Re: Nachrichten Thread (Politik, Doku, Wissen)

2746
dernamenlose hat geschrieben: 6. Februar 2020 18:19
Maibaum hat geschrieben: 6. Februar 2020 16:22 Wenn die AFD jemanden mitwählt der sowieso gewählt worden wäre, oder ein Gesetz mit beschließt das auch ohne AF'D beschlossen worden wäre, dann ist kein Problem für niemanden.
Mit anderen Worten: Die Stimmen der AfDler sind nur dann akzeptiert, wenn sie nichts zu sagen haben, sobald sie einen Politischen Prozess beeinflussen (selbst wenn sie keine eigenen Ideen einbringen) sind ihre Stimmen unerwünscht. Gut, so macht man mal eben 25% der Thüringer Wählerstimmen für illegitim. So stelle ich mir Demokratie vor...
Nein, die stimmen der AFD sind nicht illegitim, aber sie sind von den anderen Parteien nicht erwünscht. Und solange sie sich so massiv von der AFD distanzieren (zu Recht wie ich finde), können sie auch nicht mit deren Hilfe Beschlüsse durchsetzen oder Posten besetzen. Und das ist durchaus alles demokratisch, niemand muß mit Leuten zusammenarbeiten, die man für unvereinbar mit den eigenen Positionen hält.

Übrigens ist das Verhalten der etablierten Parteien der AFD gegenüber sehr ähnlich den Reaktionen, die man in den 80ern den Grünen und in den 90ern den Linken gegenüber an den Tag gelegt hat. Die haben sich aber mittlerweile soweit angepasst, daß eine Zusammenarbeit, trotz aller noch vorhandenen Gegensätze, möglich ist, jedenfalls keinen Skandal mehr darstellt.
Aber die AFD steht noch sehr stark für Werte, die ich in einer Demokratie nicht mehr sehen möchte, sie stehen für das Ende der Demokratie. Für Rassismus, für Anti-Semitismus, für das Ende der Pressefreiheit.
Von daher sind die empörten Reaktionen für mich nun mehr als verständlich.

Re: Nachrichten Thread (Politik, Doku, Wissen)

2747
dernamenlose hat geschrieben: 6. Februar 2020 18:19
Maibaum hat geschrieben: 6. Februar 2020 16:22 Das siehst du einiges falsch.
Niemand kann der AFD verwehren für wasauchimmer zu stimmen, aber in diesem Fall hier ging es darum, daß die Wahl nur mit Hilfe der AFD möglich war, und das haben die Thüringer Vertreter von FDP und CDU bewußt in Kauf genommen.

Wenn die AFD jemanden mitwählt der sowieso gewählt worden wäre, oder ein Gesetz mit beschließt das auch ohne AF'D beschlossen worden wäre, dann ist kein Problem für niemanden.
Und was habe ich jetzt falsch gesehen? Du hast doch nur mein Problem nochmal auf den Punkt gebracht. Wo liegt das Problem, wenn eine Wahl nur mit Hilfe der AfD gewonnen wird? Warum vergiften ihre Stimmen ein Wahlergebnis oder machen es inakzeptabel. Ersetze doch in deinem Beitrag einfach mal jedes "AfD" mit "CDU" oder "SPD". Keiner hat ein Problem damit, wenn eine Wahl gewonnen wird durch unter anderem die Stimmen der CDU. Wenn es die Stimmen der AfD sind ist aber plötzlich alles irrsinnig problematisch.
Ich kann jeden verstehen, der die Inhalte der AfD nicht gutheißt, aber es ist absurd, dass die Inhalte einer anderen Partei dadurch abgewertet werden, nur weil die AfD ihnen zustimmt (und genau das gab es beispielsweise im Bundestag schon). Es ändert an einer Sache oder an einem Kandidaten rein gar nicht, wer für ihn stimmt. Ganz egal ob diese Stimmen entscheidend sind oder nicht.

Doch es ändert etwas, wen man vorher dem Wähler versprochen hat, mit dieser bestimmten Partei nicht zusammen zu arbeiten, jetzt sich aber mit deren Hilfe wählen lässt.

Wenn die CDU jetzt hier in Thüringen, ohne große Not, Ramelov geschlossen mitgewählt hätte, dann hätte das ebenfalls ein Beben gegeben, nur kein ganz so großes wie bei dieser Posse hier.
Und das ist eine Posse, denn die AFD hat ja in dem entscheidenden Wahlgang ihren eigenen Kandidaten bewußt nicht gewählt, sondern für den FDP Mann gestimmt, weil das eine Möglichkeit war die anderen in Bedrängnis zu bringen. Die Frage ist nur warum CDU und FDP so doof waren das zu riskieren?

Re: Nachrichten Thread (Politik, Doku, Wissen)

2749
Maibaum hat geschrieben: 7. Februar 2020 11:03 Nein, die stimmen der AFD sind nicht illegitim, aber sie sind von den anderen Parteien nicht erwünscht. Und solange sie sich so massiv von der AFD distanzieren (zu Recht wie ich finde), können sie auch nicht mit deren Hilfe Beschlüsse durchsetzen oder Posten besetzen. Und das ist durchaus alles demokratisch, niemand muß mit Leuten zusammenarbeiten, die man für unvereinbar mit den eigenen Positionen hält.
Dann stellt man Parteizugehörigkeit über Sachfragen und das halte ich für bedenklich, auch wenn es schon lange der Fall ist (nicht nur in Bezug auf die AfD.
Maibaum hat geschrieben: 7. Februar 2020 11:03 Übrigens ist das Verhalten der etablierten Parteien der AFD gegenüber sehr ähnlich den Reaktionen, die man in den 80ern den Grünen und in den 90ern den Linken gegenüber an den Tag gelegt hat. Die haben sich aber mittlerweile soweit angepasst, daß eine Zusammenarbeit, trotz aller noch vorhandenen Gegensätze, möglich ist, jedenfalls keinen Skandal mehr darstellt.
Gesellschaftlich nicht, innerparteilich aber teilweise schon. Die CDU lehnt eine Zusammenarbeit mit den Linken ja genauso ab wie eine mit der AfD. Und auch wenn ich es gut finde, dass sie wenigstens in beide politische Richtungen sich abgrenzt halte ich beides in dieser generellen Form für falsch. Demokratie und Parlamentarismus bedeutet für mich, dass man bei den Punkten, die man gleich sieht zusammenkommt und zusammenfindet. Weil eben die Sache zählt und nicht die Partei. Denn wenn es nicht um die Sache geht, dann zeigen die Parteien, dass sie nicht zumWohl der Bürger regieren, sondern um sich an der Macht zu halten. ICh zieh die USA ja nicht gerne als Positivbeispiel heran, aber selbst dort haben die Demokraten bei der "Rede an die Nation" von Trump an einer Stelle geklatscht, als sie inhaltlich auf einer Linie waren. Und genau so sollte es auch sein. Wenn man 5% Überschneidung hat unterstützt man sich in diesen 5% und lehnt die 95 anderen % ab. Wie soll man sonst die gesellschaftlichen Spaltungen je überwinden? Wie soll man sich sonst je die Hand geben können, wenn man den anderen selbst bei Meinungsgleichheit ablehnt? Das ist zum einen kontraproduktiv und zum anderen höchst heuchlerisch wenn man immer von Toleranz und Dialog suchen, etc. spricht.
Maibaum hat geschrieben: 7. Februar 2020 11:03 Aber die AFD steht noch sehr stark für Werte, die ich in einer Demokratie nicht mehr sehen möchte, sie stehen für das Ende der Demokratie.
Das ist eine gewagte Aussage. Ich wage die Behauptung, dass es in der Linkspartei mehr Menschen gibt, die sich die Rückkehr zu einer kommunistischen Regierungsform alá DDR wünschen, als in der AfD Menschen, die sich eine Rückkehr zu einem Nachfolger des Dritten Reichs. Kann ich natürlich nicht beweisen, genauso wenig wie du das Gegenteil, aber mit solchen Aussagen wäre ich vorsichtig, vor allem bei einer Partei, die sich für mehr direkte Demokratie nach Schweizer Modell einsetzt (zumindest auf Bundesebene, auf Landesebene habe ich keine Ahnung).
Maibaum hat geschrieben: 7. Februar 2020 11:12 Und das ist eine Posse, denn die AFD hat ja in dem entscheidenden Wahlgang ihren eigenen Kandidaten bewußt nicht gewählt, sondern für den FDP Mann gestimmt, weil das eine Möglichkeit war die anderen in Bedrängnis zu bringen.
Natürlich was das eine Posse, und auch wenn es hier vielleicht den Eindruck gemacht hat, ich will die AfD nicht verteidigen. Sie hat sich genauso wie die CDU daran beteiligt einen Ministerpräsidenten ins Amt zu heben, der nur von 5% der Thüringer gewünscht wurde. Und wie ich schon vor ein paar Beiträgen sagte: Auch wenn das ein demokratisch korrektes Prozedere war, widerspricht es meinem persönlichen demokratischen Verständnis. Für die AfD war es natürlich ein kluger Schachzug, aber definitiv kein sympathischer. Letztenendes kann es mir egal sein, denn ich bin kein Thüringer und wenn ich es wäre würde ich die AfD dort noch weniger wie irgendwo sonst im Moment wählen, trotzdem bin ich nach wie vor der Meinung, dass die Empörung in eine völlig falsche Richtung geht.
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Nachrichten Thread (Politik, Doku, Wissen)

2750
Habt ihr in den letzten Tagen eigentlich das furchtbare Beben gespürt, als die Briten aus der EU ausgetreten sind. Das war verheerend. Ein Wunder, wie wir das alle überlebt haben. Den finanziellen Kollaps, die schreienden Menschen auf den Straßen, die passenden Naturkatastrophen...
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Nachrichten Thread (Politik, Doku, Wissen)

2752
Casino Hille hat geschrieben: 7. Februar 2020 14:40 Habt ihr in den letzten Tagen eigentlich das furchtbare Beben gespürt, als die Briten aus der EU ausgetreten sind. Das war verheerend. Ein Wunder, wie wir das alle überlebt haben. Den finanziellen Kollaps, die schreienden Menschen auf den Straßen, die passenden Naturkatastrophen...
Es war schrecklich. Ich werde wohl den Rest meines Lebens traumatisiert sein...
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Nachrichten Thread (Politik, Doku, Wissen)

2753
dernamenlose hat geschrieben: 7. Februar 2020 15:47
Casino Hille hat geschrieben: 7. Februar 2020 14:40 Habt ihr in den letzten Tagen eigentlich das furchtbare Beben gespürt, als die Briten aus der EU ausgetreten sind. Das war verheerend. Ein Wunder, wie wir das alle überlebt haben. Den finanziellen Kollaps, die schreienden Menschen auf den Straßen, die passenden Naturkatastrophen...
Es war schrecklich. Ich werde wohl den Rest meines Lebens traumatisiert sein...
Wobei man fairerweise sagen muss, dass ja alle Regelungen bis zum Jahresende noch in Kraft sind. Den Schlag tut es erst im neuen Jahr, sollte es kein Handelsabkommen geben.

Schuld an allem ist im Zweifel immer die SPD. Wer hat uns verraten …?
#Marburg2025

Früher war mehr Atombombe

Re: Nachrichten Thread (Politik, Doku, Wissen)

2755
Revoked hat geschrieben: 7. Februar 2020 15:40 Ich finde vor allem gut, dass Corona besiegt wurde.
Dazu hat mich gestern folgende Kolumne erheitert:

Gefährlicher als das Coronavirus

Von Martin Erdmann, 5. Februar 2020

«Poller»-Kolumnist Martin Erdmann erklärt, wieso Nilpferde unterschätzt werden, weshalb in Bern mehr Schutzmasken als Gewehre verkauft werden und warum Basel abgeriegelt gehört.

Immer, wenn ich etwas zum Coronavirus lese, muss ich an Nilpferde denken. Ich will nicht angeben, aber ich weiss einiges über diese Tiere. Falls es nicht bis zu Ihnen durchgedrungen ist: Vor rund 26 Jahren hielt ich in einem muffigen Klassenzimmer eines sanierungsbedürftigen Schulhauses einen Vortrag über das Nilpferd. Dieser sollte das Leben der zwecks Ausbildung anwesenden Bälger für immer verändern – oder zumindest ihren kindheitsbedingten Verniedlichungsdrang gegenüber dem Nilpferd beseitigen.

Denn der Hippopotamus, wie wir Experten das Tier nennen, ist nicht etwa der gutmütige Moppel aus dem Nil, für den er gerne gehalten wird, sondern eine präzise, perfide Tötungsmaschine. Er verfügt über einen Korpus, der dem Leergewicht eines Schiffscontainers entspricht, kann an Land Geschwindigkeiten bis zu 50 Kilometern pro Stunde erlaufen, hat scharfe Eckzähne und einen stark cholerischen Charakter. Diese fatale Mischung sorgt dafür, dass jährlich rund 500 Menschen durch nilpferdische Niederträchtigkeit ihr Leben lassen müssen.

Da Sie diesen Text trotz seiner kaum zu ertragenden Komplexität noch nicht beiseite gelegt haben, gehe ich davon aus, dass Sie auf eine langjährige akademische Laufbahn zurückblicken können. Das wiederum heisst, dass Sie altersbedingt schon so manchen Ausbruch schauriger Epidemien überlebt haben. Da wären: EHEC, Sars, Vogelgrippe, Schweinegrippe, Zikavirus oder auch Ebola. Wenn Sie diesen Text in der Hygienehochburg Schweiz lesen, bestehen bis jetzt keine Anzeichen, dass es beim Coronavirus anders sein wird. Und dennoch werden in Berner Apotheken die Schutzmasken nur so aus den Regalen gerissen. Die Bevölkerung rüstet sich also für den nackten Überlebenskampf. Das verwundert mich. Dieses Ausmass an Angst ist völlig irrational. Denn bis zum jetzigen Zeitpunkt sind am Coronavirus immer noch weniger Menschen gestorben als durch Nilpferde. Dennoch ist die Furcht vor den grausamen Paarhufern bedeutend kleiner.

Das hat nicht zuletzt mit Medienpräsenz zu tun. Zum Coronavirus rattern täglich zahllose Liveticker durch das Internet. Weil der Mensch ein egozentrisches Wesen ist, neigt er dazu, alles Gelesene mit seiner eigenen Existenz in Verbindung zu bringen, auch wenn dazu überhaupt kein Anlass besteht. Daher kann übermässiger Liveticker-Konsum das dringende Bedürfnis auslösen, Schutzmasken zu kaufen. Weil die Medien mit Epidemiennews gefüllt sind, bleibt kein Platz mehr für zeitnahe Einschätzungen zur Gefahrenlage mordender Nilpferde. Dadurch ist wiederum zu erklären, wieso in Bern zurzeit mehr Schutzmasken als grosskalibrige Schiesseisen verkauft werden.

Da Nilpferde so wenig mediale Beachtung finden, könnte schnell die Meinung entstehen, dass sie ausserhalb von Afrika keine Gefahr an Leib und Leben darstellen. Ein schwerer Irrtum! Nach 26-jähriger Pause habe ich meine Recherche zum Hippopotamus wieder aufgenommen und dabei beunruhigende Entdeckungen gemacht. Schauen wir zunächst nach Medellín, Kolumbien. Der ortsansässige Rauschgifthändler Pablo Escobar hat dort in den 80er-Jahren vier Nilpferde gehalten, die sich inzwischen zu einem stattlichen Rudel von rund 60 Tieren fortgepflanzt haben. Noch heute bedrohen sie Fischer und vertreiben Otter und Seekuh aus ihrem natürlichen Lebensraum. Sie sehen: Der Nilpferdbefall verläuft schnell und ist kaum einzudämmen.

Selbst in der Schweiz gibt es bestätigte Nilpferdfälle. Die Tiere stehen zurzeit im Zoo Basel unter Quarantäne. Direkter Kontakt zur Bevölkerung ist untersagt. Doch auch durch die Abschottung zum Menschen konnten Todesfälle nicht verhindert werden. 2004 tötete Nilpferdbulle Wilhelm das Zebra Kalungu. Vier Jahre später folgte ein namenloser Strauss. Doch dem nicht genug. 2016 brachte eines der beiden Tiere ein Junges zur Welt, wodurch die Hippopotamuspopulation in der Schweiz um satte 50 Prozent gestiegen ist. Die Behörden schauen tatenlos zu. Basel ist bis heute nicht abgeriegelt.


Quelle: https://blog.derbund.ch/derpoller/index ... ronavirus/
We'll always have Marburg

Let the sheep out, kid.

Re: Nachrichten Thread (Politik, Doku, Wissen)

2756
dernamenlose hat geschrieben: 7. Februar 2020 14:28 Weil eben die Sache zählt und nicht die Partei.
Genai deshalb der Aufschrei in Thüringen. Höcke darf laut Gericht als Faschist bezeichnet werden, seine Thüringen Fraktion wird vom Verfassungsschutz beobachtet. 75 Jahre nach Auschwitz hat ein Großteil der Bevölkerung eben keine Lust, wieder auf diese Tricks von rechts reinzufallen - und wollen keine Regierungsbeteiligung von Faschisten, auch keine indirekte. Die FDP hat fast keine Sitze im Landtag und würde ohne Zustimmung der AfD keine Beschlüsse durchkriegen. Dass die FDP doof genug war, der AfD auf den Leim zu gehen und dafür ein Wahlversprechen zu brechen, ist deren Problem, auch wenn es mich sehr erheitert.
https://filmduelle.de/
https://letterboxd.com/casinohille/

Let the sheep out, kid.

Re: Nachrichten Thread (Politik, Doku, Wissen)

2758
Könnte mir auch vorstellen, dass die Grünen dadurch verlieren. Durch Thüringen hat sich die politische Diskussion zumindest für den Moment wieder verschoben. Und wenn nicht die ganze Zeit über das Klima diskutiert wird, dann können die Grünen schnell einpacken. Hamburg ist da schon ein erster Indikator.
#London2025

"Wo man lacht, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen lachen immer wieder."