Re: Das Kriegsfilm-Genre: Empfehlungen, Geheimtipps und Reviews

272
Revoked hat geschrieben: 26. April 2022 13:53 Bin per Zufall auf

Flucht nach Athena

gestoßen.

Mit einem Allstar Ensemble: Moore, Niven, Savalas, Cardinale, Gould, Rauch.

Die ersten 20min sind vielversprechend!!!
Okay, ich weiß was ihr meint. Die Vorzeichen waren ja eigentlich alle gut, aber nach dem Ausbruch hat man es verpasst auch nur einen Funken Spannung aufzubauen. Das plätschert irgendwie vor sich hin. Schade es hätte nicht viel zu einem guten Film gefehlt.
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Das Kriegsfilm-Genre: Empfehlungen, Geheimtipps und Reviews

273
Revoked hat geschrieben: 27. April 2022 20:36 Okay, ich weiß was ihr meint. Die Vorzeichen waren ja eigentlich alle gut, aber nach dem Ausbruch hat man es verpasst auch nur einen Funken Spannung aufzubauen. Das plätschert irgendwie vor sich hin. Schade es hätte nicht viel zu einem guten Film gefehlt.
Lass es mich so formulieren: angesichts der reinen Ausgangslage sollte man meinen, dass nicht viel zu einem guten Film fehlt. In der letztlichen Umsetzung fehlt aber dann doch sehr viel zu einem guten Film. Am gravierendsten macht sich das wie ich finde in der schwachen, je geradezu belanglosen Handlung bemerkbar. Und wie du schon schriebst sucht man Spannung halt vollkommen vergeblich. Daher ist er unter den diversen Nicht-Bond-Filmen während Rogers 00-Zeit der für mich Enttäuschendste, gerade weil die Voraussetzungen alle da waren. Kein Vergleich zu den vergnüglichen Filmen, die er mit Peter Hunt oder Andrew V. McLaglen gedreht hat.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Das Kriegsfilm-Genre: Empfehlungen, Geheimtipps und Reviews

275
Revoked hat geschrieben: 5. August 2022 14:59 Habe gestern Triple Frontier geschaut. In Summe sehr ordentlicher klassischer Film. Gut besetzt und solide inszeniert. Mit den Antihelden konnte ich gut mitfiebern.
Ich mag den auch, ein schön oldschooliger Actioner. Schade, dass das letzte Drittel dann doch etwas nachlässt, davor find ich den sogar wirklich richtig geil.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Das Kriegsfilm-Genre: Empfehlungen, Geheimtipps und Reviews

276
AnatolGogol hat geschrieben: 5. August 2022 15:35
Revoked hat geschrieben: 5. August 2022 14:59 Habe gestern Triple Frontier geschaut. In Summe sehr ordentlicher klassischer Film. Gut besetzt und solide inszeniert. Mit den Antihelden konnte ich gut mitfiebern.
Ich mag den auch, ein schön oldschooliger Actioner. Schade, dass das letzte Drittel dann doch etwas nachlässt, davor find ich den sogar wirklich richtig geil.
Dafür besticht das letzte Drittel mit wirklich tollen Landschaftsaufnahmen. Die Plackerei und der häppchenweise Verlust der Beute und Ressourcen ist wie ich finde dramatisch gut gelungen.
❤️☮️🧘🏻‍♂️

Re: Das Kriegsfilm-Genre: Empfehlungen, Geheimtipps und Reviews

280
Im Westen nichts Neues (Edward Berger)

Der Titel ist hier Quatsch, weil nach zwei ordentlichen amerikanischen Verfilmungen von Remarques Roman ist die deutsche Netflix-Produktion wirklich mal was Neues, da deutlich unterdurchschnittlich. Der Film verweigert sich weitgehend einer zusammenhängenden Dramaturgie und nutzt die Remarque-Vorlage letztlich eher als lose Motivvorlage denn das er wirklich eine echte Adaption darstellt. Statt einer kohärenten Geschichte bekommt man eine Aneinanderreihung von Szenen im und um den Schützengraben, unterbrochen immer wieder von betont künstlerischen Natureinstellungen und einer Rahmenhandlung um die Unterzeichnung des Versailler Vertrages. Fast noch schlimmer als die unterfütterte Dramaturgie ist aber die figürliche Oberflächlichkeit. Der Film zeigt kein Interesse an einer ordentlichen Figurenzeichnung, entsprechend bleiben sie blass und es gelang mir zu keinem Zeitpunkt eine Beziehung zu ihnen aufzubauen (ganz im Gegensatz zu den beiden ersten Verfilmungen, die bei allen durchaus vorhandenen Schwächen gerade hier ihre stärksten Momente haben). Hier macht es sich auch sehr negativ bemerkbar, dass die Neuverfilmung (wenn man sie denn so nennen will) weder über eine echte Exposition verfügt (die Szenen in der Schule und die Rekrutierung werden innerhalb 5 Minuten abgehandelt, Grundausbildung fehlt komplett, ebenso die Fronteinführung), da dadurch die Figuren ebenfalls keine notwendige Einführung erhalten. Es ist geradezu ironisch, dass der Film das Desinteresse der Obersten Heeresleitung am Schicksal des einzelnen Soldaten betont, während man sich dieses Vorwurfes genauso schuldig macht und seine Figuren auch nur dazu gebraucht, die eigene Botschaft loszuwerden. Und genau dieses "Sendungsbewusstsein" des Films empfand ich dann ebenfalls als äußerst negativ. Ein solches Thema sollte weitgehend für sich selbst sprechen auch ohne, dass Film/Regie den Zuschauer immer wieder darauf hinweisen müssen, wie schlimm das alles doch ist. Die finale, von der literarischen Vorlage völlig freien, Angriffsszene, in der ausgerechnet der feingeistige Bäumer zur Kriegsmaschine mutiert ist hier sicherlich das Paradebeispiel für. Nein, das war nix, da kann das Feuilleton sich noch sehr überschlagen in ihren Lobeshymnen und der andauernden Betonung, was für ein wichtiger Film das doch sei. Wobei ich durchaus d'accord gehen würde, dass es sich hier um ein wichtiges Thema handelt, allein entbindet das ein Werk noch lange nicht davon auch ein guter Film zu sein. Aber das ist natürlich wie immer subjektiv. :)

Wertung: 3,5 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Das Kriegsfilm-Genre: Empfehlungen, Geheimtipps und Reviews

282
Ich habe ihn gestern Abend gesehen, und kann mich Anatol und Vodka nur anschließen. Ich verstehe nicht, wie dieser höchst durchschnittliche Film, der wiedermal alle Kästchen der Netflixschen Gefälligkeitsdramaturgie abhakt, so hochgelobt wird. Remarques Roman habe ich zu meiner großen Schande bis heute nicht gelesen, daher kann ich den Film nur auf Grundlage dessen bewerten, was auf der Leinwand zu sehen ist. Dass sich ein filmisches Werk von der Literaturvorlage emanzipiert, begrüße ich prinzipiell jedoch weitestgehend - anderes Medium, andere Gesetze.
Wer sich in Erinnerung rufen muss, was für ein menschenverachtendes Schlachthaus der 1. Weltkrieg war, oder sich noch nie mit ihm auseinandergesetzt hat, der*die hat nach Sichtung des Filmes ein grobes Bild vor Augen. Das war‘s aber auch schon.
Das Fehlen tieferer Charakterzeichnungen fällt bei der ohnehin ganz auf das visuelle und akustische
Spektakel ausgerichteten Inszenierung nicht weiter ins Gewicht. Ein paar pseudo-andächtige Naturaufnahmen sollen dem ganzen dann einen künstlerischen Touch verpassen. Davon abgesehen bekommen wir hier den Krieg von der Stange, die meisten Dialoge arbeiten sich bis auf wenige Ausnahmen an den üblichen Genreklischees ab. Natürlich darf hier auch die obligatorische Auflockerungsszene mit französischen Frauen nicht fehlen, ganz wie das Sinnieren über die Heimkehr und einem blutrünstigen Zweikampf, der die Absurdität des Geschehens nochmals hervorhebt…
Ich fühlte mich oft an Saving Private Ryan erinnert, Schnittgewitter, Pathos und Kitsch ausgenommen.
Und das führt mich auch zum Kern meiner Kritik: In seiner brachialen Inszenierung liefert der Film meines Erachtens viel zu starke Bilder, um so etwas wie einen Dialog oder Selbstreflexivität zuzulassen. Eine selbstbezogene Auseinandersetzung mit dem Genre „Kriegsfilm“, wie sie Kubrick etwa in seinem Full Metal Jacket anstrebt, fehlt ebenfalls.
So bleibt ein recht belangloser Film, der über seinen Tellerrand nicht hinausblickt und dramaturgisch fragwürdige Entscheidungen zu Gunsten beabsichtigter Effekte trifft - siehe das dann doch sehr konstruierte Filmende.
Auch den Soundtrack empfand ich als störend, da leider wieder einmal stark emotionalisierend und lenkend, noch dazu mit diesen anachronistischen übersteuerten Klängen, die die ohnehin schon wuchtige Szenerie noch wuchtiger machen wollen. Das ist billig und meines Erachtens auch schlechter Geschmack. Ich hätte ganz auf extradiegetische Musik verzichtet.
Angetan war ich im Großen und Ganzen von den spielerischen Leistungen, angefangen bei Felix Kammerer, dessen fantastischen Mimiken mehr aussagen als jedes gesprochene Wort. Etwas enttäuscht hat mich hingegen Devid Striesow, den ich schon fulminanter habe aufspielen sehen.
Edward Bergers Film ist irgendwo zwischen Spielbergs Saving Private Ryan und Kubricks Paths of Glory angesiedelt, erreicht aber weder die Intensität des ersten, noch den Tiefgang des zweiten. Immerhin verschont uns Berger mit allzu kitschigen Betrachtungen zu Heldentum und Ehre, in seinem Film stecken wirklich alle bis zum Hals im Morast. Somit eignet er sich, gerade dem jüngeren Publikum der Generation Tik Tok mit einer Aufmerksamkeitsspanne von 30 Sekunden vor Augen zu führen, wie ein Krieg grob aussehen könnte. Ob er aber durch seine drastischen Kampf- und Gewaltdarstellungen, die überdies noch durch bedeutungsträchtige Landschaftstotalen wie aus dem Pinterest-Archiv unterbrochen werden, nicht eher Faszination denn Abschreckung erzeugt, lässt sich schon hinterfragen.
Vielleicht sollten einfach mehr Filmemacher*innen endlich offen damit umgehen, dass Krieg, Zerstörung und Gewalt immer auch verführerische, faszinierende Aspekte bergen, und eher diese Ambivalenzen untersuchen, als pädagogisch verwertbare „Antikriegsfilme“ oder was immer das auch sein mag, zu drehen, die dem Anliegen in ihrer Ausführung nicht Gerecht werden können.

Re: Das Kriegsfilm-Genre: Empfehlungen, Geheimtipps und Reviews

283
Ok, jetzt kann ich mitreden.

Im Stream: Im Westen nichts Neues (Edward Berger, 2022)

Im Kriegsfilm was Neues? - Remarques Klassiker goes Netflix

Erich Maria Remarques autobiographischer Roman „Im Westen nichts Neues“ ist ein Klassiker der Weltliteratur, vor allem aber bis heute mit die anschaulichste und eindringlichste Schilderung des 1. Weltkriegs aus Sicht des einfachen Soldaten. Das Grauen des ersten industriellen Großkrieges der Geschichte (der amerikanische Bürgerkrieg blieb auf den nordamerikanischen Kontinent begrenzt), das gnadenlose Verheizen Millionen junger Soldaten, die von der brachialen Gewalt moderner Waffensystem regelrecht in Stücke gerissen wurden, wird gerade aufgrund der nüchternen Darstellung Remarques in all seiner menschenverachtenden Brutalität entlarvt. Die Mär vom heldischen Soldatentum oder gar Soldatentod zerschellt an Remarques präziser und zugleich lakonischer Sprache in ihre Atome. Dass die Nazis den Roman verboten hatten, ist vor diesem Hintergrund keine Überraschung und bestätigt dessen Qualitäten.

Natürlich ist ein solcher Stoff wie geschaffen fürs Kino, denn die Wucht und Brutalität des Kriegsgeschehens wird durch Ton und Bild noch einmal deutlich verstärkt. Bereits 1930 wagte sich Hollywood an eine Verfilmung und erzielte eine ähnliche Wirkung wie die Romanvorlage. Lewis Milestones Film gewann 2 Oscars und gilt auch noch fast 100 Jahre später als Klassiker des Genres. Delbert Manns „Remake“ von 1979 wurde diese Ehre trotz positiver Kritikerresonanz und besserer filmtechnischer Möglichkeiten nicht zuteil, aber vielleicht lag es auch am vergleichsweise biederen TV-Format, dass sich die intensive Wirkung von Roman und Erstverfilmung einfach nicht einstellen wollte.

Vor diesem Hintergrund mag die vom Streaming-Giganten Netflix in Auftrag gegebene dritte Romanadaption manchen als ein Wagnis erscheinen, aber bei genauerem Hinsehen ist eher das Gegenteil der Fall. Milestones Film dürfte aufgrund seines Alters nur noch bei ausgesuchten Filmliebhabern auf gesteigertes Interesse stoßen und die zweite Verfilmung ist praktisch vergessen. Dazu haben sich die Sehgewohnheiten und -möglichkeiten des breiten Publikums radikal verändert. Das lange Zeit miefige TV-Format ist hipper denn je. Dazu sorgen technische Neuerungen wie Beamer, Surroundanlagen und vor allem großformatige Fernsehgeräte mit brillanter Bildtechnik für ein ganz anderes Seherlebnis.

Und das wird definitiv geboten ...

https://www.ofdb.de/review/363566,88715 ... fDV7OPPCOo
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Das Kriegsfilm-Genre: Empfehlungen, Geheimtipps und Reviews

284
vodkamartini hat geschrieben: 30. Oktober 2022 14:41 Ok, jetzt kann ich mitreden.

Im Stream: Im Westen nichts Neues (Edward Berger, 2022)

Im Kriegsfilm was Neues? - Remarques Klassiker goes Netflix
Ich finde mich in deiner Review praktisch zu 100% wieder. Die „ryanesken“ Schlachtszenen sind sicherlich Höhepunkte, allerdings für mich eher technischer denn filmischer Natur. Was ich meine: im Gegensatz zum brachialen und gerade auch aufgrund seiner ungeheuren filmischen Dynamik maximal effektiven Paukenschlag-Auftakt bei Onkel Steven ist das Gemetzel bei Berger zwar auch sehr eindrucksvoll gefilmt und anzusehen, entfaltet aber aufgrund seiner beliebigen Platzierung im Film nicht mal annähernd die Wirkung des offensichtlichen Vorbildes (was wiederum eine Folge der wahllosen Dramaturgie ist, die keinem erkennbaren Fahrplan folgt).

A propos Vorbild: ebenfalls unverkennbar ist, dass Berger den Herren Nolan und Mendes nacheifern wollte. Die ganze Machart des Films, diese Mischung aus figürlicher und inhaltlicher Unterversorgung, audio-visuell brachialer Action und gimmickhaft anmutender künstlerischer Elemente schreit förmlich: ich will so sein wie die großen Taktgeber im modernen (Anti-)Kriegsfilmgenre. Berger meinte ja im Publicity-Smalltalk, dass er endlich mal die deutsche Perspektive zeigen wollte (was amüsant ist, da er dazu sich ja offensichtlich dennoch der Mittel von Nolan und Mendes bedienen muss) und dass Deutsche im Gegensatz zu Amerikanern/Engländern keine heldenhafte und glorifzierende Sichtweise des Krieges hätten. Das ist in meinen Augen aber ziemlicher Quatsch, der er damit ja seinen beiden „Im Westen nichts Neues“-Vorgängerfilmen unterstellt Remarques Geschichte in irgendeiner Form glorifiziert zu haben. Das ist aber absurd wie es nur geht, da wenn überhaupt umgekehrt ein Schuh draus wird, nämlich dass er die Remarque-Vorlage derart stark verändert hat, dass aus einer eindrucksvollen, für sich selbst sprechenden Botschaft ein moralinsaures Agenda-Filmchen geworden ist (am schlimmsten wie schon erwähnt im finalen Angriff). Aber immerhin: auch hier bleibt sich Berger treu, da er wiederum dem Vorbild von Sam Mendes folgt, welcher um die Veröffentlichung von 1917 ja ebenfalls viel gequirlten Verbalquark von sich gegeben hat, der eindeutige Rückschlüsse darauf zulässt, warum sein Film eben ist wie er ist.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Das Kriegsfilm-Genre: Empfehlungen, Geheimtipps und Reviews

285
Ja, der Berger - bisher ja fast nur im schnöden TV unterwegs gewesen - hat sich mangels eigener Handschrift beim Trio Steven, Sam und Christopher bedient, schließlich haben die drei ja so tolle Kriegsfilme abgeliefert (denkt er ;)). Aber nur indem man die "Spezialitäten" der drei Filme in einen Topf wirft und irgendwo im eigenen Film platziert, kriegt man keinen drei Mal besseren Film. Am Ende kriegt man damit nicht mal einen befriedigenden Film, von gut will ich gar nicht reden. Vor allem dramaturgisch ist das beinahe dilettantisch. Dass er zudem die Romanvorlage in weiten Teilen ignoriert und auch noch das titelgebende Ende torpediert (im wahrsten Sinne), ist dann schlichtweg ärgerlich.
Immerhin kann ich jetzt beruflich mal wider 5 Minuten neues Filmmaterial nutzen, um die Thematik des Grabenkriegs zu visualisieren. Danke dafür. Überflüssig ist der Film dennoch.
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/