Welcher ist der bisher beste Teil?

Mad Max (Keine Stimmen)
Mad Max: Der Vollstrecker
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (40%)
Mad Max: Jenseits der Donnerkuppel
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (20%)
Mad Max: Fury Road
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (40%)
Furiosa: A Mad Max Saga (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 5

Re: Mad Max

256
vodkamartini hat geschrieben: 23. Mai 2024 09:08 Mein Punkt war, ich erwarte da nix in der Liga Who´s afraid of Virginia Wolf.
Darauf wollte ich mit meiner Holdover-Erwähnung auch nicht hinaus. Ich wollte lediglich sagen, dass dadurch für mich der Kontrast in Sachen Qualität nur noch offensichtlicher wurde. Meine Kritik wäre auch die gleiche, wenn ich direkt vor Mad Max Rambo 3 oder Cannibal Holocaust geschaut hätte - oder halt gar nix. Meine Kritik ist nicht referentieller Natur (obwohl letztlich natürlich jede kritische Einschätzung referentiell ist).
Casino Hille hat geschrieben: 23. Mai 2024 09:00 Hehe, wohl wahr, der ist richtig großartig, ein waschechter Alexander Payne eben. :)
Der Witz daran ist ja, dass allein das Siegel "ein waschechter Payne" vollkommen ausreichend ist, um die Qualität und den Stil des Films zu beschreiben. Payne spielt auf dem Gebiet wirklich in seinen eigenen Liga.

Casino Hille hat geschrieben: 23. Mai 2024 09:24 Wenn ich mal auch Kritik an einem Dialog vorbringen soll: Etwas irritierend ist Max' Reaktion auf der verbrannten Goose, weil er da sinngemäß etwas sagt in Richtung "That thing in there isn't my partner" oder so. Schon klar, dass das als Horror-Reminiszenz gemeint ist, aber uns ist das allen dreien auf der Couch etwas merkwürdig vorgekommen. Btw: Guckt ihr den Film auf Deutsch, Englisch oder im Originalton?
Ich hab ihn auf deutsch geschaut wegen Elmar Wepper. Von daher sollte ich meine Kritikpunkte mal mit dem O-Ton gegenchecken. Ich befürchte aber, dass sich das nicht besonders viel nimmt. Aber wenn ich Zeit hab schau ich heut abend nochmal rein. Die Reaktion von Max auf den gegrillten Goose ist tatsächlich irritierend, aber auf eine positive Art wie ich finde. Normal würde man ja irgendeine Anteilnahme erwarten am Schicksal des Freundes, tatsächlich bekommen wir aber eine recht extreme Schutzhaltung von Max zu sehen, die seine zunehmende (bewusst von ihm selbst vorangetriebene) Abstumpfung charakterisiert.
Casino Hille hat geschrieben: 23. Mai 2024 09:24Ach ja, und weil ich es mir auch notiert und nicht mehr untergebracht habe: Findet ihr auch, dass Hugh Keays-Byrne einen hervorragenden Joker in einem "Batman"-Film abgegeben hätte? In einigen Szenen ähnelt Toecutters Verhalten ja doch verblüffend der Interpretation, die Jack Nicholson zehn Jahre später unter Tim Burtons Regie abgeliefert hat.
Interessante Parallele, die mir so jetzt nicht direkt aufgefallen ist. Aber es stimmt, gerade in den Momenten mit seinen Leuten ähnelt der Toecutter tatsächlich etwas dem 89er Joker. Wobei der Toecutter irgendwie noch unberechenbarer ist als der Jack-Joker, der ja eigentlich eh die ganze Zeit einen an der Murmel hat. Beim Toecutter hat man zumindest kurzzeitig noch den Eindruck, dass ein klein wenig Rationalität übrige geblieben ist in seinem Verhalten (zB zu Beginn des Dialogs mit dem Bahnhofsvorsteher, welcher übrigens irgendwie auch gut in einen Sergio Leone-Film gepasst hätte :D ).
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Mad Max

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AnatolGogol hat geschrieben: 23. Mai 2024 09:44 Wobei der Toecutter irgendwie noch unberechenbarer ist als der Jack-Joker, der ja eigentlich eh die ganze Zeit einen an der Murmel hat. Beim Toecutter hat man zumindest kurzzeitig noch den Eindruck, dass ein klein wenig Rationalität übrige geblieben ist in seinem Verhalten
Ja, das stimmt sicher, aber es gibt einige Momente, in denen der Nicholson Clown Prince of Crime für mich in Keays-Byrnes Performance anklopfte. Ich denke da vor allem an die Szene, als seine Gang Mrs. Max vor der Scheune auflauern, die Goldfinger-Omi mit der Flinte ums Eck kommt und er so exaltiert aufschreit, dass er ja Angst vor Waffen habe. :) Da hatte ich direkt Joker im Museum bei Vicky Vale vor Augen. Auf jeden Fall ist es schade, dass der Toecutter-Star abseits von seinem anderen Mäxchen-Baddie in "Fury Road" keine wirklich große Karriere hatte, denn das er was drauf hatte ist unübersehbar.
AnatolGogol hat geschrieben: 23. Mai 2024 09:44 (zB zu Beginn des Dialogs mit dem Bahnhofsvorsteher, welcher übrigens irgendwie auch gut in einen Sergio Leone-Film gepasst hätte :D ).
Absolut! Es ist generell nicht nur hinsichtlich des Humors und der Besetzung krass-auffälliger Gesichter einiges von Leones Art im Film, sondern auch sein Bemühen, mythologisch zu erzählen, Figuren als Typen und Ideen zu begreifen. Ohne die Nachfolger je gesehen zu haben, weiß ich natürlich, dass das Archetypische beinahe Anonyme von Max in den Sequels noch stärker in den Vordergrund tritt.
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Re: Mad Max

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iHaveCNit: Furiosa – A Mad Max Saga (2024) – George Miller – Warner
Deutscher Kinostart: 23.05.2024
gesehen am 22.05.2024 in Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 1 – Reihe 8, Platz 17 – 20:15 Uhr
gesehen am 23.05.2024 in Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 1 – Reihe 13, Platz 19 – 20:15 Uhr


Mein Geburtsmonat ist der Mai und mein Geburtstag am aktuellen Wochenende war am 24. Mai.
Daher haben Filme, die ihren Kinostart im Mai und um meinen Geburtstag herum haben einen gewissen Sweet Spot bei mir und auch ab und an die Chance Top-Filme zu werden. Mit einem Blick 10 Jahre zurück war das vor allem bei "Edge of Tomorrow", "Mad Max Fury Road", "Top Gun: Maverick" und auch "Guardians Of The Galaxy Vol.3" der Fall. 2015 kam mit George Millers "Mad Max Fury Road" sein Comeback zur Mad-Max-Saga, die er 1985 in der Trilogie mit Mel Gibson zum Abschluss brachte. Der Film hat sich nicht nur mit seinem Duo aus Tom Hardy und Charlize Theron begeistert, auch die audiovisuelle Inszenierung, Konzeption und Choreographie der knapp 2 Stündigen Verfolgungsjagd mit perfektem Timing der Ruhepausen und Handlungsentwicklung hat sich auf ewig in mein Gedächtnis und Herz eingebrannt. Bei diesem Film konnte sich auch Charlize Therons "Furiosa" an Tom Hardys Max Rockatansky zur Hauptprotagonistenrolle vorarbeiten und damit einen so interessanten Charakter darstellen, dass man sich nun knapp 10 Jahre später dafür entschieden hat, ihre Vorgeschichte an den Start zu bringen bevor es mit Fortsetzungen weitergehen wird. Die Diskussion über die Notwendigkeit halte ich für obsolet, dann diese epische, furiose Vorgeschichte hat durchaus die Chance das gleiche Schicksal wie "Mad Max Fury Road" zu ereilen - mein Film des Jahres zu werden.

Die junge, am Grünen Platz lebende Furiosa entdeckt eine Gruppe bikender Plünderer. Bei ihrem Versuch, die Bikes der Plünderer zu manipulieren wird sie entführt und zur Bikergang in Bikerdome des Warlords Dementus gebracht. Dort muss sie mit ansehen, wie ihre zur Hilfe geeilte Mutter getötet wird. Jahre verbringt sie die Zeit in Dementus Gefangenschaft und schwört auf Rache. Die notwendige Kraft daraus schöpft sie aus dem Konflikt zwischen Dementus und dem Warlord der Zitadelle, Immortan Joe.

Das große Problem und vermutlich auch der sehr körnige Sand im Getriebe für einige Personen wird beim Blick auf „Furiosa – A Mad Max Saga“ sein, einen zweiten „Mad Max Fury Road“ zu erwarten. Für mich gab es genau diese Erwartungshaltung nicht, denn anders als in Fury Road eine über wenige Tage erstreckende Verfolgungsjagd zu bekommen, bekommen wir in „Furiosa – A Mad Max Saga“ eine in 5 Kapiteln über mehr als 15 Jahre erstreckende Biographie zu Furiosa erzählt, die in der Laufzeit von knapp 2,5 Stunden eine sehr epische Mischung aus Coming-Of-Age- und Rachegeschichte darstellt. Ein großer Pluspunkt des seit 2015 gestarteten, neuen Ansatz im Universum von Mad Max gegenüber der Gibson-Trilogie ist, dass der visuelle Stil wesentlich homogener ist und das bereits in „Fury Road“ in Ansätzen gezeigte Universum hier in „Furiosa“ noch mehr Tiefe und Details spendiert bekommt. Allgemein ist das Design von Sets, Kostümen, Make-Up, den Haaren und auch bei den Fahrzeugen über Bikes bishin zu Tanklastzügen einfach absolut perfekt gelungen. Auch die ausgewogene Mischung aus handgemachten und computergenerierten Effekten, die sich vor allem wenn es ums Color Grading, Compositing, den Hintergründen und auch bei den sich nicht immer vermeidbaren Green-Screens hat bei mir einen mehr als positiven Eindruck hinterlassen. Die Actionsequenzen sind ähnlich wie in Fury Road in ihrer Konzeption, ihrer Choreographie, dem Spannungsaufbau und auch der Inszenierung über den Einsatz von Kameraeinstellungen, Schnitten und sowohl Sound und Filmmusik einfach großartig geworden. Die Action ist auch kein Mittel zum Selbstzweck, sondern in seinem Universum bis ins kleinste Detail von einer gewissen Gravitas geprägt. Alles hat seinen Zweck, seine Bedeutung und seine ernste Schwere. Klar hätte man in der heutigen Ära auch vielleicht mithilfe von AI und den Möglichkeiten dahingehend eine Charlize Theron verjüngen können, um sie als junge Furiosa in diversen Altersstufen zu nutzen, aber das hätte ich ein wenig befremdlich gefunden. So bekommen wir hier die Möglichkeit, eine junge Alyla Browne präsentiert zu bekommen, die hier neben ihrer Hauptrolle im kommenden Spinnenhorror „Sting“ schon einmal ganz große Chancen bekommt, sich zu zeigen. Und das gelingt ihr in der durchaus extrem wortkargen Auslegung des Charakters Furiosa sehr gut, allein mit ihren Augen gelingt ihr eine vielschichtige, nuancierte Darstellung von Furiosa und ihrer Gefühlswelt. Furiosa ist keine von anfang an überlegene und unbesiegbare Superheldin, was sie hier zu einer greifbaren, teils sympathischen und ernst zu nehmenden Hauptprotagonistin macht. Der Sprung von Alyla Browne hin zu Anya Taylor-Joy passt auch, die mit ihrer Optik einfach einen absoluten Wiedererkennungswert hat und in ihren jungen Jahren bereits sehr viele legendäre Rollen spielen konnte – wozu sich nun auch „Furiosa“ dazu gesellt. Ihnen gegenüber stehen durchaus viele skurrile und auch interessante, der Story, der Handlung und Charakterentwicklung zuträglichen Charaktere wie Tom Burkes „Preatorian Jack“ , Lachy Hulmes „Immortan Joe“ oder auch eine bereits in „Anyone But You“ zu sehende Charlee Fraser als „Mary Jabassa“ - jedoch werden alle von einem ganz besonders überstrahlt – Chris Hemsworth macht als unberechenbarer, größenwahnsinniger, exzentrischer, fieser und mit einer eigenen, tragischen Vergangenheit gesegnete und greifbare Warlord Dementus unfassbar viel Spaß als Antagonist ohne damit in eine komödiantische, unfreiwillig, komische abzudriften. Ich könnte sogar so weit gehen und sagen, dass mir Hemsworth bis heute nie so gut gefallen hat wie nun in „Furiosa – A Mad Max Saga“. So episch und furios mit seinem visuellen Storytelling diese Origin-Story beziehungsweise „Coming-Of-Age“- und Rachegeschichte dann letzten Endes inszeniert worden ist, hat mir der konkludierende Fokus auf ein doch sehr intimes Ende sehr gut gefallen.

„Furiosa – A Mad Max Saga“ - My First Look – 10/10 Punkte
"Weiter rechts, weiter rechts ! ..... "

Re: Mad Max

259
Mad Max 2 – Der Vollstrecker (1981) - George Miller

Mit dem zwei Jahre nach dem Mad Maxschen Original entstandenen Der Vollstrecker (ich liebe deutsche Verleihtitel!) konnte Regisseur und Mastermind George Miller deutlich mehr in die Vollen gehen, als es ihm die vergleichsweise engen Budgetrestriktionen von Teil 1 erlaubt hatten. Das macht sich zum Einen in den deutlich umfangreicheren und aufwändigeren Schauwerten bemerkbar, spiegelt sich zum Anderen aber auch inhaltlich darin wieder, dass die Verweise auf die Gegenwart hier komplett einer dystopischen Zukunftsvision gewichen sind. Machte Teil 1 über weite Strecken noch den Eindruck, als ob er im Hier und Jetzt (zumindest dem des Jahres 1979) spielt – auch wenn die Präambel etwas anderes vorgibt – so ist in Teil 2 alles fremdartig und degeneriert. Hier spielt es dem Film natürlich in die Karten, dass das australische Hinterland sich wunderbar als Backdrop für ein postapokalyptisches Szenario eignet, aber (weit) darüber hinaus ist es gleichermaßen beeindruckend wie faszinierend, mit wieviel Liebe zum Detail hier fantastisch anmutende Sets, Kostüme und Fahrzeuge aufgefahren werden.

Analog dazu setzt Miller auch inhaltlich ganz auf die anarchische Fantasy-Komponente, die sich im Vorgänger den dramaturgischen Rahmen noch mit einer weitgehend auf dem Boden der Realität stehenden „realistischen“ Komponente teilen musste. Letztere gibt est im Vollstrecker nicht, stattdessen bekommt man inhaltlich die logische Fortsetzung der Kapriolen von Toecutter & Konsorten – und zwar sowohl auf Seiten der Bösen (wie zu erwarten) als auch auf Seiten der „Guten“. Wobei die Gänsefüßchen es hier schon andeuten: wirklich „gut“ ist in Mad Max 2 niemand. Dafür kocht jede Fraktion und innerhalb dieser jede Figur zu sehr ihr eigenes Süppchen. So haben die nominell „guten“ Auswanderungswilligen um Papagallo dann beispielsweise auch keine Skrupel den guten Max erst mal als Gefangenen in Gewahrsam zu nehmen und ihm seine Karre (der letzte der V8 Interceptor) zu klauen. Sicher, Miller achtet sehr wohl darauf, dass er dieser Gruppe zumindest noch Reste von gesellschaftlichen Strukturen und Anstand zugesteht, aber als „normal“ geht dieser heruntergekomme Haufen sicher nicht mehr durch.

Zu Höchstform läuft Miller figürlich dann erwartungsgemäß auf Seiten der Baddies auf: Toecutter, Nightrider & Co. bekommen ihre mehr als würdigen Nachfolger im Humungus, Toadie und natürlich dem grandiosen Wez, der in Sachen Bösartigkeit wohl alle Schurken im Mad Max-Universum in den Schatten stellt. Miller geht sogar soweit, Wez einen eigenen figürlichen Hintergrund zu schaffen, indem er ihn praktisch das gleiche Schicksal erleiden lässt wie Protagonist Max, indem er ihm auf derbe Art seinen Geliebten nimmt. Das schafft einen passenden Rahmen, in welchem die beiden Alpha-Kampfhähne Wez und Max dann auf einander losgehen, zumal auch Maxs Charakterentwicklung in Teil 2 sehr stimmig und subtil im Rahmen der Handlung eingebettet ist. Überhaupt ist es bemerkenswert, wie Max hier den ganzen Film über als mythische Figur gezeigt wird, beginnend schon mit dem brillante Off-Intro-Monolog, der auch dem Nicht-Kenner von Teil 1 alle notwendigen Informationen an die Hand gibt. Mehr noch: erst durch diese Intro-Sequenz wird Max vom „normalen“ Menschen zur mythischen Gestalt, was natürlich nicht zuletzt auch deshalb absolut Sinn ergibt, da wir die Geschichte ja vom gealterten Feral Kid erzählt bekommen – mit vermutlich allen Überhöhungen und Ausschmückungen der aus den Augen eines Kindes erlebten Realität.

So grossartig der inhaltliche und figürliche Unterbau im Vollstrecker auch ist, das eigentliche Spektakel sind nach wie vor die Actionszenen – und was für welche! Auch hier macht sich das nun deutlich höhere Budget positiv bemerkbar, was vor allem in der episch angelegten Strassen-Schlacht im letzten Akt deutlich wird mit den fortwährenden Attacken von Humungus Haufen auf Maxens gepanzerten Tanklaster. Das ist atemberaubend, schnell (manchmal auch ein kleines bisschen zu schnell, wenn Miller der Versuchung des speed-ups nicht widerstehen kann) und sehr spannend in Szene gesetzt und toppt den diesbezüglich ebenfalls formidablen Teil 1 auch hier noch einmal mühelos.

Was soll man sagen: Der Vollstrecker ist ein Action-Brett par excellence, das aber auch enorm vom stimmigen und in keiner Weise leichtgewichtigen dramaturgischen und figürlichen Rahmen profitiert. Für mich ist er zudem all das, was ich persönlich mit Mad Max verbinde – noch dazu (nahezu) in Perfektion auf die Leinwand gebracht.

Wertung: 9 / 10
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Mad Max

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Mad Max sorgte für das Setting, Mad Max II lieferte den Mythos:

Mad Max II - Der Vollstrecker

Das erste Mad Max-Sequel setzte gleich mehrere Maßstäbe, für den dystopischen Film, den dystopischen Helden und den dystpischen Look. Für eine typische Endzeit braucht es fortan nichts weiter als Wüste, Leder, Steampunk und Motoren.

„Mad Max 2“ fängt exakt da an, wo der Vorgänger ("Mad Max", 1979) aufhört und ist dennoch ein völlig anderer Film. Gab es zuvor noch so etwas wie Reste der Zivilisation in Form von urbanen Strukturen und einem zumindest noch halbwegs funktionierenden Polizeiapparat, gleicht das Land nun innerlich wie äußerlich einer Wüste, in der Anarchie, Trostlosigkeit und Barbarei um die Pole Position konkurrieren. In diesem „Wasteland“ sind Nahrungsmittel, Munition und Benzin die einzigen Güter von Wert, denn nur sie entscheiden, wer überlebt. Der daraus resultierende Kampf ist ein existentieller, es gilt einzig das Recht des Stärkeren.

Max Rockatansky (Mel Gibson) hat sich dieser menschenfeindlichen Umgebung nicht nur angepasst, er ist gewissermaßen mit ihr verschmolzen. Als „Road Warrior“ (so auch der Originaltitel) rast er über die einsamen Highways der sonnenverbrannten Ödnis, immer auf der Suche nach der nächsten Gallone, immer in Bewegung, immer auf der Jagd. Ein Ziel oder eine Bestimmung hat er nicht, seine einzige Mission ist der volle Tank seines schwarzen V8 Pursuit Special. Ein hochgetuntes stählernes Schlachtross für die apokalyptische Prärie ...

https://www.ofdb.de/film/489,928721,Mad ... uuy0XuJthn
http://www.vodkasreviews.de

https://ssl.ofdb.de/view.php?page=poste ... Kat=Review

Re: Mad Max

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Agent 009 hat geschrieben: 16. Mai 2015 15:06 Mad Max 2 - Der Vollstrecker (Road Warrior)

Die eher lose Fortsetzung zum australischen Hit 'Mad Max' spielt ca. 3 Jahre nach dem ersten Film. Eine richtige Zivilisation gibt es nicht mehr und die Tage ziehen sich dahin, während man nur noch versucht zu überleben. Die Suche nach Treibstoff ist das, was alle antreibt. Auch Max Rockatansky fährt durch die von Schrott durchzogenen Wüsten und ist auf der Suche, ahnt jedoch nicht das ihn sein Weg bald zu einer Gruppe von Menschen führen wird, die auf seine Hilfe angewiesen sind.

Die Stunts und die Action dieses Film, setze im Vergleich zum Vorgänger noch einen drauf. Alles wirkt größer und teurer, was es auch ist. Das 4 Mio Dollar große Budget wird für viele Fahrzeuge, Explosionen und Action ausgegeben. Der Film stellt damit auch einen Kontrast zum Erstling dar. Während dieser noch ruhiger war und einige Actionhöhepunkte hatte, wirkt die Fortsetzung wie ein wahres Auto-Schlachtfest.

Technisch gesehen ist dieser Film perfektes Actionkino. Die großartige Kameraarbeit fängt die Zerstörungsorgie von Mad Max 2 perfekt ein. Die Stunts sind noch größer und waghalsiger, die Gewalt noch präsenter als im ersten Film. Es kommt echte Endzeitstimmung auf. Da es keine wirkliche Form von Zivilisation mehr gibt, nimmt die Gewalt und das Verbrechen zu und regiert die Wüsten.

'Alle haben den Verstand verloren'

Max Rockatansky hat sich diesem Leben perfekt angepasst. Mit allen Mitteln überleben. Er geht dabei nie zu weit und behält stets noch etwas menschliches an sich, während die Gangs, die mittlerweile immer größer werden, keinen Halt machen. Es wird vergewaltigt, gemordet und geplündert. Die Darstellung der Gewalt fungiert als Stilmittel um die Zustände der Welt zu zeigen. Manche mögen das als Gewaltverherrlichend bezeichnen, ich sehe es als notwendiges Bild um die 'wahre' menschliche Natur zu zeigen.

Auch optisch ist der Film mit tollen Schauwerten gespickt. Nicht nur die Action oder die Fahrezeuge sind gut in Szene gesetzt, sondern auch die Drehorte in Australien perfekt eingefangen. Die Endzeit-Atmosphäre wird zu jederzeit stark rübergerbacht und fängt den Zuschauer ein. Was dem Film ebenfalls gut tut, ist der humoristische Teil des Films. Es wird sich nicht so ganz ernst genommen wie noch beim Erstling, sondern schießt bewusst etwas über's Ziel hinaus. So wirken die schwulen, mit einer 'arschfreien' Lederhose bekleideten Bösewichte mit Irokesenschnitt zunächst unfreiwillig komisch und nicht sonderlich ernst zu nehmen, was jedoch präsentieren soll wie tief die Welt gesunken ist. In ihren Handlungen wird aber deutlich wie krank alles geworden ist. Allgemein ist der Film eine interessante Mischung aus Individuen. Man hat sich viel an der Punkszene orientiert aber auch Westernähnlicher-Look ist präsent. Auch der Oberfießling als Gladiator-Kopie umherläuft hat definitiv einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Das Finale des Film ist sicherlich ein Höhepunkt der Reihe. Die ziemlich lange und verdammt gute Verfolgungsjagt ist spannend inszeniert und perfekt eingefangen. Keine schnellen oder auch mal unübersichtlichen Schnitte wie es heutzutage oft der Fall ist, sondern zu jeder Zeit übersichtlich. Mel Gibson fungiert als Wortkarger 'Held' großartig. Seine Zurückhaltung im Film, seine Präsenz trägt diesen Film. Er macht nicht wirklich viel, was auch gar nicht negativ gemeint ist, denn genau damit punktet er unheimlich.

George Miller ist ein weiterer Meilenstein gelungen. Mad Max 2 ist nicht nur eine großartige Fortsetzung, sondern auch ein total anderer, eigenständiger Film. Diese Tatsache macht diese Reihe stark. Der zweite Film ist weniger Cop-Drama mit Revenge-Movie und Western-Elementen sondern viel mehr ein irrer Ritt in Stahlkarosserie durch Wüsten voller Schrott in einer Welt die den Bach runtergegangen ist. Alle haben den Verstand verloren. Endzeitstimmung und Wahnsinn sind hier auf der Speisekarte. Ein gelungener Actionfilm mit großartigen, echten Stunts, tollen Schauwerten und einem coolen Hauptdarsteller.

10/10
Hier meine alte Review. War immer mein Favorit. Der Film kann einfach alles!

Re: Mad Max

262
Ich schaffe es erst die nächsten Tage, den verrückten Maximilian fortzusetzen, da ich die Filme mit meiner Freundin und meinem besten Freund gemeinsam anschaue - und letzterer ein paar Tage krank ist. Entschuldigt also, wenn es länger dauert in meinem Fall. Spätestens am Wochenende bin ich dann auch auf neuestem Stand.
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Re: Mad Max

264
Das erklärt meine Verwirrung in einer Szene. Kurz vor dem Darstellerwechsel sieht Alyla Brown nämlich tatsächlich sehr ähnlich wie Anya Taylor Joy aus. Allerdings ist das sehr gelungen, hat mich richtig begeistert im Kino. In den Szenen davor merkt man das dagegen überhaupt nicht.

Für eine ausführliche Kritik reicht meine Zeit aktuell nicht und die drei ersten Filme hab ich leider noch gar nicht, aber in aller Kürze: Die Trailer dürften "Furiosa" massiv geschadet haben! Auch ich habe mich an deren äußerst künstlichen Look gestört, im Film ist mir das dagegen gar nicht mehr aufgefallen. Teilweise zwar sicherlich, weil ich schlichtweg vom Geschehen auf der Leinwand gefesselt war, teilweise aber auch, weil es im fertigen Film schlichtweg besser aussieht. Bei der aus dem Trailer bekannten Szene, wo ein (VW-)Bus in die Schlucht abgedrängt wird habe ich beispielsweise extra drauf geachtet. Im Trailer sieht das fürchterlich aus, im fertigen Film nicht.
Sehr schade, dass der Film am Box Office zu floppen scheint. Er ist zwar kein Fury Road, versucht das aber auch nie zu sein und weiß stattdessen mit eigenen Akzenten voll zu überzeugen.

8,5/10 oder 9/10, da bin ich mir noch nicht ganz sicher.
"You only need to hang mean bastards, but mean bastards you need to hang."

Re: Mad Max

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vodkamartini hat geschrieben: 29. Mai 2024 13:57 https://www.joblo.com/furiosa-used-ai/
Die Büchse der Pandora zu öffnen und es dann auch noch stolz zu verkünden ... :roll:

Völliger Schwachsinn und in jeder Hinsicht absolut unnötig.

Kleines Update: Mein Kumpel, meine Freundin und ich schauen Sonntag erst weiter. Ich werde dann also nächste Woche erst beim "Road Warrior" mitreden können. :)
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Re: Mad Max

266
Ich fang mal ein wenig an, obwohl wir beim Road Warrior bisher ja sehr auf einer Wellenlänge liegen.
Für mich ist vor allem der Kontrast zum ersten Film interessant, der ja noch irgendwie in der Realität verortet war. Mad Max 2 dagegen ist ein puristischer Endzeitfilm, puristisch in dem Sinne, dass hier alles und jeder auf Dystopie getrimmt wurde. Miller hat hier vor allem was Look und Setting betrifft so etwas wie die Schablone für den modernen Endzeit-Film abgeliefert: umgebaute und wüst zusammengeschraubte Vehikel, vom Punk inspirierte Garderobe, an vorindustrielle Zeiten erinnernde Siedlungen. Dazu kommt dann noch die bahnbrechende Highspeed Action, nicht ausschließlich wie in Fury Road, aber wenn, dann seiner Zeit deutlich voraus.
Max schließlich durchläuft hier die zweite Stufe seiner Entwicklung, die des mythischen Abenteurers. Gewissermaßen ein Swashbuckler der Finsternis, der Tristesse, der Anarchie.
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Re: Mad Max

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Amen. Ich finde den Film in jeder Hinsicht gelungen und er ist für mich deshalb die Spitze der Reihe. Gibson IST einfach Max. Auch der Originaltitel des zweiten Films, wow. Road Warrior. Das macht einfach was her. Ich wünschte ja manchmal, ich hätte den zum ersten Mal im Kino sehen können. Leider war es nur die zensierte DVD meines Vaters (diese aus Papier, von ganz am Anfang, kenn die noch wer? Mit diesem Kunststoffclip, den man umklappbar musste um sie zu öffnen?) Damals war Liebe geboren!

Lohnen sich eigentlich die 4Ks der Filme?

Re: Mad Max

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Agent 009 hat geschrieben: 2. Juni 2024 09:58 Leider war es nur die zensierte DVD meines Vaters (diese aus Papier, von ganz am Anfang, kenn die noch wer? Mit diesem Kunststoffclip, den man umklappbar musste um sie zu öffnen?)
Snapper Case heissen die, da wollte sich Warner wohl ein paar Cent Plastik sparen. Komische Verpackungsform, die aber recht schnell wieder abgelöst wurde. :)
https://www.kobanistore.com/cdn/shop/pr ... 1674248468
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Was Mäxchen nicht fährt ...

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Mad Max: Der Vollstrecker

„Auf diese Art geht die Welt zugrunde. Nicht mit einem Knall: mit Gewimmer“, schrieb T. S. Eliot in seinem berühmten Gedicht „Die hohlen Männer“. Doch wie klang dieses Gewimmer, als die Welt von „Mad Max“ unterging? Eine hörbar alte Erzählerstimme aus dem Off versucht zu Beginn der Fortsetzung „Der Vollstrecker“ davon zu berichten. Doch er selbst hat den Zerfall der alten Welt nicht miterlebt. Er weiß nur, dass es einen Krieg gab, der wegen des immer knapper werdenden Öls geführt wurde, und dass „die Politiker“ sich zusammensetzten „und redeten und redeten“. Vielleicht wimmerten sie auch.

Der Australier George Miller hatte sich 1979 mit wenig Budget und noch weniger Erfahrung an einer Endzeitvision versucht, und in „Mad Max“ eine Welt gezeichnet, deren Gesetze nur noch von psychopathischen Bikern und ein paar wenigen, nicht minder psychopathischen Cops auf den Straßen verhandelt wurden. Nach dem Erfolg dieses Films über einen Mann, der durch ein Trauma – den Verlust seiner Familie – zum Mythos wurde, kamen Angebote aus Hollywood rein. Den ersten Teil dessen, was später die „Rambo“-Filmreihe wurde, bot man ihn an, ein Rock’n’Roll-Drama namens „Roxanne“ hatte er bereits in Arbeit. Doch die Verlockung war zu groß, zurückzukehren in die kahle und raue Welt von „Mad Max“.

Da insbesondere dieser zweite Teil die Blaupause für Jahrzehnte des Dystopie-Kinos wurde, ist es mittlerweile leicht zu übersehen, wie persönlich die Vision dieses zerstörten Australiens für Miller war. Er hatte nicht nur ein ambivalentes Verhältnis zu Fahrzeugen, nachdem gleich drei seiner engsten Freunde in jungen Jahren bei Autounfällen verstarben, sondern hatte 1973 auch die Ölpreiskrise miterlebt und kannte persönlich einige Familien, die im Zuge der daraus resultierenden Inflation ihre Existenz verloren. Seine „Mad Max“-Reihe reflektiert die Angst vor einer globalen Öl-Knappheit und treibt auf die Spitze, wie abhängig sämtliche moderne zivilisatorische Errungenschaften vom sprichwörtlichen schwarzen Gold sind.

So berichtet der Mann aus dem Off also, dass die Welt unterging, zur Wüste wurde, in der die Anarchie gilt, in der jeder jeden für einen Liter Benzin töten würde. Und er erzählt von einem, den er in dieser Einöde kennenlernte, der über die Straßen zog und als der titelgebende Vollstrecker sein einsames Dasein fristete: Max Rockatansky, erneut gespielt vom ultracoolen Mel Gibson, der mit diesem Sequel endgültig zum Superstar avancierte. Wer den Vorgänger nicht gesehen hat: Kein Problem, die eröffnende Montage erklärt nochmal kurz, was geschehen ist. Sie könnte genauso gut aber auch weggelassen werden. Max mag im Vorgänger noch den Anschein eines Charakters erwecken, doch jetzt wird er nur noch als Mythos behandelt, als Idee eines Heldentypus, von dem andere in Sagen berichten.

Wer in der Wüste dreht und von wortkargen, ewig getriebenen Helden ohne Heimat erzählt, der weiß, dass sein Setting schnell in den Hintergrund rückt und beim Zuschauer Gedanken an einen Western evoziert werden. Miller versucht gar nicht, diese Inspirationen zu verheimlichen. Neben den Samurai-Filmen eines Akira Kurosawa waren die Italowestern des Sergio Leone eine wichtige Inspirationsquelle für ihn. Wortkarg ist Max noch mehr als seine Inspirationsquellen: Nur 16 Sätze spricht er im Verlauf des Films, zwei davon lauten: „Ich bin nur wegen des Benzins gekommen.“

Der Plot könnte für einen Western kaum klassischer sein: Nach einer kurzen, effektiven und vor allem explosiven Einführungsszene, die Max bei der täglichen Jagd nach Sprit zeigt, stößt der ehemalige Polizist, der seine einstige Lederuniform noch immer wie eine Rüstung trägt, auf einen Siedlertreck, der von Outlaws bedroht wird. Statt mit Pferden und Postkutschen voller Gold, sitzt diese verzweifelte Gruppe in futuristischen Quads und auf einem großen Tankwagen voller Öl, der irgendwie über die Frontier, die Grenze, ins gelobte Land gebracht werden soll, von dem in Erzählungen zu hören ist.

Dumm nur, dass der maskierte Muskelberg Hummungus, gekleidet wie ein BDSM-Sklave, und seine motorisierten Punk-Psychos die Siedler aus ihrer Festung nicht entkommen lassen, sondern sie rund um die Uhr belagern. Max, kein Held im klassischen Sinne (mehr), kann einem der Siedler retten und sie zu einem Deal überreden: Sie geben ihm literweise Öl, dafür hilft er ihnen, den tonnenschweren Tanker an Hummungus‘ Schergen vorbeizukriegen. Der Loner, mag er noch so profitgierig und kalt wirken, lässt hinter seiner harten Schale ein Herz erahnen und hilft den Verzweifelten in Not. Mel Gibson als filmischer Erbe von Clint Eastwood.

Man kann dieses narrative Konstrukt simpel nennen, aber Miller denkt als Regisseur vor allem in Bildern, die bei ihm eine eigene cineastische Grammatik entwickeln. Motorengeräusche, Menschengeschrei, Lederuniformen und Explosionen formen eine innovative, komplexe Syntax. Die inszenatorischen Einfälle sind charakteristisch und teils brillant: Als Max zum Beispiel einmal, er hatte sich gerade eigensinnig aus dem Staub gemacht und war von ein paar Raudis überfallen und beinahe getötet worden, von einem Gyrocopter-Piloten – köstlich-humorvoll gespielt von Bruce Spence als degenerierte Grimassen-Version eines James-Coburn-Archetypen – gerettet wird, filmt Miller den zugerichteten Gibson frei in der Luft schwebend, während unter ihm die Erde vorbeizieht.

Visuell ist „Mad Max: Der Vollstrecker“ ein großes Vergnügen. Die Wüstenlandschaften werden von Kamera-Ass Dean Semler ebenso spektakulär in Szene gesetzt, wie die Designs für die „Wasteland“-genannte Postapokalypse vielseitig ausfallen. Die Kostüme und Karosserien der Schurken sind auf maximale Einprägsamkeit hingedacht, über achtzig Autos wurden umgebaut, über die Hälfte von ihnen beim Dreh der Actionszenen zerstört. Ebendiese sind nicht nur rasant, sondern auch durchtränkt von schwarzem Humor, und so erinnert die insgesamt schräg-gezeichnete Welt mitunter an die Logik alter Comic-Strips. Als Max etwa einmal mit einem Truck-Vorderbau durch das Lager von Hummungus brettert, reißt er dabei eines der vielen Zelte um und darunter zum Vorschein kommt ein Pärchen, das gerade dem Liebesspiel nachgeht und verdutzt dreinblickt.

So humorvoll angereichert es also zugeht, ist „Der Vollstrecker“ dennoch ein überaus gewaltvoller Film. Einmal schneidet ein kleiner stummer Junge per Bumerang-Wurf einem Schurken den Kopf auf, in mehreren anderen Szenen hat Hummungus zwei gefangene Siedler vorne an seinen Wagen gebunden, als seien sie lebendige Schutzschilde. Max hat in seinem ikonischen Auto, dem V8 Interceptor, auch einen Hund bei sich, der für ein paar erheiternde Momente sorgt, aber – man ahnt es in diesem Genre – den Film nicht überlebt.

Das große Crescendo ist dann jener Moment, der diese Fortsetzung zu einem Genre-Primus werden ließ – so wählten ihn beispielsweise die Leser des Rolling Stone im Jahr 2015 zum besten Actionfilm aller Zeiten. Kein Wunder, ging doch die finale dreizehnminütige Verfolgungsjagd, bei der Hummungus und Co. dem Tankwagen – gefahren von Max – nachjagen, in die Annalen der Filmgeschichte ein, gilt neben den berühmten Autojagden aus „Bullitt“, „Ronin“ und „Die Blechpiraten“ als eine der besten, die je gedreht wurden. Über 200 Stunts flossen in die wahnwitzige Sequenz ein, mehrere davon waren so gefährlich, dass die involvierten Fahrer ungewöhnlicherweise gebeten wurden, zwölf Stunden vor Dreh nichts mehr zu essen – falls sie im Nachgang sofort operiert werden müssten.

Dieser, einer der größten Autoschrottplätze der Kinowelt, ist in seiner virtuosen choreographischen Dynamik, in seinen wahnwitzigen Bewegungsrhythmen, nicht zu übertreffen. Autos krachen bei voller Geschwindigkeit ineinander, Männer und Frauen turnen auf, am und unter dem Tankwagen, ein finaler Zusammenstoß zerfetzt den Wagen des Gegners in tausende Teile. Brian May, der schon beim ersten Teil komponierte, liefert dazu eine ungeheuer treibende, Bass-lastige Filmmusik, die ihn zur tragenden musikalischen Gestalt des Australian New Wave machte und stark an den ersten Satz aus der Orchestersuite „Die Planeten“ von Gustav Holst angelehnt ist, Titel: „Mars, der Kriegsbringer“.

Einen Kracher bewahrt sich George Miller für die Schlussszene auf: Die halsbrecherischen Manöver und pointierten Überdrehungen, die diesen Kino-Auftritt des Vollstreckers als überaus grimmigen Realfilm-Cartoon ausweisen, entpuppen sich als die Nacherzählung des kleinen stummen Jungen mit dem tödlichen Bumerang. Er ist der Off-Erzähler vom Anfang und bezeugt, er habe seinen Helden nach diesem Abenteuer nie wieder gesehen. Nicht nur nährt dies den Max-Mythos, es erklärt die stilistischen Eigenarten des Films – können diese doch nun als kindliche Ausschmückung verstanden werden.

„Mad Max“ war die Einleitung, die Fortsetzung lieferte den Popkultur-Kult. Regisseure wie Guillermo del Toro, Robert Rodriguez und Zack Snyder geben den zweiten „Mad Max“ als ihren Lieblingsfilm an. Eine Welle an hingeschluderten „Mad Max“-Imitationsprojekten – größtenteils in Italien gedreht – prägten das Trash-Kino der 80er. Später waren Blockbuster wie „Waterworld“ und „Mortal Engines“ sichtbar vom irren Max inspiriert, ebenso die Spielreihe „Fallout“ und ihre Serienadaption. Dank George Miller und Mel Gibson glauben wir daher mittlerweile fest zu wissen: Wenn die Welt einmal untergeht, dann wird das Wimmern gehörig knallen.
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