Re: Der Hitchcock Thread

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Ich möchte diesen älteren Thread mal rauskramen, um die Diskussion um Hitch und seine Filme nochmal etwas anzufachen. Für mich ist Hitch ohne Zweifel einer der größten Filmemacher aller Zeiten und vermutlich auch der einflussreichste aller Zeiten. Gerade auch auf die Bondfilme war sein Einfluss alles andere als unbedeutend und dies nicht nur wegen ziemlich offensichtlich plagiierter Szenen wie dem Hubschrauberangriff in FRWL.

In Kurzform mal meine fünf Lieblingsfilme von Hitch, wobei diese Auswahl aufgrund der nahezu ausnahmslos sagenhaft hohen Qualität seiner Filme auch nur als persönliche Spitze des Eisberges zu verstehen ist.

- Der unsichtbare Dritte: sowas wie die Mutter aller Actionthriller und gerade auch für die Bondfilme in mancherlei Hinsicht ein Vorbild. Die Mischung dieses Filmes macht für mich die Qualität aus: grandiose, ikonenhafte Actionszenen, eine enorm spannende Story, die den Zuschauer mehr als einmal auf falsche Fährten schickt, großartige Dialoge, die nur so vor Witz und Esprit sprühen und natürlich eine phänomenale Besetzung, die bis in die kleinsten Rollen perfekt passt. Für mich persönlich einer der drei besten Filme aller Zeiten!


- Psycho: wenn man überlegt mit welch bewusst geringen Mitteln Hitch diesen Film gedreht hat ist seine jahrzehntelang anhaltende Nachwirkung um so erstaunlicher. Eigentlich lassen sich alle beim unsichtbaren Dritten genannten Punkte auch hier wiederholen (mal abgesehen vom Witz und Esprit der durch unterschwellige Bedrohlichkeit ersetzt wird). Wie Hitch langsam, aber stetig die Schraube anzieht, wie er uns Zuschauer mit dem bewussten Tabubruch der Ermordung der Hauptdarstellerin nach der Hälfte des Films quasi in ein Loch schmeisst, wie er uns Sympathie für den Killer fühlen lässt und uns sogar mit ihm mitfiebern lässt, das ist fantastisch. Nicht wirklich schwächer als der unsichtbare Dritte, nur anders und etwas schwerer geniessbar.

- Vertigo: was ich an diesem Film so liebe ist die Atmosphäre einer längst vergangenen Epoche die hier durchgehend erzeugt wird. Diese sehr angenehme, aber auch leicht verstörende Atmosphäre lässt einem als Zuschauer lange Zeit vergessen, dass man sich mit dem Hauptdarsteller auf einer Reise in den Wahnsinn befindet. Stewart war wohl nie besser als hier, die Besessenheit seiner Figur nimmt in der zweiten Filmhälfte wahrlich beängstigende Züge an. Auch ist Vertigo für mich der Film, der am meisten von der meisterhaften Musik von Bernard Herrman profitiert.

- Immer Ärger mit Harry: obwohl auf den ersten Blick nur eine kleine Fingerübung des Meisters für zwischendurch liebe ich diesen Film ganz besonders aufgrund des herrlich schwarzen Humors, der pointierten Dialoge, der tollen Besetzung, der einrucksvoll eingefangene Herbstatmosphäre oder auch der irrwitzigen Storywendungen. Nie war Leichenschänden so amüsant wie hier.

- Familiengrab: Hitchs letzter mag auf den ersten Blick in einer Top5 merkwürdig erscheinen, aber was ich an diesem Film besonders Schätze ist die Tatsache, dass der Meister hier zum ersten mal nach über 15 Jahren wieder zum Genre des vergnüglichen Thrillers zurückkehrt. Der Film ist einfach stimmig, ich mag die Idee der beiden zunächst unabhängig von einander laufenden Handlungsstränge, die sich am Ende treffen. Der Witz und die Leichtigkeit sind das große Plus des Films genau wie die großartige Besetzung der vier Schlüsselrollen. Vielleicht der Hitchcock, der mir persönlich beim Anschauen am meisten Spass macht.


Abschliessend etwas zum Zerissenen Vorhang: ich habe mir im letzten Jahr den Soundtrack von Bernard Herrman, der letztlich aufgrund Differenzen zwischen ihm und Hitch nicht für den Film verwendet wurde gekauft. Da man beim Hören der Musik ja automatisch auch den Film vorm inneren Auge hat ist es unglaublich, wie unterschiedlich der Film durch die komplett andere Musik wirkt bzw wirken würde. Während die im fertigen Film verwendete Musik von Addison ja eher eine vergnügte und wenig bedrohliche Stimmung vermittelt ist der enorm schwere und düstere Herrman-Score fast ein Gegenentwurf dazu. Ich bin mir absolut sicher, dass der Film mit der Musik von Herrman deutlich besser funktioniert hätte, gerade weil die Bedrohlichkeit der Welt hinter dem eisernen Vorhang und die Gefahr in der sich Newman/Andrews befinden dadurch viel besser rübergebracht worden wäre.
"Ihr bescheisst ja!?" - "Wir? Äh-Äh!" - "Na Na!"

Re: Der Hitchcock Thread

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Schön, Der Unsichtbare Dritte ist mein absoluter Lieblingsfilm.

Zu meinen liebsten Hitch Filmen würde sicherlich noch Das Fenster zum Hof zählen. Hier liebe ich es, wie auf kleinstem Raum eine ganze Welt erzählt wird. Auch liebe ich die atmosphärische Spannung dieser Gewitternacht. Zudem würde der Film auch genauso gut als Stummfilm funktionieren, weil alles was geredet wird eigentlich nur schmückendes Beiwerk ist.
"It's been a long time - and finally, here we are"

Re: Der Hitchcock Thread

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danielcc hat geschrieben:Schön, Der Unsichtbare Dritte ist mein absoluter Lieblingsfilm.

Zu meinen liebsten Hitch Filmen würde sicherlich noch Das Fenster zum Hof zählen. Hier liebe ich es, wie auf kleinstem Raum eine ganze Welt erzählt wird. Auch liebe ich die atmosphärische Spannung dieser Gewitternacht. Zudem würde der Film auch genauso gut als Stummfilm funktionieren, weil alles was geredet wird eigentlich nur schmückendes Beiwerk ist.
Ich mag den Film auch sehr gern. Mag sein, dass der Film auch als Stummfilm funktionieren würde, aber ich finde dass ein Großteil der Qualität des Filmes auch aus den Dialogen stammt. Das Dreieck Stewart-Kelly-Ritter läuft hier ja zu großer Form auf und die bissigen, pointierten und nicht selten auch verletzenden Schlagabtäusche sind für mich mindestens genauso wichtig wie die grandiose visuelle Gestaltung des Films. Was mir am Fenster zum Hof besonders gefällt ist die Künstlichkeit der Szenerie, dieses Theaterhafte, das aber trotzdem merkwürdigerweise eine sehr heimelige und nicht unangenehm auffallende Wirkung erzeugt (anders als zB in Marnie oder Der zerissene Vorhang).

Ich wundere mich immer etwas, welch herausragende Stellung Berüchtigt gemeinhin seinem Oevre zugeschrieben wird (Truffaut wird ja gerade bei diesem Film noch mehr zum Fanboy in seinem Buch als er es ohnehin schon ist). Ich muss ehrlich sagen: für mich rangiert der Film in meiner persönlichen Hitch-Liste im unteren Drittel. Nicht das der Film nicht gut wäre, aber diese Ausnahmestellung die dem Film zugeschrieben wird entzieht sich meiner Wahrnehmung doch ziemlich. Natürlich ist es ein Paradebeispiel für eine Story um ein völlig belangloses McGuffin. Natürlich ist die Chemie zwischen Bergmann und Grant toll. Aber die Story an sich ist mir zu wenig spektakulär, die Charakterentwicklung geht mir teilweise viel zu schnell (gerade der Anfang, der ja die Beziehung der beiden Hauptdarsteller zueinander und die dadurch entstehende Motivation ihres Handelns verdeutlichen soll). Andere Szenen sind mir dann wieder viel zu lange geraten. Wie siehst du den Film? Welche anderen Hitchcock Filme sind deine Favoriten?
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Re: Der Hitchcock Thread

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BErüchtigt leidet darunter, dass er bis heute nicht vernünftig synchronisiert wurde. Es gab ja zuerst die Synchro, die alle Hinweise auf Nazis und Uran (oder was war es doch gleich) entfernte. Die Synchro die es jetzt gibt, finde ich von der Besetzung her ganz furchtbar. Außerdem klingt die ganze Synchro, als habe man einfach alle Hintergrundgeräusche entfernt - sehr dumpf.

Nun ja, ganz verstehen konnte ich auch nicht, warum der Film so gelobt wird insb. von Truffaut. Aber er hat doch ein paar sehr gute Einzelszenen wie den Spannungshöhepunkt im Weinkeller, das Gespräch unter den Nazis, wo einer aussteigen möchte, und dann das ganze Ende.

Ich glaube der Film hat deswegen eine Ausnahmestellung, weil er so viele Hitchcock typische Dinge bietet. Da gibt es den macGuffin, es gibt einen Bösewicht, der eigentlich charismatischer ist als der Protagonist, zudem durch seine bescheidene Art und Gestalt eher unauffällig wirkt, es gibt die dominate Mutterfigur, eine eigentlich Unschuldige wird in eine bedrohliche Situation reingezogen, es geht um Vertrauen und Misstrauen... Darüber hinaus ist die Besetzung von Grant in einer zwilichtigen Rolle doch mutig.

Ich hatte das hier schon geschrieben aber wiederhole es noch mal: so komisch es auch anmutet, aber in gewisser Weise ist Mission Impossible 2 ein Remake von Berüchtigt. Die Figurenkonstellation und einige Szenen sind sogar gleich
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Re: Der Hitchcock Thread

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danielcc hat geschrieben:BErüchtigt leidet darunter, dass er bis heute nicht vernünftig synchronisiert wurde. Es gab ja zuerst die Synchro, die alle Hinweise auf Nazis und Uran (oder was war es doch gleich) entfernte. Die Synchro die es jetzt gibt, finde ich von der Besetzung her ganz furchtbar. Außerdem klingt die ganze Synchro, als habe man einfach alle Hintergrundgeräusche entfernt - sehr dumpf.
Das stimmt, Clausnitzer auf Grant ist schon gewöhnungsbedürftig aber noch einigermaßen ok, aber Wischmann auf Bergmann zu hören ist schon sehr skurril (so ein zartes Wesen wie die Bergmann und dann die Stimme von Ms Piggy, merkwürdig). Es ist leider eine typische TV-Nachsynchro, in der wenig bis kein Wert auf Hintergrundgeräusche und Atmo gelegt wurde, leider kein Einzelfall.
danielcc hat geschrieben:Nun ja, ganz verstehen konnte ich auch nicht, warum der Film so gelobt wird insb. von Truffaut. Aber er hat doch ein paar sehr gute Einzelszenen wie den Spannungshöhepunkt im Weinkeller, das Gespräch unter den Nazis, wo einer aussteigen möchte, und dann das ganze Ende.

Ich glaube der Film hat deswegen eine Ausnahmestellung, weil er so viele Hitchcock typische Dinge bietet. Da gibt es den macGuffin, es gibt einen Bösewicht, der eigentlich charismatischer ist als der Protagonist, zudem durch seine bescheidene Art und Gestalt eher unauffällig wirkt, es gibt die dominate Mutterfigur, eine eigentlich Unschuldige wird in eine bedrohliche Situation reingezogen, es geht um Vertrauen und Misstrauen... Darüber hinaus ist die Besetzung von Grant in einer zwilichtigen Rolle doch mutig.
Was die Besetzung von Grant angeht: da empfand ich seine Rolle in Verdacht deutlich ambivalenter. Klar, seine Figur steht vor dem Zwiespalt: Pflicht oder Liebe und dass lässt ihn mitte des Films ja auch einige unpopuläre Entscheidungen treffen. Aber zum Ende ist er ja dann wieder die klassische Heldenfigur (was er in Verdacht ja nicht war, da man trotz des aufgesetzten Happy Ends als Zuschauer ja mit dem Gefühl rausgeht: leere Sprüche, der Hallodri ändert sich ja doch nicht).

Das der Film einzelne großartige Szenen hat stimmt natürlich, aber trotzdem finde ich holpert er als Ganzes ganz schön. Der Sprung zu Beginn von der Rekrutierung der besoffenen Bergmann hin zum Einsatz in Südamerika geht mir einfach zu schnell. Und dann ziehen sich die Dialoge um Pflicht und Liebe doch ganz gewaltig. Die Szenen die du nanntest würde ich auch als die Highlights ansehen, gerade die Party- und Weinkellerszene sind was Spannungsaufbau und Kamera- und Schnittarbeit angeht geradezu eine Blaupause für Hitchcocks Arbeit. Aber ansonsten ist da nicht viel was mich wirklich begeistert.
danielcc hat geschrieben:Ich hatte das hier schon geschrieben aber wiederhole es noch mal: so komisch es auch anmutet, aber in gewisser Weise ist Mission Impossible 2 ein Remake von Berüchtigt. Die Figurenkonstellation und einige Szenen sind sogar gleich
Ein interessanter Vergleich, auf die Idee bin ich noch nie gekommen. Aber stimmt, einige Aspekte sind doch auffallend ähnlich! Unter anderem auch, dass ich beide Filme nicht wirklich gelungen halte, wobei Berüchtigt unterm Strich trotzdem der erheblich bessere Film ist.

Mir fällt immer wieder auf, dass ich seltsamerweise die Filme aus Hitchcocks gemeinhin am meisten kritisierten Phase (Marnie-Topas) vielen hoch gelobten Filmen der 30er und 40er (zB Berüchtigt oder Im Schatten des Zweifels) vorziehe. Ich glaube nicht, dass das mit der Tatsache zu tun hat, dass die Filme aus den 60ern moderner sind und daher besser wirken, denn es gibt auch aus den 30ern und 40ern einige Hitchcock-Filme, die ich sehr bewundere. Zugegeben ein Film wie Topas hat nicht wenige Schwächen, aber den Unterhaltungswert finde ich nach wievor enorm hoch. Bei einem zweifellos aus rein künstlerischen Sicht wesentlich höherwertigem Film wie Im Schatten des Zweifels fehlt mir trotz aller Spannung und Mehrdeutigkeit dieser Unterhaltungswert ein bisschen. Seltsamerweise mag ich aber einen Film wie Ich beichte wiederum sehr gern, obwohl dieser stilistisch und thematisch Im Schatten des Zweifels ja nicht unähnlich ist.
Wie empfindest du Marnie, Zerrissener Vorhang und Topas?
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Re: Der Hitchcock Thread

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Ich liebe die letzten drei genannten Filme bis heute nicht gesehen :-)
Ich weiß, das ist oberflächlich aber mir sind die einfach zu modern und es fehlen mit die typischen Hitchcock Darsteller.

Das absurde an der TV Synchro von Berüchtigt ist auch, dass hier Willie Tanner auf Raquel Ochmonek (beide aus "Alf") trifft. Das macht es für mich so absurd, dass ich den Film aufgrund dessen kaum ernst nehmen kann...

Ich habe irgendwann mal 39 Stufen und Eine Dame verschwindet gesehen. Beide sehr unterhaltsam. Hat mich damals überrascht, dass so alte Filme so unterhaltsam sein können. Beide Filme sind ja auch in gewisser Weise Vorbild für unzählige spätere Filme gewesen...
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Re: Der Hitchcock Thread

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danielcc hat geschrieben:Ich liebe die letzten drei genannten Filme bis heute nicht gesehen :-)
Ich weiß, das ist oberflächlich aber mir sind die einfach zu modern und es fehlen mit die typischen Hitchcock Darsteller.
Ach Gott, was heisst oberflächlich. Man braucht ja auch nicht alles gesehen zu haben. Wobei mich zumindest wundert, dass du Marnie trotz Connery zu seiner Bondblütezeit nicht gesehen hast. Es ist in jedem Fall Filme aus einer sehr spannenden Phase aus Hitchs Karriere. Marnie ist ja sowas wie die Fortführung der Linie aus Vertigo, Psycho und den Vögeln, in denen er sich ja eigentlich so ziemlich allen Konventionen und Erwartungen entzogen hat und trotzdem (zumindest bei Psycho und Vögel) sehr erfolgreich war. Die Strähne riss bei Marnie, den ich persönlich nicht wirklich schlechter als Die Vögel finde. Der Zerrissene Vorhang und Topas sind in sofern interessant, da Hitch hier offensichtlich um zum gewohnten Erfolg zurückzukehren wieder mehrere Schritte in Richtung Mainstream machte. Unter anderem deshalb ja auch das Zugeständnis der Besetzung von teuren Stars wie Newman oder Andrews und eben (leider) auch Hitchs Wunsch nach einem kommerzielleren Soundtrack, der letztlich zum Bruch mit seinem kongenialen Partner Herrman führte. Der Film, wie auch Topas, hat aber trotzdem immer noch jede Menge Qualität und typische Hitchcocksche Elemente, allein der Erfolg blieb ihnen wie auch der Zuspruch von Kritikerseite verwehrt.

Topas ist für mich als Bondfan auch deshalb recht interessant, da wir neben dem Bondgirl Karin Dor hier mit Frederick Stafford auch einen Quasi-Connery-Ersatz in der Hauptrolle haben, der nicht umsonst ja auch in den französischen 007-Plagiaten OSS117 die Hauptrolle spielte.

Hast du dich dann auch Frenzy und Familiengrab aus den gleich Gründen verweigert?
danielcc hat geschrieben:Das absurde an der TV Synchro von Berüchtigt ist auch, dass hier Willie Tanner auf Raquel Ochmonek (beide aus "Alf") trifft. Das macht es für mich so absurd, dass ich den Film aufgrund dessen kaum ernst nehmen kann...
Absurd ist das keinesfalls, da kann man mal sehen wie tief sich manche Stimmen mit einzelnen Charakteren verbinden. Ich dachte bei der Bergmann auch gleich an Miss Piggy, dadurch war für mich das Ganze auch nur schwer erträglich. Viele Leute verbinden die Stimme von Clausnitzer seltsamerweise eher mit Willie Tanner als mit Roger Moore, was ich aufgrund der Popularität der Bondfilme etwas überraschend finde. Denn rein typmäßig ist der Sprung von Moore zu Grant ja so weit jetzt nicht, von Tanner auf Grant aber natürlich schon.

Erstaunlich finde ich auch jedes Mal, wie Erik Odes Synchro Cary Grant im Unsichtbaren Dritten verändert. Verglichen mit Filmen wie Über den Dächern von Nizza oder Charade mit der gewohnten Synchro von Grant durch Ackermann kommt komplett anders rüber. Viel weniger überlegen und gewandt, viel mehr wie ein Durchschnittstyp. Wobei ich das nicht mal als negativ empfinde, ich kenn den Film halt nicht anders.
danielcc hat geschrieben: Ich habe irgendwann mal 39 Stufen und Eine Dame verschwindet gesehen. Beide sehr unterhaltsam. Hat mich damals überrascht, dass so alte Filme so unterhaltsam sein können. Beide Filme sind ja auch in gewisser Weise Vorbild für unzählige spätere Filme gewesen...
Finde ich auch, wobei beide Filme natürlich auch reine Unterhaltungsfilme darstellen und trotz des bei Hitch permanent wiederkehrenden Motivs des zu unrecht Beschuldigten hier weit weniger dunkle Untertöne zu finden sind wie jetzt zB in Berüchtigt.

Trotz einiger Ausnahmen in den 30ern und 40ern finden sich meine Lieblingshitchcock-Filme alle zwischen 1948 und 1976. Und die Topfilme davon zwischen 1953 und 1960 (mit Ausnahme von Familiengrab), was jetzt aber wohl weniger überraschend sein dürfte.
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Re: Der Hitchcock Thread

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Upps, sorry: Marnie habe ich in der Tat gesehen und auch gemocht. Der hat etwas wirklich Bedrohliches und ist am Ende ein richtiger Psycho-Thriller, den man aber nachvollziehen kann.

Nicht gesehen habe ich die letzten vier seiner Filme also Familiengrab, Frenzy, Der Zerrissene Vorhang und Topaz. Zudem den ein oder anderen Film zwischendurch.

Die Vögel mag ich auch sehr, wobei der schon sehr ungewöhnlich ist - vor allem mit der fehlenden Auflösung. Bis heute finde ich die technische Umsetzung Klasse und die Art wie hier peu à peu das Grauen in die Kleinstadt einbricht ist genial. Was ich immer in Filmen liebe ist dieses klassische Horrot-Motiv, wo sich am Ende alle in der verbarikadierten Wohnung befinden, und die Angriffe werden immer intensiver (vergleiche Nacht der Lebenden Toten, I Am Legend, Spielbergs Krieg der Welten usw.)

Für mich ist Clausnitzer leider auch mehr Willie Tanner als Bond, weswegen ich Roger Moore auch immer ein Stück weniger ernst nehmen konnte.
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Re: Der Hitchcock Thread

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danielcc hat geschrieben:Upps, sorry: Marnie habe ich in der Tat gesehen und auch gemocht. Der hat etwas wirklich Bedrohliches und ist am Ende ein richtiger Psycho-Thriller, den man aber nachvollziehen kann.
Besonders bemerkenswert finde ich die Connery-Figur, die ja nun alles andere als der klassisches Held ist. Er nötigt und erpresst eine Diebin, vergewaltigt sie auf dem Höhepunkt dann sogar noch und hat eigentlich nichts anderes im Sinn als seine eigenen Wünsche und Interessen. Das er ihr am Ende dann doch noch dazu verhilft sich ihrer Vergangenheit zu stellen ist ja auch nicht ganz selbstlos.
danielcc hat geschrieben: Nicht gesehen habe ich die letzten vier seiner Filme also Familiengrab, Frenzy, Der Zerrissene Vorhang und Topaz. Zudem den ein oder anderen Film zwischendurch.
Dann mach ich noch mal ein bisschen Werbung dafür: Frenzy ist wirklich sehr empfehlenswert, da es Hitch wieder meisterlich gelingt tief schwarzen Humor mit schockierender Gewalt zu paaren. Wenn man so will sowas wie ein Zwitter aus Psycho und Immer Ärger mit Harry. Familiengrab steht ganz klar in der Tradition vom Unsichtbaren Dritten, ein ungemein leichtfüssiger und pointierter Thriller mit einigen unerwarteten Wendungen. Zumindest die beiden solltest du als Hitchfan noch mal in Erwägung ziehen.
danielcc hat geschrieben:Die Vögel mag ich auch sehr, wobei der schon sehr ungewöhnlich ist - vor allem mit der fehlenden Auflösung. Bis heute finde ich die technische Umsetzung Klasse und die Art wie hier peu à peu das Grauen in die Kleinstadt einbricht ist genial. Was ich immer in Filmen liebe ist dieses klassische Horrot-Motiv, wo sich am Ende alle in der verbarikadierten Wohnung befinden, und die Angriffe werden immer intensiver (vergleiche Nacht der Lebenden Toten, I Am Legend, Spielbergs Krieg der Welten usw.)
Was mir an den Vögeln besonders gefällt ist wie Hitch den äusseren Konflikt mit den Vögeln und die inneren Konflikte zwischen Mutter-Sohn bzw Mutter-Melanie miteinander verknüpft. Erst als die „gefährliche“ Schwiegertochter in Spe am Ende nach dem Vogelangriff hilflos ist kann die Mutter eine Beziehung zu ihr aufbauen. Gerade diese auf zwei Ebenen nebeneinander laufenden Handlungen machen Hitchs Filme der 50er und 60er für mich so gut.

Finde ich gut, dass du Nacht der Leben den Toten erwähnt hast. Ich liebe diesen Film auch sehr, mich hat er auch immer von der Machart und natürlich auch durch die groben schwarzweiss Bilder etwas an Psycho erinnert. Noch grandioser, gerade auch im Hinblick auf die von dir genannte Belagerungs-thematik finde ich den Nachfolger Dawn of the Dead (also natürlich das Romero-Original, nicht diese unnötige Neuverfilmung).

danielcc hat geschrieben:Für mich ist Clausnitzer leider auch mehr Willie Tanner als Bond, weswegen ich Roger Moore auch immer ein Stück weniger ernst nehmen konnte.
Liegt wohl am Erstkontakt, denn ich hatte umgekehrt nie dieses Problem da ich etliche Jahre lang bevor Alf anlief Moore und Clausnitzer bereits untrennbar miteinander verband. (Das ist einer der Kombis, wo ich wirklich niemanden anderen hören möchte. ok, mit Ausnahme von Die Zwei). Allerdings muss man Clausnitzer zu gute halten, dass er den Willie Tanner ja schon etwas anders spricht als Moore (oder auch Grant).
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Re: Der Hitchcock Thread

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Zwei habe ich noch:

Bei Anruf Mord. Zwar kein Meisterwerk sondern eher eine Routinearbeit aber ein ungemein unterhaltsamer Krimi im Kammervormat. Habe dazu eine besondere Beziehung, weil ich das entsprechende Theaterstück mal inszeniert habe.

Rope-Cocktail für eine Leiche: Auch eher ein Experimentierstück aber mit präzisen Dialogen und eine wie ich finde, tollen Finale. Mal ganz ohne Wenepunkte, Shockeffekte oder sonstwas
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Re: Der Hitchcock Thread

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danielcc hat geschrieben:Zwei habe ich noch:

Bei Anruf Mord. Zwar kein Meisterwerk sondern eher eine Routinearbeit aber ein ungemein unterhaltsamer Krimi im Kammervormat.
Rope-Cocktail für eine Leiche: Auch eher ein Experimentierstück aber mit präzisen Dialogen und eine wie ich finde, tollen Finale. Mal ganz ohne Wenepunkte, Shockeffekte oder sonstwas
Ich mag auch beide, Cocktail für eine Leiche etwas mehr als Bei Anruf Mord. Wobei ersterer ja nicht ganz ohne Schockeffekte ist, die Strangulierung gleich zu Beginn ist ja schon recht explizit. Ich mag das Spiel mit der Leiche in der Kommode, man kann sich zwar denken dass während der Party da eh niemand reinschauen wird, fiebert aber trotzdem die ganze Zeit mit. Wobei man bei Hitch sich ja bei so Sachen eh nie sicher sein kann.

Nicht unerwähnt bleiben sollten auch Rebecca, bei dem mir die beängstigende Atmo besonders gut gefällt, das Haus spielt ja quasi eine der Hauptrollen. Natürlich auch Der Mann der zuviel wusste (Remake), der schön mit dem Thema „Fremder in einem fremden Land“ spielt und Herrmans großartige Musik toll in die Handlung integriert. Ach es gibt so viele gute Filme von Hitch! Allein schon was er von 1953-1960 gedreht hat würde für seine Ausnahmestellung aureichen, aber es gibt darüber hinaus ja noch so viel mehr!
danielcc hat geschrieben:Habe dazu eine besondere Beziehung, weil ich das entsprechende Theaterstück mal inszeniert habe.
Machst du das beruflich oder hobbymäßig?
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Re: Der Hitchcock Thread

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Hobby während und nach der Schulzeit. In dem Fall nach meiner Schulzeit. Ist aber schon ein paar Jahre her. Hat aber sehr viel Spaß gemacht, wobei es irrsinnige Monologe gibt für den Protagonisten. In der Szene wo er den Mörder anwirbt, redet er seitenweise alleine...
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