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Re: Was wäre wenn... Darsteller die fast Bond geswesen wären

Verfasst: 23. November 2011 19:44
von Gernot
also für mich hat die beliebtheit von zb clooney oder pitt schon sehr viel mit charisma und schauspielerischem können zu tun. ein gutes beispiel ist auch di caprio, früher konnte ich ihn mir nicht ansehen, er war für mich immer so ein milchbubi und schönling und ich habe lange nicht verstanden, was an dem alle so gut finden. er hat mich jedoch nach und nach von sich überzeugt. und seine filmauswahl in den letzten jahren war sowieso grandios.

man sollte halt darauf achten, was einem die medien vorgaukeln und was man selbst sieht/empfindet.

das gegenteil davon ist wohl tom cruise - ich fand den früher ziemlich cool und er war für mich immer ein guter schauspieler oder er hat zmd. in (für mich) guten filmen mitgespielt, jetzt mit der zeit und seinen öffentlichen auftritten und ansichten (stichwort scientology), kann ich ihm aber nicht mehr viel abgewinnen... ich finde es aber nicht schlecht, dass die medien nun kritisch über ihn berichten, eigentlich sogar noch zu wenig. das hat er sich selbst zu verdanken.

und ja, es ist offensichtlich auch die (erfolgreiche) vorgehensweise der bond-produzenten, für die hauptrolle einen eher unbekannteren schauspieler zu nehmen. das sieht/sah man ja auch aktuell an den anderen kandidaten neben craig vor CR. das wird man auch beibehalten - schon alleine aus finanziellen gründen.

Die Qual der Wahl

Verfasst: 24. November 2011 10:48
von photographer
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Das „Spiel“ als Besetzungscoup zwischen der produzierenden Filmproduktionsgesellschaft EON Productions Limited und der jeweils gerade finanzierenden Filmverleihgesellschaft auf der einen Seite und den von Medien angefachten Hype und den britischen Wettbüros auf der anderen Seite divergiert fast ausschließlich wenn es um die Neubesetzung der berühmtesten fiktiven Agentenfigur der Filmgeschichte geht.

Während es zu Anfang der Siebziger noch um die strategische Frage des reinen Überlebens ging oder ob man nach der finanziellen Kinokrise, welche die US-Filmindustrie zum Ausklang der Sechziger anheim fiel, die Serie ins Fernsehen transferiert sollte, hat man zu Beginn der Achtziger den fälligen Darstellerwechsel eher verschlafen und sich drehbuchtechnisch auf den Status quo vergangener Tage berufen, wodurch jegliche innovative Handlungsschübe seit der erfolgreichen Vermarktung von “The spy who loved me“ (1977) zum Erliegen kamen, so dass die Reihe sich im Kreis bewegte. Das Zeitfenster von '77 bis '85 stellt so eine einzige Wiederholungsschleife klassischer Komponenten der Erfolgsbeiträge der Sechziger dar, wobei man Regisseur Lewis Gilbert zugute halten konnte, das er seinen Originalbeitrag aus dem Jahre '67 nur verifizierte, während John Glen zum weniger erfolgreichen Blaupausenvermarkter von “From Russia with love“ (1963) und “Goldfinger“ (1964) im Doppelpack avancierte, bevor ein endgültiger Darstellerwechsel das Franchise in eine etwas andere Richtung lenkte. Mit “Licence to kill“ (1989) wurde der Filmfigur erstmalig ein realistischeres Sozialgefüge zugestanden, so dass der cinematischer Überheld im Laufe der nachfolgenden Beiträge immer mehr geerdet wurde und man seit den Neunzigern den Zeitgeschmack und die Machart der Filme dem aktuellen Zeitfenster wieder zu genüge angepasst hat, so dass sie Serie wieder auf Höhe der Zeit war und heute nicht nur die Hauptzielgruppe adoleszent angehender Jugendlicher anspricht.


Während die Filmreihe zuguterletzt im dauernden Wechselspiel mal einen durch‘s Fernsehen international bekannten Schauspieler mit der Rolle des britischen Geheimagenten betraute, der dann von einem Darsteller abgewechselt wurde, welcher eher nur dem heimischen britischen Publikum im Ansatz vertraut war, können die Medien in der Regel nur jene Namen in Spiel bringen, bei denen das Massenpublikum ein Gesicht zum Namen verbinden konnte, wobei auch ein Teil der Rollen schon im Zusammenhang zur Filmserie stehen musste.

So ist es halt kein Zufall, dass zu Anfang der Achtziger sowohl Medien als auch Zuschauer sich Lewis Collins, welcher durch die britische Krimi-Fernsehserie “Die Profis“ (1977 - 1981) bekannt geworden war, gut als James Bond haben ausmalen können.

Sam Neills tauglichen Präferenzen sind auf seine Hauptrolle in der mehrteiligen Fernsehserie “Reilly, Ace of Spies“ (1983) zurückzuführen, denen ein damals noch wenig bekannter TV-Regisseur namens Martin Campbell seinen Stempel aufsetzte, nach dem er schon die Verantwortung für mehrere Folgen der “Profis“ übernommen hatte.

Zu Pierce Brendan Brosnan muss wohl nichts gesagt werden.
Bedenkt man dass Filmproduzentin Barbara Broccoli angeblich 1994 Liam Neeson ganz oben auf ihre Wunschliste stehen hatte, dürften damals auch die wenigsten sich vorgestellt haben, dass der als “Darkman“ und “Oskar Schindler“ bekannt gewordene Ire einen tauglichen Agenten abgeben könne.

Auch der Hype um Clive Owen durch die Medien zu Beginn des neuen Jahrtausends als „nächster angehender Bond-Darsteller“ lässt sich erklären und analytisch zurückverfolgen:
Er war der ‚Driver‘ einer Reihe intelligent gemachter Kurzfilme für BMW, die im Internet Kultcharaker hatten, an der sich verschiedene namhafte Regisseure ihre zusätzliche Sporen verdient haben.


Dem gegenüber spricht es schon von selbst, dass ausserhalb Großbritannien sowohl die Verpflichtung von Timothy Peter Dalton als auch die von Daniel Wroughton Craig beim weltweiten Publikum für Überraschung gesorgt haben und man nicht vergessen sollte mit welch gravierenden Vorbehalten diese Besetzungen von den Medien angegangen worden sind.
Während ich der Überzeugung bin, dass Dalton von Anfang an nur den Rückhalt der Produzenten hatte und der US-Verleiher von Stunde Null an gegen ihn war und den Waliser nur als Notnagel ansah, weil Pierce Brosnan aufgrund vertraglicher Verpflichtungen gegenüber dem amerikanischen Networksender ABC mit der Serie “Remington Steele“ der Bond-Rolle wieder enthoben wurde, sahen die anglo-amerikanischen Medien Dalton auch immer nur als Thronräuber und zweite Wahl, so dass der ewige Zweitenfaktor auch immer wieder aufgewärmt wurde. Dazu kam noch dass Dalton die medienwirksame Verpflichtung, die die Rolle auch ausserhalb des Drehs mit sich brachte, verweigerte, so dass man auf anderer Seite nur darauf wartete seine Fallstricke auslegen zu können.
Im Gegensatz dazu war es ein Glücksfall, dass die im Vorfeld der Dreharbeiten zu “Casino Royale“ (2006) aufgestellten, abstrusen Behauptungen der negativ agierenden Yellow Press der vollständigen Lügen überführt worden sind, so dass gerade diese Negativkampagne sich für Daniel Craig am Ende dermassen ins Positive verkehrt hat, dass selbst der wenig(er) geliebte “Quantum of solace“ (2008) seiner Popularität wenig Abbruch als Bond-Darsteller gegeben hat und die Dreharbeiten zum frisch anstehenden 23. offiziellen Bond-Film “SkyFall“ bisher mit wenig Häme kommentiert wurden obwohl viele Fans in zahlreichen internationalen Boards eine Menge Meldungen bisher weitaus kritischer aufgenommen und reflektiert haben.


Wie gut sich ein Bond-Darsteller als Boxoffice-Star etabliert, zeigt sich weniger an den Einspielergebnissen der Bond-Filmreihe, sondern was ausserhalb der Serie abgeht:

Sir Thomas Sean Connery hat über eine Dekade gebraucht und erst nach einem Imagewechsel im Rollengefüge vom Heldendarsteller zur Berater- und (Über)-Vaterfigur den zweiten gewaltigen Karriereschub gehabt.

Sir Roger George Moore hat in seiner aktiven Bond-Zeit sowohl in zahlreichen Söldnerfilmen im Zusammenspiel mit anderen Stars als auch in Selbstparodie anderen Produzenten noch gutes Geld bescherrt, während er als alleiniger Act nicht wirklich einem Film zum Großerfolg verhelfen konnte.

Pierce Brosnans Hiatus vom erstmaligen Bekanntwerden seiner Verpflichtung als Bond-Darsteller 1986 bis zur wirklichen Beförderung im Jahre '94 stellt zelluloidtechnich betrachtet einen Dornröschenschlaf dar, so dass man sich fragen muss, wohin seine Karriere sich ohne die Bond-Rolle entwickelt hätte. Umgekehrt weiß man nicht ob eine Verpflichtung schon in '86 unter einem dauerhaft guten Stern gestanden hätte, da Brosnan mit Bekanntwerden der Krebserkrankung seiner ersten Frau Cassandra Harris nur das nötigste an Rollen übernommen hat um den Rest der Zeit mit seiner Familie zu verbringen.
Wer weiß ob er ohne diese familiäre Tragödie dann als Tim Burtons “Batman“-Darsteller seinen weltweiten Durchbruch im Filmbusiness gehabt hätte und die Bond-Rolle dann niemals mehr sein Eigen geworden wäre. Jedenfalls hat Brosnan es sowohl während seiner aktiven Bond-Phase als auch danach immer wieder geschafft mal mehr oder weniger respektable Erfolge einzufahren.

In dieser Hinsicht hat Daniel Craig bisher sehr wenig Glück gehabt. Obwohl er im Gegensatz zu seinen Vorgängern ausserhalb der Serie bei zahlreichen Blockbusterproduktionen als Hauptdarsteller Rollen ergattert hat, sind die meisten Beiträge zum finanziellen Desaster avanciert, so dass im Endeffekt der Wahlspruch der Filmproduzenten auch heute noch Gewicht hat:
„Nicht der Darsteller steht für den alleinigen Erfolg der Bond-Reihe, sondern das Konzept dahinter.“



So wird der jeweils akuell agierende Darsteller immer nur das Sahnehäubchen bei einem Bond-Film für das Massenpublikum sein, aber nie der Superstar. So bleibt die Kontinuität und die Langlebigkeit der Serie gewährleistet im Unterschied zu den von Erfolgsstars geschaffenen anderweitigen Kunstfiguren, deren Schicksal auch mit dem jeweiligen Mimen unzertrennbar verbunden ist und mit dessen Abgang auch zum Erliegen kommt- egal ob diese Helden und Heldinnen nun Namen wie Ellen Ripley, Ethan Hunt, Indiana Jones, John J. Rambo, John McClane, Mad Max Rockatansky, Martin Riggs oder Rocky Balboa tragen oder der Terminator sind. Hier macht dann die reale Sterblichkeit der Protagonisten dem Treiben am Kinofirmament ein Ende - und wie sich der Darstellerwechsel bei Jason Bourne auswirken wird wird die Zukunft noch zeigen.


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Re: Was wäre wenn... Darsteller die fast Bond geswesen wären

Verfasst: 24. November 2011 11:23
von Maibaum
Sehr schön geschrieben, Photographer. Und sehr schön analysiert. Bravo!

Hat Brosnan tatsächlich außerhalb der Bond Filme im Kino einen nennenswerten kommerziellen Erfolg gehabt? Zumindest keinen wirklich großen, oder?
Andererseits ist er auch nicht total untergegangen.

Und zumindest für Connery als Bond kann man doch sagen daß da die Rolle schon 100% mit ihm identifiziert wurde, so daß es rückblickend schon überraschend war daß die Bond Filme sich dann von ihm tatsächlich emanzipieren konnten.
Und dann auch noch so langfristig.

Re: Was wäre wenn... Darsteller die fast Bond geswesen wären

Verfasst: 24. November 2011 11:25
von danielcc
Sehr netter Beitrag! Du hättest im letzten Satz vielleicht noch Mission Impossible ergänzen können, grade weil es so naheliegt, dies mit Bond zu vergleichen-obwohl die Serie deutlich mehr vom Star lebt, als vom eigentlichen Serien-Charakter.

Die Misserfolge Craigs neben der Bondserie (bisher) sind wirklich beachtlich, zumal viele der Filme sehr erfolgversprechend schienen (Der goldene Compass: wobei man hier relativeren muss, dass der Film ausserhalb der USA sehr erfolgreich war, und in den USA massivst aus religiösen Kreisen boykottiert wurde; Cowboys and Aliens...). Leider zeigt sich dieses Phänomen aber immer häufiger: Es gibt praktisch keine Stars mehr, die die Massen ins Kino locken! Fast nur noch Remakes, Literaturverfilmungen, Sequel oder CGI/3D zieht. Daraus ergeben sich dann sozusagen als "Abfallprodukte" die jungen "Stars der Stunde" (siehe Twilight, siehe Potter...) - aber wirkliche Kinostars sind und werden das nicht.

Was ich mich dennoch frage - und langsam komme ich ins Grübeln ob es wirklich nur subjektive Wahrnehmung ist, Medien-getriebener Hype oder doch ein Fakt ist:
Besteht nun ein Unterschied in der öffentlichen Wahrnehmung und Beliebtheit zwischen Craig heute und Dalton damals? Ich meine schon, und ich erkläre es eben mit "Ausstrahlung". Sicher war Dalton ein echter Typ, vielleicht auch ein guter Schauspieler, aber dieses Charisma was die Rolle braucht um massenkompatibel zu sein, hatte er im Gegensatz zu Craig nicht. Meine Meinung.

Letztlich ist ja interessant zu beobachten wie die Öffentlichkeit mit Misserfolgen umgeht: Wenn Dalton einen Misserfolg hatte, sah man das eher als BEstätigung. Wenn Craig einen Misserfolg hat, wird nicht drüber gesprochen und die Massen kreischen ihm trotzdem nach.

Re: Was wäre wenn... Darsteller die fast Bond geswesen wären

Verfasst: 24. November 2011 12:43
von AnatolGogol
danielcc hat geschrieben: Was ich mich dennoch frage - und langsam komme ich ins Grübeln ob es wirklich nur subjektive Wahrnehmung ist, Medien-getriebener Hype oder doch ein Fakt ist:
Besteht nun ein Unterschied in der öffentlichen Wahrnehmung und Beliebtheit zwischen Craig heute und Dalton damals? Ich meine schon, und ich erkläre es eben mit "Ausstrahlung". Sicher war Dalton ein echter Typ, vielleicht auch ein guter Schauspieler, aber dieses Charisma was die Rolle braucht um massenkompatibel zu sein, hatte er im Gegensatz zu Craig nicht. Meine Meinung.
Parallelen zwischen Craig und Dalton gibt es durchaus. Craig hatte sein Bashing gleich zu Rollenübernahme und hatte dann das Glück, dass durch den überragenden Erfolg von CR und denn dadurch einsetzenden Hype die Medien nicht mehr darum herum kamen zu akzeptieren, dass er in der Rolle doch nicht ganz so schlecht ist wie zunächst von ihnen kolportiert. Bei Dalton war das mediale Bashing zu Beginn seiner Amtszeit zwar nicht ganz so extrem wie bei Craig, aber Gegenwind bekam er auch von Anfang an. Zwar wurde TLD bei Erscheinen auch von diversen hymnenhaften Kritiken begleitet, allerdings muss dies auch ganz klar als Reaktion auf die „eiserne“ und gerade aus Mediensicht nicht endenwollende Herrschaft von Old Rog gesehen werden. Da der Film wirtschaftlich auch nicht sonderlich überragend war (ein akzeptabler Erfolg, aber kein Vergleich zu CR oder auch GE) blieb Dalton auch nach TLD der Makel der Ersatzlösung und des blassen Normalos haften. Spätestens nach dem für Bondverhältnisse desaströsen Boxoffice von LTK wurde Dalton von Medienseite dann endgültig zum Nogo abgestempelt und es war lediglich Cubbys Starrköpfigkeit, die ihn (wenn auch tatenlos) für weitere Jahre in der Rolle hielten. Ein gravierender Unterschied in der öffentlichen Wahrnehmung zwischen Dalton seinerzeit und Craig heutzutage war eben aber auch, dass Dalton im Gegensatz zu Craig außerhalb der Bondrolle keine Projekte von vergleichbarer Größe angeboten bekam und dadurch auch keine Möglichkeit hatte sich als Typ etwas mehr zu profilieren. Und zu guter letzt sollte die Gesamtsituation in der sich die Serie seinerzeit befand nicht unterschätzt werden, in den späten 80ern hätte wohl wirklich nur ein Kaliber wie Gibson oder Ford die Serie ökonomisch aufgrund ihrer Starpower aus der Krise rausreissen können (damals zogen Stars wirklich noch). Ob es mit Brosnan (damals ja auch „nur“ eine TV-Größe unter vielen) besser gelaufen wäre ist unter diesem Gesichtspunkt mehr als fraglich. Die 80er Jahre waren definitv keine dankbare Zeit für einen Schauspielerwechsel, nicht umsonst hat Cubby das damals rausgezögert bis zum gehtnichtmehr.

Re: Was wäre wenn... Darsteller die fast Bond geswesen wären

Verfasst: 24. November 2011 12:54
von danielcc
Das schöne an Craig ist sicher auch, dass er im direkten Vergleich zu Dalton auch mit viel Enthusiasmus in der Öffentlichkeit PR für die Filme macht. Zudem wirkt eben Craig in der Realität noch deutlich humorvoller als in der Rolle, weswegen man ihm die eher humorlosen Filme durchgehen lässt.
Die Frage ist aber auch: Profitiert Craig nun "nur" vom Erfolg des Films CR, oder war CR unter anderem auch ein sol toller Erfolg, weil Craig in der Rolle sehr überzeugend war. Zumindest haben Film und Darsteller sehr gut zusammengepasst, würde ich sagen.

Re: Was wäre wenn... Darsteller die fast Bond geswesen wären

Verfasst: 24. November 2011 13:34
von AnatolGogol
danielcc hat geschrieben:Die Frage ist aber auch: Profitiert Craig nun "nur" vom Erfolg des Films CR, oder war CR unter anderem auch ein sol toller Erfolg, weil Craig in der Rolle sehr überzeugend war. Zumindest haben Film und Darsteller sehr gut zusammengepasst, würde ich sagen.
Beides ist sicherlich der Fall, es war aus wirtschaftlicher Sicht der richtige Film zur richtigen Zeit mit dem richtigen Darsteller. Man stelle sich vor Craig hätte sein Debüt mit QOS gegeben, ich glaube nicht dass sich das mediale Craig-Bashing dann auch so in Wohlgefallen aufgelöst hätte. Vermutlich hätte er dann auch nicht so einfach einen Großteil des Publikums von sich überzeugt. Und das obwohl er persönlich in QOS ja nicht wirklich schlechter agiert als in CR (wenngleich ihm der Film weniger Möglichkeiten bietet seiner Rolle Konturen zu verleihen).

Re: Was wäre wenn... Darsteller die fast Bond geswesen wären

Verfasst: 28. November 2011 09:16
von AnatolGogol
Mal wieder etwas back to topic:

Der wohl größte Namen unter den „Beinahe-Bonds“ ist sicherlich der von Cary Grant, welcher Anfang der 60er Jahre vor Serienstart für die Rolle des britischen Agenten in Betracht gezogen wurde. Neben dem üppigen Salär welches die Hollywoodlegende bezogen hätte (auch Cubbys gute Freundschaft mit Grant hätte dies wohl nicht wirklich reduzieren können) war vor allem die Tatsache dass Grant wohl nur für einen Film und nicht wie von den Produzenten von Anfang an geplant für eine Reihe von Filmen zur Verfügung gestanden hätte ausschlaggebend dass man sich letztlich doch andersweitig nach einem Hauptdarsteller umschaute.

Wie hätte also ein Bondfilm mit Cary Grant ausgesehen? Zunächst einmal wäre der Serienerstling DN (sofern man sich auch mit Grant für diese Romanverfilmung als Seriendebut entschieden hätte) ohne Zweifel nicht mit dem bescheidenen Budget des „echten“ DN gedreht worden. Allein der große Name Cary Grant hätte wohl genügt um den Geldbeutel von United Artists deutlich weiter öffnen zu lassen. Wir können also davon ausgehen, dass wir eher einen Film in der Größenordnung von FRWL oder GF zu sehen bekommen hätten. Ebenfalls eine deutliche Veränderung hätte sicherlich die Darstellung der Figur James Bond erfahren, es kann davon ausgegangen werden dass man diese deutlich an die Persönlichkeit von Grant angepasst hätte. Grant, der Charmeur und Komödiant hätte sicherlich nicht einen so ruppigen und bedrohlichen Agenten verkörpert wie der frühe Connery sondern seine Darstellung wäre wohl eher in die Richtung gegangen, wie Roger Moore ab der zweiten Hälfte der 70er Jahre die Rolle anlegen sollte. Dadurch wären sicherlich auch die Schwerpunkte des gesamten Films anders gesetzt worden. Es kann davon ausgegangen werden, dass man der Beziehung Bond-Bondgirl weit mehr Zeit eingeräumt hätte und diese vor allem wesentlich romantischer und auch schlagfertiger (in Bezug auf die Dialoge) dargestellt hätte. Ebenfalls wären die Actionszenen aufgrund Grants fortgeschrittenem Alter von immerhin bereits 58 Jahren sicherlich nicht ganz so physisch ausgefallen wie bei Connery in DN. Grant war zwar auch in diesem stattlichen Alter immer noch in bestechender körperlichen Form, aber durch wasserüberflutete Röhren robbend hätten wir ihn sicherlich nicht zu sehen bekommen. Der Ton des Films wäre deutlich entspannter und weniger zynisch geworden.

Ich bin mir sicher: Grant hätte einen tollen James Bond abgegeben - charmant, kultiviert, gewitzt, schlagfertig, elegant: ganz der Gentleman-Agent, der wohl auch an der Kinokasse Eindruck gemacht hätte. Ob dies mittel- und langfristig der Serie gut getan hätte darf aber bezweifelt werden bzw. ob dann überhaupt eine Serie entstanden wäre. Sicherlich hätte man auch nach der Demission von Grant weitere Filme (zumindest einen) in Angriff genommen, allerdings ist fraglich ob ein Newcomer a la Connery wirklich gegen den großen Schatten von Grant hätte anspielen können, da die Rolle durch den charismatischen Grant schon zu sehr geprägt worden wäre als dass das Publikum sich noch mal für einen kompletten Gegenentwurf offen gezeigt hätte.

Re: Was wäre wenn... Darsteller die fast Bond geswesen wären

Verfasst: 28. November 2011 10:28
von danielcc
Ich denke auch, dass Grant irgendwo zwischen Moore und Brosnans Darstellung gewesen wäre. Was den Film angeht, denke ich da am ehesten an sowas in Richtung FRWL, FYEO oder auch TLD (zumindest die romantischen, entspannten Passagen des Films).
Letztlich kann man sich einen Eindruck von Grant's potentieller Bond-Performance am besten in Der Unsichtbare Dritte oder Über den Dächern von Nizza machen.

Darsteller die fast Bond gespielt hätten

Verfasst: 28. November 2011 13:13
von photographer
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"Machte Superstar Cary Grant mit 57 Jahren für die Rolle des James Bond 1961 ernsthaft (noch) Sinn?"


In Robert Sellers umfangreichen, analytischen Buch "The Battle of Bond" geht der Autor auch darauf ein, in wie weit die Vorstellungen Ian Flemings und Ivar Bryce als potentieller Geldgeber eines anstehenden Filmprojekts in Sachen Bond durch aktuelle Genrebeiträge Ende der Fünfziger beeinflusst worden sind. Hinsichtlich der sich damals gerade entwickelnden Arbeit mit dem Iren Kevin McClory als Koordinator des Projekts und Jack Whittingham als professionellem Drehbuchautoren war es gerade Alfred Hitchcocks Thriller "North by Northwest" (dt. "Der unsichtbare Dritte") der im Sommer 1959 das Team so begeisterte, dass ernsthaft Überlegungen angestellt wurden, den britischen Meisterregisseur das Thema Bond anzutragen. Da aber Hitchcock weder bezahlbar noch das Projekt dann federführend in ihren Händen geblieben wäre, zerplatzte dieser Wunschtraum stande pede.

Archibald Alexander Leach, bekannter unter dem Künstlernamen Cary Grant, war Hauptdarsteller dieses Hitchcock-Klassikers und als großer Chameur alter Schule zum Zeitpunkt der Dreharbeiten schon rund 55 Jahre alt und hatte nach "To Catch a Thief" (dt. "Über den Dächern von Nizza") 1955 einen weiteren großen Erfolg mit einem Hitchcock-Film und war eigentlich genau das, was Ian Fleming sich als Screenpersona für seinen literarischen Helden ausmalte. In dieser Hinsicht war Cary Grant somit nicht nur der perfekte Wunschkandidat des Autoren Fleming sondern als Trauzeuge von Dana Wilson und Albert Romolo Broccoli einem der beiden angehenden Produzenten der Filmreihe auch bestens bekannt. Vermutungen besagen, dass Cary Grant EON Productions Limited höchstens für zwei Filme zur Verfügung gestanden hätte und damit das Projekt von vorne herein wenig Sinn gemacht hätte, da man doch eine ganze Reihe von Romanen der 007-Reihe für die Leinwand umsetzen wollte und daher einen Protagonisten brauchte, der sich für mehrere Jahre an das Unternehmen binden würde.



Aber gehen wir mal trotzdem dem Gedankenspiel nach wenn Cary Grant die Rolle des Geheimagenten übernommen hätte.
Gravierende Unterschiede zum bekannten Quotenhit mit Sean Connery in der Hauptrolle wären alle mal zum Tragen gekommen:

Zum einem wäre der Vielweiberheld - den es übrigens auch in den Romanen Flemings erst einmal gar nicht gab - wohl gar nicht zustande gekommen, so dass die Agentenfigur nur als One Woman-Lover aufgetreten wäre. Die erotisch-provozierenden, mehrdeutigen Anspielungen hätten zur Gentleman-Attitüde Cary Grants nicht gepasst. Hier wären Dialoge im Stil der Screwball-Comedy zum Einsatz gekommen, die zu Grants großen Steckenpferden zählten. In wie weit die verklemmte Prüderie der Doris Day/Rock Hudson-Filme noch Programm gewesen wäre ist schwer abzuschätzen, jedenfalls wäre die aggressive Erotik eines Sean Connery als Hugh Hefner-Alter Ego auf der Leinwand mit Cary Grant einfach undenkbar gewesen – und es gilt auch zu vermuten, dass er solch' einem radikalen Imagewechsel in seiner späten Laufbahn kaum (noch) zugestimmt hätte. Solche enorme gesellschaftlichen Wertewandlungen passen alterstechnisch einfach auch nicht wirklich und werden von einem Darsteller in dem Alter auch nicht mehr wirklich ausgelebt geschweige denn überhaupt gewünscht.

Gleiches gilt für die Vorstellung vom eiskalt mordenden Agenten. Moralisch unvertretbar für einen Vertreter jener Generation in den damaligen Tagen und ein absoluter Stilbruch zu seiner langlebigen überaus erfolgreichen Filmkarriere. Dieser moralische Dissenz dürfte auch ein Hauptgrund gewesen, dass James Neville Mason die Rolle 1961 im Alter von 52 Jahren abgelehnt hat.
Interessant ist in dieser Hinsicht sicherlich auch der Vergleich als Roger Moore bei den Dreharbeiten zu „For your eyes only“ 1981 schließlich den Mercedes mit dem verletzten Emile Leopold Locque nicht von der Klippe treten wollte, weil er meinte, dies wäre seinem Image nicht verträglich, obwohl er in „The spy who loved me“ (1977) noch Sandor vom Dach gestoßen hatte.

Des weiteren sollte man sich gedanklich fragen ob Cary Grant überhaupt bereit gewesen wäre, die anstrengenden Dreharbeiten auf Jamaika im Alter von 57 Jahren anzutreten, was ich persönlich bezweifle, da seine filmische Biographie solche Drehorte in späteren Jahren nicht aufweist. Möglicherweise hätte man „Dr. No“ mit ihm nie gedreht, sondern einen Bond-Film, welcher in europäischen Metropolen und den USA entstanden wäre.


Wie auch immer – indirekt gibt es meines Erachtens einen Film, der gelungen aufzeigt, wie ein Fast-Bond-Film mit Cary Grant hätte aussehen können:
Stanley Donens Krimikomödie „Charade" aus dem Jahre '63.
Diese zeigt präzise noch einmal alle Aspekte auf, die einen erfolgreichen und gelungenen Film mit Cary Grant im Action-Genre ausmachten, wobei der Darsteller eher als älterer Simon Templar durchgehen könnte und weniger als skrupellose Fight- and Sexmachine, wie Sean Connery sie schließlich in der Rolle des toughen Geheimagenten übererfolgreich für die Leinwand kolportiert hat.

Respektable Kassenerfolg wären die zwei angedachten Filme mit Cary Grant als Bond wohl geworden, aber die weltweite "Bondomanie" der Connery-Filme, die mit "Goldfinger" 1964 ihren weltweiten Durchbruch erlebte, wäre in sich dann zum Scheitern verurteilt gewesen - und ob die Reihe selbst das Ende der Sechziger Jahre erreicht hätte, bleibt dann bloße Spekulation und wird immer im Reich der Phantasie verankert bleiben.




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Re: Was wäre wenn... Darsteller die fast Bond geswesen wären

Verfasst: 28. November 2011 14:03
von danielcc
Der Explosionsartige Anstieg des Erfolgs ist meiner Meinung nach auch grade dadurch zu erklären, dass die Serie mit Connery und Connery mit der Serie gewachsen sind und die Zuschauer so etwas wirklich neues bzw. jemanden wirklich neuen entdecken konnten. Was wiederum meine These unterstützt, dass die Produzenten keine wirklich großen Stars verpflichten sollten. Da ist dann nach oben hin kein Potenzial mehr, und sowohl für die Serie als auch den Star würde es schnell ein Schuss in den Ofen werden...

Witzig finde ich deinen Hinweis darauf, dass Grant wohl eher Flemings Vorstellung von seinem Roman-Bond entsprochen hätte. Ist das von Fleming überliefert? Es würde meiner Meinung nach allem widersprechen, was wir Fans heute vom Film-Bond und dem Roman-Bond denken. Wir denken heute ja (zurecht) dass der Roman-Bond viel humorloser, kälter und tougher war als viele die Rolle gespielt haben. Dies wäre aber genau das Gegenteil von Grant!

Swinging sixties

Verfasst: 28. November 2011 15:01
von photographer
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Es ist allgemein bekannt, dass Ian Fleming seine Romanfigur James Bond als sein literarisches Alter Ego angelegt hat.

Bedenkt man, dass im Großbritannien der Fünfziger noch ein gravierendes Klassen- und Standesbewußtsein gepflegt wurde, kann man aus heutiger Sicht eher nachvollziehen, warum der Autor bei einem Schauspieler wie Sean Connery - welcher der unteren, verarmten Abeiterklasse entstammte - kaum zutraute seiner Vorstellung hinsichtlich der filmisch aufzubreitenden Inkarnation seines Heldens in irgendeiner Weise gerecht zu werden was Belange wie Kultiviertheit, Noblesse, weltmännische Gewandheit und sicheres Auftreten anbetraf.

Was Fleming nicht ahnen konnte, war, dass Sean Connery durch Regisseur Terence Young einen passenden Lehrmeister erhielt, welcher dem Vertreter der Angry Young Man-Generation das passende Rüstzeug mitgab. Das Yet-Set-Behaviour machte sich Sean Connery für die Rolle dermassen zu eigen, dass mit der Filmrolle des von ihm portraitierten Geheimagenten ein ganz neuer Typus von Held entstand, der sowohl 'Manieren' gegenüber den Guten und Schutzbeholfenen an den Tag legte während er häufig als in den Clinch gehender, mörderischer Totschläger mit den Bösen kurzen Prozeß - ohne gefällige Gentlemen-Attitüden - machte.

Hinzu kam noch, dass sich das Lebensgefühl im Lande radikal veränderte und die Jugend für den Aufbruch der Swinging Sixties sowohl in musikalischer als auch schauspielerischer Hinsicht einen völligen Umbruch einleitete, wodurch eine schauspielerische Epigone wie Cary Grant ab Mitte der Sechziger zum Vertreter des Yesterday-Cinema wurde und die Machart seiner Filme nicht mehr wirklich hip und zeitgemäss erschien, so dass sich dieser Star mit dem Film "Walk Don't Run" 1966 dann völlig aus der Filmbranche zurückzog.


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Re: Was wäre wenn... Darsteller die fast Bond geswesen wären

Verfasst: 28. November 2011 15:13
von AnatolGogol
photographer hat geschrieben:Die erotisch-provozierenden, mehrdeutigen Anspielungen hätten zur Gentleman-Attitüde Gary Grants nicht gepasst. Hier wären Dialoge im Stil der Screwball-Comedy zum Einsatz gekommen, die zu Grants großen Steckenpferden zählten. In wie weit die verklemmte Prüderie der Doris Day/Rock Hudson-Filme noch Programm gewesen wäre ist schwer abzuschätzen, jedenfalls wäre die aggressive Erotik eines Sean Connery als Hugh Hefner-Alter Ego auf der Leinwand mit Gary Grant einfach undenkbar gewesen – und es gilt auch zu vermuten, dass er solch einem radikalen Imagewechsel in seiner späten Laufbahn kaum (noch) zugestimmt hätte. Solche enorme gesellschaftlichen Wertewandlungen passen alterstechnisch einfach auch nicht wirklich und werden von einem Darsteller in dem Alter auch nicht mehr wirklich ausgelebt geschweige denn überhaupt gewünscht.
Dem stimme ich zu, allerdings sollte nicht vergessen werden dass gerade in North by northwest in den Dialogen im Zug zwischen Cary Grant und Eva Marie Saint sehr viel erotischer Zündstoff zwischen den Zeilen versteckt bzw angedeutet wurde. Natürlich ist das nicht vergleichbar mit der aggressiven, fast schon rüden Machismo-Zurschaustellung durch Connery, aber immerhin zeigt es wie man das Thema Sex und Erotik auch mit Grant typ- und altersgerecht unterbringen hätte können.
photographer hat geschrieben:Wie auch immer – indirekt gibt es meines Erachtens einen Film, der gelungen aufzeigt, wie ein Fast-Bond-Film mit Gary Grant hätte aussehen können:
Stanley Donens Krimikomödie „Charade" aus dem Jahre '63.
Diese zeigt präzise noch einmal alle Aspekte auf, die einen erfolgreichen und gelungenen Film mit Gary Grant im Action-Genre ausmachten, wobei der Darsteller eher als älterer Simon Templar durchgehen könnte und weniger als skrupellose Fight- and Sexmachine, wie Sean Connery sie schließlich in der Rolle des toughen Geheimagenten übererfolgreich für die Leinwand kolportiert hat.
Genau diesen habe ich auch vor meinem geistigen Auge wenn ich mir Grant als 007 vorstelle. Es fällt in Charade besonders auf, wie wenig hinderlich Grants Alter für seine durchgehend jugendlich auftretende Rolle ist. Das lag natürlich auch daran, dass man die ohnehin recht wenigen Actionszenen ganz auf den nicht mehr ganz so agilen Hauptdarsteller ausgerichtet hat. So ist beispielsweise die Keilerei mit George Kennedy auf dem Dach des American Express-Gebäudes viel mehr auf Spannung hin aufgebaut (fällt er oder fällt er nicht?) als auf die tatsächliche Action (wie man sie beispielsweise in der von Peter Hunt rasant geschnittenen Kampfszene zwischen Bond und dem falschen Chauffeur in DN sah).

Re: Swinging sixties

Verfasst: 28. November 2011 15:17
von danielcc
photographer hat geschrieben: wodurch eine schauspielerische Epigone wie Gary Grant ab Mitte der Sechziger zum Vertreter des Yesterday-Cinema wurde und die Machart seiner Filme nicht mehr wirklich hip und zeitgemäss erschien, so dass sich dieser Star mit dem Film "Walk Don't Run" 1966 dann völlig aus der Filmbranche zurückzog.
Umso schöner, dass Grant einer der wenigen ist/war, der sich nach einer langen Karriere noch mehr oder weniger auf dem Höhepunkt konsequent verabschiedete und so nicht irgendwann als trauriger Rest seines einstigen Ichs auf der Leinwand zu enden.

Re: Was wäre wenn... Darsteller die fast Bond geswesen wären

Verfasst: 28. November 2011 15:23
von AnatolGogol
photographer hat geschrieben:Hinzu kam noch, dass sich das Lebensgefühl im Lande radikal veränderte und die Jugend für den Aufbruch der Swinging Sixties sowohl in musikalischer als auch schauspielerischer Hinsicht einen völligen Umbruch einleitete, wodurch eine schauspielerische Epigone wie Gary Grant ab Mitte der Sechziger zum Vertreter des Yesterday-Cinema wurde und die Machart seiner Filme nicht mehr wirklich hip und zeitgemäss erschien, so dass sich dieser Star mit dem Film "Walk Don't Run" 1966 dann völlig aus der Filmbranche zurückzog.
Die Entscheidung Grants sich mit 62 Jahren aus dem Filmgeschäft zurückzuziehen war aber sicherlich mindestens genauso stark dadurch motiviert, dass er in seiner über dreißigjährigen Karriere praktisch immer den gleichen Rollentypus verkörpert hat und es ihm nicht gelang bzw er es auch nie wirklich darauf anlegte dieses Rollenklischee mit zunehmendem Alter zu variieren bzw zu erweitern. In Folge dessen war es auch nur logisch, dass er mit über 60, in einem Alter also in dem seine ewige Rolle als jugendlicher Charmeur nun so langsam endgültig nicht mehr tragbar war, seinen Abschied von der Schauspielerei nahm. Eine konsequente Entscheidung, die man auch diversen anderen Hollywoodikonen, die es ebenfalls versäumten ihren Rollentypus mit zunehmendem Alter zu variieren gewünscht hätte...