danielcc hat geschrieben: 30. August 2018 14:41An tolle Kameraperspektiven oder Raffinesse in der Inszenierung erinnere ich mich ehrlich nicht
Na ja, das ist ja letztlich auch Geschmackssache.

Ich lasse mich von Action heute immer noch richtig mitreißen, aber dafür muss die Immersion stimmen, dafür brauche ich das Gefühl, etwas stünde auf dem Spiel und ich muss mich "in" der Action fühlen (und damit meine ich gar nicht mal so einen 3D-Kram, den mag ich nicht). Natürlich kann auch total distanzierte Action toll sein, aber das ist nicht die Art Kino, um die es bei Bond und MI geht, also lasse ich das mal außen vor. Für mich ist Fallout da allen Bondfilmen mit Brosnan und Craig überlegen. Beim Halo-Jump hatte ich richtig schwitzige Hände, wie einst im Kino bei der Erstsichtung von Die Hard. Als Cruise mit dem Motorrad am Arc de Triomphe entlang fuhr, und kurz darauf von einem Auto getroffen wird und zu Boden geht, bin ich richtig zusammen gezuckt, wie zuletzt bei der langen Plansequenz in Atomic Blonde. Und bei der Helikopter-Action hätte ich vor Begeisterung sabbernd im Sitz hängen können.Die Plastizität in diesen Szenen hat mich wirklich erstaunt, selbst die an sich völlig absurden Crashs und die Rutschpartie durch den Felsen haben ein extrem brachiales Gefühl davon vermittelt, wie es sich anfühlt, wenn solche Kräfte aufeinander prallen. Von der Cartoon-Action der Marvel Filme keine Spur. Es hat gerummst im Kinosaal, im besten Sinne.
Ich mag es, wenn Action eine Bodenhaftung hat, wenn sie trotz des Bombasts plastisch bleibt. In Children of Men (den du vermutlich nicht so magst) gibt es z.B. diesen irren Long Take in einem fahrenden Auto, der einfach sagenhaft gut bei mir funktionierte. Es war, als würde man mit den Charakteren im Auto sitzen und für mich hat die Kamera da die Brachialgewalt, die von außen an das Auto heran getragen wird, extrem gut eingefangen. Oder später gibt es so eine Szene, in der Clive Owen an einem Gebäude in Deckung geht, das kurz darauf von einem Panzer bearbeitet wird. Das Sounddesign, die Trümmerteile, die leicht dokumentarische Kamera, das alles hat mich extrem beeindruckt und es hat die Action für mich nachvollziehbar, glaubhaft gemacht. Einen ähnlichen Erfolg hat McQuarrie bei Fallout erzielt. Wenn das bei dir nicht funktioniert hat, ist das natürlich sehr schade für dich - und ich denke, dann wirst du die Begeisterung meinerseits für die Action in MI6 nicht nachvollziehen oder nachempfinden können. Aber das ist auch okay, nicht jeder kann alles gut finden.
Sicher kann man McQuarries Actioninszenierung gar nicht mit der von Mendes vergleichen (bei dem ich schon zu erkennen glaube, dass er in SP mit mehr Sicherheit an Verfolgungsjagden ran ging). Die Autojagd in Rom ist vor allem eine sehr selbstbewusste, stylische Sequenz, die einen gewissen Hang zur verspielten Epik hat, aber auch mit Komik aufgebrochen werden soll. Beides ist völlig okay. Und die Ausführung ist professionell (die Kritik von craigistheman teile ich nicht, Rom ist nachts teilweise wirklich wie ausgestorben - und selbst wenn nicht: Das ist nur ein Film), handwerklich top etc. Dramaturgisch? Nun ja, da hat jeder wieder seine eigene Meinung. Und ob man eher die plastische oder die extrem stilisierte Action mag, ist letztlich ebenfalls eine Frage des Geschmacks. Fakt ist: Was Mendes von seiner Rom-Autoszene erreichen wollte, hat er erreicht. Aber auf das Gefallen oder nicht Gefallen, darauf hat er nicht bei jedem Einfluss.