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Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 2. April 2017 13:11
von Casino Hille
danielcc hat geschrieben:Ich bin jetzt noch begeisterter vom Tuch. Der Film ist fast wie ein Rausch voller Ideen. Tolle einstellungen und Kamerafahrten, skurile Einfälle (wie der selbstfahrende servierwagen).
Ich will den auch unbedingt mal wieder sehen. Für mich als Fan guter Krimis auf engem Raum war das immer ein Fest und ein (wenn nicht das) klare Highlight der Wallace-Filme. Schade eigentlich, dass die Wallace Filme nie das BD-Update erlebt haben.
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 2. April 2017 14:27
von danielcc
Da habe ich gar kein Problem mit. Habe die alle auf Amazon in HD (?) geschaut und was das Bild der meisten filme top. Ein zu cleaner BD look wäre auch fast störend.
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 2. April 2017 15:48
von AnatolGogol
Casino Hille hat geschrieben:Schade eigentlich, dass die Wallace Filme nie das BD-Update erlebt haben.
Immerhin sieben gibt es ja bereits auf blau, weitere Boxen sollen darüberhinaus in absehbarer Zeit folgen
:
https://www.amazon.de/Edgar-Wallace-Blu ... 781&sr=1-2
https://www.amazon.de/Edgar-Wallace-Blu ... 781&sr=1-1
https://www.amazon.de/dp/B06WRS59LH/ref ... 781&sr=1-3*
*Die Stecknadel gibt es bereits seit knapp anderthalb Jahren als britische VÖ von Arrow
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 2. April 2017 16:47
von Maibaum
AnatolGogol hat geschrieben:
*Die Stecknadel gibt es bereits seit knapp anderthalb Jahren als britische VÖ von Arrow
Erscheint jetzt von Koch im edlen Media-Book Format, mit beiden Fassungen, der richtigen italienischen und der deutschen Wallace Version. Teuer, und wahrscheinlich auch gut.
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 2. April 2017 17:25
von AnatolGogol
Maibaum hat geschrieben:Erscheint jetzt von Koch im edlen Media-Book Format, mit beiden Fassungen, der richtigen italienischen und der deutschen Wallace Version. Teuer, und wahrscheinlich auch gut.
Guckst du in den letzten Link meines vorigen Posts.
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 2. April 2017 18:42
von danielcc
1965 – Der unheimliche Mönch
Tatsächlich ein würdiger Abschluss der Schwarz-Weiß-Epoche innerhalb der Wallace Serie.
Tolle Charaktere, schön skuril-gruselige Atmosphäre, hier sogar ein gelunger Misch aus Studio, deutschen und tatächlichen Londoner Locations. Den von Anatol festgestellten Mangel an Ausstattung kann ich hier gar nicht bestätigen.
Der Mönch selbst ist für mich vielleicht sogar der beste Gegenspieler im Sub-Sub-Genre der "verkleideten Mystery-Figuren" innerhalb der Reihe (Bogenschütze, Abt, Frosch (?),...). Das Ganze wird auch bis zum Ende konsequent durchgezogen.
Es stimmt, wie Anatol festgestellt hast, dass Leipnitz etwas blass bleibt. Das ist hier aber auch Teil der Konzepts, da Sir John und er ja parallel permanent ermitteln. Während Schürenberg dabei auf Spaßpedal treten darf, kommt Leipnitz die Rolle des seriösen Ermittlers und Kriminologen zu. So wirkt er auch der Film in einigen Details relativ "realistisch" was die Polizeiarbeit angeht, deutlich anders an als Bauch-getriebenen Inspektoren Fuchsberger/Drache, die - wenn man mal ehrlich ist - oft den ganzen Film nur hinterherhechelten um am Ende dann so zu tun als haben sie alles gewusst.
Mich hat das relativ zurückhaltende Spiel von Arendt erstaunt - und ja, ich muss gestehen, dass mich die Auflösung überrascht hat und sogar eine meiner für sicher geglaubten Thesen über den Haufen geworfen hat (XXX ist niemals der Täter).
Schöner Film, der im Grunde alles besser macht als seine thematischen Vorgänger (Abt, Bogenschütze) - dennoch für mich keines der Top 5 Highlights
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 2. April 2017 19:28
von Casino Hille
Schön, dass dich das Ende auch überrascht hat. Ich finde den wirklich sehr schön, und finde auch, dass der Mönch einer der besten Gegenspieler der Reihe ist. Das resultiert auch aus der ganz ganz starken Titelmusik von Thomas, die zu den Top 3 Arbeiten seiner Karriere gehört und dem Mönch ein paar wahrhaft erhabene Momente garantiert. Ansonsten mag ich Leipnitz in der Rolle, gerade, weil ich ihn als Ermittler ernstnehmen kann, und auch die allgemeine Entwicklung der Handlung gefällt, das Tempo sitzt und die Vielzahl an Charakteren ist Wallace-typisch wunderbar vielseitig und wird hier vom Ensemble wunderbar getragen (Ilse Steppat, Hartmut Reck, Siegfried Lowitz...). Was die Gruselstimmung angeht, ist der Film noch mal eine Steigerung des schwarzen Abts, den ich auch sehr mag.
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 2. April 2017 19:41
von danielcc
Was die Musik angeht: Da bin ich ja eher Minimalist und Purist. Finde aufdringliche und Tempo-suggerierende Scores oft ganz furchtbar. Das ist in Hollywood Filmen der ~50er teils furchtbar wenn während jedes Dialogs Musik dudelt - oder auch bei Wallace wenn zu viel schnelle Musik runtergeleiert wird.
Beim Mönch erkenne ich da zwar durchaus Qualität - vor allem auch weil dem Mönch ein eigenes Thema gegeben wird. Aber es ist mir in Summe etwas zu viel und platt.
Da war Die Bande ganz toll.
Ich habe wohl fast alle s/w jetzt durch und mit der Baskerville Variante und Zimmer 13 (?) auch schon etwas Farbe gesehen. Da ich mit dem ulkigen Grusel deutlich mehr anfangen kann als der General, bin ich zuversichtlich, dass mir vielleicht doch noch einiges gefällt.
Der Hund ist ja kaum Farbe - da hat man sehr geschickt Bilder erzeugt, die kaum farbig sind sondern eher ausgewaschen und trüb. So wirkt der Film immer noch irgendwie s/w.
Dieser Stechnadel Film... Hilfe! Sowas geht gar nicht. Das hat mit der Serie so gar nichts zu tun und habe ich dann auch schnell beendet
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 3. April 2017 08:38
von Casino Hille
danielcc hat geschrieben:Beim Mönch erkenne ich da zwar durchaus Qualität - vor allem auch weil dem Mönch ein eigenes Thema gegeben wird. Aber es ist mir in Summe etwas zu viel und platt.
Kann ich verstehen, dass du es eher minimalistischer magst, Daniel. Ich mag an der Musik des unsichtbaren Mönchs, gerade wenn sie in der Eröffnungsszene das erste Mal gespielt wird, dass sie so unerwartet wild und vor allem fast schon "fröhlich" oder zumindest "spaßig" arrangiert daherkommt. Das klingt für mich wie eine absurde Dracula-Musical Nummer oder wie die Opening Nummer eines Kinderfilms über Frankenstein, Bigfoot und solche Kreaturen.
Einfach klasse, vor allem, wenn die zugrunde liegende Melodie dann in den Auftritten des Mönchs doch erhaben und furchterregend klingt.
danielcc hat geschrieben:Dieser Stechnadel Film... Hilfe! Sowas geht gar nicht. Das hat mit der Serie so gar nichts zu tun und habe ich dann auch schnell beendet
Na ja, ist eben ein anderes Genre, das dürfte dann schon einer der Gialli sein (genau wie die silbernen Handschuhe), die ja heute als Vorläufer der US-Slasherfilms gesehen werden. Mag ich eigentlich sehr gerne, gerade die Sachen von Argento, Martino und Bava sind richtig schön schauriges Genrekino. Zu den Wallace Ausflügen in Giallo Bereiche kann ich allerdings nicht viel sagen.
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 3. April 2017 09:07
von AnatolGogol
Casino Hille hat geschrieben:danielcc hat geschrieben:Dieser Stechnadel Film... Hilfe! Sowas geht gar nicht. Das hat mit der Serie so gar nichts zu tun und habe ich dann auch schnell beendet
Na ja, ist eben ein anderes Genre, das dürfte dann schon einer der Gialli sein (genau wie die silbernen Handschuhe), die ja heute als Vorläufer der US-Slasherfilms gesehen werden. Mag ich eigentlich sehr gerne, gerade die Sachen von Argento, Martino und Bava sind richtig schön schauriges Genrekino. Zu den Wallace Ausflügen in Giallo Bereiche kann ich allerdings nicht viel sagen.
Ich sehe die beiden abschliessenden Wallace-Gialli qualitativ deutlich über allem, was die Serie ab der zweiten Hälfte der 60er zu bieten hat. Berührungsprobleme hatte ich dabei nie, vermutlich auch weil mir das (Sub-)Genre genau wie Hille generell viel Vergnügen bereitet. Ich sehe im Gegensatz zu Daniel gerade beim Stecknadel-Film aber auch keine vollkommene Inkompatibilität zum Rest der Rialto-Serie. Im Gegenteil finde ich ja, dass der Giallo die logische Weiterentwicklung der Wallace-Thriller ist und stilistisch in diversen Dingen deutlich näher an den frühen, recht harten Thrillern dran ist, als der farbenfrohe Trash-Klamauk der zweiten Hälfte der 60er (ja in Teilen sogar näher als diverse s/w-Filme ab 1963). Stilelemente wie die schwarzen Handschuhe, die extremen Closeups auf die Hände des Mörders, das Spiel mit ungewöhnlichen Kameraeinstellungen u.ä. sind Dinge, die gerade Vohrer in der Serie etablierte und die der Giallo später aufgriff und zu seinem Markenzeichen machte.
BTW: silbern ist der Halbmond, nicht die Handschuhe. Letztere sind schwarz und laufen unter dem Deckmantel von Atze Brauner Bryan Edgar Wallace-Reihe.
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 3. April 2017 10:26
von Maibaum
Was ist mit dem 3. italienischen von Freda? Ist das kein Giallo?
Zwischen den beiden anderen sehe ich große Unterschiede. Der Dallamano war kurzweilig und interessant, der andere mittelmäßig und sehr langweilig.
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 3. April 2017 11:13
von AnatolGogol
Maibaum hat geschrieben:Was ist mit dem 3. italienischen von Freda? Ist das kein Giallo?
Ne, eigentlich nicht. Gibt keinen Mord, keinen Mörder, keine Mordszenen. Ist nur ein italienischer Krimi. Wird aber gerne in einem Atemzug genannt mit den letzten beiden Serienbeiträgen, da ebenfalls unter italienischer Federführung entstanden und stilistisch ähnlich weit weg von den Farb-Wallacefilmen wie die echten Gialli.
Maibaum hat geschrieben:Zwischen den beiden anderen sehe ich große Unterschiede. Der Dallamano war kurzweilig und interessant, der andere mittelmäßig und sehr langweilig.
Ich find die Stecknadel/Solange auch deutlich überlegen, aber den Halbmond find ich trotzdem ganz ok. Vor allem eben im Vergleich zu vielen der meiner Ansicht nach auch handwerklich schwachen Farb-Wallace-Filmen. Ich mag Lenzi als Regisseur eh, er bürgt (zumindest in den 70ern) eigentlich fast immer für kurzweilige, handwerklich sehr ordentliche Unterhaltung. Hast du Solange schon in der Langfassung gesehen, Maibaum?
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 3. April 2017 11:35
von Samedi
danielcc hat geschrieben:1965 – Der unheimliche Mönch
Tatsächlich ein würdiger Abschluss der Schwarz-Weiß-Epoche innerhalb der Wallace Serie.
Tolle Charaktere, schön skuril-gruselige Atmosphäre, hier sogar ein gelunger Misch aus Studio, deutschen und tatächlichen Londoner Locations. Den von Anatol festgestellten Mangel an Ausstattung kann ich hier gar nicht bestätigen.
Interessant ist hier vor allem, dass der "Mönch" der einzige Wallace-Film ist, bei dem die Innenaufnahmen der Haupt-Location gleich vorort, also in Schloss Hastenbeck, entstanden sind. Er ist damit auch der Film mit den wenigsten Studioaufnahmen der gesamten Reihe.
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 3. April 2017 12:58
von Maibaum
AnatolGogol hat geschrieben:
Hast du Solange schon in der Langfassung gesehen, Maibaum?
Nein, obwohl ich eine engl./ital. Fassung schon länger besitze. Die Zeit, die böse Zeit, wo hat sie sich nur wieder versteckt ...
Re: Der Edgar Wallace Thread
Verfasst: 13. April 2017 00:07
von danielcc
Daniel vs. Anatol - ein neues Kapitel:
1967 – Der Hund von Blackwood Castle
Von allem was ich aus der "farbigen" Wallace Welt bisher gesehen habe, gefällt mir Der Hund wohl sogar am besten.
Für mich ist genau DAS allerbeser Wallace! Ein Schloss, ein unheimliches Wesen, Grusel, Nebel, skurile Charaktere, alles etwas überzeichnet - was will man mehr?
Dabei ist "farbig" eigentlich fast schon der falsche Ausdruck, denn die wunderschönen Bilder dieses Films wirkem immer noch irgendwie schwarz/weiß . Dabei sind vor allem die Aufnahmen Nachts mit Nebel und bei Mondschein vielleicht sogar die besten Aufnahmen der ganzen Reihe.
Sicher ist die Story hahnebüchen (was ich von Wallace Filmen schon fast erwarte). Aber dafür ist die Darstellerriege bestens aufgelegt, allen voran Siegfried Schürenbeck der hier so richtig aufdreht, aber auch die blonde Karin Bahl ist vielleicht das beste Wallace-Girl.
Man darf die Handlung nicht wirlich ernst nehmen, aber sie bietet doch alles was schon die (für mich) besten s/w Filme der Serie ausgemacht haben einschließlich Geheimgänge und alberner Tricks.
Ach und noch etwas: Ich habe ja oft genug meine Probleme mit den sehr zeitgenössischen Scores der Wallace Filme, aber diesen hier finde ich überragend. Die vielen wiederkehrenden Jazz Kompositionen passen ganz vorzüglich zu der heiteren Grundstimmung mit leicht verschrobenem Humor