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Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

Verfasst: 8. April 2024 12:07
von craigistheman
Das traurige an NTTD ist, dass viele an sich gute Ideen nicht weiter verfolgt werden, und idiotischen oder mal eben schnell herbeikonstruierten Plotpoints weichen müssen. Die Achillessehne des Filmes liegt meines Erachtens in seiner Ambition, alle losen Enden des Vorgängers miteinander verknüpfen zu wollen und gleichzeitig etwas neues zu erzählen - das ist eine viel zu aufwendige Aufgabe für einen dramaturgischen Bogen, der über 3h gespannt wird. So hinterlässt nur wenig in NTTD einen wirklich bleibenden Eindruck, am schlimmsten verhält es sich mit Felix' Tod, der so überflüssig ist wie ein Kropf, eigentlich wie die ganze Figur und die herbeigedichtete "Freundschaft" (insgesamt kommt Leiter in der Craig-Ära vllt. auf 8 Min.?). Alles wird nur oberflächlich in Form von Statements, Sprüchen oder Erwähnungen gestreift, so auch der absolut blasse Safin-Charakter, aus dem überhaupt nichts interssantes gemacht wird. Er ist eben da und wohl mächtiger als SPECTRE, ok.
Die Nanobots empfinde ich keineswegs als unpassend, sie sind im Rahmen einer in allen Belangen individualistisch ausgerichteten Gesellschaft absolut zeitgeistig. Hier hätte aber ein anderer Fokus geholfen, z.B. die Betonung, dass M das Projekt über alle Verbote von Seiten der Regierung hinweg unauthorisiert fortgesetzt hätte, im (Irr-)Glauben das Richtige für sein Land zu tun. Das hätte eine andere Dringlichkeit geschaffen.

Wieso auch nicht auf's Ganze gehen und den Showodown so gestalten, dass Nomi die Tore öffnet, während Bond mit seiner Familie entkommt während sich Safin an deren Fersen häftet, so à la Max Cady in Cape Fear?

Auch das bionische Auge wird einfach als gegeben akzeptiert. Wie kann es unbemerkt in ein Hochsicherheitsgefängnis gelangen? Wie wird es mit Strom versorgt, bzw. geladen? Wie sendet/empfängt es (oder gibt's in Belmarsh W-Lan?). Auch hier hätte ein winziger narrativer Kniff bereits alles verändert: Im Zuge der Untersuchung kommt heraus, dass Blofeld nach vermehrten (vorgetäuschten) Beschwerden über Augenschmerzen, eine Operation genehmigt wurde, im Zuge derer ein eingeweihter Chirurg den Eingriff vorgenommen hätte. Auch sonst wäre so vieles mehr aus dem bionischen Auge herauszuholen gewesen, z.B. ein Selbstzerstörungsmechanismus, der es Blofeld ermöglicht hätte, frei über den Zeitpunkt seines Todes zu verfügen. Daraus hätte sich wiederum ein spannendes Befreiungsszenario ergeben können. Etc etc.

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

Verfasst: 8. April 2024 12:23
von Casino Hille
craigistheman hat geschrieben: 8. April 2024 12:07 Das traurige an NTTD ist, dass viele an sich gute Ideen nicht weiter verfolgt werden, und idiotischen oder mal eben schnell herbeikonstruierten Plotpoints weichen müssen. Die Achillessehne des Filmes liegt meines Erachtens in seiner Ambition, alle losen Enden des Vorgängers miteinander verknüpfen zu wollen und gleichzeitig etwas neues zu erzählen - das ist eine viel zu aufwendige Aufgabe für einen dramaturgischen Bogen, der über 3h gespannt wird.
Nein, lass ich nicht gelten. Drei Stunden sind massig Zeit. No Time To Die ist ungefähr so lang wie Django Unchained, Heat, Scarface (1983), Boyhood, Coppolas erster Pate, Die Brücke am Kwai, Zwei glorreiche Halunken, Der seltsame Fall des Benjamin Button und und und ... Es gibt absolut keine Ausrede, warum sich das, was man in NTTD erzählen wollte, nicht vernünftig und ohne überhastet daherzukommen in der Laufzeit erzählen ließe.
craigistheman hat geschrieben: 8. April 2024 12:07 Die Nanobots empfinde ich keineswegs als unpassend, sie sind im Rahmen einer in allen Belangen individualistisch ausgerichteten Gesellschaft absolut zeitgeistig. Hier hätte aber ein anderer Fokus geholfen, z.B. die Betonung, dass M das Projekt über alle Verbote von Seiten der Regierung hinweg unauthorisiert fortgesetzt hätte, im (Irr-)Glauben das Richtige für sein Land zu tun. Das hätte eine andere Dringlichkeit geschaffen.
Zeitgeistig ist an Nanobots nüscht, aber klar können die im Bondschen Rahmen passen (wenngleich es nach den vier Craig-Vorgängern eine sehr abgedrehte Richtung ist). Die grundsätzliche Bedrohung der Dinger ist sogar eine coole Idee für so einen Actionfilm, aber die Rolle, die M in der Handlung einnimmt, passt für mich nicht. Ich sehe das wie du: Ms Motivation hätte viel stärker erklärt werden müssen, da sie einen krassen Bruch zu seinem vorherigen Charakter aufzeigt. Und es ist mehr als seltsam, dass er ohne jede Rechenschaft ablegen zu müssen "davonkommt". Aus meiner Sicht wäre eine finale Szene, in der er vor einem Gericht für seine Taten aus dem Verkehr gezogen wird, durchaus notwendig gewesen, um dem ganzen Involvement seines Charakters in die Entwicklung dieser grausamen Waffe Gewicht zu verleihen.

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

Verfasst: 8. April 2024 12:44
von danielcc
Bin immer wieder baff was ihr für Fragen stellt und was kritisiert wird. Das ist ein Fantasy-Bond Film à la YOLT, TSWLM, oder MR.
Warum will Drax das Weltall erorbern? Warum hat er all seine Geheimisse auf einem Blatt Papier auf einem Stapel in seinem Safe? Warum ruft er bei einer Hotline an um den Beißer zu hiren??? Fragen über Fragen und da bin ich noch nicht mal bei den Fundamentalen Dingen!
Ich bemerke oft, dass an die Craig Filme ganz andere Erwartungen gestellt werden, wohl weil man mit CR so etwas völlig anderes gemacht hat.
Aber NTTD will einfach Fantasy Bombast sein. Ich scheine da sehr Niveau-flexibel zu sein :-)

Ich habe gestern auf RTL die ersten 40 und dann die letzte 20min geschaut. Für mich ist das ein großer Spaß, großer Bond, vor allem visuell an vielen Stellen so befriedigend! (die ganze Matera Action ist für mich eine ganz große audio-visuelle Kombo). Der Showdown ist zum ersten Mal seit MR wieder ein gelungenes, großes VIllain Lair Set - und es wird auch noch best möglich ausgenutzt.

NTTD hätte noch viel besser sein können. Keine Frage. Ich glaube auch, dass das Problem ein mal mehr war, dass verschiedene Leute gute Story Idee hatten, und am Ende musste P&W und co wieder alles irgendwie zusammenfügen.

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

Verfasst: 8. April 2024 12:59
von Casino Hille
danielcc hat geschrieben: 8. April 2024 12:44 Warum will Drax das Weltall erorbern?
Drax will das Weltall nicht erobern. Er will die Menschheit nahezu komplett auslöschen und eine neue Superrasse züchten, die die Welt bevölkert. Das ist ein klares, verständliches Ziel. Eine direkte Motivation dafür gibt es tatsächlich bestenfalls zwischen den Zeilen. Aber das Fehlen einer Motivation für Safin als Schurke wurde (zumindest meinerseits) nie kritisiert, sondern das Fehlen eines klar verständlichen Ziels. Ich weiß im Showdown von MR genau, was auf dem Spiel steht: Wenn Drax die Globen abfeuert, stirbt die ganze Menschheit. Und ich bin Teil der Menschheit, also habe ich ein Interesse daran, dass das nicht passiert. :)

Aber was genau ist Safins Ziel? Er will die Nanobots verkaufen. Okay. Geld stinkt nicht. Makes sense. Und dann? Dann haben irgendwelche unbekannten Leute die Nanobots, und würden die nutzen, um eine undefinierte Anzahl an nicht näher spezifizierten Personen zu töten ... Das ist zu schwammig.
danielcc hat geschrieben: 8. April 2024 12:44 Ich bemerke oft, dass an die Craig Filme ganz andere Erwartungen gestellt werden, wohl weil man mit CR so etwas völlig anderes gemacht hat.
Auf mich bezogen: Nö. Vielleicht erinnerst du dich, dass ich vor gar nicht so ewig langer Zeit mich an exakt diesen Problemen auch bei DN gestört habe. Da ist mir im Finale nämlich ebenfalls überhaupt nicht klar, was der Nein-Arzt eigentlich will. Er stört das Dingens von amerikanischen Raketen, sodass die irgendwo auf dem Erdball krachen, um ... ja, um was? Weil er es kann? Weil die Raketen so lustig runterfallen? Das ist im 25. Bondfilm keinesfalls ein NTTD-exklusives Problem. Es ist in NTTD nur so, dass dieses Problem sehr viel mehr Gewicht hat, weil das letzte Drittel enorm lang ist und ja nicht nur unklar bleibt, was Safin mit den Nanobots will (bzw. was seine Käufer damit anstellen würden), sondern auch unklar bleibt, warum Safin denn eigentlich so von Madeleine besessen ist (aber erst jetzt, 25 Jahre nach der PTS, aus heiterem Himmel), aber gleichzeitig sich nicht für ihre Tochter interessiert.
Das wäre dann, um bei deinem Vergleich zu bleiben, so, als ob MR nie erklären würde, warum Drax seinen eigenen Raumgleiter (den er eigentlich an die britische Regierung ausgeliehen hatte) gestohlen hat. Aber genau diese Frage (und das ist das einzige WARUM, das MR wirklich erklären muss, weil es um das handlungsauslösende Event geht) wird von Bond gestellt und von Drax beantwortet.
danielcc hat geschrieben: 8. April 2024 12:44 Warum ruft er bei einer Hotline an um den Beißer zu hiren???
Na na, die Henchmen-Hotline feiert in NTTD doch ihr großes Comeback, denn nur über sie ist zu erklären, wie Safins CIA-Spitzel Logan Ash Kontakt zum SPECTRE-Überlebenden Primo herstellen und diesen für den erneuten Kampf gegen die freie Welt einspannen konnte. :mrgreen:

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

Verfasst: 8. April 2024 13:12
von Berni
Casino Hille hat geschrieben: 8. April 2024 12:59 Da ist mir im Finale nämlich ebenfalls überhaupt nicht klar, was der Nein-Arzt eigentlich will. Er stört das Dingens von amerikanischen Raketen, sodass die irgendwo auf dem Erdball krachen, um ... ja, um was? Weil er es kann? Weil die Raketen so lustig runterfallen?
Ja irgendwie hab ich dass auch nicht verstanden, ev. will Dr. No jemanden erpressen, aber keine Ahnung was sein Plan ist.

Aber weil wir grad beim Thema sind, wie konnte jemand wie Hipp aus TMWTGG Lieutenant werden, hat der eigentlich irgendwas je auf die Reihe bekommen.
Ich fasse mal zusammen, Solex Verlust, weil er lieber Bond verhaften wollte, dann fährt er zur Karate-Schule um Bond rauszuholen, haut aber ohne Bond wieder ab.
:lol: :lol: :lol:

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

Verfasst: 8. April 2024 13:19
von Casino Hille
Berni hat geschrieben: 8. April 2024 13:12 Ja irgendwie hab ich dass auch nicht verstanden, ev. will Dr. No jemanden erpressen, aber keine Ahnung was sein Plan ist
Dr. No selbst sagt, es diene zur "Erprobung unserer Macht", aber das wirft mehr Fragen auf, als würde er gar nichts sagen. Er hat doch in der Vergangenheit schon mehrere Raketenstarts sabotiert, also dürfte er seine Macht doch längst erfolgreich erprobt haben? :)

Wie gesagt, diese seltsame Annahme, man würde die heutigen Bonds deutlich schärfer kritisieren als die angeblich "unantastbaren" Klassiker kann ich nicht bestätigen. Alles, was mich in NTTD stört, stört mich grundsätzlich auch in anderen Bonds, und das, was ich anderen Bonds durchgehen lasse, lasse ich NTTD auch durchgehen. Es gibt da sicherlich Abstufungen und natürlich nehmen die Craig-Bonds sich ernster (Daniel, du kannst nicht ernstmeinen, dass NTTD nur Fantasy Bombast wie MR sein will, wenn der Film parallel eine große Liebesgeschichte erzählt, die echte Emotionen wecken soll) als frühere Filme der Reihe, aber im großen und ganzen ist mein "Anspruch" eigentlich immer derselbe.

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

Verfasst: 8. April 2024 15:21
von craigistheman
@Hille: Mit der Laufzeit meinte ich, dass NTTD einfach viel zu viel auf einmal sein möchte und daher alles schwammig bzw. diffus bleibt. Die von dir genannten Filme folgen alle einer ganz klaren Linie, die lange Laufzeit dient dazu, einzelne für die Handlung oder Figurenzeichnung relevante Aspekte näher zu beleuchten. NTTD nimmt sich nirgends wirklich Zeit, alles wirkt gepresst und konstruiert, um in der Story möglichst schnell von A nach B zu kommen. Dabei geht ausgerechnet der titelgebende Aspekt "Zeit" am meisten flöten.
Und zeitgeistig sind Nanobots schon, denn schließlich leben wir in einer Welt, in der es für jede*n (selbst-)optimierbare Produkte zu erwerben gibt, also ist es nur naheliegend, dass es sich mit Waffen und Mordwerkzeugen ähnlich verhält. So habe ich das zumindest immer empfunden und es gefällt mir im Kern auch. Es ist gemessen an den anderen Craigschen Bedrohungsszenarien aber mit Sicherheit ein ganz gewaltiger Sprung in Richtung Sci-Fi - da stimme ich dir zu - und daher auch unrund. Mir hätte die Zucht einer Alge, die was mit den Weltmeeren anrichtet irgendwie besser gefallen :D.

@daniel: Wieso die Craiger anders bewertet werden? Ja genau, die Antwort gibst du dir ja schon selbst. EON geht künstlerisch ambitionierter an Bond heran, holt sich in allen Bereichen A-Lister (gut, über Fuku lässt sich diesbezüglich streiten und ein A-Lister wird er nun bestimmt nicht mehr, aber eigentlich war Boyle vorgersehen und der ist es auf jeden Fall), also gehen nicht wenige auch mit höheren Erwartungen in die Filme, weil die Messlatte nun eine andere sein will. Ob sie es dann ist, muss jede*r für sich entscheiden.
Das ist ja auch der Grund, weshalb der Humor in SP an manchen Stellen überhaupt nicht zündet - Craig spielt die Rolle stellenweise plötzlich so seltsam selbstironisch, wo doch sonst nicht das Geringste auf einen plötzlichen Sinneswandel hin zur Selbstironie, wie sie z.B. in TSWLM oder MR zu finden ist, schließen lässt.
Vieles an NTTD mag ich presönlich auch gerne, die ersten 30 Min sind atemberaubend und auch toll inszeniert. Leider kann der Film diese Spannung nicht halten und gerade Safins Insel sieht doch aus, als wäre sie einer Call of Duty-Map entliehen, oder als hätte man etwas zu vehement versucht, Denis Villeneuves visuellen Stil zu kopieren.
Da gefallen mir das Brennstoffzellen-betriebene Perlas de las Dunas oder Blofelds Jacques Tati-Krater sehr viel besser, aber das ist nur mein persönlicher Geschmack.

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

Verfasst: 8. April 2024 16:18
von danielcc
Hille, was bei NTTD am Ende auf dem Spiel steht?
Wenn die Schiffe ankommen können sie Herakles von der Insel schaffen und es würde sofort in der Welt eingesetzt.
Ergo: Das Ding in die Luft jagen. Also mir reicht das :-)

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

Verfasst: 8. April 2024 16:20
von Berni
Aber wärs nicht einfacher gewesen die Schiffe zu versenken und Herakles sicherstellen, dann hätte Bond auch nicht die Tore öffnen müssen

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

Verfasst: 8. April 2024 16:27
von danielcc
Joah, wenn man davon ausgeht, dass M einfach unbekannte Schiffe in fremden Gewässern abschießen kann ja.
Übrigens könnte man das noch weiter spinnen: Safin hätte Bond oder sonst wen der auf die Insel kommt ja mit den Nanobots für die halbe Welt infizieren können ;-) Also, sicher ist sicher

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

Verfasst: 8. April 2024 19:44
von Patrice
Rein von der Logik betrachtet muss man bei vielen Bonds schonmal ein Auge zudrücken. Wenn es aber so oft passiert wie in NTTD, dann wird’s echt kritisch. Da haben einfach wieder zu viele Leute drin rumgemängt und das Ergebnis ist ein Bond, der sehr gut sein könnte, es aber nicht ist.
Allein im letzten Akt passieren so viele Logikfehler, dass man (oder ich zumindest) den Fernseher am liebsten ausschalten möchte.

1. Ab London wird gesagt, dass das Virus auf jede Person übertragen wird. Das geht so lange weiter, bis irgendjemand, der die Bots in sich trägt, die Zielperson berührt. Warum zum Teufel sagt Q zu Bond über das Radio kurz vor dem letzten Treppenaufstieg, dass das Virus ungefährlich ist, solange Bond nicht bei der Zielperson ist? Was stimmt den nu? Ist das Virus frei übertragbar, oder muss das Virus an Person X ausgesetzt werden, die definitiv in Kontakt zur Zielperson steht, da eine Übertragung an dritte nicht möglich ist?

2. Bond ist unten beim großen Säurebecken, schießt sich durch das Treppenhaus und kommt direkt im Kontrollraum an. Bond geht wieder runter, findet das Stoffvieh und Safin schließt die Tore. Da die Raketen ja bereits abgefeuert sind, hat Bond es vom grundsätzlichen Gedankengut recht eilig. Also warum geht er nicht auf direktem Weg durch das Treppenhaus in den Kontrollraum, sondern nimmt den Umweg durch das zerstörte Labor und Safins Garten? Klar, hätte der Kampf zwischen beiden im Treppenhaus stattgefunden, hätte es nicht „so schön“ ausgesehen. Aber warum opfert man die Logik für Schauwerte?

3. Das Safin Mathilde laufen lässt ist selten dämlich. Damit gibt er seinen größten Trumpf aus der Hand. Muss nicht weiter erklärt werden.

4. Natürlich muss man bei Craigs finalen Abgang nochmal ein Finale mit ordentlich Karacho, Schießeren und dem „Welt-retten-Moment“ haben. Aber trotzdem macht es keinen Sinn, das Nomi Bond einfach so alleine weiterkämpfen lässt und mit den anderen beiden Damen abhaut.

5. Nomi schaltet den Q-Dar ein (dieses Radarding für eine genauere Kartographie in Safins Bunker). Wir sehen in M‘s Büro den Bildschirm, auf dem die Karte abgebildet ist. Dank Smartblood sind Bond (blaues Symbol) und Nomi (rotes Symbol) eingeblendet. Beide sogar noch mit Namen versehen und eindeutig auseinander zu halten. Natürlich fragt Moneypenny „Welcher davon ist Bond?“. Warum schreibt man Charaktere absichtlich dumm? Die Frage ergäbe nur Sinn, wenn Moneypenny farbenblind wäre und 2 Symbole nicht voneinander unterscheiden kann.

6. Kein Logikloch, aber schon grob fahrlässig. Ihr habt es auch schon angesprochen. Safins Motivation ist so schwach herausgearbeitet. Und das es der Film während seiner fast 3 Stunden es nicht schafft ein Motiv darzustellen ist einfach schwach. Das schafft QOS in seinen 100 Minuten erheblich besser.

Ab London wird der Film zunehmend schwächer, aber ab Nomis und Bonds Flug zu Safin wird’s einfach ärgerlich stupide.
Man hätte Spectre weiterhin als Hauptgegner beibehalten sollen. Durch einen Anschlag auf das Gefängnis gelingt Blofeld die Flucht. Spectre schafft es Heracles zu stehlen und Blofeld droht, Land oder Kontinent XY ohne Gegenforderung auszulöschen. Da bekommt man in knapp 2 Stunden was schönes erzählt.
NTTD gibt viel vor, was er am Ende gar nicht einlösen kann. Und bitte nicht wieder mit diesen beliebigen imdb-Bewertungen um die Ecke kommen. Der Film funktioniert bei vielen sehr gut. Aber sehr viele von diesen sehr vielen haben den Film auch nur einmal gesehen.

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

Verfasst: 8. April 2024 20:06
von danielcc
1. Q verkürzt hier nur aber es ist ja im Prinzip das Gleiche.
2. Äh.... also auf sowas kann nur jemand achten der eigentlich gar keine Filme schauen will. Ich habe den Aufbau der Örtlichkeiten bis heute nicht verstanden von daher wundert mich, dass du dir da bei den Wegen so sicher bist
3. Er will doch eh verschwinden und da ist sie nur hinderlich
4. Naja, dann könnte man fast jeden Bond hinterfragen wo er alleine unterwegs ist. In diesem Fall kommt aber hinzu, dass die SIcherheit der "Familie" ja Bond wichtiger ist.
5. -
6. Jepp, das ist der springende Punkt

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

Verfasst: 8. April 2024 20:36
von Casino Hille
danielcc hat geschrieben: 8. April 2024 20:06 Er will doch eh verschwinden und da ist sie nur hinderlich
Nein, will er nicht. Er will sich mit den Käufern treffen - und der einzige, der ihm im Weg steht, ist Bond. Mathilde ist Druckmittel Nr. 1, und er lässt sie weglaufen. Also wie man sich da nicht an den Kopf fassen kann, ist mir unklar. Bei der PV gab es an der Stelle damals lautes Gelächter. Sagt denke ich alles.

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

Verfasst: 8. April 2024 22:10
von Patrice
danielcc hat geschrieben: 8. April 2024 20:06 1. Q verkürzt hier nur aber es ist ja im Prinzip das Gleiche.
2. Äh.... also auf sowas kann nur jemand achten der eigentlich gar keine Filme schauen will. Ich habe den Aufbau der Örtlichkeiten bis heute nicht verstanden von daher wundert mich, dass du dir da bei den Wegen so sicher bist
3. Er will doch eh verschwinden und da ist sie nur hinderlich
4. Naja, dann könnte man fast jeden Bond hinterfragen wo er alleine unterwegs ist. In diesem Fall kommt aber hinzu, dass die SIcherheit der "Familie" ja Bond wichtiger ist.
5. -
6. Jepp, das ist der springende Punkt
1. Mitnichten. Es ist nicht das Gleiche und dazu ein gewaltiger Unterschied. Darf ich „nur“ nicht mehr bei Frau und Kind sein, weil jede Berührung sie töten würde, oder darf ich nie mehr unter Leute gehen, da die Gefahr sehr hoch ist, dass es durch tausende Zwischenwirte irgendwann bei Frau und Kind ankommt.
2. Wie hängt das eine mit dem anderen zusammen? Ich achte auf solche Dinge und finde Filme trotzdem toll. Nur bei keinem Film ist mir diese unlogische Zusammensetzung innerhalb eines Gebäudes nie so negativ aufgefallen. Hier passt einfach nigs.
3. Siehe Antwort von Hille.
4. und warum kümmert er sich nicht selbst um die Sicherheit seiner eigenen Familie?
5. ?
6. 👍

Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"

Verfasst: 9. April 2024 02:52
von Casino Hille
Patrice hat geschrieben: 8. April 2024 19:44 Ab London wird gesagt, dass das Virus auf jede Person übertragen wird. Das geht so lange weiter, bis irgendjemand, der die Bots in sich trägt, die Zielperson berührt. Warum zum Teufel sagt Q zu Bond über das Radio kurz vor dem letzten Treppenaufstieg, dass das Virus ungefährlich ist, solange Bond nicht bei der Zielperson ist? Was stimmt den nu? Ist das Virus frei übertragbar, oder muss das Virus an Person X ausgesetzt werden, die definitiv in Kontakt zur Zielperson steht, da eine Übertragung an dritte nicht möglich ist?
Ja, das ist nicht direkt unlogisch, aber aus Autorensicht ein bisschen dämlich. Q erklärt vorher ganz eindeutig, dass es theoretisch reicht, EINEN einzigen Menschen mit tödlichen Nanobots zu infizieren, da die sich per Berührung auf jeden Menschen übertragen und so irgendwann bei der Zielperson ankommen würden. Dann sagt er zum infizierten Bond aber, er brauche sich ja nur von Madeleine und Mathilde fernhalten und der antwortet: "Das wird nicht funktionieren."
Genau; stimmt auch, James. Für Madeleine und Mathilde wäre das Spiel aus, sobald Bond irgendeinen Menschen berührt, denn der berührt wieder weitere, die berühren wieder weitere und irgendwann sterben Frau und Kind. Und es ist unglücklich, dass der Typ, der das vorher erklärt hat, im Finale plötzlich die Spielregeln selbst vergessen hat.

Man kann das erklären: Er ist Bonds Freund, er will ihn nicht sterben sehen, er redet ohne Nachzudenken drauf los. Aber ich würde als Drehbuchautor auch nicht unbedingt die "intellektuelle, wissenschaftliche Instanz" etwas so eindeutig falsches sagen lassen, wenn es im direkten Widerspruch zum tatsächlichen Kontext der Sachlage steht. Das ist - wie vieles - im Detail nicht durchdacht.
Patrice hat geschrieben: 8. April 2024 22:10 warum kümmert er sich nicht selbst um die Sicherheit seiner eigenen Familie?
Darauf gibt es eine eindeutige Antwort: Weil NTTD ein Bond-Film ist und damit Bond der Held sein muss, der die Welt rettet. Und das ist eine von vielen Stellen, die sich durch die ganze Craig-Ära ziehen, wo Broccoli, Wilson, Purvis, Wade und der jeweilige Regisseur sich nicht festlegen können und die Komfort-Zone nicht zu arg verlassen wollen. Die letzten paar Filme sollen persönlicher sein, sie sollen charaktergetrieben sein, sie sollen den "Menschen" James Bond näher beleuchten, aber wann immer man diese intimere Grundhaltung zugunsten der alten Formel opfern kann, wird dies sofort gemacht.

In SP hat man den ganzen Bruder-Plot reingeschrieben, Blofeld und Bond zu persönlich verbundenen Rivalen gemacht, Blofelds ganzes Treiben als persönliche Vendetta neu interpretiert. Es gibt den "Author of all pain"-Monolog, es gibt das Aufeinandertreffen mit der Glasscheibe, es gibt die "Kuckuck"-Metapher und so weiter, aber Bond reagiert auf diesen ganzen Kram nie. Bond steht souverän über allem drüber. Blofeld ist ein gekränkter Quasi-Bruder, aber Bond geht mit Blofeld in SP so um wie in jedem anderen Bond-Film früher. Und das ist schwach. Diese ganze Hintergrundgeschichte ist ein einziges narratives Gimmick, um die persönlichen Einsätze für Bond zu erhöhen, aber sie können es nicht wirklich persönlich werden lassen, weil Bond eben immer Bond bleiben muss. Wenn das aber die Haltung ist, dann braucht man es gar nicht zu machen.

Ein richtig emotionaler Bond in SP, der von der ganzen Oberhauser-Sache richtig angefasst ist, ist das Letzte, was ich sehen will. Als Fan ist mir der "klassische" Bond lieber. Aber ich mag mir auch keinen Apfel als Birne verkaufen lassen. Wenn ihr es machen wollt, dann macht es richtig.

Und NTTD macht genau denselben Fehler. Das soll doch ein intimer und persönlicher Film sein, ein Film über einen älteren James Bond, der die Liebe seines Lebens findet, sie seiner Charakterfehler wegen von sich stößt, diesen Irrtum (zu) spät einsieht, endlich eine Familie findet und quasi auf der Schwelle zum Glück dann für das größere Wohl sterben muss. Also: Macht doch einfach den Film. Wozu Nanobots und Weltbedrohung, wozu Schurken-Hideout und Endlos-Action, wozu Nomi und Paloma und Felix und und und... Das ist doch gar nicht der Film, den vor allem Daniel Craig und Barbara Broccoli machen wollten. Das, was die beiden erzählen wollten, ist Bonds Tod und seine tragische neu gefundene Familie auf dem Weg dorthin. Der Rest sind Nebelkerzen.

Nomi als Figur würde für mich sofort zigfach besser funktionieren, wenn sie in Norwegen in die Action involviert wäre und Safins Männer ausschalten würde, während Bond bei seiner Familie bleibt. Nomi als Figur würde für mich sofort zigfach besser funktionieren, wenn sie im Showdown die Welt retten würde und Bond mit seiner Familie davonfährt, um deren Sicherheit zu gewährleisten. Das wäre der persönlichere Film. Nomi als seine Nachfolgerin macht jetzt "seinen Job" (auch symbolisch dadurch, dass sie eben genau das tut, was normalerweise Bond in diesen Filmen tun würden), während er ein intimes, nur auf sich, sein Glück und seine Familie bezogenes Finale durchstehen müsste. Er könnte dann meinetwegen auch sterben.
craigistheman hat geschrieben: 8. April 2024 12:07 Wieso auch nicht auf's Ganze gehen und den Showodown so gestalten, dass Nomi die Tore öffnet, während Bond mit seiner Familie entkommt während sich Safin an deren Fersen häftet, so à la Max Cady in Cape Fear?
Genau so. Ich werde glaube ich auch dann, wenn wir bei Bond-Film 30 angekommen sind (circa im Jahr 2147) noch nicht verstehen, wieso man nicht genau das gemacht hat. Das wäre das logische Finale eines tatsächlich persönlichen und intimen Bonds. Die ganze Einführung der Nomi-Figur ergäbe so viel mehr Sinn (gerade in der aktuell nicht existenten Verknüpfung zum thematischen Rest des Films), wenn sie im Film tatsächlich seine Rolle übernehmen würde. Aber das darf nicht sein, weil man in den Craig-Filmen "alles anders" machen, aber dabei "bloß nichts ändern" möchte. Ein zugegeben generelles Problem im aktuellen Franchise-Kino Hollywoods. Alles soll neu und modern sein, Helden müssen dekonstruiert und psychologisiert werden, aber das Publikum soll trotzdem das serviert bekommen, was es immer bekommen hat (denn Zuschauer sind Gewohnheitstiere), also bekommt man immer nur was Halbes, zum vollen Preis natürlich.