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Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 10. Januar 2022 18:46
von 00T
Casino Hille hat geschrieben: Der Satz klingt "cool" (oder halt peinlich, je nach Empfinden), aber ist auch hohl, da steckt eigentlich nichts hinter.
Das ist dann ja wieder im EInklang mit nahezu allem, was Oberhauser auch in SP von sich gibt.
Casino Hille hat geschrieben:
Ein Geheimnis von Madeleine, das so gewaltig und furchtbar ist, dass es Bond "bricht", ihn tötet, gibt es im Film nicht.
Nun ja, wenn du von deiner vorherigen Überlegung ausgehst, dass Bonds Freitod hauptsächlich von einer Vermeidung der Alimente motiviert ist, dann passt das ja wieder. Bruder Franz wusste einfach, dass Bond sich um jeden Preis vor der Vaterschaft drücken würde, daher ist seine heimliche Tochter doch das Geheimnis, das ihn erledigt.
Gernot hat geschrieben:
Aber es ist natürlich nicht sehr Hollywood-mäßig. Man kann Bond schon den Heldentod sterben lassen, aber dann muss es halt auch "passen" - für mich jedenfalls
.
Ich finde, jemand könnte Hollywood ruhig einmal sagen, dass ein tragisches Ende nicht zwangsläufig den Tod des Protagonisten beinhalten muss, es oft sogar tragischer ist, wenn der Protagonist überlebt und gewisse Konsequenzen tragen muss. Dieses Motiv des Opfertodes der Protagonisten hatten wir mittlerweile in so gut wie jedem großen Franchise der letzten Jahre und es ist wirklich ermüdend. Wie ich bereits einmal hier geschrieben hatte, hätte ich ein Ende, in dem Bond überlebt, sich aber seiner Familie nicht mehr nähern kann sowohl tragischer als auch dem Charakter angemessener gefunden. Mehr jedenfalls als ein Ende, in dem der Faulpelz nicht einmal versucht, einen Ausweg zu finden.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 10. Januar 2022 19:26
von photographer
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Bitte einmal kurz einmal nachgefragt:
Gab es schon eine Diskussion zu "Primos bionischem Auge"?
Laut Filmhandlung wäre dies ja dann schon im Jahre 2016 existent, wobei ich mich frage ob es eigentlich mit WLAN arbeitet
? Hd-, geschweige denn 4k-Auflösung in Echtzeitübertragung war da noch nicht unbedingt angesagt, aber gut.
Ich kann es noch halbwegs hinnehmen, dass das "Ding" als Aufnahmekamera arbeitet und die aufgenommen Daten an einen Server sendet und auf diesem dann die Infos gespeichert sind, obwohl ich nicht ganz begriffen habe, ob Q später so an die "jahrelangen" Aufnahmen kommt oder die Regie mich ernsthaft glauben lassen möchte, dass in dem Augengerät auch noch eine stossfeste Megadatenbank eingebaut ist, die alles erfasst (hat).
Meine Phantasie verlässt mich dann aber doch gewaltig, wenn man mich gleichzeitig auch noch glauben lassen möchte, dass Blofeld auch so ein "Auge" mal eben nach seiner Einlieferung in Belmarsh – wohl vom persönlichen Hausarzt seiner Wahl – "geliefert" bekommen hat und Franzl damit auch noch alle Daten empfangen und gleichzeitig kommunizieren kann – obwohl er kameratechnisch dauerüberwacht wird in seiner Zelle.
Bekommt Franzl die Daten eigentlich gleich in sein Gehirn übertragen, oder hat das Auge auch noch einen eingebauten Beamer, so dass er die Infos wie ein Borg an die Wand werfen kann? Anscheinend kann Franzl auch damit telefonieren, denn ansonsten könnte er sich bei der Autoverfolgungsjagd in Matera kaum einklinken.
Welch Wunder der Technik! (Leider verrät die Regie mir aber nicht wie's wirklich gehen soll.)
Quelle:
https://villains.fandom.com/wiki/Primo
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Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 10. Januar 2022 19:52
von danielcc
Die deutlich logischere Erklärung:
- Blofeld hatte so ein Auge schon immer da er ja offensichtlich besessen davon ist, Informationen zu sammeln
- Sowas könnte sogar erklären, warum er in SP davon wusste, dass Bond auf dem Balkon ist
Ja, technisch gesehen wäre das nur eine Kamera mit einem LTE Modul welches es da schon locker gab (theoretisch auch schon 5G) aber das brauch man dafür nicht.
Es ist davon auszugehen, dass die Daten auf einer Cloud gespeichert werden zu der Q über das Auge Zugang bekommt. Das ist realistisch. Die Daten einiger Tage könnten auch lokal gespeichert werden aber das wäre doch sehr begrenzt.
Man kann sich den Empfang auch als Art "augmented reality" / Headup Display vorstellen. Man sieht auch, dass das Auge ein kreisförmiges Menü hat, über welches es wohl (über den Sehnerv) gesteurt wird.
Rein theoretisch ist dieses Auge absolut möglich, ich würde sogar behaupte es ist praktisch möglich. Im Grunde gibt es sowas sogar schon in kleinerer Form als Kontaktlinse (siehe Mission Impossible) - in jedem Fall aber viel realistischer als viele Gadgets die es bis dato bei Bond gab (sei es der stählerne Beißer, Laserstrahlen, Laserkanonen, sämtliche Uhren mit Magnet...)
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 10. Januar 2022 20:23
von Saunders
Was vielleicht viele hier nicht wahrhaben wollen: Bond-Filme sind kein Arthouse. Es hat nie einen Oscar für ein Bond-Screenplay gegeben und wird es auch nicht. Begründung: Bond-Filme sind gutgemachter Unsinn. Man sollte nicht alles hinterfragen. Bis auf 1 Ausnahme: Bond's Tod
Ich werde das Gefühl nicht los, dass seine Ableben mit der Brechstange herbei geführt wurde. Hätte DC zum Drehbeginn von NTTD verkündet, dass er doch noch für einen weiteren Film zur Verfügung steht, hätte es vermutlich nur 2 oder 3 kleine Korrekturen am Drehbuch gegeben und Bond hätte am Schluss überlebt. Und diese Nanobots lassen sich auch (irgendwie) deaktivieren. Da hätte ich mir keine Sorgen gemacht ...
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 10. Januar 2022 20:36
von danielcc
Arthouse Filme bekommen aber auch selten Oscars,...
Aber ich weiß was du meinst und du hast 100% Recht. Die Art und Weise wie NTTD für Dinge kritisiert wird, halte ich für geradezu bizarr.
Dieses Rummäkeln am Drehbuch, Dinge kritisieren die in nahezu allen vorherigen Filmen weniger plausibel sind, zu Hinterfragen warum die Motivation einer Person nicht 100% ausgeführt wird wenn es in den Bondfilmen bisher kaum echte Charaktere gab
Da sind wir wieder beim Vorwurf der „Brechstange“. Seht das doch mal ganz entspannt: wir haben einen Bondfilm, der ein typisches Bösewicht-Szenario hat: Ein DNA-programmierter Virus. Toll, klassisch Bond! Es wird sogar noch besser, weil M etwas mit der Entwicklung zu tun hat. Eine schöne kleine Allegorie auf unsere Welt, in der ständig Dinge entwickelt werden mit einer guten Intention, bis sie dann in die falschen Hände kommen. Nun kommt ein Motiv hinzu, insofern als der Film hinterfragt, was der Wert des Lebens ist und wie man das beste aus dem Leben macht. Am Ende ist der Held eher bereit zu sterben, als weiter ein leeres Leben zu führen oder seine Geliebte zu gefährden.
Ist das wirklich so arg konstruiert? Ungewöhnlich für Bond, aber kaum wirklich konstruiert.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 10. Januar 2022 22:35
von Maibaum
danielcc hat geschrieben: 10. Januar 2022 20:36
Arthouse Filme bekommen aber auch selten Oscars,...
In den letzten Jahren schon, mittlerweile fast schon auffallend oft ... (Nomadland, Parasite, Birdman, No Counrty for Old Men)
Ansonsten ist der Unterschied zu früher wohl, daß früher die Charaktere fast komplett stereotyp angelegt waren, eigentlich nur Klischees mit eher null Charakterisierung. Dazu noch ein schon damals antiquiertes Weltbild, daß aber hochkommerziell war. Deswegen wurden sie ganz damals auch meist negativ bewertet, und etwas später, als sie lange genug da waren, und das begann zumindest schon sehr deutlich in den 80ern, nahm man sie als das was sie waren, und behandelte sie auch freundlicher, ohne sie gleich zu Meisterwerken der Filmgeschichte zu verklären.
Nur jetzt wollen sie nicht mehr schlichte Unterhaltung sein, sondern machen zunehmend einen auf intelligent, und dann müssen sie sich schon die Frage gefallen lassen, ob sie das auch sind, oder nicht nur dürftig verpackte Oberflächlichkeiten, mehr Schein als Sein.
Es macht jedenfalls wenig Sinn die jetzige Rezeption der Craiger als falsch zu bezeichnen, nur weil man ihnen Sachen vorwirft, die in den alten Filmen scheinbar oder auch tatsächlich auch nicht groß anders sind. Dafür sind die alten Bonds doch zu verschieden von den Neuen.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 10. Januar 2022 23:09
von Samedi
danielcc hat geschrieben: 10. Januar 2022 19:52
Die deutlich logischere Erklärung:
- Blofeld hatte so ein Auge schon immer da er ja offensichtlich besessen davon ist, Informationen zu sammeln
Ich glaube eher, dass Blofeld das Auge nach seinen Verletzungen auf Marokko bekam.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 10. Januar 2022 23:24
von danielcc
Da weiss ich jetzt tatsächlich nicht welches Auge in SP verletzt wird und welches das bionische Auge in NTTD ist.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 11. Januar 2022 17:22
von craigistheman
Das Auge hat mich auch genervt, vor allem die Frage, wie Blofeld das von Primo Aufgezeichnete überhaupt kontrolliert rezipieren kann. Trotzdem kann ich das getrost als bondianischen Unsinn abtun, es stört mich nicht weiter. Wie auch danielcc empfinde ich die Story von NTTD als sehr viel runder und schlüssiger als seine beiden Vorgänger. Trotzdem spielt der Film meines Erachtens zu selten sein vollständiges Potenzial aus, er gibt sich zu oft mit schnellen narrativen Lösungen zwischen Tür und Angel zufrieden. Da wäre nach all der Zeit schon deutlich mehr drin gewesen, wie ich finde.
Auch wenn sich das Ergebnis durchaus sehen lässt und mich der Film persönlich berührt, man wollte einfach zu viel abdecken, und so münden viele interessante Ansätze (allen voran Nomi und Safin als vielversprechende Figuren) in Oberflächlichkeiten.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 11. Januar 2022 17:32
von danielcc
Ich habe das mal woanders geschrieben - versuche es noch mal zu wiederholen:
James Bond Filme sind für mich in aller erster Linie Filme über James Bond. Der Grund warum ich die Filme liebe ist weil ich die Figur Bond mag, und diese drückt sich vor allem über ihre Interaktionen mit anderen Charakteren aus. Girls, M, Q, Bösewicht, Henchmen,...
Wenn ich darüber nachdenke ist es kein Wunder, dass die besten Bondfilme für mich die sind, in denen Bond die besten Interaktionen mit anderen Charakteren hat (DN, GF, TB, CR, SF, NTTD). In diesen Szenen zeigt sich idealerweise das worin sich Bondfilme von anderen Actionfilmen unterscheidet.
Nun finde ich aber, dass es dabei vor allem um Bond selbst gehen muss. Bondfilme hatten nie die Absicht, großartig ausgefeilte andere Charaktere zu zeigen - mit Ausnahmen, wo ich vor allem Goldfinger, Sanchez und Vesper nennen würde (ohne Anspruch auf Vollständigkeit).
Deshalb verstehe ich den Vorwurd nicht, dass Safin und vor allem Nomi vielversprechende Figuren mit ungenutztem Potenzial sind. Sie sind halt einfach da damit Bond ein paar nette Interaktionen hat. So gesehen ist Nomi eine nette Idee, da sie seine Nachfolgerin ist und dies für ausreichend geistreiche Momente sorgt. Nicht mehr nicht weniger. Safin ist halt ein Bösewicht in bester DN Tradition. Er hat mehr Screentime als viele andere Bösewichte, aber ist kein Goldfinger/Zorin/Sanchez. Die wenigen Szenen mit ihm mag ich sehr, seine Szene mit Madeleine in ihrer Praxis finde ich großartig, sein langer Dialog mit Bond hätte besser sein können.
Ich sehe diese Figuren ganz entspannt
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 11. Januar 2022 17:47
von craigistheman
Was wurde Safin im Vorfeld nicht medial aufgeblasen, a nasty piece of work, the ultimate evil etc. ... Was wurde der freshe post Me Too-Take auf Frauenfiguren, durch Waller Bridges Aufwertung nicht ständig hervorgehoben... Für das hier. Ich finde die Figuren werden den Ankündigungen einfach in keinster Weise gerecht. Das macht sie keineswegs schlecht, aber es durfte dann doch etwas mehr erwartet werden. Ja genau daniel, so Goldfinger, Sanchez oder Zorin-mäßig hätte das dann eben mindestens sein müssen.
Aber wenn Michael G. einfach dreist in die Kamera lügt, dass die Ankündigung des Filmtitels zur PK einen Ausnahmefall darstellt, wundert mich nichts mehr
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 11. Januar 2022 17:59
von craigistheman
Stichwort geistreich: NTTD hat zwar viele Schauwerte und durchaus humoristische oder allgemein knackige Pointen zu bieten, aber als „geistreich“ würde ich ihn überhaupt nicht beschreiben. Im Gegenteil: Dramaturgisch arbeitet der Film durchgehend mit der Brechstange, vor allem im Zwischenmenschlichen, was für mich jedoch nach wie vor hervorragend funktioniert (da erwartet, die Trailer und die Leaks kündigten es an). Mit der Finesse oder dem Esprit vergangener Tage hat das ganze aber nichts mehr zu tun, es bewegt sich verständlicherweise alles sehr in Richtung Marvel-Dialektik. Denn schließlich muss der Film an den Kassen funktionieren, jung und alt begeistern, was ihm auf großartige Weise auch gelingt.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 11. Januar 2022 18:42
von danielcc
Hmm, dann warst du aber noch nicht bei vielen Bonds dabei, wenn du den medialen Äußerungen im Vorfeld Glauben geschenkt hast. Ich weiß noch wie oft Gernot im Vorfeld zu NTTD exakt davor gewarnt hat, weil es eben jedes Mal das Gleiche ist.
Einige Sachen stimmten aber auch: Bond wird in diesem Film emotional ziemlich durch den Wolf gedreht. Die Explosion in Matera, die beinahe Vergiftung auf Kuba, der Tod von Felix, dann mehrmals anschießen im Showdown und natürlich das Ende.
Mit "geistreich" meinte ich das übliche Maß an verbalen Schlagabtauschen - und die Dinge mit Nomi finde ich halt sogar explizit gut ("Oh, does that bother you?"). Auch die Interaktion mit Paloma, oder der Schlagabtausch mit M. Enttäuschend war in dieser Hinsicht wirklich der Dialog mit Safin. Während an dieser Stelle der wichtigste und beste Dialog hätte kommen müssen, habe die Autoren es einfach nicht hinbekommen.
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 12. Januar 2022 09:31
von StellaPolaris
SvenKa hat geschrieben: 9. Januar 2022 13:56
StellaPolaris hat geschrieben: 7. Januar 2022 10:31
Das sehe ich gänzlich anders. NTTD ist ein völlig schlüssiger, flüssiger, gut unterhaltender Bondfilm der zudem noch eine emotionale Handlung hat und mit einer logischen und wunderbar inszenierten Tragödie endet. Ich sehe da gar nichts konstruiertes zumindest nichts was über das übliche Maß eines jeden Spielfilms hinausgeht. Ja, man wollte, dass Bond am Ende stirbt und natürlich hat man sich überlegt, wie es dazu kommen kann. Aber die Nanobots Story ist für mich bestes, klassisches Bondmaterial.
Ich habe mir sehr viele Gedanke über das Ende gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es nur darum ging, Daniel Craig einen würdigen Abschluss aus der Bond Reihe
Hallo SvenKa,
das war nicht mein Text, da ist beim Zitieren was verrutscht, glaub ich
Re: Filmbesprechung: "No Time To Die (NTTD)"
Verfasst: 12. Januar 2022 09:35
von StellaPolaris
Casino Hille hat geschrieben: 10. Januar 2022 02:38
Vielleicht hat er in dem Moment auch an den Brexit gedacht und sich davon ein Stückweit zur totalen Selbstzerstörung inspirieren lassen. Wir können ihm ja alle nicht in den Kopp gucken, gell?
Das wäre denkbar