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Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 23. Januar 2014 15:54
von danielcc
Invincible1958 hat geschrieben:
danielcc hat geschrieben:Ist es noch originell, wenn man seine eigenen Masche kopiert?
danielcc hat geschrieben:Wie gut fühlt man sich unterhalten?
Für mich gilt: wenn die Dramturgie stimmt, dann fühle ich mich gut unterhalten. Egal, wie der Film optisch erzählt wird. Meinem Geschmack nach schafft es Tarantino mit jedem seiner Filme, die Spannung 2 Stunden lang aufrecht zu erhalten. Und das liegt nicht an der visuellen Umsetzung, sondern am Drehbuch und der genialen Schauspielführung.
Erstem Satz stimme ich zu. Der Rest ist Geschmackssache. Ich fand IB schlicht langweilig. Der Film hängt in einzelnen Episoden durch, wie eine Slackline auf der ein Elefant tanzt.
In DU ist es nicht ganz so schlimm, aber auch da gibt es gewaltigste Dramaturgie Mängel im letzten Drittel. Alles Geschmackssache, aber ich bin echt scheinbar gegen den Tarantino-Virus immun :-)

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 23. Januar 2014 15:56
von Casino Hille
Die visuelle Umsetzung einer Geschichte kann aber mindestens genauso wichtig sein, wie deren inhaltliche Qualität und hier steht sich speziell für meinen Geschmack Tarantino die meiste Zeit nur selbst im Weg, wenn er sämtliche interessanten Ansätze durch selbstverliebte Zeitlupen und endlos Dialoge im Kern erstickt. Nimmt er sich damit etwas zurück, natürlich ohne gleich sich selbst zu verraten, und setzt dieses gezielter und die Handlung unterstützender ein, wie in Django, dann gelingt es ihm auch mich 2 Stunden lang aufmerksam bei der Stange zu halten.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 23. Januar 2014 16:22
von kneedeep
Da fehlt noch ganz klar Four Rooms!

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 23. Januar 2014 18:51
von GoldenProjectile
Maibaum hat geschrieben:Die ganzen Vorwürfe gegen QT laufen doch irgendwie alle darauf hinaus daß die Leute möchten daß er konventionelle Mainstream Filme macht. Was man ihm vorwirft ist eigentlich daß er originell ist.
Ach was. Etwas Originelles zu schaffen ist das A und O eines jeden Filmschaffenden. Aber für mich sind gerade RD und IB sehr stark in der Umsetzung von Ideen im erzählerischen, inhaltlichen bzw. visuellen Bereich und wirken sehr schlüssig und gut konzipiert. An DU bemängele ich die atmosphärischen Brüche, die Tempowechsel und der Einsatz visueller Stilmittel (zwei habe ich oben aus der Erinnerung heraus genannt), die imo nicht zusammenpassen, fehlplatziert sind.

Ich gehe jetzt zurück in den Kubrick-Thread, wo wir ohne wenn und aber auf einer Wellenlänge sind.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 23. Januar 2014 20:02
von vodkamartini
Letztlich ist doch alles Geschmackssache. Ich mag Tarantinos Filme in der Regel sehr gerne (mal die beiden schwachen Kill Bill 2 und Death Proof ausgenommen). Gerade die "endlosen" Dialoge sind das Salz in der Suppe. Ich unterhalte mich dabei auch wesentlich besser als beispielsweise bei Kubrick. Natürlich ist Tarantino ein Plünderer, aber was er mit all dem Plunder anstellt, wie er ihn neu arrangiert, das ist überaus originell.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 24. Januar 2014 12:01
von Maibaum
Ich sehe Tarantino fast gar nicht als Plünderer. Das er auf anderen Filmen aufbaut ist jetzt nichts was nicht auf fast jeden Film zutrifft. Er benennt seine Vorbilder nur deutlicher, aber trotzdem sind seine Filme weitaus mehr als nur das neu zusammenstellen bekannter Bauteile. Ähnlich wie Sergio Leone kreiert er etwas völlig Neues aus dem Bekannten, und auch wenn man 1000 Vorbilder erkennen kann sind sie mit nichts vorherigem direkt vergleichbar. Kill Bill weist sicherlich einige Ähnlichkeiten mit Lady Snowblood auf, aber trotzdem enthält er nur wenig was direkt auf Lady Snowblood zurückgeht und geht in seiner Konstruktion und erzählerischen Qualität weit über diesen hinaus.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 24. Januar 2014 12:07
von Maibaum
GoldenProjectile hat geschrieben:
Maibaum hat geschrieben:Die ganzen Vorwürfe gegen QT laufen doch irgendwie alle darauf hinaus daß die Leute möchten daß er konventionelle Mainstream Filme macht. Was man ihm vorwirft ist eigentlich daß er originell ist.
Ach was. Etwas Originelles zu schaffen ist das A und O eines jeden Filmschaffenden.
Na ja, nicht von jedem, aber von jedem der Ambitionen hat. Nur gibt es kaum einen der heutzutage so polarisiert wie Tarantino, wo die Leute so wild darauf versessen sind seine Filme schlecht zu finden, ihn zu beschimpfen und seinen Filmen die Originalität abzusprechen, bzw sie darauf zu reduzieren daß QT nur bessere Filme schlecht kopiert. Diesen seltsamen Haß auf Filme oder Leute die einem, der dessen Sachen nicht mag) eigentlich einfach nur egal sein sollten, das ist etwas was dann besonders im Internet sehr auffällig ist.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 24. Januar 2014 16:12
von vodkamartini
Das deckt sich überhaupt nicht mit meinen Erfahrungen. Im Gegenteil. Tarantino ist längst im Mainstream angekommen. Beinahe jeder mag ihn. Er ist etabliert, daher kann man ihn inzwischen gefahrlos hip und schick finden und sich etwas darauf einbilden, einen etwas schrägeren Ton zu mögen.
(Mir ist das alles völlig egal. Es gibt absolute Massenfilme, die ich liebe und auch völlig unbekannte. Mit Filmen die ich gar nicht mag, verhält es sich genauso.)

Tarantino sehe ihn definitiv als Plünderer, aber im positiven Sinn. Erklaut bei seinen Lieblingsgenes und Filmen und setzt diese Bausteine neu und originell zusammen. Das ist seine große Leistung. Und er sit ein fantastischer Dialog-Schreiber.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 24. Januar 2014 16:27
von Maibaum
Für den richtigen Mainstream ist er immer noch viel zu derb und blutig. Anerkannt ist er schon, und groß provozieren tut das natürlich auch niemand mehr (aber was provoziert schon überhaupt noch? Extreme Gewalt ja kaum noch). Aber trotzdem auch gerne gehasst.

Neulich erst gelesen im Net:

"Tarantino is nothing but a blowhard! What a fucking clown."

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 9. Februar 2014 18:55
von Casino Hille

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 9. Februar 2014 21:21
von Maibaum
Deine Ausführungen zum Italowestern sind aber etwas seltsam. Hollywood hat nie Italowestern gedreht (wenn auch ein paar mit Geld unterstützt), also haben sie ihn eigentlich schon immer vernachlässigt. Du meinst wohl eher den Western an sich, oder?
Ich denke Hollywood hat den IW immer verachtet und verlacht, und ein Einfluß des IW auf den damaligen US Western ist kaum nachweisbar. Und DU ist zwar hier und da als IW Homage gedacht, ist aber selber, rein vom Stil her betrachtet, ganz anders als diese. Aber ein moderner Western ist es schon.

Das Ende nach dem Ende von DU könnte von Corbuccis Il mercenario beeinflusst sein, der vielleicht erste Genre-Film der nicht da endet, wo er enden müsste, sondern stattdessen noch einmal eine neue Handlung beginnt, und dann zum Schluß auch noch ein typisches Ende inszeniert, nur um dann noch mal kurz weiterzumachen.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 9. Februar 2014 21:34
von Casino Hille
Maibaum hat geschrieben:Deine Ausführungen zum Italowestern sind aber etwas seltsam. Hollywood hat nie Italowestern gedreht (wenn auch ein paar mit Geld unterstützt), also haben sie ihn eigentlich schon immer vernachlässigt. Du meinst wohl eher den Western an sich, oder?
Ich denke Hollywood hat den IW immer verachtet und verlacht, und ein Einfluß des IW auf den damaligen US Western ist kaum nachweisbar. Und DU ist zwar hier und da als IW Homage gedacht, ist aber selber, rein vom Stil her betrachtet, ganz anders als diese. Aber ein moderner Western ist es schon.
Ja, da habe ich vielleicht mit Hollywood einen unglücklichen Begriff gewählt, ich meinte eigentlich, dass im Allgemeinen der Italowestern heute gar nicht mehr präsent ist.
Maibaum hat geschrieben:Das Ende nach dem Ende von DU könnte von Corbuccis Il mercenario beeinflusst sein, der vielleicht erste Genre-Film der nicht da endet, wo er enden müsste, sondern stattdessen noch einmal eine neue Handlung beginnt, und dann zum Schluß auch noch ein typisches Ende inszeniert, nur um dann noch mal kurz weiterzumachen.
Hm... interessant, vor allem, weil ich nun ausgerechnet den Film gar nicht kenne, obwohl ich ansonsten ein großer Liebhaber dieses Genres bin. Aber selbst wenn es sich hierbei um eine Anspielung oder Hommage handelte, ändert das für mich nichts daran, dass ich es in DU als unpassend empfinde und dieser Abschnitt des Filmes viel zu Gewalt heroisierend und Menschen-verachtend angelegt ist.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 9. Februar 2014 21:53
von Maibaum
Gewaltverherrlichung und Menchenverachtung waren immerhin auch typische Merkmale des IW.

Il mercenario ist einer der allerbesten. Und aht auch einen von Morricones besten Scores. Kommt zusammen mit Il grande Silenzio gleich nach Leones 2 Besten, das heißt ich finde ihn stärker als die ersten beiden Dollar Filme.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 9. Februar 2014 22:34
von Casino Hille
Maibaum hat geschrieben:Gewaltverherrlichung und Menchenverachtung waren immerhin auch typische Merkmale des IW.
Mag sein, deswegen passt es imo aber dennoch nicht in einen Film wie Django Unchained, der vorher lange Zeit ja eben sich sehr darum bemühte, da ein paar andere Pfade zu beschreiten, was imo in Szenen wie den "von Hunden zerrissenen Teufel" oder dem Hervorholen von Djangos Frau aus dem Bunker recht deutlich wurde. Letzten Endes hätte der Film eben schon auf Candyland mit dem abschließenden Blutvergiessen enden sollen.

Re: Die Filme des Quentin Tarantino

Verfasst: 10. Februar 2014 00:17
von Maibaum
Weiß nicht, das splatterhafte Metzeln war in DU von Szene 1 an drin.

Und das Ende wäre ja auch nicht anders gewesen wenn es schon 30 min früher passiert wäre. Ich finde jetzt nicht daß DU am Ende groß anders war als in den 2 Stunden zuvor. Es ist so eine gewagte Mischung aus ernstem Hintergrund der mal seriös dargestellt wird, und dann auch wieder mit Mitteln des Exploitation Films abgehandelt wird.

Das Ende ist für Tarantino sehr schlicht und überraschend eindeutig.