DAD ist der erste Bond, den ich je gesehen habe. Das war damals die Free-TV-Premiere (so Ende 2005) auf RTL. Der Film hat mir so gut gefallen, dass ich angefangen habe, die alten Bond-Filme immer Samstag Nachts auf VHS aufzunehmen und mir schliesslich 2006 die drei "Special Edition" DVD-Boxen gekauft habe und mich kurz vor Erscheinen von CR auch hier im Forum angemeldet habe. Von daher habe ich DAD einiges zu verdanken, und so schlecht kann der Film doch gar nicht gewesen sein, oder?
Naja, heute denke ich da leicht anders und DAD agiert in meiner persönlichen Rangliste auf dem zweitletzten Platz, nur DAF hat eine noch schlechtere Wertung erhalten. Doch es wäre zu einfach zu sagen, dass der ganze Film einfach schlecht ist..im Gegenteil. Die ersten 30 Minuten sind bärenstark und auch danach gibt es noch vereinzelt hervorragende Actionszenen, Sets und Dialoge. Und auch die unglaublich vielen Hommagen an frühere Filme sind klasse. Rein auf Betrachtungsebene ist DAD ein hervorragendes 20. bzw 40-jähriges Jubiläum der Reihe.
Der Film beginnt wie gewohnt mit einer Actionszene, dieses Mal eine Verfolgungsjagd mit Hovercrafts über ein Minenfeld. Der Unterschied zu früheren Filmen ist jedoch, dass James Bond gefangen genommen wird uns sich nicht durch irgendwelche Gadgets noch befreien kann. Die vielen Vernehmungen und Folterungen werden unterlegt von Madonnas Song veranschaulicht und in diesem Hinblick passt auch das oft kritisierte "Die Another Day" recht gut. Nach den Credits bekommen wir James Bond erstmals mit mit langen Haaren und Vollbart zu sehen. Auch verwahrlost macht Pierce Brosnan eine gute Figur. Nach seinem Austausch gegen Zao und mit einer neuen Frisur und Rasur hat sich das Thema für Bond jedoch größtenteils erledigt und er nimmt die Ermittlungen auf.
Die ersten Minuten auf Cuba machen noch einen recht guten Eindruck, doch mit dem Auftreten von Jinx geht das ganze Übel los. Halle Berry ist eine gute Schauspielerin und hat natürlich einen traumhaften Körper (auch wenn sie mir persönlich mit etwas längeren Haaren noch sehr viel besser gefallen würde

), aber ihr Charakter ist einfach ein Witz. Ihre Sprüche und Handlungen wirken auf mich zu keinem Zeitpunkt glaubhaft und auch die sehr explizite Sexszene hat für mich so in einem Bond-Film nichts verloren.
Als dann der Film jedoch völlig in die Science-Fiction Richtung abdriftet (unsichtbare Autos, DNA-Transplantation, Schlafmaschienen, Graves Superhelden-Apparat, Ikarus etc) wird es mir einfach zu viel, zu blöd und zu allem Übel sind die Special Effects größtenteils auch noch sehr schlecht gemacht.
Daher möchte ich jetzt noch einige Szenen herausheben, die mir sehr gut gefallen haben:
- Wie Bond in die Isla de los Organos eindringt
- Der Fechtkampf mit Graves
- Begegnung mit M
- Der Eispalast in Island
- Konfrontation Bond, Graves, Zao, und Frost
- Graves Gesicht als Bond seinen Geschwindigkeitsrekord bricht
- Teile der Autoverfolgungsjagd zwischen Bond und Zao (auch wenn hier weniger Gadgets auf beiden Seiten mehr gewesen wären, da die Bilder der Autos auf dem Gletscher einfach hervorragend aussehen)
- Miranda Frost; die kühl berechnende Verräterin wird von Rosamund Pike sehr gut verkörpert
- Michael Madsen als NSA-Geheimdienstchef..tolles Gegenstück zu M
Natürlich kann ich verstehen, dass die Produzenten anlasslich des Jubiläums einen großen Film liefern wollten, aber ihre Rechnung ist in meinen Augen nicht wirklich aufgegangen. Halle Berry als zweiten Bond installieren zu wollen ging völlig in die Hose, dass eine toughe, weibliche Geheimagentin funktionieren kann, hat man in TND gesehen, aber hier stimmt einfach gar nichts. Es ist auch sehr schade, dass man ausgerechnet hier mit Toby Stephens den schwächsten und am wenigsten präsenten Villain der vier Brosnan-Abenteuer geschrieben/besetzt hat. Trotz der interessanten Background-Geschichte und durch die Tatsache, dass Bond keine Ahnung hat wer Graves ist, halte ich ihn alles in allem für einen der schwächsten Bösewichte der gesamten Reihe.
Alles in allem gebe ich DAD 5,5 Punkte. Ein toller Beginn, einige sehr gute Ansätze und die vielen netten Homagen an frühere Bondfilme siedeln DAD somit knapp über DAF auf dem 21. Platz meiner Rangliste an.
btw: Kann mir einer erklären, woher Graves so viele Diamanten bzw. so viel Geld hat, wenn seine Diamantenmine doch ein Fake ist? Durch seinen vermeintlichen Tod hat er ja keine Möglichkeit mehr, koreanische Waffen gegen Blutdiamanten einzutauschen, oder?