Snatch & Sherlock sehe ich beide auf 9-10. Revolver und Rock n Rolla müsste ich endlich mal wieder sehen. Ist ewig her. Fehlt aber die Zeit, irgendwie. Aber schön, dass dir seine Filme bisher wohl ganz gut gefallen
Re: Die Filme des Guy Ritchie
Verfasst: 12. September 2014 17:56
von GoldenProjectile
Ritchie ist für mich ein Genie was raffinierte Erzählweisen und exzentrische aber stimmige Bildsprache angeht.
Gibt es irgendwen auf der Welt, der nicht weiß, wer Sherlock Holmes ist? Der legendäre Meisterdetektiv, den Sir Arthur Conan Doyle 1891 erfand, ist wie sein berühmter Kollege Dr. John Watson neben Geheimagent James Bond einer der wichtigsten Beiträge Englands zur modernen Popkultur. Die unterschiedlichen Adaptionen der Romane sind mittlerweile wohl kaum noch zu zählen, kein anderer Stoff wurde häufiger verfilmt oder vertont. Wozu also eine weitere Umsetzung? Was gibt es da noch zu erzählen? Diese Frage musste sich Regisseur Guy Ritchie stellen, als er 2009 an einer neuen Verfilmung des Materials arbeitete. Und das Endergebnis kann sich nicht nur kräftig sehen lassen, sondern ist zeitgleich auch noch der ultimative Beweis dafür, dass es gar nicht so wichtig ist, was man erzählt, wenn man weiß, wie man es erzählt.
Nach einem Film wie "Sherlock Holmes" weiß man gar nicht, wo man anfangen soll, zu loben. Eigentlich gibt es nichts, was nicht absolut durchdacht ist und einen echten Lichtblick darstellt im Vergleich mit anderen amerikanischen Blockbustern. Die Handlung selbst, also der Plot, ist sicher nicht unfassbar innovativ. Die Verstrickung zwischen schwarzer Magie und Wissenschaft sowie die Verknüpfung von Krimi und Action ist amüsant und vor allem die Twists und Überraschungen im letzten Drittel raffiniert und pfiffig umgesetzt. Der Liebhaber alter Detektiv-Geschichten wird hier mit einer ganzen Palette an Rätseln und kniffligen Problemen konfrontiert, an denen sich Holmes und Watson so richtig die Zähne ausbeißen dürfen. Dieser Aspekt, mitzuraten und den Protagonisten beim gleichen "im Trüben stochern" zuzusehen, hält den Zuschauer auch in den tempolosen Passagen bei Laune. Die Actionszenen selbst sind dabei aber selbstverständlich auch wundervoll gemacht. Bildgewaltig und pompös setzt Ritchie das viktorianische London in Szene und ob die beiden Spürhunde nun rund um einen Frachter im Hafengebiet, im Industriebereich oder in den Tiefen der Kanalisation auf ihre Widersacher treffen, immer erscheint die Hauptstadt Englands dabei als wichtiger Charakter des Gesamtbildes.
Dass sowohl Action als auch Dialoge einem gleichermaßen Spaß bereiten, liegt aber natürlich auch ganz stark an den beiden Hauptdarstellern. Robert Downey Jr., der bereits in "Marvels Iron Man" eine fantastische Darbietung ablieferte, hat hier die Rolle seines Lebens gefunden und man kommt kaum drum herum, ihn als eine der besten Holmes-Inkarnationen zu bezeichnen. Der Scharfsinn, die brillante Beobachtungsgabe, seine Fähigkeiten in verschiedenen Kampfsportarten, seine psychopathischen Schübe, all diese Eigenschaften vermag er in einem Gesichtsausdruck darzustellen. Profitieren tut er zusätzlich noch von seinem Zusammenspiel mit Jude Law, denn dessen Dr. Watson ist nicht einfach nur ein einfältiger Stichwortgeber, sondern ein gleichberechtigter Gefährte, der in den Actionszenen durch seine physischen Fertigkeiten überzeugt und in den übrigen Sequenzen von einem Wortgefecht mit seinem Buddy ins nächste gerät. Die herrlichen Dialoge und zynischen Kabbeleien zwischen den beiden sind nicht nur brillant geschrieben, sondern auch so umfangreich und in einer Fülle enthalten, dass man "Sherlock Holmes" mehrmals sehen muss, um jedes witzige und clevere Detail mitzubekommen. Mit Mark Strong als Lord Blackwood ist zudem der Bösewicht wunderbar diabolisch gespielt, sodass auch der Druck im Geschehen stets erhalten bleibt.
Doch was macht "Sherlock Holmes" nun so großartig? Bis hier wäre es sicherlich ein spaßiger Actioner mit Krimi-Elementen, aber nichts, was wirklich in den Olymp der großen Blockbuster gehörte. Doch es ist die Person des Guy Ritchie, welche hier etwas Einzigartiges geschaffen hat und "Sherlock Holmes" eine ästhetische Schönheit mit auf den Weg gibt. Dabei zeigt er (meist in den schnelleren Szenen) elegant Zeitlupen nach bester "Matrix"-Manier, arrangiert extreme Zooms und rasante Kameraschwenks im Wandel mit Handkamera-Optik und weiten Panorama-Einstellungen, die zugleich in ihrem Vorkommen willkürlich wirken mögen, aber dabei in Kombination mit den wirren Streicher-Tönen von Hans Zimmer ihren ganz eigenen Rhythmus finden. Auch ansonsten glänzt Ritchies Film durch geniale Einfälle, wie die "Holmes-O-Vision", bei der man eine Actionszene erst in Zeitlupe mit Off-Kommentaren und dann in der beschleunigten Version ein zweites Mal zu Gesicht bekommt. Als letztes Schmankerl bleibt festzuhalten, wie nah Ritchie an den Originalvorlagen bleibt. Nicht nur in der Ausdrucksweise der Charaktere, auch in den Motiven, Themen und Inhalten schreit er überall nach Doyles teilweise unvergleichlichen Romanen und das (stark mit exzellentem CGI-entwickelten) altmodische London ist derart detailreich, dass man sich darin regelrecht verlieren. Da verzeiht man dann auch, dass als einzige große Schwäche der weibliche Part der Irene Adler, dargestellt von der süßen, aber blassen Rachel McAdams, zu nennen ist. Ihre Rolle wird vom Film weder benötigt, noch weiß das Drehbuch etwas mit ihr anzufangen, wenn sie anfangs als taffe Frau erscheint und später nicht mehr als die holde Maid in Not abgibt. Immerhin hat sie aber ebenfalls ein paar charmante Sätze zu sagen und verantwortet den Cliffhanger für die verheißungsvolle Fortsetzung.
Fazit: Die einen werden in "Sherlock Holmes" nicht mehr sehen, als einen weiteren kurzweiligen vergnüglichen Samstagabend. Das ist auch völlig in Ordnung, schließlich werden Filme ja genau zu dem Zweck entwickelt. Doch Ritchies Film hat wesentlich mehr zu bieten. Das er den Doyle-Lesern zahlreiche Referenzen einbaut, ist nur ein Geschenk für die Fans, doch seine visuelle Umsetzung der unterhaltsamen, aber leicht verständlichen Handlung ist so packend, ergreifend und auf den Punkt treffend, dass selbst Cineasten mit gehobeneren Ansprüchen hier einen Blick riskieren dürfen. Darüber hinaus überzeugen Downey Jr. und Law als das wohl witzigste Duo seit Dick und Doof und ansonsten werden Auge, Seele, Hirn und Gehör gleichermaßen angestrengt wie beeindruckt. Für Filme wie "Sherlock Holmes" scheint das Kino erfunden zu sein. Enorm kurzweilig, mitreißend, anziehend und von ästhetisch anregender Perfektion. Die schwache Frauenrolle als Schönheitsmakel ist da so überflüssig wie vergessenswert.
9,5/10
Re: Die Filme des Guy Ritchie
Verfasst: 24. Dezember 2014 02:02
von Agent 009
Die Frauenrolle wird durch die wundervolle Rachel McAdams aufgewertet. Sie zu sehen ist allein schon ein Genuss. Ansonsten stimme ich dir zu. Der Film ist großartig.
Re: Die Filme des Guy Ritchie
Verfasst: 24. Dezember 2014 14:19
von Martin007
Maximal 5/10 von mir, hat für mich wenig mit Sherlock Holmes zu tun. Ist aber immer noch besser als der schwache Nachfolger.
Re: Die Filme des Guy Ritchie
Verfasst: 24. Dezember 2014 14:22
von Casino Hille
Martin007 hat geschrieben:Maximal 5/10 von mir, hat für mich wenig mit Sherlock Holmes zu tun.
Findest du? Aus meiner Sicht ist das eine ganz normale moderne Version der alten Geschichten, natürlich etwas aufpoliert etc., aber im Kern nicht weiter von den Romanen entfernt als andere Adaptionen. (Auch wenn man an Jeremy Brett nun nicht heranreicht.)
Re: Die Filme des Guy Ritchie
Verfasst: 24. Dezember 2014 14:30
von Martin007
Ist mir zu sehr auf Action (sich rumprügelnder Holmes etc.) und lahme Witzchen ausgelegt, die "Sherlock" -Serie bietet für mich als Krimifan unter anderem die interessanteren Fälle und besseren Dialoge.
Re: Die Filme des Guy Ritchie
Verfasst: 25. Dezember 2014 14:31
von vodkamartini
8/10 ist mir der auch wert gewesen. Downey Jr. ist perfekt in der Rolle und hier mehr als die halbe Miete. Ähnlich aufgezogen wie die Marvel-Filme und ein netter Spaß für zwischendurch:
Ich muss hier nochmal meine Wertungen von der Vorderseite korrigieren.
Unglaublich, dass ich Rock N Rolla nur 6/10 gegeben habe.
Habe während der Weihnachtszeit nochmal Ritchies 4 Gangsterfilme gesichtet.
Besonders Rock N Rolla fand ich überragend. So eine coole Geschichte, gefüllt mit einer sehr ordentlichen Portion schwarzer Humor und einem erstklassigen Mark Strong.
Ich hab mich selten so amüsiert. Wo bleibt denn Teil 2? Kommt der noch?
Auch die anderen fand ich bei der 2. Sichtung noch besser. Dieser schwarze Humor habe ich einfach für mich entdeckt. Wirklich großartige Filme.
Revolver habe ich beim ersten Sichten überhaupt nicht so recht kapiert. Jetzt wurde es allerdings alles verständlicher
Irgendwie fehlte mir da der Wow Moment, ich hatte eigentlich gehofft, dass der von Jason Statham gespielte Charakter noch irgendwie einen Ausweg findet und am Schluss doch noch schlauer als alle anderen ist. Oder habe ich da wieder etwas nicht kapiert?
Hier mal meine Wertungen:
1998: Bube, Dame, König, grAS---------------[8/10]
2000: Snatch – Schweine und Diamanten-----[8/10]
2005: Revolver----------------------------------[7/10]
2008: Rock N Rolla------------------------------[9/10]
2009: Sherlock Holmes-------------------------[7/10]
@GoldenProjectile: Ich halte ihn auch für den besseren Tarantino^^. Ich finde seine Filme bzw. vor allem seinen Humor einfach um einiges besser.
Bei Tarantino Filmen muss ich schon zu 100% in Stimmung dafür sein und nicht mal dann fesseln mich seine Filme so richtig.
Außerdem mag ich englische Gangsterfilme eigentlich sehr, deshalb hat mir wahrscheinlich auch Layer Cake von Matthew Vaughn so gut gefallen, welchen man eigentlich auch hier einordnen könnte.
Re: Die Filme des Guy Ritchie
Verfasst: 13. Januar 2015 21:51
von Agent 009
Etwas schade finde ich das du Rock N Rolla besser einschätzt als Snatch und Sherlock. Halte beide für deutlich besser als RNR. Aber so sind Geschmäcker anscheinend. BDKG habe ich bislang immer noch nicht gesehen.
Re: Die Filme des Guy Ritchie
Verfasst: 13. Januar 2015 21:53
von Casino Hille
Schade, dass SH so schlecht wegkommt bei vielen. Ganz klar einer der stärksten Blockbuster der 2000er Jahre und wuchtig inszeniert.
Re: Die Filme des Guy Ritchie
Verfasst: 13. Januar 2015 23:02
von Hannes007
Hier mal meine Wertungen zu den Ritchie-Filmen:
1998: Bube, Dame, König, GrAS -/10
2000: Snatch - Schweine und Diamanten -/10
2002: Stürmische Liebe - Swept away -/10
2005: Revolver -/10
2008: Rock N Rolla 7,5/10
2009: Sherlock Holmes 8/10
2011: Sherlock Holmes - Spiel im Schatten 7/10
Die drei bewerteten sind leider schon ewig her. Der erste SH hat mir im Kino richtig Spass gemacht; der Zweite leider nicht mehr ganz so. Und wenn ich Ritchie's erste zwei Filme nicht bald sichte bekomme ich wohl ein Problem mit GoldenProjectile.
Re: Die Filme des Guy Ritchie
Verfasst: 14. Januar 2015 00:25
von MrWhiTe
@009: Rocknrolla hat mir letzte Woche einfach richtig Laune gemacht. Deshalb die 9. Er hat mich eben richtig fasziniert. Die anderen beiden sind aber auch richtig gute Filme.
@Hille: Sherlock Holmes ist schon eine Weile her. Vielleicht bewerte ich den nach erneuter Sichtung besser.
Aber ich hab noch so viele Filme auf meiner Liste, ich weiß nicht wo ich anfangen soll.
@Hannes: schau dir die 4 Gangsterfilme unbedingt an. Sie sind es wert und alle samt richtig stark.
Re: Die Filme des Guy Ritchie
Verfasst: 12. Februar 2015 09:32
von Agent 009
Der Trailer zum neuen Film von Guy Ritchie:
Irgendwie hat das was
Re: Die Filme des Guy Ritchie
Verfasst: 12. Februar 2015 14:16
von GoldenProjectile
Sieht wie erwartet super aus! Visuell scheint sich Ritchie diesmal ein wenig zurückzunehmen (ganz wichtig: natürlich für Ritchies Verhältnisse), aber es scheint mir als bekämen wir diesmal einen schicken, witzigen Retro-Agentenfilm geboten. Ich bin gespannt.