Welches Abenteuer mit Jack Sparrow ist das beste?

Fluch der Karibik - The Curse of the Black Pearl
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Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2
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Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt
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Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten (Keine Stimmen)
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Re: Die Fluch der Karibik Filme

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Besser spät als nie...

Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest (2006, Gore Verbinski)

„I love those moments. I like to wave at them as they pass by.”

Nachdem Verbinskis Disney-Piratenabenteuer 2003 mit seiner einfallsreichen Frische und seinem unwiderstehlichen Charme die Kinogänger fast einhellig in Begeisterung versetzt hatte war es nur eine Frage der Zeit, bis das Sujet in Form einer Fortsetzung weiter ausgeschöpft wird. Das Ergebnis war eine fast sechs Stunden dauernde Fortsetzungsgeschichte in zwei Filme unterteilt, deren erster Abschnitt unter dem Titel Dead Man’s Chest im Jahre 2006 in den Kinos anlief. Mit der berechtigten Frage konfrontiert, auf welche Art und Weise man denn überhaupt an den ganz gut alleinstehenden und in sich abgeschlossenen Curse of the Black Pearl anknüpfen könnte, wagte sich das Team um Blockbuster-Produzent Jerry Bruckheimer, Drehbuchschreiberlinge Ted Elliot und Terry Rossio sowie Regisseur Gore Verbinski in thematisch düstere und narrativ verkomplizierte Gefilde vor, versuchte aber gleichzeitig, die typischen Stilelemente des ersten Films nicht zu vernachlässigen. Heraus kam eine Rechnung, die trotz dieser beiden tollen Summanden nicht wirklich aufging, und von der ich mir wünschte, dass Verbinski sie stattdessen multipliziert hätte.

Die altbekannte Mannschaft blieb nicht nur hinter sondern auch vor der Kamera weitgehend unverändert. So schlüpft Johnny Depp hier ein zweites Mal in die skurrile Rolle der abgehalfterten Piratenlegende Jack Sparrow und erneut macht es meistens Spass, ihm bei den ganzen exzentrischen und fast schon befremdlichen Manierismen zuzuschauen. Köstlich sind vor allem die völlig schrägen Dialoge, beispielsweise über die „Zeichnung eines Schlüssels“, die Depp bzw. Sparrow mit einer solchen Selbstverständlichkeit vom Stapel lässt, dass man einfach nur schmunzeln muss. Andererseits verkommt Sparrow in manchen Teilen der zweiten Filmhälfte schon fast zu einem aufdringlich in die Handlung eingegliederten Nebencharakter, denn der narrative Fokus, der sich im Vorgänger immer auf eine passende Weise an der Sparrow-Figur zu orientieren schien, weiss hier oft nicht, wohin er denn genau will. Aber Verbinski weiss diese dramaturgischen Löcher zu stopfen, denn während Depps Figur in Dead Man’s Chest teilweise abbaut, wächst gleichzeitig Blooms Charakter. Blooms Darbietung des heroischen Abenteurers und zugleich auch dessen Verankerung im Drehbuch wirken um einiges feuriger und ambivalenter als noch im ersten Film. Keira Knightleys ehemalige „Disney-Prinzessin“ dagegen will als hemdsärmeliger Frauentyp irgendwie nicht so recht funktionieren, ihre Flucht aus dem Gefängnis und die selbstständige Reise schauen mir zu sehr danach aus, als hätte man der guten Elizabeth auf Biegen und Brechen noch mehr Screentime und Handlungsrelevanz zuschreiben „müssen“ bzw. wollen, die holde Maid in Nöten, die falls erforderlich auf tapfer sein konnte, gefiel mir da wesentlich besser als die Rollenauslegung im zweiten Teil. Der vierte im Bunde, Geoffrey Rushs diabolisch-ironischer Piratenkapitän, muss sich hier mit einem Cameo-Auftritt zufriedengeben, was anhand der Überfrachtung des Films mit alten und neuen Charakteren auch eine gute Entscheidung ist. Das altbekannte Supporting-Personal dagegen macht auch in Dead Man’s Chest wieder munter mit, wobei Jack Davenport von allen die meisten Akzente setzt, wenn er die süffisante Überheblichkeit seiner Figur mit der heruntergekommenen Wildheit eines Piraten verschmelzen lässt.

Zu dieser Truppe aber gesellen sich noch insgesamt vier verschiedene Neuzugänge, welche für die filmübergreifende Handlung der Teile zwei und drei relevant sind. Der britische Akteur Tom Hollander legt seinen adligen Obermotz wunderbar arrogant, hochmütig und theatralisch an, ohne dabei zu übertreiben, dass es eine wahre Freude ist. Dann wäre da die grossartige Naomie Harris, die als geheimnisvolle und undurchsichtige Zauberin eines der kleinen Highlights des Films darstellt. Ihr erster Auftritt mit der vorangehenden Reise der Protagonisten durch ein exotisches, nächtliches Flussdelta hat etwas Rätselhaftes und Magisches an sich, und sticht in der visuellen Atmosphäre besonders positiv heraus.

Mit den beiden anderen Neulingen im Cast verhält es sich allerdings ein wenig anders. An diesem Punkt machen Verbinski und Konsorten ein komplett neues Fass auf und führen Davy Jones, einen Dämon der Meere als neuen Antagonisten ein. Dargestellt wird Jones als bizarre Kreuzung zwischen Mann, Tintenfisch und Krake, der ein mit Meeresgetier überzogenes, von maritimen Kreaturen bevölkertes Geisterschiff kommandiert, und wird vom britischen Schauspielass Bill Nighy im Motion-Capture-Verfahren verkörpert. Auf dem Papier hört sich das alles schön und gut an, und die digitale Umsetzung der „Fischköpfe“ kann sich auch rundum sehen lassen. Leider aber lässt es sich Nighy nicht nehmen, die Möglichkeiten, welche ihm die Figur in Sachen Bewegung und Mimik gibt voll und ganz auszukosten und diesen Teufel der Meere stimmlich, mimisch und gestisch unverhältnismässig zu übertreiben, vermutlich, um mit dem bewusst von Anfang als Clown angelegten und als solcher auch weitaus besser funktionierenden Sparrow um die Wette zu chargieren. Auch seine Truppe aus korallenverkrusteten Schreckgespenstern ist viel zu häufig und zu sehr mit Herumgehüpfe und gackerndem Gelächter beschäftigt, um wirklich einen beängstigenden oder ernstzunehmenden Eindruck zu hinterlassen. Schade dabei ist vor allem, dass Verbinski viel zu oft auf das verschenkte Potential hinweist, welches in der Idee gesteckt hätte. Die sehr lange Aufbauphase des Davy Jones durch das Erzählen und Andeuten eines schaurigen und tragischen Mythos‘ – beispielsweise in der bereits erwähnten nächtlichen Dschungelszene mit Naomie Harris – und die schaurig-wehmütigen Musikstücke, mit denen Davy Jones‘ Schlaf an der Orgel und die Zerstörungswut seines Kraken urgewaltig akzentuiert werden, sowie die grundlegende Atmosphäre, die um Jones und seine Gefolgsleute – vor allem in deren ersten Auftritt – beschworen wird, lassen nämlich mehr als deutlich erahnen was hier möglich gewesen wäre: Ein sehr dunkles, geheimnisvolles und beeindruckendes Kapitel um einen Verdammten der Meere, eine wirklich gruslige und auch rätselhafte Sagengestalt. So bleiben aber nur die Ansätze davon übrig, die in meinen Augen eine wirklich konsequente und stimmige Verwertung zu oft vermissen lassen.

Ähnlich verschenkt ist auch der vierte der Neuzugänge, der Schwede Stellan Skarsgård, als Turners Vater und Sklave des Davy Jones. Wenn man die Hintergrundgeschichte von Curse of the Black Pearl, welche im ersten Film immer wieder als eine Art Märchen erzählt wurde berücksichtigt, wäre es nicht unbedingt notwendig gewesen, deren Protagonist „Bootstrap-Bill“ noch persönlich einzuführen, und der Figur damit ihre Geheimnisse zu nehmen. Ausserdem legt Skarsgård den Charakter als vollkommen ausdruckslose Schlaftablette an. Das mag im Kontext der Filmhandlung passen, immerhin hat „Bootstrap“ hier sozusagen seine Seele dem Teufel verkauft, ändert für mich jedoch nichts an seiner blassen und langweiligen Darbietung, vor allem wenn man bedenkt, wie hysterisch und überdreht sich seine „Schiffskameraden“ aufführen.

Dead Man’s Chest leidet generell unter dem Problem der Episodenhaftigkeit. Wo Curse of the Black Pearl über alle Massen stimmig, konsequent und in seiner Simplizität einfach goldrichtig war, hat die Fortsetzung des Öfteren Mühe, einen roten Faden zu spinnen und sich zwischen der Legende des Davy Jones, einem Nacheifern des Erstlings und der Vielzahl an Charakteren zu entscheiden. Entsprechend ist Dead Man’s Chest auch vielmehr als die Summe zahlreicher Einzelteile zu betrachten, während der Vorgänger seinen Spass in erster Linie aus seiner Funktion als Gesamtpaket zog. Und diese Einzelteile funktioniere mal mehr, mal weniger gut, verwehren aber die meiste Zeit die elegante Verzahnung und häufig auch den Charme und die Frische des Erstlings. In der ersten Hälfte seines zweieinhalbstündigen Epos‘ hält sich Verbinski gerne mit Nebensächlichkeiten auf, wie der bereits erwähnten Schiffsreise von Elizabeth und – noch viel schlimmer – der sehr langen Episode auf der Kannibaleninsel. Diese ist grundlegend eine nette Idee, als blosses Wiedersehen zwischen Sparrow und Turner aber viel zu umständlich und lang. Die Szene scheint im Gesamtkontext des Films von allen mit Abstand am wenigsten reinzupassen und ist dazu noch vollgestopft mit plakativem Klamauk und absurder Selbstparodie. Das Kunststück des ersten Films, alles mit Komik zu unterlegen und trotzdem immer ganz knapp nicht zu übertreiben, wird hier mit Füssen getreten. Auch die im ersten Teil von mir so hochgelobte Ausstattung und Detailverliebtheit, wird in Dead Man’s Chest nie wirklich erreicht, und das obwohl hier erneut eine Menge Arbeit in den Kulissen, Effekten und Schauplätzen zu stecken scheint. Der im Vorgänger noch unverschämt sprühende Charme derselben hält sich zumindest um Einiges mehr zurück.

Was ich abgesehen von den bereits erwähnten Darstellungen und Umsetzungen einiger Charaktere am gelungensten an Dead Man’s Chest betrachte, ist die grandios geschnittene Anfangsszene mit der Ankunft der Briten im strömenden Regen, einige tolle visuelle Einfälle wie der Match Cut von Tia Dalmas Muscheln auf die identisch angeordnete Inselgruppe und vor allem das verfrühte Ende auf der Strandinsel, mit der Schatzsuche und dem Dreikampf zwischen Norrington, Turner und Sparrow. Dies ist im Prinzip der einzige Teil des Films, der voll und ganz den Geist und den Charme des Vorgängers atmet, wenn sich die drei Streithähne in der für mich tatsächlich schönsten Kulisse des gesamten Films, einem verwahrlosten Kirchturm ein fantasievolles und wendungsreiches Degengefecht liefern, ihren Kampf auf einem lose umherrollenden Mühlrad fortsetzen und alles mit der abenteuerlichen Musik und einer leisen, fast schon stummfilmartigen Slapstick-Komik unterlegt wird, wie z.B. den mit der Schatztruhe davonrennenden Pintel & Ragetti, Elizabeths vorgetäuschtem Ohnmachtsanfall um gegen die Streitsucht „ihrer“ drei Männer zu protestieren und dem Running Gag des verlegenen Grinsens, wenn einer der Kontrahenten mal wieder an seinen leeren Schwertgürtel greift.

Unterm Strich hat die Lange Rede wie so oft einen sehr kurzen Sinn. Mit Dead Man’s Chest präsentiert Gore Verbinski im Auftrag seiner Disney-Geldgeber eine Fortsetzung, die angesichts des hervorragend für sich allein funktionierenden Überraschungshits im Jahre 2003 keiner so wirklich gebraucht hätte, die aber dennoch mit einigen interessanten Neuerungen, wie der sehr düster ausgelegten Davy-Jones-Geschichte, einem dichteren Handlungsgeflecht und diversen Neuinterpretationen der beliebten Elemente aus dem ersten Film aufwartet. Insgesamt geht die Formel des Erstlings dieses Mal aber nicht wirklich auf. Zu sehr fehlt der Charme, die originelle Frische und die spassige, unkomplizierte Simplizität, zu sehr wird versucht, ein inhaltlich komplexeres Epos darzubieten und sich dabei im Drehbuch verheddert und zu sehr zerfällt Dead Man’s Chest in eine Vielzahl mal mehr und mal weniger gut zusammenspielender Episoden. Nicht alle Ansätze werden konsequent genug gefolgt, dafür will Verbinski insgesamt leider viel zu viel erreichen. Dead Man’s Chest ist nicht wirklich schlecht, dafür machen der Dreikampf sowie diverse Einfälle, Szenen und Dialoge zwischendurch zu viel Spass. Er ist aber auch nicht wirklich gut, denn dafür lahmt die umständliche erste Hälfte eindeutig zu sehr und werden Ideen wie die Davy-Jones-Geschichte zu halbherzig umgesetzt.

Wertung: 5,5 / 10
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Re: Die Fluch der Karibik Filme

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Wow. Du hast es wieder geschafft und ein sehr schönes Review geschrieben. Daumen hoch. Ich finde das viele der hier eingeführten Charaktere und Elemente erst im 'Finale' so richtig zünden und zur Geltung kommen. Mit Finale ist der 3. Film gemeint. ;)
GoldenProjectile hat geschrieben:Auch seine Truppe aus korallenverkrusteten Schreckgespenstern ist viel zu häufig und zu sehr mit Herumgehüpfe und gackerndem Gelächter beschäftigt, um wirklich einen beängstigenden oder ernstzunehmenden Eindruck zu hinterlassen. Schade dabei ist vor allem, dass Verbinski viel zu oft auf das verschenkte Potential hinweist, welches in der Idee gesteckt hätte. Die sehr lange Aufbauphase des Davy Jones durch das Erzählen und Andeuten eines schaurigen und tragischen Mythos‘ – beispielsweise in der bereits erwähnten nächtlichen Dschungelszene mit Naomie Harris – und die schaurig-wehmütigen Musikstücke, mit denen Davy Jones‘ Schlaf an der Orgel und die Zerstörungswut seines Kraken urgewaltig akzentuiert werden, sowie die grundlegende Atmosphäre, die um Jones und seine Gefolgsleute – vor allem in deren ersten Auftritt – beschworen wird, lassen nämlich mehr als deutlich erahnen was hier möglich gewesen wäre: Ein sehr dunkles, geheimnisvolles und beeindruckendes Kapitel um einen Verdammten der Meere, eine wirklich gruslige und auch rätselhafte Sagengestalt. So bleiben aber nur die Ansätze davon übrig, die in meinen Augen eine wirklich konsequente und stimmige Verwertung zu oft vermissen lassen.
Wäre man an die Crew mit mehr ernst rangegangen, hätte das echt groß werden können. Da wurde wirklich viel Potenzial verschenkt, wie du schon sagtest. Jones fand ich dennoch absolut in Ordnung nur seine Crew ist halt nicht ernst zu nehmen mit ihren Aktionen und Dialogen. Sie wirken zu keiner Zeit wirklich bedrohlich obwohl sie das sollten und es besser in den Film gepasst hätte. ;)

Der Film lässt leider eine Menge Potenzial liegen und könnte durch das weglassen der unnötigen (aber spaßigen) Inselgeschichte gestrafft werden, was ihm gut täte. Zudem wären weniger Albernheiten bei Jones' Crew auch besser gekommen. Schade drum. Dafür hat für mich der Kraken richtig gezündet. Fieses Biest.

Der Dreikampf bzw. das ganze Szenario auf der Isla Cruz war sehr, sehr spaßig und klasse. Vielleicht das beste am Film. Wobei die Szenen mit Naomi Harris und der Bloom auf Davy Jones' Schiff-Akt ebenfalls klasse sind.

Re: Die Fluch der Karibik Filme

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Ich sehe das alles etwas anders. Die düstere Geschichte um Davy Jones herum funktioniert durchaus und auch die Besatzung ergibt in ihrer Auslegung durchaus Sinn. Mir gefiel der Ansatz, es hat zwar etwas schauriges, aber es ist auch keine horrorartige Erzählweise, sondern eben eine Spur zwischen vornehmlichem Grusel und leisen Horroransätzen. Das ist genau das, was ich erwartet hätte und Verbinski macht das durchaus geschickter, als ich ihm zugetraut hätte. Besonders durch diesen allgemein schwerfälligen und erdrückenden Ton des Filmes, sind die Geschehnisse in einem hübschen Rahmen eingebettet, der der Spannung absolut förderlich ist. Völlig daneben geht eben, dass Sparrows Kasperle-Humor stets gegen den ernsten Ansatz des Filmes läuft. Besser wäre gewesen, dass Epos in den Vordergrund zu stellen und die kindlichen Disney-Blödeleien ganz zu lassen, damit hätte sich das Inselkapitel ohnehin von selbst erledigt und Davy Jones wäre stärker zur Geltung gekommen, ohne bedrohlicher gezeichnet werden zu müssen. Fraglich nur, ob Disney das gewollt hätte. Die andere Alternative wäre gewesen, den Film komplett in der lustigen Schiene durchzuziehen, was auch hätte funktionieren können, aber mit einer Figur wie Stiefelriemen Bill sehr schwierig geworden wäre. Ich kann allerdings gut damit leben, wie der zweite Teil geworden ist... was ich leider vom Trilogie-Abschluss nicht werde behaupten können.
https://filmduelle.de/

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Re: Die Fluch der Karibik Filme

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Was mir bei den bisherigen Neusichtungen aufgefallen ist, ist wie sehr die Filme in ihrer Ausstattung (positiv) an eine bzw. die Parkattraktion erinnern - vor allem natürlich der erste Teil. Die sehr typischen aber in ihrer Umsetzung und ihrem Detailreichtum absolut spassigen Szenarien wie pittoreske Kolonialstadt, lärmiges und wüstes Piratenkaff, esoterisches Dschungelnest und Seefahrt, all das fängt wirklich sehr gut die Stimmung und den Charme ein, die man fühlt wenn man im Freizeitpark mit dem Boot daran vorbeischippert. Nur halt eben filmisch und überhaupt nicht kulissenhaft, sowie mit einer Handlung, Charakteren und Dynamik. Wer noch nie im Disneyland war dem sei gesagt dass die Piraten-Themenfahrt im deutschen Europapark sehr ähnlich angelegt ist und ebenfalls als Vergleich taugt.

@Henry Fonda
Den Sparrow wegzulassen ist und war nie eine Option, da wären die Protestschreie eindeutig zu laut. Ich sehe da aber nicht einmal einen krassen Widerspruch zwischen einem wirklich finsteren und furchterregenden Davy Jones und dem Kasperle Jack. Der Tintenfisch hätte eben einfach auf die albernen Verhandlungsversuche von Sparrow anders, böser reagieren müssen anstatt fischige Grimassen zu schneiden. Das würde auch die Idee eines Sparrow der wirklich Angst hat bestärken. So ist es einfach zu harmlos, Disney hin oder her.
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Re: Die Fluch der Karibik Filme

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GoldenProjectile hat geschrieben:Den Sparrow wegzulassen ist und war nie eine Option, da wären die Protestschreie eindeutig zu laut.
Um Gottes Willen, nein! Aber muss der sparrow denn wirklich Arschloch Hoch Amerika spielen und einen schlechten Kalauer nach dem anderen zum besten geben? Ein sparsamerer Einsatz von Depps Performance und dafür umso pointiertere Dialoge wären die Zauberformel gewesen, um wertungstechnisch deutlich nach oben zu gehen.
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Re: Die Fluch der Karibik Filme

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Agent 009 hat geschrieben:Ich eröffne Runde 3 übrigens erst morgen gegen 12:00 Uhr. So hat 00T noch etwas Zeit und man kann hier ggf. nochmal über den zweiten Film sprechen. Hoffe das ist für alle Beteiligten okay? :)

Für mich ist das okay!

@GoldenProjectile:

Wie immer eine brutal starke Kritik, die sehr schön zu lesen ist. Wirklich klasse! Und alles ist für mich nachvollziehbar.
"Warum hast du ihn geheiratet? - "Er hat mir gesagt er liebt mich." - "Das klingt immer gut."

Tomorrow never dies (1997)

Re: Die Fluch der Karibik Filme

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So, auf den allerletzten Drücker... :mrgreen:

Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2(2006)

Ein großer, filmischer Hit bedeutet unausweichlich eine Fortsetzung. Das ist ein Gesetz, das es bei Hollywood schon ewig gibt. Aber anstatt einen Folgefilm zu produzieren, beschloss man, gleich einen Zweiteiler zu drehen. So wurden der zweite und dritte Teil der Reihe an einem Stück gedreht und kamen hintereinander ins Kino.

Der Film hat eine sehr viel düsterere Stimmung als der erste Teil, was schon dadurch bewirkt wird, dass die meisten Szenen bei Nacht spielen, es regnet oder die Landschaften nicht mehr in ihrer Farbenpracht eingefangen werden. So grenzt der Film sich hierdurch schon vom deutlich weniger ernsten ersten Teil ab und die tragische Story um den verfluchten Bösewicht trägt ihr Übriges dazu bei.

Eine Freude ist der flotte Soundtrack, für den diesmal Hans Zimmer alleine verantwortlich war, der vieles aus dem ersten Teil beinhaltet und in Kombination mit Zimmers neuen Stücken perfekt wirkt.

Die Story dreht sich im Grunde nur um eines: Die Jagd nach dem Herz des verfluchten Piratenkapitäns Davy Jones, wobei jeder seine eigenen Interessen verfolgt. Dabei werden noch einige andere Handlungsstränge parallel abgespielt, die aber alle letztendlich in diese Jagd münden. Das funktioniert auch als Handlungsgerüst ganz gut, in das man die einzelnen Szenen eingewebt hat bis auf die Tatsache, dass dieses im Film nicht aufgelöst wird, sondern abrupt aufhört.

Johnny Depp stellt seinen Piratenkapitän Jack Sparrow wie vorher fantastisch dar und kann auch viele gute Sprüche reißen, bei denen man einfach herzlich lachen muss, jedoch wirken diese in der düsteren Stimmung des Films manchmal fehl am Platz. Dazu wird Sparrow hier auch mehr als einmal als arroganter, hinterlistiger Kerl dargestellt, wodurch es einem schwerfällt, mit diesem weiterhin zu sympathisieren. Es wird eher deutlich, dass Will Turner der eigentliche Held ist, der von Orlando Bloom wieder gut dargestellt wird, vor allem, als er allein auf der Flying Dutchman unterwegs ist. Auch Keira Knightley kann wieder begeistern, ebenso wie Jack Davenport als Norrington oder Jonathan Pryce als Gouverneur Swann.
Doch hat man auch einige neue Gesichter an Bord. Allen voran sei da Tom Hollander, der in zwar nur wenigen Szenen den Widerling Lord Beckett so hervorragend und hassenswert darstellt, dass es eine Lust ist, ihm zuzuschauen. Naomie Harris als geheimnisvolle Magierin, bei der man sich nie sicher sein kann, wie sie eigentlich zu der Sache steht, überzeugt vollkommen. Stellan Skarsgard ist ebenfalls gut anzusehen als Stiefelriemen Bill Turner und fügt sich gut in den Film und Davy Jones Crew ein. Besagter Davy Jones, der Bösewicht des Films, wird von Bill Nighy gespielt, wenn auch durch CGI-Bearbeitung nicht mehr viel von dessen Aussehen übrig geblieben ist, aber diese macht sich bei ihm sehr gut. Und er nutzt alles aus, was ihm an mimischen und sonstigen darstellerischen Fähigkeiten geblieben ist, sehr schön aus.

Der Film wird gut eingeführt mit der geplatzten Hochzeit von Elizabeth und Will und der Verhaftung durch Cutler Beckett.
Jack Sparrows erster Auftritt ist wieder einmal große Klasse, als er im Sarg liegt und den Raben abschießt sowie mit dem Skelettbein paddelt.
„Stiefelriemen Bill“ Turner warnt Jack vor Davy Jones, dem er seine Seele schuldet und vor dessem Kraken, der ihn finden wird und Jack lässt sofort Land ansteuern.
Will sucht indessen Jack, weil er von ihm dessen Kompass braucht, um sich und Elizabeth zu retten. So erfährt er, dass Jack auf einer Kannibalen-Insel ist und reist auch dorthin, wo er allerdings von den Kannibalen gefangen wird, wie es auch Jack und den anderen der Crew ergangen ist.
Die Flucht von der Insel ist zwar ganz unterhaltsam, aber insgesamt ziehen sich die Szenen auf der Insel eher in die Länge. Überhaupt hat der Film anfangs das große Problem, dass er sich zu lange mit Nebensächlichkeiten wie Lord Beckett und der Kannibalen-Insel beschäftigt und diese später kaum noch angerissen werden.
Jetzt erst geht es in Richtung Davy Jones. Nachdem man von der Zauberin Tia Dalma erfahren hat, dass dieser sein Herz in einer verschlossenen Truhe aufbewahrt und den Schlüssel immer bei sich trägt, will Jack sich den Schlüssel sofort holen. Dabei taucht plötzlich die Flying Dutchman auf und Davy Jones gibt Jack drei Tage Zeit, um ihm 100 Seelen anstatt seiner eigenen zu geben. Dabei behält er Will als Anzahlung. Die Crew von Davy Jones sowie er selber haben einen neuen Gruseleffekt: Keine lebenden Skelette mehr, sondern Fischmonster. Das ist abwechslungsreich und überzeugt.
Nun sucht Jack verzweifelt nach verlorenen Seelen, wobei er auf Tortuga auch den aus der Armee verstoßenen James Norrington findet.
Am Ende trifft er auch auf Elizabeth, die geflohen ist und nach Will sucht. Das macht sich Jack zunutze, indem er ihr seinen Kompass gibt, der anzeigt, wo sich das befindet, was die Person am meisten will, die ihn in der Hand hält.
Will ist indessen auf der Flying Dutchman und findet mit seinem Vater heraus, wo sich der Schlüssel befindet und stiehlt diesen. Die Momente zwischen Will und seinem Vater sind sehr gut, wie überhaupt die ganze Szene auf der Flying Dutchman große Klasse ist,
Will flieht auf ein Handelsschiff, aber Jones schickt seinen Kraken dorthin, der das Schiff in einer spektakulären Szene unter Wasser zieht. Nur Will überlebt und versteckt sich auf der Flying Dutchman.
Jack hat die Kiste gerade gefunden, als die Crew von Davy Jones ankommt und angreift.
Nun entbrennt ein Dreikampf zwischen Jack, Will und Norrington um den Schlüssel zur Truhe, da jeder ein anderes Ziel mit dem Herz erreichen will. Dieser Kampf ist sehr schön inszeniert und macht richtigen Spaß. Und wenn dann auch noch die Crew von Davy Jones angreift, gibt es Gemetzel pur. Am Ende bekommt Norrington das Herz, während die anderen auf die Black Pearl flüchten.
Nun schickt Jones nochmal seinen Kraken, der die Black Pearl in die Tiefe ziehen soll. In einem unterhaltsamen Kampf flieht die Crew der Black Pearl bis auf Jack, der von Elizabeth an den Mast gekettet wird und mit dem Schiff hinuntergezogen wird.
Norrington überreicht Lord Beckett das Herz von Davy Jones, um rehabilitiert zu werden.
Die Crew ist niedergeschlagen wegen Jacks Schicksal und Tia Dalma sagt ihnen, dass sie in Davy Jones Reich segeln müssen, um Jack zurückzuholen. Dazu stellt sie ihnen einen ganz bestimmten Piraten zur Seite, der den Cliffhanger perfekt macht, als er in der Tür steht, in einen grünen Apfel beißt und fragt: „Was ist aus meinem Schiff geworden?“

Fluch der Karibik 2 ist kein schlechter Film. Gerade bei den Actionszenen überzeugt er und auch die Story funktioniert mehr oder weniger. Er bildet zwar einen ziemlichen Kontrast zu Teil 1, da er sehr viel düsterer ist, das muss aber auch nicht schlecht sein. In diesem Fall muss aber eine Sache darunter leiden: Die Humoreinlagen. Diese amüsieren zwar, aber wirken manchmal doch fehl am Platz. Bestes Beispiel hierfür ist Jack Sparrow, der einige klasse Sprüche loslassen darf, aber in seiner Hampelei nicht so zum eher dunklen Film passt und dazu auch noch der Sympathieverlierer wird durch seine arroganten Aktionen. Dazu schleicht der Film in der ersten Stunde eher dahin und konzentriert sich noch nicht auf die eigentliche Story. Aber insgesamt ist dieser Film doch ein unterhaltsamer Blockbuster, den man sich immer wieder ansehen kann und der auch fast nie wirklich langweilig wird. Bloß das abrupte Ende verleiht einem eher das Gefühl gerade einen halben denn einen ganzen Film gesehen zu haben. So wird die Bewertung bei dem gesamten Zweiteiler deutlich einfacher und man ist gespannt, ob die Fortsetzung dieses Niveau halten oder sogar steigern kann.

Punkte:(7/10)
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)

Re: Die Fluch der Karibik Filme

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Gefühlt würde ich sagen das wir alle ähnliche Kritikpunkte haben, was den Film angeht. Sparrows Verhalten, zu lang, unnötige Szenarien im Film wie die Kannibalen-Insel usw. Loben tun wir dafür Bloom als Turner usw. Wir ziehen alle viel zu sehr an einem Strang, finde ich :D

Hier mal die Wertungen und der Schnitt:

Agent 009 - 7,5/10
Nico - 8/10
Hannes007 - 7/10
Casino Hille - 7/10
GoldenProjectile - 5,5/10
00T - 7/10

Schnitt 7/10 was ich sehr passend und in Ordnung finde. :) Schöne Reviews von allen. Zum Abschluss des 2. Films:



Bis 12 lass ich hier noch alles zu Teil 2 laufen, ehe ich dann die dritte Runde eröffne ;) Klar soweit?

Re: Die Fluch der Karibik Filme

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Agent 009 hat geschrieben:Wir ziehen alle viel zu sehr an einem Strang, finde ich :D
Ich glaube ja, dass jetzt erst beim dritten Teil alles aus dem Ruder laufen wird. Ich setze mich gleich hin und schaue ihn mir an. Vielleicht ein guter Moment, um sich richtig aufzuregen, wie Hille schon angemerkt hat. :wink:
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)