Re: Der Spielberg Thread
Verfasst: 26. Januar 2018 14:31
Bis hierhin bin ich komplett bei dir. Gerade das Herausarbeiten der unterschiedlichen Herangehensweise der von Gilliam angeführten Filmemacher exemplarisch für das, was mittlerweile den Usus im Hollywood-Mainstream darstellt geht finde ich voll ins Schwarze.Casino Hille hat geschrieben: Freilich darf er. Warum sollte er nicht? Ich glaube, Gilliam kritisiert Schinders Liste nicht einfach nur aufbauend auf diesem einen Argument. Das wäre zu kurzsichtig. Ferner geht es ja um einen Vergleich mit Kubrick, und darum, dass Schindlers Liste es sich als Film einfacher macht als Kubrick es gemacht hätte. Was natürlich nicht heißt, dass Kubrick einen besseren Film gemacht hätte. Er nutzt Schindlers Liste als Beispiel, um zu zeigen, dass Hollywoods Unterhaltungskino eben oft auf das Anbieten von Lösungen setzt.
Das sehe ich dann doch deutlich anders. Ich bin SL nicht mit einem guten Gefühl rausmarschiert und die Leute, mit denen ich über den Film gesprochen habe haben mir bestätigt, dass auch sie der Film gedanklich schwer beschäftigt und emotional mitgenommen hat. Ich bin insofern bei dir, dass man das Publikum (gerade durch ein anderes Ende) mit einem noch schlechteren Gefühl hätte entlassen können, aber wäre das zielführend? Ich sehe hier die Notwendigkeit nicht. Kritik an Spielbergs handwerklichen Entscheidungen kann ich da deutlich besser nachvollziehen als die an der generellen Grundausrichtung des Films.Casino Hille hat geschrieben: Und das das sogar bei einem Film über den Holocaust getan wird, in dem bewusst eine Vorlage genommen wird, die sich als Triumph auslegen lässt, die einen mit einem guten Gefühl entlässt.
Ok, akzeptiert. Da aber eben konkret SL rausgepickt wurde, muss man auch die Frage stellen, ob die Kritik wirklich zielführend ist. Oder anders ausgedrückt: eine generell bedenkliche Tendenz (Filme liefern bequem Antworten, statt dass sie Fragen stellen) muss nicht in jedem Fall problematisch sein. Sonst müsste man das auch Indiana Jones und dem E.T. vorwerfen (und ich finde hier die Unterscheidung in U- & E-Filme nicht mal relevant).Casino Hille hat geschrieben: Es geht hier aber nicht um eine Anti-Haltung. Es geht um ein Beispiel, darum zu zeigen, wie Hollywood (und wer ist mehr Hollywood als Spielberg?) diese Stoffe anpackt und wie andere Regisseure sie anpacken würden.
Es ist halt Williams. Dann hätte man einen anderen Komponisten wählen müssen, die Vorwürfe sind wie ich finde direkt mit Williams typischem Stil gekoppelt. Ich kann deine Kritik in Teilen nachvollziehen, finde aber dennoch dass der Soundtrack effektiv arbeitet. Das hätte man fraglos aber auch subtiler haben können, aber ich denke halt nicht mit Williams, dessen Stil einfach einher geht mit eingängigen, emotionalisierenden Themen.Casino Hille hat geschrieben:Sowohl als auch. Wenn ich den Score kritisiere, dann ja auch deshalb, weil ich der Überzeugung bin, dass der Film ohne die viel zu konventionelle Musik viel besser emotional gewirkt hätte (der Score driftet leider nämlich etwas zu sehr in Holzhammer-Methodik ab).
Ja, das sehe ich ähnlich. Der Film lebt von seinen drei Hauptdarstellern, nicht aber unbedingt von seinen drei Hauptfiguren. Ohne das brillante Casting hätte das alles weit weniger gut funktioniert.Casino Hille hat geschrieben:Selbiges gilt auch für die Figurenzeichnung.