Au weia, da ist soviel Blödsinn dabei (sorry), da muss ich etwas ausholen.
Invincible1958 hat geschrieben:
Also "sein Black Beauty im 1. WK" ist die Verfilmung eines Romans von 1980, der seit Jahren erfolgreich als Theaterstück am West End läuft. Und ich finde sowohl das Bühnenstück als auch Spielbergs Film toll. Darin geht es doch gar nicht um politische Dinge, sondern nur um Freundschaft.
Ich finde den Film unterirdisch. Übelster Postkartenkitsch mit einem unerträglich schwülstigen Soundtrack. Der 1. WK dient hier nur als Hintergrund, passt aber in seinen schmutzigen Szenen überhaupt nicht zum völlig übertriebenem Pferdekitsch. Tendenziell kommen die Engländer natürlich besser weg als die Deutschen - was natürlich unsinnig ist -, aber noch im Rahmen bleibt und nicht wirklich stört. Ryan ist da natürlich ein ganz anderes Kaliber. Für mich Spielbergs Tiefpunkt (neben Always), weil der Film völlig unausgegoren zwischen verschiedenen Genres und Stimmungen herummäandert, ohne auch nur ansatzweise eine einheitliche Richtung zu finden oder irgendeine relevante Aussage zu machen. Kurzfassung: Schwülstige, klebrige Kitschsoße.
Invincible1958 hat geschrieben:
Und wenn man bei Spielberg skeptisch sein muss, was muss man dann bei Tarantino sein?
Kino ist nicht da, um die Wahrheit abzubilden, und das nimmt es für sich auch gar nicht in Anspruch - auch Spielberg nicht. Es geht darum, dramaturgisch überzeugend eine Geschichte zu erzählen.
Das ist totaler Blödsinn, und zwar das komplette Statement. 1. hat Spielberg sowohl mit "Schindlers Liste" wie auch mit "Ryan", "München" und jetzt "Lincoln" historische Spielfilme drehen wollen und die Absicht gehabt, zu zeigen wie es "wirklich" war. Gerade für die ersten beiden gibt es dafür unzählige Aussagen seinerseits.
2. Tarantino hingegen hat mit "Inglourious Basterds" nie Ähnliches von sich gegeben und vielmehr vor allem eine Hommage an den deutschen Film und das (vornehmlich) italienische Trash-Weltkriegskino gedreht. Der Film ist vieles (u.a. auch Satire, Utopie etc.) aber eines ganz sicher nicht: ein historischer Spielfilm. Also wieso sollte man bei ihm bezüglich Geschichte skeptisch sein??? Diese Aussage verstehe ich absolut nicht und die macht auch überhaupt keinen Sinn.
3. Es gibt unzählige Filme, die für sich in Anspruch nehmen, historische Wahrheit abzubilden. Ob das überhaupt gelingen kann ist eine ganz andere Frage und wird in Historiker-Kreisen seit Jahren sehr kontrovers diskutiert. Zu diesen zählst du ganz offensichtich nicht, sonst würdest du solche Dinge nicht raushauen.
Wie kommst du zu der absurden allgemeinen Behauptung "Kino ist nicht dafür da, Wahrheit abzubilden und nimmt es sich für sich gar nicht in Anspruch"????? Keine Ahnung wo du das aufgeschnappt hast, aber die Quelle (ich hoffe es entspringt nicht deinen eiegnen Überlegungen) kannst du getrost in die Tonne treten.
Invincible1958 hat geschrieben:
Übrigens: ich wette, dass Spielbergs "Lincoln" authentischer ist als "Abraham Lincoln: Vampire Hunter" von Timur Bekmambetov, der ebenfalls letztes Jahr ins Kino kam.
Ach was

Grandiose Wette. Der zweite Film ist ein Phantasy-Action-Vehicel Marke "Van Helsing" (und auch ähnlich dumm). Du hättest genausogut sagen können "Ich wette jeder Tag hat 24 Stunden."
Invincible1958 hat geschrieben:
Es ist auch eine typisch deutsche Sache, dass bei Kinofilmen, in denen eine historische Persönlichkeit vorkommt bzw. die ein Geschichtsereignis portraitieren, immer alles auf historische Korrektheit untersucht wird. Dafür ist Kino nicht da. Niemand sieht sich einen Film an und sagt: "So war es, hab ich ja bei Spielberg so gesehen."
Erneuter Unsinn. 1. Auch in den USA, F und GB werden Filme mit historischem Sujet auf ihren faktischen Wahrheitsgehalt abgeklopft. Der Unterschied ist lediglich, dass man dort keinerlei Probleme mit der Glorifizierung und Heroisierung der eigenen Geschichte hat. Das ist ein Mentalitätsproblem und hängt eng mit dem Trauma Nationalsozialismus und Holocaust zusammen.
2. Gerade bei "Ryan" sagen sehr viele "So war es" (weil der Film in den ersten 30 Minuten eine gnadenlose, brutale Authentizität suggeriert). Das ist umso gefährlicher, weil die meisten diese Annahme auf den gesamten Film übertragen für den diese Einschätzung völlig unhaltbar ist. Letztlich handelt es sich da nicht nur um den üblichen amerikanischen Heldenschmus, sondern um ein tendenziöses Machwerk, das keineswegs nur in militärischen Details völliger Humbug ist.
Tut mir leid, wenn das jetzt alles etwas hart rüber kam, aber solche Statements - noch dazu in dieser Geballtheit und in oberlehrerhaftem Ton hervorgebracht bzw. verfasst - konnte und wolte ich nich unkommentiert stehen lassen. Nichts für ungut.