Kultrolle von Julie Andrews schlechthin geplant sei, war die Skepsis hoch, gilt dieser Musicalmeilenstein doch als eines der heiligen Kühe der Unterhaltungsindustrie. Kann eine solche Fortsetzung, die im Übrigen bislang späteste ihrer Art in der Filmgeschichte, überhaupt funktionieren?

In der Filmzeit zwischen "Mary Poppins" und "Mary Poppins' Rückkehr" sind zwar keine 54, aber dennoch etwa 25 Jahre vergangen. Der träumerischen, end-viktorianischen Zeit der Fin de siècle des Vorgängers folgt nun der "Great slump", die Depressionsära, und obgleich London auch in dieser filmischen Bühnenschau wie einer Postkarte entnommen anmutet, ist der Einstieg deutlich wehmütiger und schwerer als einst im Original. Entpuppte sich der Kernkonflikt um die Banks-Kinder Michael und Jane dort als Spannung zwischen ihrem strengbürgerlich auftretenden Vater und ihrem eigenen kindlichen Freiheitsstreben, ist der Grund für Mary Poppins Erscheinen diesmal ein ernsterer. Michael hat vor kurzem seine Frau bei einem Unfall verloren, ist mit seinen eigenen drei Kindern überfordert und wird von der Bank aus seinem Haus geschmissen. So überrascht Disney schon zum zweiten Mal im Kinojahr 2018 mit einer erstaunlich selbstreflexiven Fragestellung. Bereits in "Christopher Robin" zeigte Marc Forster den einstigen besten Freund von Winnie Puuh als desillusionierten Erwachsenen, der von den Schrecken des Zweiten Weltkriegs geprägt wurde, und fragte, was von der Magie der Kindheit später übrig bleibe. Auch Michael und Jane sind kaum noch als ihre frühpubertären Kinds-Versionen wieder zu erkennen. Und so verwundert es nicht, dass Mary Poppins bei ihrem ersten Auftritt betont, sie sei erneut gekommen, um sich um die Banks-Kinder zu kümmern, wobei sie Michael und Jane ganz direkt miteinschließt.

Natürlich ist "Mary Poppins' Rückkehr" aber kein angestrengtes Sozialdrama und auch wenn kurzzeitig Schlangen vor den Suppenküchen und die Londoner Arbeiterbewegung angesprochen werden, müssen diese sozialen Themen allzu bald guter Laune und tanzenden Menschen weichen. Rob Marshall nutzt die Trostlosigkeit dieser historischen Epoche für einen Appell an den Geist der Einfachheit und für eine Rückbesinnung auf die "glücklichere" Vergangenheit. Nostalgie wird hier großgeschrieben, und Musicial-Routinier Marshall erzählt die verschiedenen Abenteuer von Mary und den drei Banks-Kindern mit Verve und deutlicher Reminiszenz an den Stil des Originals. In einem langen Ausflug geht es so erneut in eine Fantasie-Welt, die ganz im 1960er-Zeichentrickstil gestaltet wurde, und auch wenn keiner der legendären Songs des 64er Films wie "Chim Chim Cheree" oder "Supercalifragi..." neu aufgenommen wurde, erinnern die neuen, teils wunderbar komponierten Lieder überdeutlich an ihre Vorbilder. Und überhaupt ist diese "Rückkehr" fast schon überfüllt mit dem Gefühl des Vertrauten. Der Charakter des Lampenanzünders Jack kommt wie eine Kopie des Schornsteinfegers Bert daher, nur das Lin-Manuel Miranda zu keiner Sekunde an Dick van Dyke heranreicht (der dafür selbst einen famos-ironischen Cameo spendiert bekommt). Die großen Wendungen der Geschichte sind nahezu identisch mit jenen zarten Dramatisierungen in Stevensons Film. Und selbst die großen Starauftritte von Meryl Streep und Colin Firth sind zwar einerseits wunderbar gelungen, und leiden andererseits doch darunter, dass auch ihre neuen Figuren eigentlich keine sind. Streeps "Topsy" ist der Ersatz für die Nummernrevue des Onkel Alberts im Vorgänger und Colin Firth der nächste Mr. Dawes, der den kalten Kapitalismus des Bankenwesens zur Schau stellt.

Nostalgisch veranlagten Zuschauern wird das nicht viel ausmachen, denn die bekommen hier genau das geboten, was sie erwartet haben: Eine exakte Reanimation eines Kinokults, der seine anfänglich neue Wehmut durch ein Loblied auf alte Werte verdrängt. Und dagegen wäre bei einer so späten Fortsetzung gar nicht mal etwas zu sagen, wenn "Mary Poppins' Rückkehr" nicht viel mehr Remake als Sequel wäre. Dadurch entsteht einmal zu oft der Eindruck, Marshall habe so sehr auf Nummer Sicher gehen wollen, dass er vergessen hat, eigene Akzente zu setzen. Die kommen dafür von jemand ganz anderem: Was Emily Blunt in der Titelrolle veranstaltet, ist genau jene Magie zu verbreiten, die in Marshalls kalkuliertem "Mary-Poppins-Best-Of" etwas zu sehr auf der Strecke bleibt. Blunt emanzipiert sich durch ihre ihr eigene Strenge und Bestimmtheit sofort von Andrews' Interpretation der Rolle, gewinnt so aber auf ihre Weise die Herzen der Zuschauer, wenn sie nach einer kurzen Maßregelung plötzlich mit funkelnden Augen in voller Montur in der Badewanne versinkt und singend durch eine märchenhafte Unterwasserwelt gleitet. Sie ist der Motor, der den Film immer wieder vor dem Eindruck bewahrt, rein wirtschaftlich motiviert zu sein, und in der sich alle pädagogischen Ansätze der Rolle vereinen. Die Lebensphilosophie, die Mary-Poppins-Erfinderin P. L.Travers in ihren Romanen einst ausdrücken wollte, die unschönen Einflüsse des Lebens aus der Distanz mit Humor zu nehmen und seine Fantasie zu beanspruchen, artikuliert sie nicht über die Songtexte, sondern einzig über ihre Ausstrahlung und Spielfreude. Mehr von dieser Kraft und Eigenständigkeit hätte es für "Mary Poppins' Rückkehr" gebraucht, um sich als Fortsetzung oder besser: Fortführung der Themen und Figuren des Vorgängers zu behaupten.

Fazit: Letztlich ist "Mary Poppins' Rückkehr" einer jener Filme, denen man längst nicht so böse sein kann, wie man vielleicht möchte. Denn auch wenn die sklavische Nachahmung des Originals nicht sonderlich originell daherkommt, so funktioniert sie als quietschbunter Musical-Eskapismus für Jung und Alt mit einigen wirklich schönen Szenerien. Dank der famosen Emily Blunt gelingt so ein 131 minütiges Seufzen darüber, wie schön die eigene Kindheit doch war, als man sich noch von "Mary Poppins" verzaubern lassen konnte. Und mehr als das wollte Rob Marshall vermutlich gar nicht abliefern. Sein Ziel, kurzzeitige Unterhaltung nach vertrauten Mustern, hat er zweifellos erreicht - einen neuen Klassiker schafft man so aber nicht.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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"The Jungle Book". Was soll ich schreiben? Mich hat der Film nicht gepackt. Wieso müssen Zeichentrickfilme real verfilmt werden? Die computeranimierten Tiere sind nur furchtbar. Sehr langweiliger Film für mich.
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Re: Zuletzt gesehener Film

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Starlight hat geschrieben: 25. Dezember 2018 19:43 "The Jungle Book". Was soll ich schreiben? Mich hat der Film nicht gepackt. Wieso müssen Zeichentrickfilme real verfilmt werden? Die computeranimierten Tiere sind nur furchtbar. Sehr langweiliger Film für mich.
Auf dieses Machwerk hab ich bisher auch ganz bewusst verzichtet. Da hat mich der Trailer schon abgeschreckt und die für mich relevanten Reviews waren auch alles andere als positiv.
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