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Re: Sherlock
Verfasst: 10. Januar 2017 19:39
von 00T
Also, nach meiner Sichtung von "The Lying Detective" kann ich bloß sagen: Die Hoffnung stirbt zuletzt, auch wenn meine gerade kurz vor dem Todesstoß steht.
Dabei ist die zweite Episode der vierten Staffel gar nicht ununterhaltsam. Die Gags funktionieren eigentlich immer noch gut und auch darstellerisch ist eigentlich nichts zu meckern. Gerade Toby Jones weiß als neuer Bösewicht zu überzeugen und es ist durchaus spaßig, ihm zuzuschauen, auch wenn er egegn Ende doch verheizt wird.
Aber, aber, das große Problem: Die Handlung! Man hat das Gefühl, die Herren Gatiss und Moffat wollten hier einfach einen Twist nach dem anderen aneinanderhängen, was leider zu einer sehr konfusen Szenwirrwarr gerät. Es ist beinahe so, als unternehme die Folge alles mögliche, um den Zuschauer aus der Bahn zu werfen und wenn der Zuschauer dem Geschehen kaum folgen kann, trübt das auch deutlich den Unterhaltungswert.
Dabei hat "The Lying Detective" einzeln auch recht ansprechende Szenen und dank der guten Darsteller hätte das Ganze durchaus funktionieren können, wenn eine ordentliche Konzeption der Handlung dagewesen wäre.
Nichtsdestotrotz konnte mich die Folge durchaus noch unterhalten und hätte ein gar nicht so schlechtes Bild hinterlassen, wären da nicht die letzten fünf Minuten gewesen. Unglaublich, wie dieser kleine Teil den Gesamteindruck nochmals trübt, wenn man eine ganz große Wendung erzeugen will, die so konstruiert in den Filmverlauf integriert wirkt und anstatt des gewollten "Aha!"-Effektes eher die Reaktion: "Wie bitte?" zeigt.
Ich zitiere einmal frei heraus: "Oh, he makes a silly face!" Yes, he does - genauso wie der Zuschauer, der sich fragt, ob die Macher allen Ernstes erwarten, dass man ihnen das jetzt abkauft.
Es bleibt bei einem nicht gerade positiven Bild der vierten Staffel. Aber man sollte nicht zu früh urteilen: Eine Folge steht noch aus und kann doch sicherlich alles so plausibel erklären, dass der Zuschauer zufriedengestellt wird. Es ist nur eine sehr leise Hoffnung, aber selbst wenn sie sich erfüllen sollte, kann der enttäuschende Eindruck der ersten beiden Folgen, die immerhin mehr als die Hälfte der Staffel ausmachen, kaum rückgängig gemacht werden. Vielleicht ist es wirklich besser, wenn die Serie mit "The Final Problem" wirklich ihr Ende findet.
Immerhin hat man zwei mehr oder weniger schöne Serienstaffeln, die man sich guten Gewissens immer wieder zu Gemüte führen kann.
Punkte: (5/10)
Re: Sherlock
Verfasst: 10. Januar 2017 20:16
von danielcc
Ich sehe keine Handlungsschwächen und es ist der absolute Grundsatz einer jeden Holmes Geschichte seit Conan Doyle, dass sie konstruiert ist, und wahrlich nur darauf ausgelegt ist, in manchen Momenten absurde Deduktionen des Protagonisten zu zeigen - wenn sie grade gewünscht sind.
Die Watson Hochzeitsfolge war sicherlich ein Extrem was Geschwätzigkeit angeht aber auch die hatte fantastische Rückblicke und sehr clevere Dialoge.
Besser als Ritchies Filme, die einfach nur strunz dumm und oberflächlich sind.
Re: Sherlock
Verfasst: 10. Januar 2017 20:19
von Casino Hille
00T hat geschrieben:Gerade Toby Jones weiß als neuer Bösewicht zu überzeugen und es ist durchaus spaßig, ihm zuzuschauen
Daraus resultiert wohl der eine Punkt mehr deinerseits im Vergleich zu mir. Kann verstehen, wenn einem das Spaß macht (so wie ich es auch bei Moriarty, den ich bei Sherlock ja ebenfalls wenig mag, verstehen kann), aber für mich war das oft eher schauderhaftes Ovaracting der allerschlimmsten Sorte mit seinen aufgesetzten Lachern, diesem omnipräsenten Zahnpastalächeln etc. Viel zu aufgesetzt und ich würde mir wirklich wünschen, dass Moffat mal einen subtilen, intelligenten Bösewicht schreibt, statt uns alle 2 Jahre die nächste Knallcharge zu präsentieren.
Klingt hart, aber während das bei Moriarty noch größtenteils okay war und den psychopathischen Charakter eben traf, sind Magnussen und Smith völlig missraten. Der eine pinkelt ungeniert in den Kamin und leckt alte Damen im Gesicht ab, der andere lacht wie ein Gnom und trägt die falschesten schlechten Zähne der Filmgeschichte spazieren. Natürlich sind auch Doyles Bücher nicht gerade mit vielen Grautönen ausgestaltet, aber wenn man das schon ins 21. Jahrhundert überträgt, warum dann nicht auch auf dreidimensionale Menschen und Villains setzen?
Und was halt gar nicht geht ist die ständige Betonung wie viel böser und schrecklicher der jeweils neue Standard-Baddie doch ist ("Napoléon der Erpressung", "das abscheulichste Monster"...), wenn die das dann erstens charakterlich kaum einhalten und zweitens nicht sonderlich intelligent erscheinen. Die jeweilige Auflösung rund um Magnussen oder Smith fand ich jedenfalls einem Meisterdetektiv arg unwürdig.
00T hat geschrieben: Man hat das Gefühl, die Herren Gatiss und Moffat wollten hier einfach einen Twist nach dem anderen aneinanderhängen, was leider zu einer sehr konfusen Szenwirrwarr gerät.
Perfekt beschrieben, ich sehe das ähnlich. Es ist so langsam der Eindruck entstanden, die beiden seien mehr daran interessiert, ständig zu beweisen, dass sie eine Überraschung an die nächste reihen können, als eine ich sich schlüssige Detektivgeschichte zu erzählen. Teilweise wirkt es in "Sherlock" nur noch so, als solle man über die Intelligenz der Autoren staunen, statt sich an ihren eigentlichen Errzählungen zu erfreuen. Ein Narrativ ist da kaum noch vorhanden, eher eine sprungreihe Aneinanderkettung verschiedener Szenenereignisse.
danielcc hat geschrieben:Besser als Ritchies Filme, die einfach nur strunz dumm und oberflächlich sind.
Ich finde die sehr intelligent und sehr sehr unterhaltsam. Oberflächlicher als die Sherlock-Serie sind die nun wahrlich nicht, viel mehr subtiler und durchdachter, trauen sich auch mal, etwas sehr spezielles zu wagen und zu riskieren. Der erste ist für mich ein spannender, idealer Blockbuster nach moderner Bauart (in etwa vergleichbar mit dem ersten Star Wars Film), während der Zweite dann ein wahres Meisterstück ist. Ist in meiner Begeisterung für Game of Shadows wohl vergleichbar mit Maibaums Begeisterung für QOS. Ich fand den schon im Kino absolut herausragend und nahezu meisterhaft komponiert, so muss modernes Kino aussehen. Und diese Actionszene... eine Szene wie die Flucht durch den Wald oder der Kampf im Restaurant in den Craig-Filmen und ich sage nie wieder ein böses Wort über die neuen Bondfilme. Dass der dann allgemein im Vergleich zur BBC-Serie kaum sonderlich hoch angesehen wird, finde ich eher amüsant und folgerichtig. Ein absolut fantastischer Film, in jeder Hinsicht überragend. Da kommt von Sherlock nur die ebenfalls brillante Irene Adler Episode heran, auch wenn der Ritchie Film da noch eine Schippe brillanter, intelligenter und facettenreicher ist.
00T hat geschrieben:Ich zitiere einmal frei heraus: "Oh, he makes a silly face!" Yes, he does - genauso wie der Zuschauer, der sich fragt, ob die Macher allen Ernstes erwarten, dass man ihnen das jetzt abkauft.
Ja, das ist für eine so gefeierte Serie peinlich und übelster Soap-Quatschkram, der in Telenovelas besser aufgehoben wäre als in einer Serie über einen intelligenten Detektiv, der ungewöhnliche Verbrechen aufklärt (da wir einen ähnlichen Blödsinn aber schon im letzten Bond erdulden mussten, scheint das ganze langsam konsensfähig zu werden). Mir schwant da ganz übles, auch da diese Enthüllung wohl eng mit dem Cliffhanger der dritten Staffel verbunden sein wird. Hier könnte uns eine Umdichtung der Vorgängerstaffeln bevorstehen, auf die ich nun wirklich überhaupt gar keine Lust habe. Ob es überhaupt nun den nächsten Obervillain gebraucht hätte, das ist dann noch mal eine ganz andere Frage. Ich finde, dass Sherlock eben gerade diese großen Gegenspieler nicht nötig hat und auch ein Fall wie der Baskerville-Ausflug sehr interessant sein kann, in dem er ein Rätsel oder ein Mysterium aufklären muss. Zumal sich bei mir der wohl angestrebte "WTF"-Moment gar nicht eingestellt hat, sondern ich eher etwas enttäuscht war, dass sie nun wirklich wieder auf den letzten Drücker einen reißerischen Cliffhanger aufbereiten. Als wenn der dritte Teil nicht auch ohne einen solchen verheißungsvoll hätte sein können.
Re: Sherlock
Verfasst: 10. Januar 2017 20:44
von danielcc
Magnussen war einer der am besten geschriebenen Bösewicht, den ich je in einem Film gesehen habe. Besser und subtiler geht eigentlich nicht mehr.
Unsere Meinung zu den Ritchie Filmen liegt dann soweit auseinander, dass ich mir jede weitere Diskussion erspare
Re: Sherlock
Verfasst: 10. Januar 2017 21:09
von Casino Hille
danielcc hat geschrieben:Magnussen war einer der am besten geschriebenen Bösewicht, den ich je in einem Film gesehen habe. Besser und subtiler geht eigentlich nicht mehr.
Da Magnussen so ziemlich das exakte Gegenteil von den Ritchie Schurken ist und auch 3x03 der BBC-Serie ein Anti-Ritchie-Film überrascht mich das nicht sonderlich.
Re: Sherlock
Verfasst: 10. Januar 2017 21:22
von 00T
Casino Hille hat geschrieben:Kann verstehen, wenn einem das Spaß macht (so wie ich es auch bei Moriarty, den ich bei Sherlock ja ebenfalls wenig mag, verstehen kann), aber für mich war das oft eher schauderhaftes Ovaracting der allerschlimmsten Sorte
Kann verstehen, wenn einem das keinen Spaß macht
. Ich mochte Jones´ Darstellung gerne aber es gab schon auch Momente, in denen der Kerl mir doch ein wenig übertrieben war, gerade mit seinen manchmal doch unpassenden Lachern. Ähnlich auch mit Magnussen. Ich finde Lars Mikkelsen großartig in der Rolle, aber die Anlegung der Figur ist hier auch teilweise überzeichnet, von der schwachen Auflösung des Konflikt ganz zu schweigen. Dennoch gefallen mir die beiden Bösewichtsfiguren noch ganz gut, ich habe schwerwiegendere Probleme mit den beiden Folgen.
Casino Hille hat geschrieben:Ich finde die sehr intelligent und sehr sehr unterhaltsam.
Da möchte ich dir doch einmal meine absolute Zustimmung geben! Sherlock ist (oder war) schon gut und intelligent, aber Ritchie ist einfach nochmals eine Stufe höher. Beide Filme stehen hoch in meiner Gunst, wobei ich den zweiten mit jeder Sictung noch mehr zu schätzen lerne. Und wenn man sich das richtig überlegt, haben die Filme eigentlich auch die besseren Hauptdarsteller...
Casino Hille hat geschrieben:Mir schwant da ganz übles, auch da diese Enthüllung wohl eng mit dem Cliffhanger der dritten Staffel verbunden sein wird.
Ja, hoffentlich wird da nicht eine riesengroße Verschwörung gezeigt, die schon von der allerersten Folge beginnt und sich durch jeden einzelnen Fall zieht. So was könnte durchaus kommen. Aber ich versuche, positiv zu denken. Aber eigentlich hat Sherlock es gar nicht nötig, so eine große Twistshow abzuziehen oder immer noch größere Masterminds und Gegenspieler einzuführen. Wie du gesagt hast, eine Folge auf dem Niveau der Baskerville-Folge wäre allemal genug. Aber bitte nicht noch mehr von diesen riesigen, alles verbindenden Verschwörungen, die im Nachhinein nur alles kaputt machen, was vorher so gut war.
Re: Sherlock
Verfasst: 10. Januar 2017 21:32
von Casino Hille
Ja, die Ritchies sind viel hochklassiger besetzt (Robert Downey Jr. als Holmes ist einfach ein Geschenk!) und einfach atemberaubend inszeniert. Game of Shadows ist für mich jetzt schon klar ein Anwärter auf einen der 5 besten Filme dieses Jahrzehnts (ich müsste ansonsten noch sehr stark überrascht werden, fand imo bislang nur Birdman defintiv und vielleicht Hateful Eight noch stärker), glasklar ein Meisterwerk. Die Flucht durch den Wald ist eine der schönsten und ästhetischsten Szenen, die ich jemals gesehen habe.
Re: Sherlock
Verfasst: 10. Januar 2017 23:35
von vodkamartini
Ich - Überraschung
- mag die Ritchie-Filme ebenfalls sehr gern.
Re: Sherlock
Verfasst: 12. Januar 2017 15:46
von BlofeldsKatze
Ich oute mich mal: Habe noch nie einen Sherlock-Film mit Robert Downey Jr. gesehen. Sollte ich das nachholen?
Re: Sherlock
Verfasst: 12. Januar 2017 15:48
von vodkamartini
Unbedingt. Die sind beide sehr spaßig.
Re: Sherlock
Verfasst: 16. Januar 2017 19:45
von Casino Hille
Gott sei Dank, nun ist's vorbei
Mit der Übeltäterei
So oder so ähnlich lautet mein Fazit zur vierten Staffel Sherlock und zum Staffelfinale der vierten Staffel Sherlock, welches zweifellos auch als Serienfinale durchgehen würde und wohl bewusst so inszeniert wurde, dass es von nun an irgendwann mal weitergehen kann oder eben einfach nicht. Doch bevor der Held und ... der andere Held Hand in Hand in den Sonnenuntergang reiten können (verzeiht mir, aber etwaige homosexuelle Anspielungen hat einen die Serie stets selbst aufgedrängt), braucht es noch ein letztes Problem, welches bereinigt werden muss. Was "Sherlocks" The Final Problem ist, hat die letzte Folge noch einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt: die Drehbücher, beziehungsweise die Autoren. Moffat und Gatiss beweisen sich als der Materie nicht gewachsen, vielleicht zitterten sie selbst vor der Erwartungshaltung, die seit der Reichenbachfall-Episode immer wieder im Zusammenhang mit ihrer Serie aufkam. In der dritten Staffel flüchteten sie sich in Zwischenmenschliches, in ihre schillernden Charaktere, in ihr vorhandenes humoristisches Talent. Die Fälle jedoch gerieten in den Hintergrund, selbst 3x03, His Last Vow, war eher eine Story über die Charaktere, in der der Antagonist nur ein notwendiger Störfaktor der Idylle war, denn was sollte auf den Reichenbachfall folgen? Auch bei Conan Doyle sind die besten und erfolgreichsten Geschichten über Holmes und Watson jene, die vor dem Final Problem, vor dem Reichenbachfall Holmes' erzählt wurden. Bei Doyle lag dies auch darin begründet, dass er nur auf Grund der Proteste der Leserschaft den von ihn verhassten fiktiven Protagonisten von den Toten zurückholte, doch bei Moffat & Gatiss liegt der Fall umgekehrt: Sie scheinen zu selbstverliebt in die eigenen "erschaffenen" Kultfiguren, in ihre Darsteller Freeman und Cumberbatch, in ihre visuellen Spielereien. Der Story dient das längst nicht mehr: es bestimmt die Story. Bereits das Weihnachtsspecial offenbarte erschreckende Ideenlosigkeit: der Kriminalfall war wohl kaum der Rede wert, er diente nur als Aufhänger für eine spätere Meta-Selbsthuldigung der eigenen Serie, ganz besonders der Performance Andrew Scotts als Moriarty. Nie zuvor war der Fall in der Serie so nebensächlich, die Auflösung moralisch sogar etwas fragwürdig. Ganze Sequenzen (Holmes Tod in His Last Vow, der wahre Reichenbachkampf in Abominable Bride, Marys Reise in Six Thatchers) sollen zeigen, wie aufwendig und hochwertig diese Serie ist, entpuppen sich aber allzu leicht als pures Streckmaterial, welches Moffat und Gatiss von der Bürde entlastet, einen vernünftigen Plot mit nachvollziehbaren Handlungen zu entwickeln.
Das Final Problem, mit dem die vierte Staffel abschließt, ist da die Krönung. Der Cliffhanger des Vorgängers war überflüssig wie ein Kropf - das sahen nicht nur die Zuschauer so, sondern auch die Macher selbst, immerhin wird er gar nicht vernünftig aufgelöst. Er ist einfach vergessen, wird in einem Nebensatz abgeharkt, ob das Sinn ergibt interessiert nach einer Woche doch eh niemanden mehr! Stattdessen folgt Sherlock ergiebig großen Vorbildern: Final Problem ist ein kruder Mix aus Silence of the lambs, Saw, Shutter Island und der eigenen Folge Great Game - bleibt nur noch zu erwähnen, dass - Überraschung! - keines dieser Vorbilder qualitativ erreicht wird. Vom Villain und der Auflösung der Moriarty-Geschichte aus His Last Vow kann man halten was man will: sicherlich wirkt das alles arg konstruiert, hanebüchen, inkonsistent und leider so hingeschludert wie willkürlich. Aber auf der anderen Seite ist das nicht das eigentliche Problem. Tatsächlich sind alle beteiligten Darsteller so gut, dass sie die Soap-Handlung ohne Schwierigkeiten glaubhaft umsetzen könnten. Das wahre Problem ist die Handlung des Serienfinals selbst, welches wieder einmal Cleverness vortäuscht, wo keine ist, Charaktere präsentiert, die zu keiner Sekunde glaubwürdig sind, sich in Dialogen gefällt, denen jedes Gespür für Timing und Pacing abgehen... ganz schlimm sind dabei die verpassten Chancen, denn sie zeigen, dass Gatiss (der schauspielerisch dafür erneut brillant ist und den restlichen Cast gar an die Wand spielt) und Moffat Ideen haben, aber nicht den Mut und die Intelligenz, diese konsequent umzusetzen. Mollys Auftritt im Serienfinale ist furchtbar geschrieben: Die Grundidee aber sehr gut. Bloß ist die Entwicklung der Idee unausgereift, genau wie ihre Konsequenz lasch und fast schon putzig anmutet. Ähnlich ist die gesamte Einbindung Moriartys in die vierte Staffel: Einmal zu oft mit der eigenen Metaebene gespielt, einmal zu oft auf den Hype um den Charakter hingewiesen. Auch die Konsequenz des Finals ist absolut skurril: es gibt keine. Trotz aller erdenklicher Dramatik zuvor herrscht Fride, Freude und Eierkuchen. Sogar eine abschleißende pathetische Rede, direkt importiert aus Nolans Batman-Filmen, sei den beiden Helden der 221B Baker Street vergönnt, auch wenn die beiden kaum noch als diese erkennbar sind.
Re: Sherlock
Verfasst: 16. Januar 2017 20:01
von Samedi
Casino Hille hat geschrieben:Gott sei Dank, nun ist's vorbei
Mit der Übeltäterei
So oder so ähnlich lautet mein Fazit zur vierten Staffel Sherlock und zum Staffelfinale der vierten Staffel Sherlock, welches zweifellos auch als Serienfinale durchgehen würde und wohl bwusst so inszeniert wurde, dass es von nun an irgendwann mal weitergehen kann oder eben einfach nicht.
Mal sehen, was da noch kommt...
Re: Sherlock
Verfasst: 16. Januar 2017 21:33
von danielcc
Habe die ersten beiden folgen gesehen. Bin nahezu restlos begeistert. Grossen Respekt vor den Autoren die so intelligente Dialoge schreiben, so verschachtelte stories konstruieren. Die Darsteller sind ohnehin über jeden Zweifel erhaben.
Ich würde ein Königreich geben dafür dass dieses Team ähnlich brillante und furchteinflösende Bösewichte für die zukünftigen Bonds schreibt.
Wer die Romanvorlagen kennt weiss, dass da eh immer wahnsinnig übertrieben oder gleich fürchterlich konstruiert war, so dass ich diese Vorwürfe nicht verstehe. Dass ein Liebhaber der Ritchie filme jedoch kritisiert dass hier style over substance regiert, ist reichlich grotesk
Re: Sherlock
Verfasst: 16. Januar 2017 21:46
von Casino Hille
danielcc hat geschrieben:Wer die Romanvorlagen kennt weiss, dass da eh immer wahnsinnig übertrieben oder gleich fürchterlich konstruiert war, so dass ich diese Vorwürfe nicht verstehe.
Das ist richtig. Der Doyle war auch bei Weitem kein so hochklassiger Autor wie genügend andere zeitgenössische Schreiberlinge seiner Zeit und vieles aus dem offiziellen Doyle-Holmes-Kanon ist heute regelrecht vergessenswert oder nur der gewaltigen Nachhaltigkeit der Protagonisten wegen überhaupt noch teilweise im kollektiven Gedächtnis verankert (nicht zuletzt durch die zahlreichen zitierfreudigen Adaptionen, die ja bis ins 21. Jahrhundert hinein wuchern, die vierte Staffel war immerhin wieder voller Doyle-Referenzen, was sich bei dessen umfangreicher Holmes-Bibliothek ja nahezu anbietet und aufdrängt). Also, ich glaube keinesfalls, dass die Geschichte von Doyle da großartig klüger durchdacht waren, was alleine schon daraus resultiert, dass Holmes natürlich bei ihm wie bei fast jedem anderen Autor auch seinen IQ je nach dramaturgischer Notwendigkeit variiert, was aber gerade James Bond oder Star Wars Fans in leicht abgewandelter Form ja bestens bekannt sein dürfte.
Re: Elementary
Verfasst: 16. Januar 2017 21:56
von Samedi
Ich schaue gerade Elementary. Gibt es dafür eigentlich einen extra Thread oder kann man die Serie auch hier besprechen?