Also in diesem Fall muss ich mich wirklich der Meinung Scaramangas anschließen. TSWLM ist ein äußerst gelungener Bondfilm und wenn es 1977 nicht einen Film dieses gigantischen Ausmaßes gegeben hätte - wer weiß - vielleicht gäbe es Bond heute auch nicht mehr.
Seit TB im Jahre 1965 ist das Einspielergebnis der Bondfilme im Vergleich zu den Ausgaben fürs Filmbudget und unter Berücksichtigung des Inflationsausgleiches zurückgegangen. Mag schon sein, dass bei LALD wieder ein leichter Aufschwung spürbar war, doch gleich der Film darauf im Jahre '74, TMWTGG, war finanziell kein großer Erfolg.
Nachdem Harry Saltzmann aus dem Geschäft ausgestiegen war, brachte Broccoli einen wahren "Monumentalbondfilm" auf die Leinwände und dies war TSWLM. Die Locations, die Stunts, die Schauspieler (Curd Jürgens, Barbara Bach, etc.) u.v.m. waren vom Feinsten und dieser monumentale Stil schlug sich auch in den Einspielergebnissen nieder. TSWLM war nach TB, welcher in der Relation von Budget und Gewinn heute noch immer der erfolgreichste Bondstreifen aller Zeiten ist, wieder ein großer Knaller und somit gab es Mitte der 70er Jahre wiederum einen Aufschwung in der Bondwelt, um nicht zu sagen ein Revival. Auch der nachfolgende Film, MR, war ähnlich wie TSWLM aufgebaut - verschwenderische Sets von Ken Adam, groß angelegte Handlung (Meeresboden, Weltall), etc. Das Publikum verlangte zu diesem Zeitpunkt nach solchen Filmen und Broccoli gab ihnen, was sie wollten. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass ziemlich zur selben Zeit auch STAR WARS in die Kinos kam und die Nachfrage nach Science-Fiction Elementen in den Filmen sehr groß war.
Man kann jetzt darüber streiten, ob MR und TSWLM gute oder schlechte Bondfilme sind. Meiner Meinung nach sollte man aber nie, oder wenn, dann nur mit Vorsicht, die Flemingromane mit den Bondfilmen vergleichen. Bond ist bei Fleming z.T. ganz anders als in den Filmen und während Flemings Bücher heutzutage, aber auch in den 70er Jahren, fast ausschließlich von den Hardcore-Bondfans verschlungen werden, war der James Bond der Leinwand immer eine Figur, die von den Massen verehrt wurde. Somit musste man der Masse auch geben, was sie wollte. Auch wenn das vielleicht nicht immer im Sinn der wirklichen Bondfans war, war es die einzige Möglichkeit (und auch die beste), Bond bis ins 21.Jahrhundert zu erhalten. Der Titel des neuesten Bondstreifens drückt dies treffend aus - DIE ANOTHER DAY.
Einige kurze Kommentare:
ernst stavro b. hat geschrieben:
Ich finde es einfach eine Schande, den Titel dieses superben Fleming-Buches für so einen Film zu verwenden.
Ich gebe zu, dass bei TSWLM außer dem Titel fast nichts mehr von Flemings ursprünglichem Romaninhalt vorhanden ist, aber das gab es auch schon öfters bei anderen Filmen.
Außerdem finde ich, dass es kein treffendes Argument ist, zu sagen, der Film gefällt mir nicht, weil er einen bestimmten Titel trägt - das sagt ja überhaupt nichts zum Film aus.
ernst stavro b. hat geschrieben:
- Bösewicht. Stromberg ist für mich ein so charakterloser und aussageloser Bösewicht wie sonst keiner. Der sitzt dne halben Film an einem Tisch, der beinahe so lang ist wie meine Langweile. Und wenn er in Aktion tritt, dann spaziert er um einn großen Globus sagt noch aussageloseres Zeug, als er selber schon ist.
Strombergs Pläne sind äußerst größenwahnsinnig, zu dem Zeitpunkt ('77), war die Handlung in TSWLM wohl die größenwahnsinnigste in der Geschichte der Bondfilme. Diesen Größenwahn wollte man dem Publikum gerade durch das abgehobene Benehmen der Figur Strombergs näherbringen. Er wirkt sehr überheblich, vermeidet es z.B. Hände zu schütteln - all diese Gesten verstärken seinen größenwahnsinnigen und abgehobenen Charakter und passen meines Erachtens wunderbar in den Film. Curd Jürgens war außerdem einer besten Bösewichte.
ernst stavro b. hat geschrieben:
- Schauplätze: Was mich am meisten stört, ist, dass man die Schauplätze nach ihrer Filmtauglichkeit ausgewählt hat, aber nicht weil sie Bezug zur Handlung haben könnten. So könnten die Ägypten-Szenen genauso gut in Australien oder Japan oder sonst irgendwo spielen.
Naja, da fallen mir auch viele andere Bondfilme ein. Kann man nicht nur auf TSWLM schieben.
ernst stavro b. hat geschrieben:
- Bondgirl: Ein Wort: HÄSSLICH... das sollte reichen!
Das ist eine persönliche Ansicht, da will ich dir nicht widersprechen. Aber generell gilt Barbara Bach als eines der hübschesten Bondgirls, ich finde sie spielt auch wirklich gut mir ihrem Charme. Auch bei unseren Umfragen am Board war sie eigentlich immer vorne dabei.
ernst stavro b. hat geschrieben:
- Endkampf: Ich glaube, das ist der einzige Bondfilm gewesen, bei dem ich 20 Minuten vor Schluss den Fernseher ausgemacht habe. Also, dieses stupide Rumgeballere in diesem unrealistischen Tanker - da kann ich mir auch gleich TND reinziehen.
Ebenfalls ein Stilelement von viellen Bondfilmen, ich erinnere an YOLT, an MR, an TND u.v.m. Natürlich variiert dies von Film zu Film, aber - wie schon oben erwähnt - war dieser Endkampf im Endeffekt vom Publikum gewünscht und Broccoli ahnte das wohl schon im Vorhinein.
ernst stavro b. hat geschrieben:
- Bond: Roger Moore war in TMWTGG und LALD wesentlich besser - in TSWLM geht er aufs MR-Niveau...
Ich würde sagen, dass er in TSWLM seinen schauspielerischen Höhepunkt hatte und er selbst betonte immer wieder, dass dies sein Lieblingsfilm sei. Natürlich war seine Leistung in TMWTGG und LALD, ebenso in MR auf ähnlich hohem Niveau. Ich würde es wagen, hier eine Stellung abzugeben, in welchem Film er wirklich am besten gespielt hat.
Meine genaue Begründung, warum TSWLM einer meiner liebsten Bondfilme ist (ich würde sagen, vielleicht Platz 7 oder so), erspare ich mir jetzt. Ich wollte nur mal näherbringen, dass dieser Film wichtig für das Fortbestehen der ganzen Reihe war und alleine deshalb gebührt ihm eine gewisse Ehre.
Ihn an letzte Stelle zu setzen ergibt mir keinen Sinn.
KNOX