Was ist der beste Film von Ridley Scott?

Die Duellisten (The Duellists)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (3%)
Alien
Insgesamt abgegebene Stimmen: 8 (22%)
Blade Runner
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (8%)
Legende (Legend) (Keine Stimmen)
Der Mann im Hintergrund (Someone to Watch Over Me) (Keine Stimmen)
Black Rain
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
Thelma & Louise (Keine Stimmen)
1492 – Die Eroberung des Paradieses (Keine Stimmen)
White Squall (Keine Stimmen)
Die Akte Jane (G.I. Jane)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (3%)
Gladiator
Insgesamt abgegebene Stimmen: 6 (17%)
Black Hawk Down (Keine Stimmen)
Hannibal
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (8%)
Tricks (Matchstick Men) (Keine Stimmen)
Königreich der Himmel
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
Ein gutes Jahr (A Good Year) (Keine Stimmen)
American Gangster (Keine Stimmen)
Der Mann, der niemals lebte (Body of Lies)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (3%)
Robin Hood
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (3%)
Prometheus
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
The Counselor
Insgesamt abgegebene Stimmen: 1 (3%)
Exodus: Götter und Könige (Keine Stimmen)
Der Marsianer - Rettet Mark Watney (The Martian)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 2 (6%)
Alien: Covenant (Keine Stimmen)
All the Money in the World (Keine Stimmen)
The Last Duel
Insgesamt abgegebene Stimmen: 3 (8%)
House of Gucci (Keine Stimmen)
Insgesamt abgegebene Stimmen: 36

Re: Die Filme des Ridley Scott

197
Ich kann da bei Pain & Gain wenig zu sagen und muss mich auf Aussagen von Freunden beziehen, die besonders den homophoben Anteil dort wirklich als enorm bedenklich bewertet haben. Sicher gab es da auch schon früher bei Bay immer Vorwürfe, aber zumindest kann ich mich da in seinen Filmen nicht wirklich an etwas konkretes erinnern. (In Punkto Rassismus gibt es natürlich ein paar unschöne Momente in Transformers 2.) Aber Bay arbeitet halt mit Stereotypen und Klischees und da muss er halt auch damit rechnen, dass man ihm so etwas unterstellt.
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Re: Die Filme des Ridley Scott

198
Casino Hille hat geschrieben:Nein, ich meine das uralte Geschreibsel aus der Bibel selbst, was inhaltlich heute einfach nicht mehr viel hergibt und sich deshalb zwangsläufig auf optische Effektspielereien verlassen muss.
AnatolGogol hat geschrieben:Exodus klingt wie befürchtet schrecklich. Wieder so ein Ansatz "wir erklären die christlichen Mysterien mit für das heutige Publikum verständlicher "Logik"", im schauderhaft schlechten Noah wars der Fantasymist, hier jetzt muss es auf Teufel komm raus "realistisch" und "politisch" sein. Das beste daran ist aber, dass es ja eh nur ein lauer Vorwand ist, um die geballte CGI-Wucht aufs senstionsgeile, anspruchslose Auditorium loszulassen.
AnatolGogol hat geschrieben:Ne, wegen 3D und dem zu befürchtenden Desaster geh ich da net ins Kino rein. Mein Kommentar bezog sich auf GPs Review. Schau ihn mir dann auf DVD an, damit ich mir wieder schön das Maul zerreissen kann :lol:
AnatolGogol hat geschrieben:Nein, du hast das nicht geschrieben - ich habe es aber aus deinen Zeilen für mich herausgelesen. :wink: Du hast doch sehr deutlich betont, dass die Figuren und ihre Hintergründe schwach sind und der Film in erster Linie über seine Bilder und Effekte funktioniert. Genau das habe ich befürchtet und es klingt für mich schauderhaft.
Ich muss hier dann doch noch mal intervenieren, meine Absicht beim Schreiben des Reviews war nämlich, euch den Film trotz seiner Schwächen noch schmackhaft zu machen und - ich betone - nicht eine Spottdiskussion loszutreten. Zumal ich mich nicht erinnern kann, in irgendeiner Form behauptet zu haben, Exodus sei "schrecklich" und "schauderhaft". Also noch mal:

Exodus ist keine pseudo-modernisierte, hirnlose CGI-Granate, sondern eine - soweit ich mich richtig an die Vorlage erinnere - ziemlich treue Adaption des zweiten Buch Mose. Die Spezialeffekte bzw. die von ihnen geprägten Passagen sind zwar die Aushängeschilder des Films, aber auch die eindeutigen Höhepunkte. Scott hat hier visuell beeindruckendes geleistet, zudem sind Effektszenen wie Heuschreckenschwärme, Froschplage und geteiltes Meer ja nicht seine Erfindung für ein "sensationsgeiles, anspruchsloses Auditorium", sondern bestehen in schriftlicher Form seit Tausenden von Jahren. Und wurden hier lediglich gut bis sehr stark umgesetzt. Ich empfehle übrigens den Kinobesuch, da ist der Film richtig spektakulär.

Was die Handlung und Figuren angeht habe ich mich ja bereits geäussert (die Stellen meines Beitrags, die ihr vermutlich überlesen habt...). Die Handlung ist jedem bekannt, ob man sie interessant findet oder nicht sollte jeder für sich selbst entschieden haben. Und da es auf die Umsetzung ankommt: die fängt eher durchschnittlich an, wird aber im Verlauf des Films immer besser. Dass die Motivationen und Konflikte der Protagonisten in der zweiten Hälfte besser herausgearbeitet sind habe ich auch geschrieben. Moses wird hier mehr und mehr als zeitweise zweifelnder Mann gezeigt, der mit den Ansichten und Taten seines Gottes nicht immer einverstanden ist und auch zwischen seiner alten Identität als Ägypter und der neuen als Hebräer hadert. Die von mir mit Spott bedachten Szenen, die neue "Facetten" des Charakters zeigen, sind eher kurz und nebensächlich. Auch Edgerton kriegt in der zweiten Hälfte mehr Spielraum, so darf er neben dem störrischen Pharao plötzlich auch den liebenden Vater zeigen (*hust*, zehnte Plage, *hust*). Natürlich ist das hier keine tiefsinnige Charakterstudie, aber zumindest funktionieren die Protagonisten im Laufe des Films immer besser. Platt und redundant sind eher die Nebenrollen.

Auf jeden Fall würde ich an eurer Stelle einen unvoreingenommenen Kinobesuch wagen, Lästern und spotten kann man auch danach noch. :wink: Ein Verriss wie von Anatols Seite bei Noah würde mich extrem erstaunen, denn mit dem was Noah laut Anatols Kritik ist hat Exodus wie bereits gesagt wenig zu tun. Von Anatol plötzlich Worte wie "Scotts bester seit Hannibal" zu hören würde mich ehrlich gesagt weitaus weniger verwundern, als ein gnadenloser Verriss.
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Re: Die Filme des Ridley Scott

199
S.P.E.C.T.R.E. hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:Ich sehe Bay jetzt generell positiver als vor ein paar Jahren.

Bei mir genau umgekehrt, er hat bei mir seit den Transformers "Filmen" aber sowas von verspielt...
Wobei 1 ja noch ganz gut war. 2 war mies, 3 wieder besser und der vierte Aufguss war absolute Unverschämtheit und noch größere Beleidigung als es der 2. damals war. Dabei kann Bay so großartige Filme machen, wenn er will..

Re: Die Filme des Ridley Scott

200
GoldenProjectile hat geschrieben:
Casino Hille hat geschrieben:Nein, ich meine das uralte Geschreibsel aus der Bibel selbst, was inhaltlich heute einfach nicht mehr viel hergibt und sich deshalb zwangsläufig auf optische Effektspielereien verlassen muss.
Ich muss hier dann doch noch mal intervenieren, meine Absicht beim Schreiben des Reviews war nämlich, euch den Film trotz seiner Schwächen noch schmackhaft zu machen und - ich betone - nicht eine Spottdiskussion loszutreten.
Das bezog sich auch ganz allgemein auf die aktuelle Welle, weniger auf den Film selbst, über den ich vorab natürlich nicht urteilen will.
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Re: Die Filme des Ridley Scott

201
GoldenProjectile hat geschrieben: Von Anatol plötzlich Worte wie "Scotts bester seit Hannibal" zu hören würde mich ehrlich gesagt weitaus weniger verwundern, als ein gnadenloser Verriss.
Das ist rein technisch schon nicht möglich, da dazwischen ja noch Black Hawk Down kam, der besser ist als Hannibal - ich weiss, du magst den Film besonders. :wink:

Deine Kritik liest sich deutlich schlechter, als dein Fazit es darstellt - auch wenn du den Film unterm Strich recht wohlwollend beurteilst. Vor allem diese Passagen meine ich:
GoldenProjectile hat geschrieben:

Irgendwie will es zu Beginn gar nicht zünden, was der Künstler hinter Alien, Blade Runner und Hannibal da aus dem Alten Testament heraus auf die Leinwand gezaubert hat. Flach gezeichnete Charaktere und eine verhältnismässig uninspirierte Aufrollung der Handlung auf der einen Seite, auf der anderen kommen noch merkwürdig unpassende, da nicht wirklich "antik" anmutende Banalitäten in den Dialogen und im Spiel der Darsteller dazu, was Exodus stellenweise eine unfreiwillig komische Note verpasst, die sich mit dem würdevollen, epochalen Anstrich des Films beisst.

Aber was hilft der Bilderrausch, wenn die altbekannte Bibelgeschichte monoton runtergeleiert wird und die Damen und Herren am ägyptischen Königshof ungewollte Kaspereien liefern? Joel Edgerton, grotesk geschminkt als Pharao, erscheint in der ersten Hälfte (und glücklicherweise nicht mehr in der zweiten) mehr wie eine Witzfigur, die nicht wirklich weiss, was sie will. Bale ist nicht schlecht als Moses, auch wenn ich mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern kann dass dieser in der Bibel als schwertschwingender Kriegsheld und Befehle brüllender Guerilla-Kommandant dargestellt wurde, wie Scott es teilweise tut. Am besten ist Bale immer dann, wenn er den zweifelnden, rebellischen Propheten geben darf. Alle anderen Figuren des Films können getrost als schmuckes Beiwerk abgehakt werden. Moses' Bruder Aaron wird von Scott auf den allerletzten Platz verbannt und hat rein gar nichts zu melden, Sigourney Weaver hat eine von zwei oder drei kurz auftretenden, redundanten Frauenrollen und der Auftritt von Ben Kingsley erscheint im historischen Genre mittlerweile wie eine obligatorische Pflicht.


Ich habe deinen Negativpunkten halt das entnommen, was ich hier befürchte, ob es so ist bzw. ich es dann auch so empfinde werde ich sehen, aber eben sicher nicht bei einem überteuerten, nervtötenden 3D-Kinobesuch. Vieles von dem was du schreibst bestätigt aber meine Befürchtungen auf Basis der Berichterstattung und des Trailers. Ich bin aber auch der erste, der diese revidiert wenn sie nicht zutreffen, keine Sorge. :wink: Bis dahin gönn mir den Spass, den es mir bereitet über so was redundantes wie einen weiteren 10 Gebote-Film zu spotten. Für mich sieht das halt nach einer weiteren billigen Ausrede für eine CGI-Leistungsschau mit etwas pseudo-Anspruch aus - sollte ich mich irren werde ich wie gesagt hier Abbitte leisten. Mein Spott zeigt aber auch sehr deutlich, welch erschütternde Spuren der "Genuss" von Aronofskys Noah bei mir hinterlassen hat. :lol:
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Die Filme des Ridley Scott

202
Das mit der Leistungsschau befürchte ich leider auch. Wenn man die inzwischen zahlreichen vorhandenen Kritiken quer liest, v.a. auch die US-amerikanischen, drängt sich dieser Eindruck noch mehr auf. Trotzdem werde ich ihn mir ansehen.

Dein Entsetzten hinsichtlich "Noah" teile ich vorbehaltlos :lol: , was für ein misslungenes Machwerk:

http://www.ofdb.de/review/260342,619388,Noah
http://www.vodkasreviews.de


https://www.ofdb.de/autor/reviews/45039/

Re: Die Filme des Ridley Scott

203
AnatolGogol hat geschrieben: Das ist rein technisch schon nicht möglich, da dazwischen ja noch Black Hawk Down kam, der besser ist als Hannibal - ich weiss, du magst den Film besonders. :wink:
Kam Hannibal nicht nach dem Ego-Shooter, oder zumindest im selben Jahr? Eigentlich dürfte bei dir aber keiner der beiden besser sein, sind ja beide 9 / 10. :wink:
AnatolGogol hat geschrieben: Ich habe deinen Negativpunkten halt das entnommen, was ich hier befürchte, ob es so ist bzw. ich es dann auch so empfinde werde ich sehen, aber eben sicher nicht bei einem überteuerten, nervtötenden 3D-Kinobesuch. Vieles von dem was du schreibst bestätigt aber meine Befürchtungen auf Basis der Berichterstattung und des Trailers. Ich bin aber auch der erste, der diese revidiert wenn sie nicht zutreffen, keine Sorge. :wink: Bis dahin gönn mir den Spass, den es mir bereitet über so was redundantes wie einen weiteren 10 Gebote-Film zu spotten. Für mich sieht das halt nach einer weiteren billigen Ausrede für eine CGI-Leistungsschau mit etwas pseudo-Anspruch aus - sollte ich mich irren werde ich wie gesagt hier Abbitte leisten. Mein Spott zeigt aber auch sehr deutlich, welch erschütternde Spuren der "Genuss" von Aronofskys Noah bei mir hinterlassen hat. :lol:
Wenn die Negativpunkte überwiegen würden, hätte ich dem Film doch nie und nimmer 7 Punkte gegeben. Es ist halt manchmal einfacher und macht zwischendurch auch mehr Spass, Schwächen bzw. filmisches Gegurke zu beschreiben, als die Stärken. Was du als CGI-Leistungsschau bezeichnest habe ich im Kino auf Leinwand und in 3D als beeindruckende Verflechtung von Spezialeffekten und visueller Gestaltung empfunden. Dass die Umsetzung von Handlung und Figuren nach anfänglichem Holpern in der zweiten Hälfte zwar immer noch sehr simpel, aber stimmiger und - soweit ich dies aufgrund meiner etwas begrenzten Bibelkenntnisse beurteilen kann - durchgehend relativ originalgetreu abläuft, ist ein weiterer Pluspunkt. Das habe ich ja auch schon gefühlte vierundsechzig Mal so geschrieben, und viel genauer kann ich das auch nicht mehr umschreiben. Es hat auf jeden Fall viel mehr Eindruck hinterlassen als die weniger guten Szenen, die ich dafür beim spontanen Verfassen der Kritik etwas genüsslicher ausgeschlachtet habe, weil ich mehr Textideen dafür hatte.

Die zehn Gebote werden von Scott übrigens eher nebensächlich abgehandelt, der Schwerpunkt der viel besseren zweiten Hälfte liegt auf den zehn Plagen und dem Auszug aus Ägypten.
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Re: Die Filme des Ridley Scott

204
Hier mal meine Liste, seine neueren Filme gefielen mir leider fast alle nicht wirklich gut, auch wenn sie meistens noch passable Unterhaltung bieten.

Alien 9.5/10
Blade Runner 9/10
Black Rain 8/10
Gladiator 8/10
Black Hawk Down 7.5/10
Hannibal 5.5/10
Königreich der Himmel 6.5/10
American Gangster 6/10
Der Mann, der niemals lebte 6/10
Prometheus 6.5/10

Re: Die Filme des Ridley Scott

206
Exodus: Götter und Könige

Gibt es eine bessere Vorlage für ein monumentales Filmepos als die Bibel? Scheinbar nicht, denn selbst im Jahr 2014 greifen sogar Visionäre des modernen Kinos, in diesem Fall Regisseur Ridley Scott, auf die heilige Schrift des Christentums zurück. Mit "Exodus: Götter und Könige" wird dem Zuschauer also ein weiteres Mal die Geschichte des zweiten Buchs Mose erzählt, in der Moses von Gott auserwählt wird, die Israeliten aus der Sklaverei Ägyptens zu befreien. Der Verlauf der Handlung und der Ausgang selbiger dürften jedem wohl bekannt sein und somit ist bei Scotts Film auch mehr der Weg zum Ziel und die Darstellung der berühmtesten biblischen Stellen interessant. Doch macht der Vergleich mit der Vorlage auch eines deutlich: Scott teilt sich mit der Bibel die Stärken und Schwächen in der Geschichte. Tatsächlich zerfällt sein Film sogar in drei Teile: nicht nur inhaltlich, sondern auch qualitativ.

Das erste Drittel kann getrost als gescheitert abgetan werden. Anfangs schafft Scott gute Voraussetzungen für einen Konflikt der beiden "Brüder" Ramses und Moses, ist aber viel zu schnell mit anderen Dingen beschäftigt. Ob dies ein übertrieben ausführliches Zelebrieren einer großen Schlacht mit allerlei obligatorischen Vogelperspektiven und extremen Zooms ist oder die Tatsache, dass er durch mehrere Zeitsprünge etwas sprunghaft die Entwicklung der Charaktere lediglich andeutet, einen wirklich Zugang zum Geschehen auf der Leinwand vermag man in den ersten 45 Minuten nicht zu entwickeln. Dafür wirkt der ganze Ablauf des Filmes zu sehr wie das Abhaken einer Checkliste und dementsprechend gehetzt. Für Nebencharaktere ist gar keine Zeit, Ben Kingsleys Mitarbeit am Film hat gerade mal Cameo-Charakter. Vor allem schafft es Scott nicht, dass Leiden der versklavten Israeliten ansprechend genug darzustellen, sodass einem im späteren Verlauf die Emotionalität fehlen wird. Dazu kommt, dass besonders die Dialoge erschreckend schwach geschrieben sind. Hiermit ist gar nicht mal so wirklich die Handlungsebene, als mehr die sprachliche gemeint, so beinahe schon kindlich drücken sich die Beteiligten aus, meist folgen nur kurze Hauptsätze aufeinander.

Doch dann plötzlich gelingt der Regie eine großartige Überraschung: mit einer vollkommen mutigen, aber willkommenen Interpretation Gottes steigt Scott in das zweite Drittel ein und auf einmal offenbaren sich ungeahnte Stärken. Beginnend mit Moses Rückkehr nach Ägypten bietet "Exodus" bestes Monumentalfilm-Kino mit einigen intelligenten Einfällen. Das Handeln der Israeliten beispielsweise darf hier als eindeutige Parallele dienen und das zu den Aktionen heutiger moderner Terrororganisationen. In dem Zusammenhang funktioniert es dann auch ganz wunderbar, dass Moses bei fortgeschrittener Laufzeit immer wieder als zweifelndes und die Methoden des erbarmungslosen Gottes hinterfragendes Individuum auftaucht. Dass Christian Bale solche Persönlichkeiten hervorragend darzustellen weiß und sich auch hier von seiner besten Seite zeigt, ist zusätzlich ein großer Pluspunkt. Natürlich aber besticht der lange Mittelteil besonders durch die wahre Hauptattraktion des Filmes: die zehn Plagen. Und hier muss man anerkennend einen kleinen Pfiff Richtung Leinwand abgeben, denn derartig eindrucksvoll und gewaltig wurden diese bislang wohl nicht in Szene gesetzt. Mit meisterhaftem CGI-Einsatz und einer bestechend treffsicheren Inszenierung schafft Scott große und beängstigende Bilder, wenn sich der Himmel verdunkelt, riesige Orkane toben, Krokodile den Nil blutrot tränken oder Heuschrecken und Frösche das Volk Ägyptens heimsuchen. Genau das ist episches und bewegendes Kino, wie man es sehen will und wie es wohl nur Scott in dieser Perfektion hinbekommt.

Enttäuschender zeigt sich da wieder der Ausgang oder besser der Auszug aus Ägypten am Ende. Dies beginnt bereits damit, dass Scott es verpasst, den Zweifeln von Moses an Gott etwas Reflektierendes mit auf den Weg zu geben, viel mehr vergisst er sie unterwegs einfach. Schließlich steuert er auf ein großes Finale zu: die Teilung des roten Meeres. Und auch hier ist es der unfassbaren Arbeit der Effektabteilung zu verdanken, dass ein erstauntes Raunen durch den Kinosaal geht und man die ganzen Eindrücke nur langsam verarbeiten kann. Etwas schade ist nur, dass vor allem die letzte Konfrontation mit Joel Edgertons Gegenspieler zu arg ins pathetische abdriftet - und nicht zuletzt auch deshalb wenig überzeugt, da Edgerton im gesamten Film unter seinen Möglichkeiten blieb, zumal er sich unter dem Make-up sichtlich unwohl fühlt. Wirklich ärgerlich gerät zudem Alberto Iglesias Soundtrack, der bereits vorher stets, aber besonders im finalen Akt vollständig am Geschehen vorbei spielt und nie eine Symbiose mit den gezeigten Bildern eingeht. Unterhaltsam ist das zwar alles und macht optisch reichlich was her, nur lag deutlich mehr Potenzial in der Vorlage und den Möglichkeiten, die Scott sich selbst aufgetan hatte. Die 10 Gebote und das goldene Kalb dann in gefühlten drei Minuten am Ende wie eine beiläufige Nebensache abzuarbeiten, ist sogar dramaturgisch so absurd, dass es selbst den anspruchslosesten Zuschauern auffallen dürfte.

Fazit: Was Ridley Scott mit seiner Bibelverfilmung "Exodus: Götter und Könige" bietet, ist hauptsächlich im visuellen Bereich eindrucksvolles und opulentes Kino mit bombastischen Schauwerten, dass trotz des treffend besetzten Protagonisten besonders dank kaum vorhandenen Nebencharakteren und einer misslungenen emotionalen Exposition etwas zu kühl bleibt, um wirklich mitreißend zu sein. Wenn man eine Geschichte wie die von Moses zum x-ten Mal verfilmt, sollte man sich vorher eigentlich die Frage stellen, was man bei seiner Version anders machen will und ob man eigene Ideen für den Stoff hat. Scotts Aufgabe war, uns davon zu überzeugen, dass ein weiterer Moses-Film nötig war. Doch bis auf die Effekte und die spannende Gottesversion bietet "Exodus" unterm Strich zu wenig, als das sein Film emanzipiert genug auftreten könne, unterhält aber dennoch auf einem harmlosen Niveau bei einer epischen Länge von 150 Minuten. Wer mehr erwartet, dürfte schlussendlich enttäuscht den Saal verlassen.

6/10
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Re: Die Filme des Ridley Scott

207
Schönes Review. Klingt nach genau dem was ich erwartet habe bzw. mittlerweile erwarte. Ich lese nur Dinge die sich im 5-8er Bereich einpendeln und Gott sei dank bisher nichts Klassiker- oder Kultverdächtiges. Umso mehr bestärkt dies mein Verlangen nach Prometheus oder mehr Alien. Da gehört Scott hin, dort kann er seine Stärken vollkommen ausspielen. :)

Re: Die Filme des Ridley Scott

208
Ja, schönes Review. Das ist eigentlich die erste ausführliche Kritik, die ich zu diesem Film lese, denn irgendwie hätte er mich schon interessiert. Aber - nachdem ich auch auf Hille's Meinung sehr viel Wert lege - ich glaube, dass ich nicht viel versäume, wenn ich den im Kino nicht sehe.
"Warum hast du ihn geheiratet? - "Er hat mir gesagt er liebt mich." - "Das klingt immer gut."

Tomorrow never dies (1997)

Re: Die Filme des Ridley Scott

209
Wenn er dich interessiert, dann solltest du ihn NUR im Kino schauen. Denn gerade die optisch umwerfend großartigen Effekte funktionieren nur bei entsprechend großer Leinwand und 3D (ja, ich sage mal was positives über die Technik) in der Form, in der sie es eben tun. Auf Fernsehmonitoren kann viel von dem Zauber bereits verloren gehen.
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