Es geht weiter mit Nummer elf in meiner Chronologie, einem sehr kontroversen Beitrag in der Reihe:
Moonraker
RM' s vierter Bondfilm und für mich gibts nicht die dritte Überraschung. Vor sieben Jahren habe ich in diesem Thread auf Seite eins eine kürzest-Bewertung geschrieben und 8/10 vergeben. Diesmal kommt er nicht ganz so gut weg.
Wie ich schon im B24-Unterforum geschrieben habe, ich liebe die Gunbarrel. Und zwar genau dort, wo sie auch in MR zu finden ist: ganz am Anfang.
Die PTS und der gut gemachte Fallschirmstunt gehören zu den besten in der Reihe. Mehr gibts für mich dazu nicht zu sagen!
Eines nehme ich hier vorweg zum Thema 'Charaktere die mehrere Auftritte in der Bondhistorie haben': der erneute Einsatz des Beissers ist gelungener als der von Pepper in TMWTGG. Wie er nach der PTS mit einem Telefonat von Drax als Ersatzmann für Chang angefordert wird - klasse!
Nachdem ich jetzt beim elften Film angekommen bin, fällt eines auf. Die Moneypenny/M-Szene ist mit RM genauso routiniert wie bei SC oder GL. Aber leider auch um nix innovativer oder aufregender.
Den Bösewicht in Form von Drax bekommt man relativ früh - so wie Stromberg - zu Gesicht und der will Bond auch gleich umgehend ausschalten, obwohl 007 zu diesem Zeitpunkt, nach dem ersten Dialog, eigentlich noch überhaupt keinen Verdacht schöpft. Eigentlich verrät sich Drax schon mit dem Attentat in der Zentrifuge. Hier hört man auch einen sehr amüsanten Spruch von Bond, bei dem ich auch diesesmal wieder lachen musste:"tja, das dumme ist nur, dass kein 70-jähriger zur Hand ist, wenn man ihn braucht." Der Humor kommt in den RM-Bondfilmen auf keinen Fall zu kurz.
Das Safeöffner-Gadget finde ich passend und für einen Geheimagenten auch nicht albern. Wie Bond den zweiten Angriff von Drax bei der Fasanenjagd abwehrt, hat richtig Stil von 007; da lässt er Drax ziemlich bedröppelt stehen. Leider geht all das zu Lasten des Tempos, die Ermittlungen kommen nur langsam voran.
Richtig gut gefällt mir schon zu diesem Zeitpunkt Dr.Goodhead. Sie ist clever, schlagfertig, kann mit Bond absolut mithalten und hat was aufm Kasten, also alles andere als ein Dummchen wie Goodnight aus TMWTGG.
Die Szene in Venedig, als Bond, M und Minister Gray mit Gasmaske in Drax' Büro gehen ist sehr köstlich und eben typisch britischer Humor, wie Drax bemerkt.
Die Auswahl der Drehorte in MR ist bestens geglückt. Frankreich, Venedig, Rio sind sehr gut gewählt und passen zu Bond. Ein grosser Pluspunkt ist, dass wirklich viel 'on Location' gefilmt worden ist und sich die Zahl der Studioaufnahmen sehr in Grenzen halten. Rio hat man zwar sehr klischeehaft mit dem Karneval gezeigt und Manuela ist zwar optisch eine Augendweide, jedoch für die Ermittlungen nicht so zwingend wichtig, aber ingesamt geht das in Ordnung. Die Seilbahn-Szene ist für mich ein Highlight in der Reihe, dazu ist RM hier in Hochform. Dass sich der Beisser verlieben darf und zwei Sätze spricht hätte man weglassen können. Die riesigen Plakatwände an jeder Kurve dieses 'Nebensträsschens' wirken völlig deplatziert. Plumpes Product Placement.
Die Reitsequenz inklusive Bond im Poncho ist ebenfalls nicht unbedingt etwas, was mich begeistert. Der Mönch mit Laserwaffe deutet an, wo uns die Reise noch hinbringen wird. Darauf folgt - warum nur schon wieder - eine Bootsverfolgung, noch dazu die zweite im gleichen Film. Das wirkt so, als wäre den Machern einfach nix anderes eingefallen. In Venedig wirkte es auf mich noch stimmig, allerdings ohne die Fahrt übern Markusplatz. Den Kampf mit Chang in Venedig hat man ebenfalls sehr gut inszeniert, der ist für mich ein Höhepunkt im Film.
Bond landet mit seinem Paragleiter mitten im Urwald. Aus dem Nichts taucht eine hübsche Frau auf - da muss Bond natürlich hinterher. Irgendwie wirkt diese Sequenz nur als Platzhalter, bis man den Showdown einleitet. Andererseits hat die Dame 007 auch zum Bösewicht geführt. Drax wirkt zwar nicht so imposant wie ein Goldfinger, dennoch finde ich ihn gefährlich und bedrohlich. Etwas seltsam: zuerst ordnet Drax eine Reihe Attentate auf Bond an und dann begrüsst er ihn seelenruhig, nachdem 007 den Kampf mit der Schlange gewonnen hat. In Drax' Basis fahren übrigens die gleichen kleinen gelben Auto wie auf der Liparus in TSWLM...das macht aber nix, mir ist es nur aufgefallen.
Nun zu einem der meistdiskutierten Ende aller Filme: die Weltraumszenen. Ich finde, dass man sie gut gemacht hat. Ich persönlich kann mit dem Thema dennoch weniger anfangen; Star Trek oder Starwars Fan war ich noch nie. Bond ging schon immer mit dem Zeitgeist - also passen sie Ende der 70er auch in diesen Film, auch wenn sie an die 30 Minuten lang ist. Zu lang finde ich nur den Anflug von Dr. Goodhead und Bond mit Moonraker 6, der alleine dauert nämlich 5 Minuten. Mit den Massenshowdowns hatte ich bis auf TSWLM immer schon meine Schwierigkeiten, das ändert sich auch hier nicht.
Fazit: wie danielcc mal geschrieben hat, werde auch ich das Gefühl nicht los, dass man hier nur Lückenfüller zwischen die Actionszenen reingeschrieben hat. Der Bösewicht und sein Henchman - also Beisser - sind definitiv eine Bereicherung für MR, genauso wie Dr. Goodhead als beinahe ebenbürtiges Bondgirl. Die Locations und die vielen Szenen, die man vor Ort gedreht hat sind ebenfalls Pluspunkte. Vom Weltraumshowdown kann man halten was man will, ich nehme ihn hin. Mehr auch nicht. Vieles in MR wirkt einfach viel zu viel, nur RM konnte einen solchen Film machen. Ein Punkt weniger als vor sieben Jahren und vor 15 Seiten, daher
7 / 10 Punkte.
@Thunderball1965: es ist für mich also nicht der schlechteste Bondfilm.