Re: Wechsel in der Musik: Thomas Newman löst David Arnold ab

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Ich bin nur der Meinung dass gerade der GE-Score für mich der einzige der Reihe ist der mit einem wirklich auffällt, hängenbleibt. Von den übrigen Filmen könnte ich kaum was zum Score sagen, die klingen für mich häufig gleich und brennen sich nicht ins Gedächtnis ein. was nicht bedeutet, dass sie schlecht sind.
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Re: Wechsel in der Musik: Thomas Newman löst David Arnold ab

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Für mich ist die Nachricht über den Wechsel zu Newman ganz klar eine schlechte. Natürlich bin ich auch neugierig er draus macht, sein American Beauty Score hat mir ausgesprochen gut gefallen, aber ich finds sehr schade dass Arnold nicht mehr die Musik macht.
Nachdem er 97 das Ruder als 007-Komponist übernommen hat, hat er klar bewiesen dass er ein würdiger Barry-Nachfolger ist: Der Soundtrack ist in sich geschlossen, Themen, die sich auf den Titelsong beziehen, variieren, verschiedenen Charakteren und Locations sind verschiedene Motive und Instrumente zugeordnet. Weniger expressiv waren seine Scores zu CR und QoS, passend zum Wechsel in der 007-Serie, gerade seinen letzten Soundtrack finde ich klasse, ich würde es schon als effizient bezeichnen wie es Arnold gelingt ohne viel Arbeit mit Themen die Bilder so passend zu untermalen.

Zum GE-Score hab ich auch eher eine bescheidene Meinung, ich finde den industriellen Sound zwar passend, die einzelnen Tracks aber langweilig bzw. nicht authentisch klingend. Ich finds schade, hätte der Song von Turner doch Potential gehabt im Soundtrack verarbeitet zu werden wurde das komplett ausgeblendet.

Ich kann nicht verstehen wie man den Score von LALD als nichts sagend bezeichnen kann, verglichen mit Scores von Arnold und Barry spielt George Martin in derselben Liga mit. Ich persönlich sehe den Score von LALD zusammen mit dem von QoS als den besten der Filmserie.

Re: Wechsel in der Musik: Thomas Newman löst David Arnold ab

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Ich muss bei manchen GE-Stücken immer unweigerlich an Serra's Musik zu "Leon" von Luc Besson denken.

Mal sehen was Newman abliefert, da bin ich wirklich mal gespannt. Bei Arnold habe ich teilweise das Gefühl, dass die Scores seiner Bondfilme austauschbar sind. Zudem höre ich mir gerne instrumentale Scores an, lege aber die von Arnold bei weitem nicht so oft auf, wie die der anderen Komponisten. Ich finde seine Scores, wie soll ich sagen, immer etwas sehr aufreibend und treibend.
Im allgemeinen fände ich auch eine etwas zurückhaltendere Nutzung von Musik im Film für sinnvoller. Es muss nicht wirklich jede Sekunde des Films zugekleistert werden.
Übersicht über die Soundtracks: http://jamesbond.michaelfuhrer.de (Stand: 26.10.2012)

Re: Wechsel in der Musik: Thomas Newman löst David Arnold ab

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katzenkreis hat geschrieben:Es muss nicht wirklich jede Sekunde des Films zugekleistert werden.
Ja, das ist leider wahr. Weniger ist da oft mehr.

Spielbergs Filme leiden zum Beispiel oft unter diesen nervtötend bombastischen Scores die jede Einstellung "zukleistern")

Auch hier wäre der sparsamer eingesetzte Score von LALD ein positives Beispiel.
Wobei die Bond Scores zwar auch meist mehr machen als ich mag, aber dabei zumindest nicht nerven.

Re: Wechsel in der Musik: Thomas Newman löst David Arnold ab

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Maibaum hat geschrieben:
katzenkreis hat geschrieben:
Auch hier wäre der sparsamer eingesetzte Score von LALD ein positives Beispiel.
Wobei die Bond Scores zwar auch meist mehr machen als ich mag, aber dabei zumindest nicht nerven.
Wahnsinn, da sind wir ja mal voll einer Meinung.
Bei LALD laufen Actionszenen zum Teil minutenlang ohne Musik, damit diese dann an einem bestimmten Zeitpunkt umso wirkungsvoller einsetzt.
Außerdem ist der jazzige Stil der Musik und das schöne Aufgreifen der Bondmelodie und des Titelsongs in LALD besonders hervorzuheben.

Leider wird heute fast jede Actionszene mit Musik überkleistert, dabei ist in vielen Fällen eine Actionszene ohne Musik viel wirkungsvoller (Kampf Alec gegen Bond in GE; Zweikampf im Hotel in Haiti mit Bond...)
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Wechsel in der Musik: Thomas Newman löst David Arnold ab

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Die Ablösung von Arnold zeigt mM nach vor allem eines, nämlich wieviel Einfluß die Produzenten Mendes gewähren. Newman ist sein Haus- und Hofkomponist und dass er diesen auch bei Bond23 durchsetzen konnte zeigt wie sehr ihm die Broccolifamilie freie Hand gewährt. Ich denke, dass dies in der Vergangenheit nicht immer so war und Arnold (bzw Barry davor) quasi als nichtdiskutable Konstante feststand. Ich für meinen Teil begrüsse die Abwechslung, die der Serie in Bezug auf die Soundtracks IMMER gut getan hat. Man muss ja nicht alle Scores mögen, aber es bleibt klar festzuhalten, dass zB Serras oder Kamens Arbeit deutlich eigenständiger waren als zB Barrys OP oder Arnolds DAD, in denen die beiden weitgehend altbewährtes neu und wenig spektakulär servierten. Ich freue mich auf Newmans Arbeit und hoffe, dass er einen eigenen Zugang zur Bondthematik wählt und nicht versucht sich sklavisch der musikalischen Serienhistorie zu beugen.
danielcc hat geschrieben: Bei LALD laufen Actionszenen zum Teil minutenlang ohne Musik, damit diese dann an einem bestimmten Zeitpunkt umso wirkungsvoller einsetzt.
Außerdem ist der jazzige Stil der Musik und das schöne Aufgreifen der Bondmelodie und des Titelsongs in LALD besonders hervorzuheben.

Leider wird heute fast jede Actionszene mit Musik überkleistert, dabei ist in vielen Fällen eine Actionszene ohne Musik viel wirkungsvoller (Kampf Alec gegen Bond in GE; Zweikampf im Hotel in Haiti mit Bond...)
Die musikalische Untermalung von Actionszenen in Bondfilmen ist eh in vielen Fällen nicht wirklich gelungen. Das war schon bei Barry so, dessen zT lahme Orchesterbegleitungen das Tempo der Szenen künstlich drosselten und in noch viel schlimmerem Maße bei Arnolds pumpenden Technobeats, die viele der damit untermalten Actionszenen zu fast schon grotesk überpaceten Videoclips degradierte. Auch wenn es viele anders sehen: in dieser Beziehung halte ich Contis Pop-Suiten für so ziemlich die gelungenste Actionuntermalung der ganzen Serie, weil sie sich genau dem Tempo der Szene anpasst und keine künstliche Veränderung in die eine oder andere Richtung vorzunehmen versucht.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Wechsel in der Musik: Thomas Newman löst David Arnold ab

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Vielleicht ist das jetzt wirklich der neue Bond Trend der Broccolis.
Sie nehmen eigenwillige Regisseure und sind anscheinend bereit deren Konzept mitzutragen und ihnen dann auch weitgehend freie Hand zu lassen in der Gestaltung, was sich dann auch in der Besetzung von Schlüsselpositionen (Kamera, Musik, Schnitt) niederschlägt.

Tatsächlich macht es wenig Sinn jemanden wie Forster oder Mendes zu engagieren wenn man nur einen Dutzendfilm machen will.

Re: Wechsel in der Musik: Thomas Newman löst David Arnold ab

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AnatolGogol hat geschrieben:von Actionszenen in Bondfilmen ist eh in vielen Fällen nicht wirklich gelungen. Das war schon bei Barry so, dessen zT lahme Orchesterbegleitungen das Tempo der Szenen künstlich drosselten und in noch viel schlimmerem Maße bei Arnolds pumpenden Technobeats, die viele der damit untermalten Actionszenen zu fast schon grotesk überpaceten Videoclips degradierte. Auch wenn es viele anders sehen: in dieser Beziehung halte ich Contis Pop-Suiten für so ziemlich die gelungenste Actionuntermalung der ganzen Serie, weil sie sich genau dem Tempo der Szene anpasst und keine künstliche Veränderung in die eine oder andere Richtung vorzunehmen versucht.

Wie Barry seinerzeit schon festgestellt hat: Schnelle Musik macht Actionszenen lahm, nicht langsame Musik!

Der Geschmack für - und die Wahrnehmung von Musik in Filme, hat sich aber auch stark über die Jahrzente geändert. Das merkt man, wenn man heute zum Beispiel alte Hitchcock Filme oder andere Klassiker zB aus der Cary Grant Zeit schaut. Da läuft nahezu permanent im Hintergrund eine dudelige Musik. Das wirkt heute total grotesk.

Was für mich eigentlich nur entscheidend ist: Wird Newman einen Score komponieren, der sich im Nachhinein wie ein Fremdkörper inmitten der Arnold Scores anhören wird, oder wird es ein so passender bond-typischer Score, dass man ihn im Nachhinein eher wie den von LALD beurteilen wird.
Bondfilme sollen ja wie gute, alte Schuhe sein. Man tritt rein und fühlt sich wohl. Viel trägt aber der Score dazu bei.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Wechsel in der Musik: Thomas Newman löst David Arnold ab

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danielcc hat geschrieben: Wie Barry seinerzeit schon festgestellt hat: Schnelle Musik macht Actionszenen lahm, nicht langsame Musik!

Der Geschmack für - und die Wahrnehmung von Musik in Filme, hat sich aber auch stark über die Jahrzente geändert. Das merkt man, wenn man heute zum Beispiel alte Hitchcock Filme oder andere Klassiker zB aus der Cary Grant Zeit schaut. Da läuft nahezu permanent im Hintergrund eine dudelige Musik. Das wirkt heute total grotesk.

Was für mich eigentlich nur entscheidend ist: Wird Newman einen Score komponieren, der sich im Nachhinein wie ein Fremdkörper inmitten der Arnold Scores anhören wird, oder wird es ein so passender bond-typischer Score, dass man ihn im Nachhinein eher wie den von LALD beurteilen wird.
Bondfilme sollen ja wie gute, alte Schuhe sein. Man tritt rein und fühlt sich wohl. Viel trägt aber der Score dazu bei.
Ich musste gerade etwas schmunzeln, da du ja normalerweise immer derjenige bist, der permanente Veränderungen innerhalb der Serie fordert. Ob ein Soundtrack zu einem Bondfilm passt oder nicht ist letztlich ja eine rein subjektive Geschichte. Ich sehe ehrlich gesagt nicht, wo Martins LALD-Score die große Ausnahme sein soll im Gegensatz zu den Arbeiten seiner Kollegen Hamlisch, Conti, Kamen und Serra. Jeder der Einmal-Komponisten hat auf ganz eigene Art seine Spuren in der Serie hinterlassen und damit auch maßgeblich dazu beigetragen die Serie nicht zu gleichförmig werden zu lassen. In meinen Augen liegt die weitverbreitete Ablehnung dieser Scores hauptsächlich in der Tatsache begründet, dass viele Fans oftmals Probleme mit Abweichungen von der Norm haben (zB die endlose Q- und Moneypenny-Diskussion rund um CR). Daraus dann aber Inkompatibilität zur Serie oder gar wie es manche machen mangelnde Qualität abzuleiten ist weder zielführend noch fair. Nach fünf Filmen in Reihe mit Arnoldscores bin ich jedenfalls für eine Abwechslung mehr als dankbar, zumal mir persönlich seine Scores eh viel zu austauschbar waren.

Bezüglich langsamer und schneller Musik bei Actionszenen: hier gibt es keine feste Regel, da jede Actionszene anderen Gesetzen folgt. Auffällig ist aber schon wie schwer sich die meisten Bondscores auf diesem Gebiet tun, Arnold schoß diesbezüglich leider meiner Meinung nach den Vogel ab.

Deine Kritik an Score klassischer Filme teile ich überhaupt nicht - von der musikalischen Untermalung von Filmen der 40-60er Jahre könnten moderne Filmemacher sich oft auch eine Scheibe abschneiden, Arbeiten wie von Rosza, Herrmann oder Dimitri Tiomkin kann man heute mit der Lupe suchen.
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Re: Wechsel in der Musik: Thomas Newman löst David Arnold ab

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AnatolGogol hat geschrieben: Ich musste gerade etwas schmunzeln, da du ja normalerweise immer derjenige bist, der permanente Veränderungen innerhalb der Serie fordert.
Naja, ich will nicht, dass jeder einzelne Film wie ein Einzelwerk wirkt. Das wäre ja die Konsequenz aus permanenter Veränderung. Ich will nur, dass man offen ist, für neue Wege oder Variationen von dem, was einige als "Muss" ansehen, da es diese Variationen ohnehin immer gab. Ob Moneypenny mal in zwei Filmen nichtr auftaucht, oder Q von einem jüngeren Typen gespielt wird - da bin ich total offen.

Aufdie Musik bezogen: Barry hat ja in den frühen Filmen jedem Film vollkommen eigene Themen gegeben, da klingt FRWL ja kaum so wie YOLT, oder? Aber dennoch merkt man an Instrumenten und dem Umgang mit dem eigentlichen Bondthema schon, dass es Barry ist und letztlich ein Bondfilm. Dieses Gefühl habe ich bei Martins LALD Score auf jeden Fall.
Einige Stücke aus Contis Score könnten aber locker auch aus einem Disco Song oder einem der späterne Spencer/Hill Filme sein. Aber ich will auch nicht zu kritisch sein.
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