Prometheus (2012) und Covenant (2017)
"Soll ich oder soll ich nicht?", muss sich Starregisseur Ridley Scott gefragt haben als er vor etwas mehr als fünf Jahren angefangen hat, an seinem Film Prometheus zu basteln. Die Frage war, ob der Film, der sich thematisch in den Gefilden von Scotts Klassiker Alien bewegt, ein Prequel darstellen und die Herkunftsgeschichte des vielleicht berühmtesten Filmmonsters behandeln soll. Die Antwort war schliesslich "ja", auch wenn der explizite Prequel-Aspekt im fertigen Film eher lose und untergeordnet anzufinden ist. Primär widmet sich Scott in Prometheus der Verarbeitung prä-astronautischer Schöpfungsmythen, die motivisch permanent im Hintergrund seines Horror-Schlachtenfests wabern. Dem im Alien-Kosmos durchgängig präsenten Motiv des Lebenszyklus wird somit eine weitere Ebene hinzugefügt, zusätzlich zum Grauen durch den pervertierten Geburtsaspekt, der jetzt neu mit einer Vielzahl an abstossenden Parasiten und mutierten Krankheiten ausgetragen wird.
Prometheus ist letztendlich aber kein ganzer und kein halber Film. Was zuerst als vermeintliche neue Ebene des Alien-Kosmos erscheint entpuppt sich mehr und mehr als neuerlicher Aufguss der Ur-Geschichte - die systematische Dezimierung eines Forschertrupps durch unbekannte Lebensformen - dessen prä-astronautische Motive gleichermassen plump wie zynisch aufgelöst werden (oder auch nicht). Negativ bemerkbar machen sich auch dicken Logikbrocken im Drehbuch, und zwar nicht die üblichen irrelevanten Hintergründe, die kein Mensch mit einer vernünftigen Filmwahrnehmung hinterfragen würde, sondern echte irritierende Schwächen wie das merkwürdige Missionsbriefing oder der dramaturgische "Lichtschaltereffekt" in einigen der späteren Szenen.
Von Scott gewohnt kompetent inszeniert und in effektvollen Bildern erzählt ist Prometheus ein ganz ordentlicher Film, der aber als vage Neuinterpretation des Alien-Mythos zu unentschlossen bleibt und mitunter wirkt, als wäre er nicht ganz fertig gedacht worden. Auftritt Covenant, mit dem Scott die wesentlich explizitere Brücke zu Alien schlagen möchte. Der Prequel-Aspekt wird vollends entfaltet, und offenbart erst in seiner Gesamtheit wie redundant und merkwürdig er eigentlich ist. Gleichzeitig ist Covenant genau wie sein Vorgänger ein Film der Mühe hat, eine klare stilistische Linie zu finden. Radikales Splatterfest, Found-Footage, philosophisches Drama, Weltraumthriller und noch viel mehr erklärungswütige Entmystifizierung werden fröhlich kombiniert, so fällt einem während dem Film auch kaum auf dass unter all diesen verschwammten Motiven im Prinzip (schon) wieder dieselbe "Einer nach dem anderen"-Geschichte erzählt wird.
Was an Covenant aber funktioniert ist die wiederum ausreichend bildgewaltige und kurzweilige Inszenierung durch Scott, die derben und rasanten Splatterszenen bei der Geburt der ersten Xenomorphs an Bord des geparkten Shuttles und das Figurenkonstrukt, bei dem zwar abgesehen von Billy Crudup keine einzelnen Charaktere hervorstechen, dessen Besatzung in seiner Gesamtheit aber besser funktioniert und interessanter wirkt als der lose Haufen in Prometheus. Weniger gut ist dann der dramaturgisch schwach entwickelte Schlussakt, dessen letzten Xenomorph man inhaltlich problemlos hätte streichen können. Hier wird Covenant dann zu Convenient (nur um diesen schlechten Kalauer auch noch unterzubringen) und der finale Twist ist meilenweit vorhersehbar. In Summe ist Scotts Prometheus-Alien-Crossover aber trotz aller Schwächen ein unterhaltsames und erfreulicherweise zweidimensionales Kinospektakel.
Wertung Prometheus: 5,5 / 10
Wertung Covenant: 6,5 / 10
Und könnten wir jetzt bitte noch über diese sensationelle Szene reden
In der Michael Fassbender als blondierter Tom Bombadil einem anderen Michael Fassbender homoerotisch angehauchten Blockflötenunterricht erteilt und dabei Sprüche wie "Blow gently" oder "I'll do the fingering" von sich gibt? Wir haben uns weggeschmissen.