Verblendung - David Fincher
Schwierig die Fincher-Version mit Kenntnis der schwedischen Erst-Verfilmung openminded zu bewerten, ich hab mir beim Schauen jedenfalls alle Mühe gegeben keine Vergleiche anzustellen. Fincher hat einen ganz guten Film abgeliefert, der in Stil und Tempo deutliche Parallelen zu seinem Zodiac aufweist. Die Rollen sind durchgehend gut besetzt, allerdings gerade in den Nebenrollen auch sehr wenig einfallsreich. Dass Hollywood Skarsgard für die Rolle des Martin castet, darauf hätte ich Haus und Hof gewettet - und tada: Skarsgard spielt Martin. Aber er spielt die Rolle auch sehr gut und ist meiner MEinung nach auch der herausragende Darsteller des Films -
allerdings ist seine Prominenz natürlich auch ein mehr als eindeutiger Hinweis auf die Auflösung.
Erstaunlich an Finchers VErsion ist, dass trotz der epischen Lauflänge von zweieinhalb STunden die Figuren wie auch die zentrale Handlung um das Verschwinden der Vanger-Nichte sehr oberflächlich bleiben. Die Handlung entwickelt sich zwar recht kurzweilig, aber hätte ich nicht das Vorwissen aus der schwedischen Erstverfilmung gehabt wäre mir das Folgen wohl weit weniger gut gelungen. Das ist zusammen mit der deutlich an Tempo verlierenden letzten halben Stunde der größte Kritikpunkt. In Summe eine solide Arbeit aber sicherlich weit entfernt von Finchers besten Arbeiten.
Wertung: 7 / 10
P.S. So ganz ist es mir natürlich doch nicht gelungen die Vergleiche zum schwedischen "Original" zu verdrängen. Unterm Strich schlägt die schwedische Fassung die US-Version in fast allen Punkten. Vor allem ist sie atmosphärisch viel dichter und nimmt sich mehr Zeit bei der Figuren und Storyentwicklung. So gut die US-Fassung auch besetzt ist, an ihre schwedischen Pendents kommt ausser Skarsgard keiner ran (ausgerechnet auch noch ein Schwede!). Mara spielte die Rolle ordentlich, allerdings war mir ihre Lisbeth viel zu weich und "zutraulich". Nach allem was ihrem Charakter - gerade durch Männer - wiederfahren ist war mir die Hollywoodgerechte Lovestory mit Craig doch viel zu rosarot. HIer war die schwedische Fassung deutlich konsequenter. Zudem war es ein kluger Zug im Gegensatz zum FIncherfilm das Ende nach dem eigentlichen Höhepunkt des Films in Form der Entlarvung des Serienmörders nicht allzu lange hinauszuzögern und vergleichsweise kurz zu halten. Oplevs Film bekommt von mir 8,5 Punkte.