00T hat geschrieben: 15. Januar 2022 15:28

Casino Hille hat geschrieben: Sogar den großen Clou des Films konnte ich relativ früh erahnen, trotzdem hat es mich am Ende unerwartet berührt.

Ich nehme an, du meinst die Beziehung der beiden Protagonisten zueinander (und das damit verbundene Schicksal von Pattinsons Charakter)? Ich gebe zu, dass mich das beim ersten Mal absolut kalt erwischt hat, obwohl das Ganze im Nachhinein ziemlich offensichtlich erscheint. Schon beim ersten Gespräch der beiden ist eigentlich klar, wenn man mit Zeitreisegeschichten einigermaßen vertraut ist, wohin die Reise geht.

Spoiler

Genau. Nolan lässt ja die Möglichkeit offen (oder besser: Er deutet es sehr sehr stark an), dass es sich bei Pattinsons Figur um den Sohn der Debicki-Figur handelt. Und der Protagonist deshalb für ihn eine Art Vater ist (was dann das sehr schöne Schlussbild erklären würde). Aber das ist eigentlich gar nicht wichtig, entscheidender ist, dass der Protagonist selbst Pattinson in die Vergangenheit geschickt hat (in dem Wissen, dass Pattinson dort sterben wird, um die Welt zu retten). Das war mir relativ schnell klar, eigentlich gleich nach deren ersten Begegnung. Es ist einer dieser üblichen 3-4 Zeitreisetwists, die so in leichter Variation in jeder Zeitreisegeschichte vorkommen, weil es sich ansonsten gar nicht lohnt, eine Zeitreisegeschichte zu erzählen.

"Tenet" ist auf jeden Fall wie alle Nolan-Filme eine Kopffilm, es geht nicht wirklich um Emotionen, sondern um intellektuelle Gedankenspielereien und darum, an Filmkonzepten, an chronologischen Vorstellungen zu rütteln. Man kann den Film dafür stark kritisieren, dass er wie alle Nolans große Probleme damit an, seine Zuschauer an die Figuren zu binden, da alle Emotionen nur behauptet bleiben, aber während "Inception" oder "Interstellar" noch diesen emotionalen Kern versucht haben und (für mich) daran gescheitert sind, hat er sich in "Dunkirk" und "Tenet" zu einem Konzeptfilmer entwickelt, bei dem andere Schwerpunkte entscheidender sind.

Casino Hille hat geschrieben: Man kann den Film dafür stark kritisieren, dass er wie alle Nolans große Probleme damit an, seine Zuschauer an die Figuren zu binden, da alle Emotionen nur behauptet bleiben, aber während "Inception" oder "Interstellar" noch diesen emotionalen Kern versucht haben und (für mich) daran gescheitert sind, hat er sich in "Dunkirk" und "Tenet" zu einem Konzeptfilmer entwickelt, bei dem andere Schwerpunkte entscheidender sind.

Dabei hat auch Tenet Emotionen, auch wenn die Charaktere sicher alle recht archetypisch bleiben.

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Gerade die Szene, in der Pattinson und der Protagonist sich voneinander verabschieden und letzterer erkennt, dass Pattinson der Tote mit dem Rucksack gewesen ist bzw gewesen sein wird, fand ich ziemlich berührend. Und das funktioniert hervorragend ganz ohne großen Pathos oder Kitsch, den Filme wie Inception oder Interstellar teils zur Schau stellen, was ich auch wie du nicht immer gelungen finde. Vielleicht funktioniert der obengenannte Moment gerade, weil der Film sich nicht zu sehr mit seinen Charakteren aufhält. DiCaprios langes Gerede mit seiner Frau in Inception auf der anderen Seite nervt mich bei jeder Sichtung kolossal, obwohl ich den Film an sich gern mag.

00T hat geschrieben: 17. Januar 2022 18:43

Casino Hille hat geschrieben: Man kann den Film dafür stark kritisieren, dass er wie alle Nolans große Probleme damit an, seine Zuschauer an die Figuren zu binden, da alle Emotionen nur behauptet bleiben, aber während "Inception" oder "Interstellar" noch diesen emotionalen Kern versucht haben und (für mich) daran gescheitert sind, hat er sich in "Dunkirk" und "Tenet" zu einem Konzeptfilmer entwickelt, bei dem andere Schwerpunkte entscheidender sind.

Dabei hat auch Tenet Emotionen, auch wenn die Charaktere sicher alle recht archetypisch bleiben.

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Gerade die Szene, in der Pattinson und der Protagonist sich voneinander verabschieden und letzterer erkennt, dass Pattinson der Tote mit dem Rucksack gewesen ist bzw gewesen sein wird, fand ich ziemlich berührend. Und das funktioniert hervorragend ganz ohne großen Pathos oder Kitsch, den Filme wie Inception oder Interstellar teils zur Schau stellen, was ich auch wie du nicht immer gelungen finde.

Ja, diese Lagerfeuerromantik à la "A man's got to do" hat mich auch gepackt, archetypisch trifft es. Ich meinte auch gar nicht unbedingt diese Szene, eher beispielsweise die Beziehung der Debicki-Figur zu ihrer Tochter. Das ist pure Behauptung, weil Mama und Sohn höchstens 15 Sekunden gemeinsame Screentime im Film haben. Ich selbst würde diesen Vorwurf nicht machen, da es Nolan nicht darum geht, diese Beziehung möglichst ergreifend darzustellen. Es ist nur ein Plot Point. Und das eine Mutter ihren Sohn liebt, muss er mir nicht in langen Szenen verständlich machen. Das kann ich mir vorstellen. Es würde dem Plot im Weg stehen, da mehr drauf einzugehen. Hierin liegt dann auch der große Unterschied zu "Inception" und "Interstellar", die ihre Emotionen besser artikulieren müssen, aber dann sofort in Melodram verfallen.

Allerdings kommt Nolan nicht zu Tausend Prozent aus seiner Haut und lässt sich an 1-2 Stellen zu ganz dummen Dialogen hinreißen. Zum Glück nur selten, aber sie sind da. Negativ-Highlight:

Washington: "Wenn wir nichts tun, stirbt die gesamte Menschheit."
Debicki: "Und damit auch mein Sohn."

Casino Hille hat geschrieben: 18. Januar 2022 09:41 Allerdings kommt Nolan nicht zu Tausend Prozent aus seiner Haut und lässt sich an 1-2 Stellen zu ganz dummen Dialogen hinreißen. Zum Glück nur selten, aber sie sind da. Negativ-Highlight:

Washington: "Wenn wir nichts tun, stirbt die gesamte Menschheit."
Debicki: "Und damit auch mein Sohn."

Oh ja! Das ist definitiv ein heisser Anwärter für die "Dümmste Dialoge aller Zeiten"-Top Ten!

AnatolGogol hat geschrieben: 18. Januar 2022 10:54 Oh ja! Das ist definitiv ein heisser Anwärter für die "Dümmste Dialoge aller Zeiten"-Top Ten!

Macht sich Nolan da nicht selber Konkurrenz?

Bane: "Did you come back to die with your city?"
Bats: "No. I came back to stop you!"
*Hauen sich gegenseitig die Köppe ein*

GoldenProjectile hat geschrieben: 18. Januar 2022 13:50 Bane: "Did you come back to die with your city?"
Bats: "No. I came back to stop you!"
*Hauen sich gegenseitig die Köppe ein*

Ist das wirklich dümmer als:

Blofeld: "Why did you come?"
Bond: "I came here to kill you."
Blofeld: "And I thought you came here to die."

Gute Drehbuchautoren sind selten heutzutage.

Casino Hille hat geschrieben: 18. Januar 2022 13:57

Gute Drehbuchautoren sind selten heutzutage.

Es muss natürlich heißen "Tja, gutes Personal ist so selten wie ein Lottogewinn"

Oder auch "Schlechtes Personal ist gut zu finden!"

Der Trailer für "Oppenheimer" ist da:



… und verwirrt mich! Ich dachte, der Nolan dreht den Film in Schwarz-Weiß. Wohl doch nicht.

wer überlegt sich eigentlich diese blöden Thread Titel? Kann man das nicht einfach "Nolan" nennen., damit man nicht ewig suchen muss

Zum Trailer: Hatte Nolan nicht gerade gesagt, dass er schon lange einen Grund gesucht hätte, die Idee aus Memento wiederzuverwenden? Also wird es wohl nur s/w in bestimmten Szenen geben.

Krass: Habe zwei Szenen aus dem Trailer gesehen und gedacht "Das muss Hoyte van Hoytema sein"

danielcc hat geschrieben: 19. Dezember 2022 13:33 Zum Trailer: Hatte Nolan nicht gerade gesagt, dass er schon lange einen Grund gesucht hätte, die Idee aus Memento wiederzuverwenden? Also wird es wohl nur s/w in bestimmten Szenen geben.

Ist das so? Mal sehen, wie er das einsetzt. Vielleicht sind ja alle Szenen nach der ersten Atombomben-Explosion dann in Schwarz-Weiß, weil die Bombe die "Lebensfreude" aus dem Planeten Erde getilgt hat.

Der Trailer begeistert mich wenig, allerdings kann ich mit Nolans Filmen schon länger nichts mehr anfangen.

Seit "Interstellar" interessieren mich Nolans Filme auch nicht mehr.

https://de.wikipedia.org/wiki/Abenteuer ... hematikers


Interessanterweise hat der deutsche Regisseur Thorsten Klein den kleinen, nicht so groß gestarteten Film "Abenteuer eines Mathematikers" in diesem Jahr veröffentlicht, indem Stanislaw Ulam porträtiert wird veröffentlicht - der ebenfalls am Manhattan-Projekt beteiligt war. Ein interessanter Film, der in Vorbereitung zu "Oppenheimer" für den ein oder anderen interessant sein könnte. Ich habe ihn ja schon gesehen oder in meinen Worten "iHaveCNit".

https://www.ofdb.de/review/336417,87966 ... hematikers

Erinnert mich doch alles sehr an Roland Joffés Fat Man & Little Boy mit Paul Newman. Auch wenn ich bekanntlich nicht der allergrösste Nolan-Jünger bin, so hätte ich mir von ihm doch einen etwas originelleren (bzw. originaleren) Stoff gewünscht. Immerhin steht er gemeinhin für sehr eigenständige Filme (auch was die behandelten Stoffe angeht).