1772
von vodkamartini
Agent
Ein Gimmick, weil es zu nichts führt.
Ich zitiere mal aus meinem Review:
So gesehen ist „Dunkirk" reinster Nolan, mehr noch, er treibt all seine Manierismen und bevorzugten filmischen Stilmittel auf die Spitze, so dass man zum allerersten Mal einen völlig unverstellten Blick auf das Wesen der Nolanschen Formel bekommt. Die Bilder der von der Wehrmacht eingekesselten englisch-französischen Truppen gleichen elegischen Gemälden. Hier gibt es keine Hektik, keine Unübersichtlichkeit, keine Orientierungslosigkeit. All dies spielt sich in den Köpfen der Soldaten ab, in ihren angsterfüllten, traumatisierten und resignierten Blicken. Das äußere Kriegsgeschehen wird dagegen betont sachlich, nüchtern und gänzlich unaufgeregt präsentiert. Selbst die Luftkämpfe zwischen einer Handvoll britischer und deutscher Flugzeuge sind fast aufreizend übersichtlich und langatmig inszeniert.
All dies taucht Nolan in eine monochrome Farbpalette mit der klaren Dominanz eines enorm kalt wirkenden Türkis. Nähe, oder gar Realismus erzeugt er so nicht, was bei seiner abstrakten Herangehensweise vordergründig sinnig erscheint, im Endeffekt aber die Schwächen des Films nur noch verstärkt. Denn wo keine emotionalen Anküpfungspunkte, wo keine Empathieangebote, da auch keine nachhaltige Wirkung. Nolan will den Krieg zeigen wie er wirklich ist, wie er sich auf die Psyche des Menschen auswirkt und vergisst dabei das Menschliche. Er scheint weit mehr an seinem vermeintlich genialen Konzept dreier Zeitebenen interessiert, als am Schicksal seiner Figuren. Vermeintlich, weil der anfangs spannende Aspekt nicht nur schnell verpufft, sondern am Ende keinerlei Relevanz besitzt. Vermeintlich auch, weil Nolan diesen Kniff gleich zu Beginn via Einblendungen („Am Strand - eine Woche, auf See - ein Tag, in der Luft - eine Stunde") „verrät" und vermeintlich, weil man es ohne diese Ankündigung wohl nicht einmal bemerkt hätte. Die drei Protagonisten (Fion Whitehead und Harry Styles als einfache Soldaten am Strand, Mark Rylance als ziviler Skipper auf nationaler Rettungsmission und Tom Hardy als Pilot der Royal Air Force) stehen symbolisch für die jeweiligen Zeitabschnitte, persönlich erfährt man über sie so gut wie nichts. Darüber hinaus verzichtet Nolan über weite Strecken gänzlich auf jedweden Dialog, was die Figuren noch abstrakter und symbolhafter wirken lässt.
Ich brauche auch keine Horrorshow, aber eben auch keine abstrakte Komposition ohne jegliche Emotion. Bei einer psychischen Grenzerfahrung wie dem Kieg ist das für mich sehr unpassend.
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