GoldenProjectile hat geschrieben:Auf jeden Fall würde ich an eurer Stelle einen unvoreingenommenen Kinobesuch wagen, Lästern und spotten kann man auch danach noch.
Ein Verriss wie von Anatols Seite bei Noah würde mich extrem erstaunen, denn mit dem was Noah laut Anatols Kritik ist hat Exodus wie bereits gesagt wenig zu tun. Von Anatol plötzlich Worte wie "Scotts bester seit Hannibal" zu hören würde mich ehrlich gesagt weitaus weniger verwundern, als ein gnadenloser Verriss.
AnatolGogol hat geschrieben:Ich habe deinen Negativpunkten halt das entnommen, was ich hier befürchte, ob es so ist bzw. ich es dann auch so empfinde werde ich sehen, aber eben sicher nicht bei einem überteuerten, nervtötenden 3D-Kinobesuch. Vieles von dem was du schreibst bestätigt aber meine Befürchtungen auf Basis der Berichterstattung und des Trailers. Ich bin aber auch der erste, der diese revidiert wenn sie nicht zutreffen, keine Sorge. :wink
Ich bin ja dann irgendwie doch noch ein kurzes Feedback über Scotts neusten Antikschinken schuldig, zumal ich ja reumütig Abbitte leisten wollte, sollte er mir wider Erwarten doch gefallen. Gleich vorweg: Canossagang ist unnötig, leider haben sich meine Erwartungen bzw. Befürchtungen nahezu hundertprozentig bestätigt. Exodus ist ein visuell prächtiger, lauttösender Monumentalschinken, der mit tollen Effekten und oftmals überzeugenden CGI-Welten wuchert, aber in Bezug auf Dramaturgie und Figuren leider jämmerlich versagt. In vielen Dingen erinnert mich der Film an Scotts Robin Hood-Revival, wie seinerzeit im filmischen Sherwood Forrest versucht er auch diesesmal einer althergebrachten Legende mit allen Mitteln einen rational erklärbaren Anstrich zu verleihen und nimmt der Geschichte damit leider auch einiges ihrer Mystik. Viel schlimmer aber ist die Tatsache, dass er die altbekannte Geschichte völlig überraschungsfrei runterspult, ohne auch nur wirklich eine neue Facette hinzuzufügen. Zu Beginn könnte man noch meinen, er würde die Beziehung zwischen Moses und Ramses etwas gegen den Strich bürsten und den beiden ein unerwartet freundschaftliches Verhältnis spendieren, das entpuppt sich aber schon bald als Trugschluss und wird ersetzt durch den altbewährten brüderliche Neidaspekt.
Die einzige Figur, um die sich der Film zumindest halbwegs kümmert ist Moses, der von Bale ordentlich gegeben wird und zumindest ansatzweise etwas Tiefe zugestanden bekommt. Danach kommt lange nix, dann Edgertons tuckige Ramsesparodie (interessiert mich nicht, ob das Makeup historisch akkurat ist, in jedem Fall ist es äußerst kontraproduktiv hinsichtlich einer ernsthaften Figurenzeichnung). Der Rest: unerhebliche Staffage ohne jegliche Charakterzeichnung. Selten wurde hochkarätiges Personal wie Kingsley oder Weaver so verheizt wie hier und dient lediglich als hochbezahlte (gehe ich zumindest mal davon aus) Statisten in Maskerade. Bei der Action ertappt man den guten Ridley dann ein ums andere mal beim Selbstzitieren, aber immerhin gelingt es ihm hier Schauwerte und Spektakel einigermaßen knackig und unterhaltsam an den Mann zu bringen, was man vom Rest seiner zu erzählenden Geschichte leider nicht behaupten kann.
Exodus ist völlig seelenloses Großkino mit extrem hohem Überflüssigkeitsfaktor, da er sich nicht zu schade ist eine allseits bekannte Geschichte völlig überraschungsfrei und beliebig runterzuspulen. Tolle Optik (immerhin dann halt doch ein Scott), ein paar ordentliche Actioneinlagen, ein souveräner Bale und ein paar nette Nebendarsteller (allen voran der großartige Ewan Bremner, der die fraglos besten Szenen des ganzen Films hat) verhindern dass der ansonsten dramaturgisch und charakterlich erschreckend schwache Film in Gänze zu Boden geht. Leider bestätigt der Film die Abwärtstendenz des guten Ridley.
Wertung: 4,5 / 10