Das ist ganz schwer und wechselt auch ständig. Gerade weil ich jeden Bondfilm bestimmt über 20 Mal gesehen habe (soll keine Angeberei sein, sondern nur mein Dilemma plausibler machen), hängt es von meiner Stimmung ab, welchen ich gerade favorisiere.
Gleich vorweggeschickt: Ich mag alle Bondfilme, jeder hat seine ganz bestimmten Schwächen und Stärken. Lediglich "Man lebt nur zweimal" , "GoldenEye" und "Der Mann mit dem goldenen Colt" (ich hasse diese Filmabkürzungen mit den Anfangsbuchstaben!) fallen etwas deutlicher gegenüber dem Rest ab. Ich kann also die drei Schwächsten identifizieren!
Meine (derzeitigen) drei Favoriten sind "Liebesgrüsse aus Moskau", "In tödlicher Mission" und "Der Hauch des Todes".
Ersterer ist für mich klar der beste Film der "Ur-Bonds" mit Sean Connery. Und auch fast immer meine aktuelle Nr. 1 aller Bonds. Deshalb werde ich hier versuchen, die Vorzüge (natürlich rein subjektiv) dieses Flms herauszustellen:
Connery gibt neben Goldfinger seine mit Abstand beste Leistung. Dass er ab 1965 (Thunderball) keine so rechte Lust mehr auf die Rolle hatte - wie er ja häufig selbst betont (hat) -, merkt man leider auch seiner Darstellung an (v.a. in "Feuerball" und "Man lebt nur zweimal").
In "Russia" dagegen sprüht er vor Spielfreude, ist sehr ironisch, selbstbewusst und überaus dynamisch. Er geht m.E. voll in der Rolle auf.
Die Story ist spannungsgeladen, verwinkelt und von einer gewissen Brisanz (Kalter Krieg in den 60er Jahren). Der Film verliert nie an Fahrt, ohne ständig pausenlose Krawummactionszenen zu brauchen wie beispielsweise "Der Morgen stirbt nie" oder auch "Moonraker".
Hier läuft ein Spionagethriller allererster Güte ab, dessen Action und v.a. auch Schauplätze kein Selbstzweck oder Effekthascherei sind (hier besonders negativ wieder "Moonraker").
Tatjana Romanova ist ein Klasse-Bondgirl, auf ihre etwas unterkühlte Art sehr sexy aber auch etwas undurchsichtig (hält sie zu Bond oder "Mütterchen Russland"?). Ihre erste Begegnung mit Bond im Hotel ist ein Klassiker. Die beste "Einführung" eines Bondgirls.
Grant ist der beste Henchman der ganzen Serie: intelligent, brutal, äußerst effizient und bedrohlich (im Gegensatz zu Witzfiguren wie "Jaws" oder auch "Baron Samedi").
Der Kampf im Zug mit dem vorgelagerten Rededuell gehört für mich bis heute zu den besten Szenen der gesamten Reihe. Super choreographiert und geschnitten, mit einem sichtlich mitgenommenem Bond am Ende.
Das Drehen an Originalschauplätzen lässt den Film sehr authentisch wirken (die große Schwäche aller Brosnan-Bonds, scheinbar ist das heute zu teuer!). V.a. Istanbul und hier die Hagia Sophia wirken hier besonders.
Die Pre-Title Sequenz ist simpel, aber sehr überraschend, vermittelt gekonnt den bedrohlichen Unterton des Films und lässt den Zuschauer einigermaßen ratlos zurück! Wer trainiert hier warum die Ermordung Bonds? Stark!
Q taucht das erste Mal auf (wenn auch noch ohne die Frotzeleien) und führt das erste Gadget ein. Die Szenen mit M und Moneypenny sind nur in Goldfinger noch besser.
Lotte Lenya ist superb als Klebb, aber etwas zu selten zu sehen. Das Fehlen eines echten Villain ist der einzige Kritikpunkt, den man anbringen könnte.
Kurz: Ein Film für die Ewigkeit und für mich DER KLASSIKER.
Puh, das war jetzt aber lang. Ich möchte hier keinen langweilen und werde deshalb später oder an anderer Stelle auf meine beiden nächsten Favoriten "In tödlicher Mission" (der klar beste Moore-Bond) und "Der Hauch des Todes" eingehen ("trotz" Dalton ein Spitzenfilm!).