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Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 13. August 2017 12:26
von Maibaum
vodkamartini hat geschrieben:Ja, sie sind sicherlich etwas naiv und haben mit Reinl ja auch einen ausgewisenen Heimat-Film Regisseur am Ruder. Allerdigs sind die Vorlagen ebenfalls naiv-romantisch. Die Filme haben den Nerv der Zeit getroffen, trotz der tw anders gearteten Konkurrenz aus dem Ausland, die ja ebenfalls in Deutschland gut ankam. Natürlich werden die May-Filme nach hinten heraus immer schwächer, was sie mit der Wallace-Serie teilen. Aber das ist ja bei den Transformers nicht anders.
Sicher, das war beim Italo Western auch so, daß nach hinten hin zunehmend Hilflosigkeit einkehrte, was die Masse betrifft, aber einzelne Filme konnten dann doch immer wieder überzeugen.
Die May Filme haben sicherlich den Nerv der zeit getroffen (sonst wären ja auch nicht mehr als der Erste gedreht worden, jedenfalls keine Serie die über Jahre läuft), aber das Phänomen blieb überwiegend auf den deutschsprachigen Raum beschränkt (in Ungarn liefen sie glaube ich auch ganz gut), während der Italowestern und der US Western der 60er international beachtet und diskutiert wurde. Und auch ästhetisch und inhaltlich in ihren besten Produkten wegweisendes entwickelten.
Während der kommerzielle deutsche Film sich zu primitiven Sex Filmchen hin runterentwickelte, und die waren auch erstaunlich erfolgreich, Und wurden in Serie gedreht, und hatten sicher auch "richtige Typen" als Schauspieler. Wie z.B. Franz Muxeneder.
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 13. August 2017 12:26
von Maibaum
danielcc hat geschrieben:So ist es
Korrekt ...
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 13. August 2017 12:36
von vodkamartini
Sicher sind die May-Filme ein hauptsächlich bundesdeutsches Phänomen (in Osteuropa kamen si wie du schon sagtest noch ganz gut an). Und sicher haben sie ästhetisch keine neuen Impulse gebracht, sondern lediglich das Heimatfilm-Format auf den Western übertragen. Dennoch ging es imo mit dem kommerziellen deutschen Kino immer weiter bergab. Das Boot und ein paar andere waren da lediglich Ausnahmen.
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 13. August 2017 12:48
von Maibaum
vodkamartini hat geschrieben:Sicher sind die May-Filme ein hauptsächlich bundesdeutsches Phänomen (in Osteuropa kamen si wie du schon sagtest noch ganz gut an). Und sicher haben sie ästhetisch keine neuen Impulse gebracht, sondern lediglich das Heimatfilm-Format auf den Western übertragen. Dennoch ging es imo mit dem kommerziellen deutschen Kino immer weiter bergab. Das Boot und ein paar andere waren da lediglich Ausnahmen.
Das ist richtig, die deutsche Filmindustrie ist spätestens in den 70ern weitgehend unbedeutend geworden. Aber im Prinzip ist das doch fast überall passiert. Das italienische Genrekino hat sich doch in den 70ern auch nur noch mit Komödien gerettet, und ist später auch zunehmend kaputt gegangen. und auch der französische Film hat ab den 80ern viel von seiner Bedeutung verloren, und ist heute genremäßig doch auch fast nur im Komödienbereich auf breiter Ebene erfolgreich.
Statt dessen hat Hollywood seit den 70ern immer mehr begonnen international alles monopolistisch zu dominieren. Es ist denke ich nicht Hollywoods Schuld, daß alles sich so entwickelt hat, aber die Vielfalt die früher doch noch da war, das kommerzielle Gegengewicht zu Hollywood, das ist weitgehend weg. Auch wenn national in vielen Ländern immer noch Filme mithalten können, aber deren Erfolg bleibt doch meist auf das jeweilige Heimatland beschränkt.
Sowas wie Ziemlich beste Freunde ist dann die Ausnahme, und einer wie Luc Besson beackert auch noch sein Segment.
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 13. August 2017 13:37
von AnatolGogol
Maibaum hat geschrieben: Aber im Prinzip ist das doch fast überall passiert. Das italienische Genrekino hat sich doch in den 70ern auch nur noch mit Komödien gerettet, und ist später auch zunehmend kaputt gegangen.
Das war aber eher in den 80ern (die Milian-Klamotten im Dutzend), das italienische Kino der 70er konnte mit vielen sehr starken Gialli und Poliziotteschi immer noch echte Akzente setzen. Das Sterben und damit einhergehend auch der qualitative Nierdgang des Italo-Kinos kam erst in en 80ern, da hier das TV immer mehr die Kinokultur ablöste. In den 70ern kamen im TV in Italien praktisch keine Kinofilme, wodurch die Leute eben mehrfach in der Woche ins Kino gingen. Und um diesen großen Bedarf zu decken wurden massenhaft Kinofilme produziert. Auch viel Mist darunter, aber eben auch echte Perlen.
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 13. August 2017 14:01
von Maibaum
Ja, stimmt der Niedergang in Italien fand eher ab den 80ern statt. Andererseits kann ich mich in der 2. Hälfte der 70er in den Kinos fast nur an Komödien erinnern. Ok, und später noch der ein oder andere Horror Film.
Ich glaube rein kommerziell hatten die Gialli außerhalb Italiens auch nicht den größten Erfolg, oder?
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 13. August 2017 14:23
von Samedi
Maibaum hat geschrieben:
Wann ist denn früher?
Z. B. auch noch in den 80ern mit Filmen wie "Der Name der Rose".
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 13. August 2017 14:31
von Maibaum
Samedi hat geschrieben:Maibaum hat geschrieben:
Wann ist denn früher?
Z. B. auch noch in den 80ern mit Filmen wie "Der Name der Rose".
Das ist zwar ein furchtbarer Film, und eher eine internationale Koproduktion als ein genuin deutscher Film, aber ich bezweifle daß die deutsche Filmlandschaft in den 80ern reichhaltiger war als heute. Eher ähnlich.
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 13. August 2017 16:06
von vodkamartini
Furchtbar im Hinblick auf das wesentlich komplexere Buch (der Film bedient ja praktisch nur die Krimi-Handlung), oder furchtbar als Film an sich?
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 13. August 2017 18:12
von Maibaum
Als Film an sich. Gemessen an den Möglichkeiten des Stoffes, und in Anbetracht von Besetzung und Crew, gar eine Katastrophe.
Als Literaturverfilmung betrachtet ist das aber auch nur eine typische Banalisierung von etwas Komplexerem.
Wobei ich übrigens das Buch nach einem zweiten Lesen vor etwa 2 Jahren längst nicht mehr so gut finde. Immer noch gute Unterhaltung, aber doch mit so manchen Schwächen versehen.
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 13. August 2017 21:33
von AnatolGogol
Ähnlich wie bei den einsam sterbenden Agenten kann ich da die filmische Katastrophe nicht mal ansatzweise erahnen, selbst wenn ich davon absehe dass mir die Filme subjektiv gut gefallen. Annauds Inszenierung mag nicht der Gipfel der Regiekunst sein, aber zumindest zweckdienlich und die Spannung und Atmosphäre der Geschichte effekitv unterstreichend. Das wie ich finde sehr authentische Setdesign und das grossartige Darstellerensemble sind dann alleine schon das Geld wert. Connery, Qualtinger, Perlman, Abraham und Schaljapin sind hier wirklich herausragend gut.
Maibaum hat geschrieben:Ich glaube rein kommerziell hatten die Gialli außerhalb Italiens auch nicht den größten Erfolg, oder?
Die bekannteren liefen schon in den Staaten (u.a. deshalb wurden ja auch US-Stars verpflichtet und auf englisch synchronisiert), ohne dabei aber finanzielle Bäume auszureissen. Der Hauptmarkt war klar Italien und das Kinogeschäft lief in den 70ern noch derart gut, dass sich das richtig rentierte. In den USA hatte das italienische Kino aber ja generell einen schweren Stand, da man es als zweitklassig betrachtete.
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 13. August 2017 22:20
von Maibaum
In den USA hat alles eine schweren Stand was nicht aus den USA kommt. Ein paar englische Filme mal ausgenommen, die dann aber meist auch Quasi-Hollywood sind.
Und Der Name der Rose bereitet mir Pein beim Angucken. Da können Schauspieler und Production Design auch nichts dran ändern, da ist fast jede Einstellung "falsch". Ich bin da selber überrascht wie wenig anschaubar der für mich ist.
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 13. August 2017 23:46
von Samedi
"Der Name der Rose" gehört für mich klar zu meinen Lieblingsfilmen.
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 14. August 2017 00:15
von Casino Hille
Bin da bei Anatol. Ich liebe das Buch, es ist sogar einer meiner liebsten Romane überhaupt, und der Film fängt nur einen winzigen Teil des Buchs ein, ist für sich aber leichte, vergnügliche Krimi-Kost.
Der einsam sterbende Agent ist aber natürlich noch mal deutlich besser und einfach eine launige Gaudi, bei der Clint und Richard Nazis aufscheuchen und durchlöchern dürfen - nuff said!
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 15. August 2017 11:08
von vodkamartini
Maibaum hat geschrieben:In den USA hat alles eine schweren Stand was nicht aus den USA kommt. Ein paar englische Filme mal ausgenommen, die dann aber meist auch Quasi-Hollywood sind.
Und Der Name der Rose bereitet mir Pein beim Angucken. Da können Schauspieler und Production Design auch nichts dran ändern, da ist fast jede Einstellung "falsch". Ich bin da selber überrascht wie wenig anschaubar der für mich ist.
Hab den Film ewig nicht mehr gesehen, weiß aber, dass ich ihn immer mochte. Die Reduktion auf den Krimi-Plot ist imo im Format eines Unterhaltungsfilms absolut sinnig. Das Casting ist hervorragend, ebenso die Atmosphäre.
Störst du dich an handwerklichen Dingen der Inszenierung wie Schnitt, Kamera etc?