Patrice hat geschrieben: 21. Januar 2023 02:15
Kitsch ist für mich bei Cast Away nicht ansatzweise erkennbar
Kitsch kann auch geil sein, ich lass mich da gerne drauf ein. Aber "Cast Away" ist so voll mit schlechten Ideen und miesen Szenen, da funktioniert das für mich nicht. Ich finde den ähnlich furchtbar wie "Forrest Gump" und diese zwei Filme sind auch verantwortlich dafür, warum ich viele andere Zemeckis-Klassiker lange gar nicht sehen wollte, ihre abschreckende Wirkung war also ganz immens. Gleich die ersten vier Minuten ("Die Reise eines Fed-Ex-Pakets", gefilmt wie ein mieser Werbespot) sind Product Placement der übelsten Sorte. Danach folgt eine Peinlichkeit auf die nächste (das schon vor der Insel beginnende Dauer-Overacting des Tom Hanks, das Familienessen, der unfassbar doofe "Bin gleich zurück" Satz von Hanks zu Hunt direkt vor dem Flugzeugabsturz ...) Mein Liebling in den ersten 25 Minuten ist die Kamerafahrt über das Regal im Hause Hanks, das vollgestopft ist mit Segelurkunden, Bildern von Abenteuerurlauben etc., da schreit die Kamera einen an: "Hey, seht ihr: Er ist ein Überlebenskünstler, deshalb hält er nachher so lange auf der Insel durch."
Ich könnte so weitermachen, den ganzen Film lang, aber man versteht auch so, dass ich "Cast Away" einfach nicht mag. Selbst die guten Szenen halte ich für verkehrt. Der Flugzeugabsturz zum Beispiel ist wunderbar spektakulär, aber mit seinen aufgesetzten Spannungsmomenten ("Oh nein, die Turbine könnte ihn verschlingen!") viel zu drüber und Hollywood-esk. Selbiges gilt für den an sich hübschen Alan Silvestri Soundtrack, der schön klingt, aber in Kombination mit diesen Bildern und Dialogen alles umso süßlicher wirken lässt. Immerhin läuft auf der Insel keine Musik, aber ihre Rückkehr auf dem Floß ist dann ein gruselig-misslungener Moment.
Patrice hat geschrieben: 21. Januar 2023 02:15
Natürlich sieht man viel und oft FedEx, aber als Werbefilm würde ich es nicht bezeichnen. Für das Unternehmen läuft im Film ja alles schief was schief gehen kann (Lieferungen kommen deutlich zu spät, Flugzeug stürzt ab und das noch vermutlich aufgrund falscher Ladungssicherung). Werbung ist das nicht gerade
Aber letztlich behält der gestrandete Mann seinen Lebenswillen nur, weil er es sich zur Aufgabe macht, dieses eine ungeöffnete Paket noch zuzustellen. Wenn das mal nicht eine wirklich urgewaltige Identifikation mit dem eigenen Beruf nahelegt. Merke: FedEx braucht vielleicht ein paar Jahre, aber irgendwann kommen die Pakete dann doch an. (Übrigens ist das Ende auch so ein Fremdscham-Moment pur, wenn die Frau, der er das letzte Paket zustellt, natürlich eine überzogen freundliche und super-attraktive junge Frau ist, die er nun wenn er will passenderweise gleich mal anflirten kann - als Trophäe dafür, dass er vorher seiner Ex nicht das neue Leben versaut hat; sie kam ihm ja im Regen nachgelaufen, um ihm einen ganz leidenschaftlichen Kuss aufzudrücken ...)