Re: Filmbesprechung: "Skyfall (SF)"
Verfasst: 17. April 2024 12:18
Habe gerade das Gefühl, dass Hille zum ersten Mal die Craig Filme seit Kino sieht und zu anderen Einschätzungen kommt
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Bei genauerer Betrachtung ist es die Szene schon seltsam und hat einen komischen Beigeschmack, andererseits erfahren wir das mit ihrer Vergangenheit als Sexsklavin nur so nebenbei, Bond handelt es in wenigen Sätzen ab. Er benutzt Severine eben nur um an ihren Boss heranzukommen, dass sie als Bondgirl dann wenige Minuten später gleich stirbt ist schon ein kleiner Schockmoment; das zeigt vielleicht Bonds "dunkle, unmoralische" Seite??Henrik hat geschrieben: 28. März 2024 16:05Der Film zeigt es jedenfalls nicht so, als würde es ihr nicht gefallen. Im Fukunaga-Slang: Eine Vergewaltigung ist das nicht.Casino Hille hat geschrieben: 27. März 2024 01:56 Sorry, aber die Szene mit Severine kann man kaum überbewerten. Das ist die hinsichtlich des Frauenbilds und der Inszenierung von Sex unangenehmste Szene der ganzen Reihe für mich, mit gewaltigem Abstand. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Bond trifft eine ehemalige Kindersexsklavin (!), die völlig abhängig von einem Mann war, der ihr Hilfe anbot, sie aber stattdessen benutzte. Bond bietet ihr an, ihr zu helfen, und schleicht sich zu ihr in die Dusche, um mit ihr zu vögeln.
Aber ich muss dir trotzdem zustimmen. Dass Bond sich, nachdem er die Story von Severine rausgefunden hat, bei ihr unter die Dusche schleicht ist jedenfalls ziemlich gewagt.
Mich stört das alles nicht weiter, Severine hat sowieso nur einen Mini-Auftritt in dem Film und dass wir kein echtes Bondgirl an Bonds Seite sehen, wie es in vielen Filmen der Fall ist, fällt beim Schauen kaum auf. Aber etwas kurios finde ich die ganze Sache mit Severine auf jeden Fall.
Eigentlich passt es auch nicht so recht, dass erst so eine große Kiste aufgemacht wird, dass Bond sie retten kann (was an Bondgirls wie Solitaire) erinnert und dann schon nach wenigen Minuten abgemurkst wird. Der bekannte Ablauf ist ja der, dass Bond solche Bondgirls auch retten kann. Ihre Background-Story ist eigentlich interessant, was aber im Film wenig Berücksichtigung findet.Casino Hille hat geschrieben: 27. März 2024 01:56 Bonds Verhalten ist vollkommen absurd: Er hat gerade ein verängstigtes Opfer sexueller Sklaverei kennengelernt, und bietet sich als ihr neuer Beschützer in einer extrem gefährlichen Situation an, in der sie ihm vollkommen ausgeliefert ist.
Bei Andrea Anders frage ich mich immer, nach ihrem ersten Aufeinandertreffen mit Bond: Ist die eigentlich enttäuscht von Bond? Sie wollte unbedingt an Bond herankommen, damit er Scaramanga töten kann, weil sie ihn hasst. Was hat er ihr getan? Bond hat ihr immerhin vorsätzlich fast den Arm gebrochen. Ohne jetzt genau zu wissen, was Scaramanga Andrea sonst noch angetan hat: Bond ist doch der deutlich schlimmere Kerl gegenüber Scaramanga, nach dem, was wir sehen.
Um da nochmal einzuhaken: Ich war bei der letzten SF-Sichtung wirklich erstaunt, wie gut der über die meiste Zeit durchrutscht. Irgendwann während Silvas Flucht aus der MI6-Zentrale habe ich (trotz der wirklich richtig beschissenen Todesszene von Severine) gedacht: Mensch, ich muss den Film in meinem Ranking kräftig aufwerten und viel höher platzieren.Casino Hille hat geschrieben: 17. April 2024 10:50 das letzte Drittel setzt auf zu viel uninspirierte Western-Ballerei und leistet sich ein paar "Hand klatscht an die Stirn"-Momente (M und Kincaide machen auf ihrer Flucht durchs dunkle Dickicht ernsthaft die Taschenlampe an)
M will nicht, dass noch irgendwer ihretwegen stirbt, also muss Bond sie weit weg von der Zivilisation bringen (und kann auch niemanden sonst involvieren, da M das ausdrücklich nicht erwünscht). Der Film will uns glauben machen, dass Silva ein brillanter Hacker ist, der sie überall auf der Welt finden könnte, also muss Bond sie weit weg von jedweder Form moderner Technologie bringen. Bond denkt zudem, in Skyfall läge das Waffenarsenal seines Vaters und erfährt erst vor Ort, dass bis auf ein Jagdgewehr alles weg ist.Maibaum hat geschrieben: 24. April 2024 11:45 Hmm, vieles am Ende ist für dich himmelschreiend dämlich, aber nicht Bonds Plan Silva in eine Falle zu locken
Weil M explizit zu Bond sagt, dass sie bei seinem Plan mit ihr als Köder nur mitspielt, wenn sie es nur zu Zweit durchziehen. Es soll niemand sonst mehr ihretwegen sterben. Wie gesagt: Die allerbeste Begründung für das letztlich doch etwas absurde Szenario ist es nicht, aber es gibt eine.Henrik hat geschrieben: 24. April 2024 12:21 Das klingt für mich danach, dass Bond Einmischung durch offizielle britische Kräfte fürchtet und dies verhindern will (warum auch immer, ein wenig Unterstützung durch britische Soldaten wäre sicherlich nicht nachteilig gewesen).
Stimmt alles, gilt für mich aber dennoch für eigentlich die ganze Craig-Ära. QOS hat ebenfalls ein paar unverzeihliche Dummheiten, SP und NTTD sind dann quasi voll davon. Bei SF ist für mich eher bemerkenswert, dass abseits von den bemerkenswert blöden Skript-Momenten auch seitens Sam Mendes und Roger Deakins nicht mehr viel kommt. Den beiden gelingt vor Schottland ein wirklich spannender und sehr ungewöhnlicher Bondfilm, im dritten Akt geht aber allen gleichzeitig die Puste aus. Das ist in diesem deutlichen Absacker schon richtig merkwürdig. Wie gesagt: Bis der DB5 ins Bild kam, dachte ich, ich müsste SF neu bewerten und kann ihn locker weit oben am Bond-Himmel einsortieren, dann holte er sich aber krachend auf einen der tieferen Plätze zurück.craigistheman hat geschrieben: 24. April 2024 12:04 Sicher - es ist "nur" ein James Bond-Film, die Erwartung an narrative Höhenflüge sollte sich demnach in einem angemessenen Rahmen bewegen. Aber das? Vor allem bei einem Film, der ja schon irgendwo mehr sein will als nur Bond, ist es eigentlich unverzeihlich so viel Humbug zu fabrizieren.