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Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 5. Oktober 2021 14:45
von vodkamartini
Ich lese ihn wenn, dann lieber im Original, aber das ist lange her. Seine Bücher sind auch qualitativ - zumindest vom Story-Telling her - sehr unterschiedlich. Insgesamt sagt mir aber sein Schreibstil nicht sonderlich zu. Wenn ich aktuell einen seriellen kalten Hund im Thrillergewand lesen will, dann greif ich zu Lee Child. Aber das ist ein anderes Thema.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 5. Oktober 2021 14:50
von Casino Hille
GoldenProjectile hat geschrieben: 5. Oktober 2021 14:36
Ich lese sehr, sehr gerne Fleming und Bond allgemein
Oh je, dann habe ich jetzt hoffentlich nicht zu sehr über Fleming hergezogen.
Ich kann es in Teilen sogar nachvollziehen, woher die "Begeisterung" für Fleming kommt, einige seiner Sachen sind auch besser als andere. Vor allem bei FRWL verstehe ich vollkommen, warum das zu seiner Zeit ein Erfolg war.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 5. Oktober 2021 14:51
von Nummer4Fonda
craigistheman hat geschrieben: 5. Oktober 2021 14:20Ich schäme mich immer fremd, wenn die Beteiligten von Fleming sprechen, als sei es Weltliteratur.
Aber ist das ein Kritikerium? Sind Tolkien oder Rowling Literaten von Weltruhm? Trotzdem werden sie von den Fans vergöttert und von den Machern in den Himmel gehoben. Das ließe sich ewig fortschreiben: Hat Stan Lee mehr Kolportage geliefert als George Lucas? Oder war Gene Roddenberry in seinen Vorstellungen naiver als Karl May? Come on. It's pulp fiction.
Letztlich ist dieses "Back to fleming."-Gewäsch natürlich PR, andererseits hat er Bond und seinen Kosmos erfunden. Eigentlich erstaunlich, dass die Fans ihn als Schöpfer so wenig wertschätzen (was vermutlich daran liegt, dass er nicht gerade der sympathischste Zeitgenosse war). Letztendlich hat er doch mehr Einfluss auf die Filmserie, als man gemeinhin vermuten würde. Fleming mag kein erstklassiger Literat gewesen sein, aber er hatte gewisse Schlüsselbereiche, in denen er sehr gut war. Zum Beispiel seine Vorliebe für illustre Titel, Namen und Akronyme. Ich glaube nicht, dass jemand einen Filmtitel wie "GoldenEye" nehmen oder eine Bondine "Holly Goodhead" oder einen Schurken "Lyutsifer Safin" taufen würde ohne Fleming. Ich würde es eher andersherum sehen wie einer meiner Vorposter. Wenn man Fleming liest, merkt man erst wieder, wie viel schon in den Romanen angelegt ist.
Broccoli, Saltzman, Maibaum, Young, Hamilton und Connery kommt das Verdienst zu, einen filmischen Cocktail aus den Zutaten kreiert und Film für Film verfeinert zu haben.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 5. Oktober 2021 14:54
von Casino Hille
Nummer4Fonda hat geschrieben: 5. Oktober 2021 14:51
Ich würde es eher andersherum sehen wie einer meiner Vorposter. Wenn man Fleming liest, merkt man erst wieder, wie viel schon in den Romanen angelegt ist.
Broccoli, Saltzman, Maibaum, Young, Hamilton und Connery kommt das Verdienst zu, einen filmischen Cocktail aus den Zutaten kreiert und Film für Film verfeinert zu haben.
Ganz persönlich muss ich eher sagen: Alles, was mir am Film-Bond gefällt, kam durch die Herren Broccoli, Saltzman, Maibaum, Young, Hamilton und Connery, und eben nicht von Fleming. Die Wertschätzung vom ollen Ian als Schöpfer scheint mir persönlich immer davon abzuhängen, was genau für einen eigentlich der Reiz von James Bond ist.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 5. Oktober 2021 14:56
von danielcc
Ich glaube übrigens dass dieses "back to Fleming" kein simples Marketing Gewäsch ist. Denn da Fleming gar nicht so bekannt ist, brauchten sie das aus dem Grund nicht erwähnen. Außerdem merkt man in tiefergehenden Interviews sehr wohl, dass sie sich viele mit Fleming beschäftigen. Ich nehme es zB Craig ab, wenn er erzählt, wie Bond auf ihn bei Fleming wirkt, und was das für seine Darstellung bedeutet.
Aber jeder liest eben was andere in Fleming hinein, und sicher sind weiß Gott nicht alle Filme nach der COnnery Zeit in gleicher Weise nah an Fleming (oder auch mal gar nicht). Aber bei Dalton und Craig wurde das schon sehr konsequent gemacht. Bond ist ein Zyniker, der eigentlich mit seiner Welt unzufrieden ist, nichts mit sich anfangen kann, wenn er nicht den Thrill eines gefährlichen Einsatzes fühlt. Er ist aber auch jemand der sich sehr wohl verliebt und zwar ernsthaft. Im Grunde sind da CR und NTTD im Kino das Äquivalent zu CR/OHMSS bei Fleming, also der Anfang und eigentlich auch das Ende von Bonds persönlicher Charakterisierung.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 5. Oktober 2021 14:58
von Nummer4Fonda
Casino Hille hat geschrieben: 5. Oktober 2021 14:54Ganz persönlich muss ich eher sagen: Alles, was mir am Film-Bond gefällt, kam durch die Herren Broccoli, Saltzman, Maibaum, Young, Hamilton und Connery, und eben nicht von Fleming. Die Wertschätzung vom ollen Ian als Schöpfer scheint mir persönlich immer davon abzuhängen, was genau für einen eigentlich der Reiz von James Bond ist.
Prinzipiell stimme ich dir zu. Aber dann müsste man erötern, was dir am Film-Bond gefällt, und sich dann fragen, was ist das Verhältnis zu den Romanen. Ich würde mal vermuten, dass es fast ausgeschlossen ist, dass alles, was dir am Film-Bond gefällt, nichts mit Fleming zu tun hat.
danielcc hat geschrieben: 5. Oktober 2021 14:56
Ich glaube übrigens dass dieses "back to Fleming" kein simples Marketing Gewäsch ist. Denn da Fleming gar nicht so bekannt ist, brauchten sie das aus dem Grund nicht erwähnen. Außerdem merkt man in tiefergehenden Interviews sehr wohl, dass sie sich viele mit Fleming beschäftigen.
Das nehme ich den Machern auch ab. Trotzdem ist es schon Teil einer Marketing-Strategie, eine Art abwehrende Versicherung. Dabei spielt es auch keine Rolle, wie bekannt Flemings Werk heute noch ist. Wenn es heißt "Wir gehen auf Fleming zurück, wollen zugleich das filmische Erbe Cubbys ehren, zugleich modern sein und Bond wird diesmal menschlicher erscheinen." - so ähnlich oft von EON gebracht. Dann heißt das: Wir bleiben uns treu, aber gehen mit der Zeit (und machen es allen recht). Fleming ist schon ein relevante Größe für die Fans und die Kritiker. Immer wenn die Brosnan-Bonds in den 90er Jahren wegen ihrer technokratischen Blockbuster-Art kritisiert wurden, kamen Sätze wie "Mit Fleming hat all das nichts mehr zu tun." oder "Lange liegen sie zurück die Liebesgrüße aus Moskau". Fleming-Bezug ist also auch eine Art Garantie für urtümliche Klassik.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 5. Oktober 2021 15:02
von craigistheman
Craig zeigt sich doch sehr verletzlich und angreifbar, was der Fleming-Bond selbst in der größten Not entschieden nicht tut.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 5. Oktober 2021 15:04
von craigistheman
Also ich erkenne bei Craig mehr GQ und Men's Health als Fleming.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 5. Oktober 2021 15:11
von Nummer4Fonda
Deswegen halte ich es auch immer für eine Fehleinschätzung, wenn es heißt, dass Craig nah an Flemings Bond sei. Die drei Darsteller, die dem literarischen Bond am nähesten kamen, waren Dalton, Lazenby und Connery - in dieser Reihenfolge.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 5. Oktober 2021 15:17
von danielcc
craigistheman hat geschrieben: 5. Oktober 2021 15:04
Also ich erkenne bei Craig mehr GQ und Men's Health als Fleming.
Witzig, das ja Fitness Routinen und das "sich wieder in Form bringen" eine große Rolle spielt in manchen Fleming Romanen...
Aber egal. Ich stimme zu, dass die Filme nicht so arg viel mit Fleming zu tun haben, und das ist auch gut so. Ich glaube aber auch, dass die Produzenten wirklich immer mal wieder zurück zu Fleming gehen. Aber was sie dann daraus machen und was sie in Flemings Romanen sehen,... das steht auf einem anderen Blatt oder muss sich nicht mit dem decken, was wir darin sehen
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 5. Oktober 2021 15:26
von Nummer4Fonda
Absolut. In einer der Dokus haben sie doch mal gemeint, dass sie sich für einen neuen Film erst überlegen: Worüber macht sich die Welt gerade oder in den nächsten Jahren Sorgen? Und dann gehen sie zu Fleming und den Romanen zurück und überlegen sich: Wo könnte Bonds Platz in all dem sein. Wenn man sich "Casino Royale" als Ära-Start ansieht, haben sie genau das gemacht. Die Paranoia nach 9/11 hat perfekt zu einer zeitgemäßen Umsetzung des ersten Romans gepasst. Und bei "Bond 26" werden sie mit einem frischen 007 bestimmt wieder so vorgehen.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 5. Oktober 2021 15:31
von Revoked
craigistheman hat geschrieben: 5. Oktober 2021 15:02
Craig zeigt sich doch sehr verletzlich und angreifbar, was der Fleming-Bond selbst in der größten Not entschieden nicht tut.
Interessante These. Kennst du die Romane von CR, OHMSS, YOLT, TMWTGG und FYEO?
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 5. Oktober 2021 15:39
von danielcc
Um Mal wirklich etwas zu nennen, was man wieder mehr aus den Romanen in die FIlme bringen sollte: Das Luxus-Element, dieses "BonDvivant", die Distinguiertheit. Das fehlt mir tatsächlich ein wenig bei Craig.
Ach, wenn ich so darüber nachdenke, gibt es schon einige Möglichkeiten, wie man nach Craig auch wieder Bondfilme interessant machen kann.
Ich wünsche mir auch, dass EON so konsequent ist, dass sie das was sie in NTTD machen nie wiederholen werden. Damit würde auch ein wenig von der Kritik an NTTD entkräftet. Man muss einfach die Craig-Ära für sich stehen lassen mit einem für alle Zeiten einmaligen Ende. Im Grunde ähnlich wie OHMMS. Damals haben sicher auch viele gedacht "soll der sich jetzt jedes Mal verlieben und heiraten?"
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 5. Oktober 2021 15:43
von craigistheman
Wie gesagt, die zwei ersten, über die anderen kann ich nichts schreiben. Wo ist denn Bond im CR-Roman besonders verletzlich und angreifbar? Er behält doch auch während der Folter die Kontrolle und am Ende ist die Schlampe tot. Passt. Im OHMSS gibt es die Stelle mit seinem Kollegen, da hat er zurecht Schiss um seine Tarnung, der Rest... Naja...
Craig spielt Bond sehr verwundbar und eben nicht immer beherrscht.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 5. Oktober 2021 15:44
von craigistheman
Revoked hat geschrieben: 5. Oktober 2021 15:31
craigistheman hat geschrieben: 5. Oktober 2021 15:02
Craig zeigt sich doch sehr verletzlich und angreifbar, was der Fleming-Bond selbst in der größten Not entschieden nicht tut.
Interessante These. Kennst du die Romane von CR, OHMSS, YOLT, TMWTGG und FYEO?
Wie gesagt, die zwei ersten, über die anderen kann ich nichts schreiben. Wo ist denn Bond im CR-Roman besonders verletzlich und angreifbar? Er behält doch auch während der Folter die Kontrolle und am Ende ist die Schlampe tot. Passt. In OHMSS gibt es die Stelle mit seinem Kollegen, da hat er zurecht Schiss um seine Tarnung, der Rest... Naja...
Craig spielt Bond sehr verwundbar und eben nicht immer beherrscht.