danielcc hat geschrieben:Es gibt einen Punkt wo Dinge so offensichtlich sind, dass es mit Meinung nix mehr zu tun hat. Die Inszenierung des Spectre Treffens ist einfach gut.
Kennst du "König Ödipus" von Sophokles? Bitte jetzt nicht direkt aufstöhnen, mir hat man dieses Uralt-Werk auch schon zu Schulzeiten injektiös einführen müssen. Falls du es nicht kennst, will ich das in meinen Augen in diesem Kontext wirklich wichtige kurz zusammenfassen, denn dort gibt es einen Blinden (namens Teiresias), der sehen kann und einen Sehenden (namens Ödipus), der aber blind ist. Was im Werk zu einer wirklich schönen Motivgestaltung führt, die um das Wort Blindheit herum existiert und die verschiedenen Aspekte von sehen und nicht sehen immer wieder geschickt in intelligente Dialoge einfügt (mein Favorit: "Du hast zwar Augen und siehst doch nicht, wie tief du steckst im Übel"). Das ist sehr lesenswert und (erst recht im Hinblick auf das Alter dieses Werks) auch heute noch erstaunlich tiefgründig. Jetzt fragst du dich zurecht: "Meine Güte, was schwallert der Hille denn jetzt da, was hat dieser alte Schinken mit seiner unlesbaren Sprache denn jetzt mit Spectre oder gar der Szene in Rom zu tun?". Wie gesagt, dort existieren zwei Personen, von der die eine keine Sehkraft mehr hat, aber doch eine ganze Menge wahrnimmt, während der andere zwar alles sieht und bewusst erlebt, dabei aber das wesentliche wie das unwesentliche zu "übersehen" (in einer sehr wörtlichen Bedeutung, obgleich sich die Frage stellt, ob auch ein Blinder etwas übersehen kann...?) droht und ihm so just das entgeht, was dem anderen zu teil wird. Und das passt doch ganz wunderbar auf das, was dir mittlerweile auf den Senkel geht. Du siehst etwas, beziehungsweise nimmst etwas wahr, und gehst daraufhin aber davon aus, dass jeder dasselbe wahrnehmen würde, beziehungsweise das in dem Falle, dass dies nicht geschieht, bei den anderen eine falsche, trügerische Wahrnehmung das Bild verzerrst, scheinst aber (und das versteh nicht als Angriff, du darfst mich gerne berichtigen) keine Sekunde in Erwägung zu ziehen, dass eventuell auch du der sehende Blinde bist oder in anderen Situationen der blinde Sehende oder vielleicht sogar beides oder nichts davon und das eben genau dasselbe auch für deinen Gegenüber gelten könnte. Und das es deswegen auch vielleicht gar nicht so wichtig ist, ob die Szene nun vielleicht in irgendeiner möglichen Objektivität perfekt oder nur gut inszeniert ist und ob man dies "sehen" kann oder nicht, sondern nur darum, was der einzelne bei ihr fühlt und was nicht, ob sie einen packt oder nicht. Ich sage ja immer gerne: Mag sein, dass die ganze Welt bei "The Godfather" eine Achterbahnfahrt der Gefühle erlebt, dass jeder Zuschauer von "Funny Games" ergriffen und nachhaltig beeindruckt wird, dass Musikexperten und Liebhaber auf der ganzen Welt Tränen in den Augen kriegen, wenn Adele die Ballade "Skyfall" anstimmt und es mag sein, dass "Terminator 2" vielleicht der inszenatorisch beste Film aller Zeiten ist. Aber selbst wenn dies alles wahr wäre, wenn es beweisbar wäre, so wären diese Fakten für mich wertlos, weil sie nichts daran ändern würden, dass ich das nicht fühle, dass es mich nicht so ergreift und das ist deshalb auch niemals vollen Ernstes behaupten könne, etwas derartiges bei einem dieser Werke zu erleben. Deshalb frage ich mich, worin der Sinn darin liegt, festzulegen, dass die Szene in SP toll gemacht ist? Bringt dir das irgendwas? Und auch hier ist dies nicht als Angriff gemeint, sondern todernst: Was bringt es? Dann ist die Szene eben perfekt gemacht. Jetzt mag craigistheman sie aber trotzdem nicht, für ihn wäre sie unperfekt perfekter. Und nun? Sind wir wieder bei Meinungen angekommen. Immerhin: Ich möchte nun noch einmal fürs ganze Forum festlegen: "TSWLM ist einfach der beste Bondfilm überhaupt!" Punkt, Basta, Finito, Schluss. Gefallen muss er euch aber deshalb natürlich trotzdem nicht (auch wenn die welt dann schöner wäre).