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von Gernot
'M' - ADMINISTRATOR
wie gesagt, ich fand bzw. finde den Film eigentlich sehr gut, unterhaltsam, spannend, abwechslungsreich. Ich habe das auch ganz am Anfang schon gesagt, es hätte Craigs Bester werden können, aber ein paar Schlampereien sind halt dann doch wieder dabei, wobei mich eben vor allem das Ende beschäftigt hat.
Mit den "normalen" Plot-Holes habe ich eigentlich kein großes Problem - wie bei jedem anderen Bondfilm auch. Und ich hinterfrage auch nicht, ob diese Nanorobots überhaupt funktionieren können, wie das mit dem Blofeld-Auge genau geht usw. das reicht für mich völlig aus wie es gezeigt wird in der Welt von Bond für diese "normale" Handlung.
Ich kann auch mit all den harten Entscheidungen leben (Felix, Kind etc.) und habe überhaupt nichts gegen Emotionalität, Verletzlichkeit, einen menschlicheren und verliebten Bond usw. - das passt ja alles zu Craigs Bond und das habe ich auch so erwartet.
Mit dem Schluss habe ich so nicht gerechnet und ich war wirklich schockiert. Wahrscheinlich auch etwas naiv - da ich ja die Leaks und Meldungen kannte. Ich habe nun eine Woche sehr viel darüber nachgedacht, was eigentlich ziemlich krank ist - ich habe die letzten Tage keine Nachrichten gelesen oder irgendetwas anderes gemacht (außer bei der Arbeit), jede freie Minute hat sich eigentlich nur um den Film bzw. dieses Thema gedreht bei mir.
Das Ende, das sie gewählt haben, passt grundsätzlich zu Craigs Bond, so wie sie ihn dargestellt haben. Nachdem er Mathilde gesehen hat, will er nicht mehr nur existieren, er will leben. Auch die Szene mit dem Apfel, die viele kritisieren - finde ich großartig, weil sie lustig und realistisch und gut gespielt ist. Ich bin auch Vater und hatte schon selbst ähnliche Szenen, da werden sich viele damit identifizieren können. Er kann durch die Nanorobots seine Familie nicht mehr sehen, da will er gar nicht mehr sein. Verständlich irgendwie, ich kann das nachempfinden.
Fleming hätte meinem Gefühl nach zwar den einsamen Bond gewählt - Craig und Co. haben sich aber für diese Variante entschieden (hätte Fleming Bond sterben lassen? Ich weiß nicht. Vielleicht schon, wenn er bewusst einen allerletzten Roman geschrieben hätte, hätte er ihn wahrscheinlich auch sterben lassen).
Nur wenn man dann Bond wirklich sterben lässt, dann sollte es auch in der Handlung schlüssig sein und es wirkt für mich ab dem Zeitpunkt, an dem Nomi ins Boot steigt, alles zu sehr darauf hin konstruiert (wenn er mit Q spricht und für sich die Entscheidung trifft, dass er nicht mehr versuchen wird zu entkommen, dann ist das OK). Und ja, was mich auch stört, ist, wie leicht Safin, der plötzlich ganz alleine zurückkommt, Bond ausgeschaltet hat. 5 Minuten davor macht man noch diese tolle In-Szene-Gunbarrel, das Markenzeichen von Bond schlechthin und kurz darauf wird James Bond niedergeschossen und auch gleich infiziert - sodass er alles verloren hat, was ihm wichtig war und er sich nur mehr zum Sterben die Leiter hinaufzerrt. Ich bin der Meinung, dass man auch für den menschlicheren, verletzlicheren Bond von Craig ein besseres Finale hätte finden können. Bei all der Emotionalität und dem Realismus war für mich auch Craigs Bond eigentlich trotzdem noch der beste Geheimagent des MI6 usw.
Auch wenn ich die Aussage dahinter nicht ganz falsche finde und ich das Ende nun so akzeptiert habe für mich, glücklich bin ich nicht damit. Man hätte schon noch mehr daraus machen können (oder generell ein anderes Ende finden können als Bond unbedingt zu töten, das auch in den Köpfen geblieben wäre). Die Vermutung, dass man hier vor allem Craig mit einem großen Ausrufezeichen!! verabschieden wollte ohne Rücksicht auf Verluste, liegt schon nahe. Auch in Hinblick auf die Zeit nach Craig halt schade für die Serie. Aber ja, irgendwie wirds schon weitergehen.
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