danielcc hat geschrieben: Da GE ja die längste Pause der Serie vorangegangen war:
- Was habt ihr damals (sofern ihr ihn im Kino sehen konntet) von dem Film erwartet?
- Was habt ihr von Brosnan gedacht?
und inwiefern hat euch der Film dann überrascht oder enttäuscht?
Schöner Diskussionsansatz. Lass mich noch etwas weiterausholen, bevor ich deine beiden eigentlichen Fragen beantworte. Die recht lange Bondlose Zeit nach LTK nahm ich bewusst so lange eigentlich gar nicht wahr, da ich zum damaligen Zeitpunkt (und wenn ich ehrlich bin auch heute noch) mehr an den historischen Filmen bis einschliesslich der Moore-Ära interessiert war als an den aktuellen (sprich den Dalton-Filmen). TLD hatte mich weitestgehend wenig berührt. LTK schätzte ich als Film damals zwar bereits sehr, hatte aber noch so meine Probleme mit Daltons Darstellung, die ich eigentlich erst im Laufe der 90er (ironischerweise nach seiner Demission) zu schätzen lernte. Von daher war das Ausbleiben neuer Filme für mich nicht so tragisch.
Bereits vor der offiziellen Bekanntgabe von Brosnan als neuem Bond im Frühsommer 94 gab es ja längere Zeit das Gerücht Pierce würde den Job übernehmen, spätestens aber seit 1993. Ich war schlicht begeistert von der Vorstellung und hielt ihn für die absolute Idealbesetzung da ich seine Darstellung in Remington Steele und in Noble House (wo er ja beide mal den eleganten, Gentlemantyp verkörperte) geliebt hatte. Wie gesagt, damals hatte ich noch so meine Probleme mit Dalton, auch deswegen hoffte ich zu 100% auf Brosnan. Als es dann offiziell wurde war ich selig und verfolgte über die Medien alles was ich ab Herbst 94 über den neuen Film aufschnappen konnte. Die Vorfreude auf den neuen Film war also immens, weniger wegen der langen Pause sondern mehr wegen dem neuen Hauptdarsteller, meinem vermeintlichen Wunschdarsteller.
Dann kam die Premiere, ich mit kompletter Freundesschar im Anhang voller Euphorie in den Film reingegangen. Und das Ende vom Spiel: irgendwas fehlte, der Film wirkte auf mich weit weniger als ich mir das gewünscht hätte (siehe meine Kritik) und vor allem Brosnan war mir viel zu aalglatt und ultracool. Nichts mehr von dem fast schon spitzbübischen Remington-Steele-Charme oder der freundlich-heiteren Aura. Auch von der Seriosität, die er in Noble House so eindrucksvoll ausströmte war weit und breit nichts zu sehen. Kurz: ich hatte ihn mir ganz anders gewünscht und war schwer enttäuscht. Interessanterweise kam auch der Großteil meines Anhangs zu einem ähnlich ernüchternden Ergebnis: war ganz ok, aber verglichen mit den „alten Filmen“ riss es sie auch nicht vom Hocker (bis auf einen, den man aber auch guten Gewissens als Ultra-Die-Hard Brosnanfan bezeichnen kann). Das schier unglaubliche Medienecho überraschte mich und liess mich etwas ratlos zurück, da ich ja eine komplett andere Wahrnehmung des ganzen hatte. GE wurde seinerzeit nahezu ausnahmslos in einem Atemzug mit GF genannt, der Film wurde derart in den Himmel gelobt wie ich es vorher und nachher nicht mehr erlebt habe (ähnlich nur bei CR, aber auch hier wurde ja immer relativiert mit „ein ganz neuer Bond“).
Wie gesagt, so war es bei mir. Im Laufe der Jahre habe ich GE dann etwas mehr zu schätzen gelernt, allerdings blieben der Film mir trotzdem irgendwie immer etwas fremd und die Punkte die mir im Kino nicht gefallen haben können mich auch heute noch nicht begeistern. Brosnans Darstellung in den nächsten Jahren wurde ja sogar noch „aalglatter“, die teilweise unsäglichen Zoten die er zum Besten geben musste liessen mich teilweise regelrecht schaudern. Trotzdem habe ich seine Bonddarstellung im Laufe der Zeit immer mehr schätzen gelernt, wenngleich ich mir doch immer mehr von Steele und mehr von Dunross in seiner Rolleninterpretation gewünscht hätte.