Es taucht ja immer wieder die Frage auf, warum Blofeld Bond nicht erkennt in OHMSS. Dazu tauchen dann Antworten auf wie ''OHMSS spielt laut den Fleming-Romanen vor YOLT'', ''eigentlich war für OHMSS eine Gesichtsoperation'' bei Bond geplant, ''zwischen den Filmen besteht keine Chronologie'' usw.
Wenn ich mir OHMSS genauer anschaue, kann aber eigentlich nichts die Frage befriedigend lösen. In der M-Szene wird gesagt, dass Bond schon zwei Jahre hatte, um Blofeld zu fassen usw. Insgesamt würde ich jetzt daraus den Schluss ziehen, dass Blofeld und Bond sich sehr wohl schon kennen.
Um dann mal die oben genannten Theorien durchzugehen:
1. OHMSS spielt vor YOLT: Hilft nicht weiter, wenn Blofeld und Bond sich, völlig unabhängig von YOLT, bereits kennen (davon abgesehen würde sich Blofeld sonst wohl kaum in YOLT vorstellen mit "Mein Name ist Ernst Stavro Blofeld". Das wirkt so, dass sich die beiden noch nicht kennen)
2. Keine Chronogie: Kann sein, hilft aber bei dieser Frage auch nicht wirklich weiter, wenn die M-Szene impliziert, dass Bond und Blofeld sich jedenfalls schon mal begegnet sind
2. Gesichtsoperation: Das ist bald das plausibelste. Aber dann soll man das doch bitte auch zeigen.
Aber vielleicht wurde Bond auch auf Blofeld angesetzt, ohne dann die sich schon mal begegnet sind. So wirkt die M-Szene auf mich aber nicht. Aus der M-Szene aus OHMSS würde ich jedenfalls schließen, dass Bond und Blofeld sich kennen.
Zuletzt geändert von Henrik am 1. August 2022 09:35, insgesamt 2-mal geändert.
Denke die Antwort zu jeder Art von Kontinuitätsfrage bei Bond wurde hier und überall schon x mal gegeben:
Es interessiert einfach nicht.
Oder positiver formuliert: Jeder Film baut sich eine eigene Kontinuität zusammen oder auch gar keine, ganz so wie es für den jeweiligen Film passt.
In Bezug auf deine Argumentation würde ich anmerken, dass M ja andeutet, dass der OHMSS Bond seinen Ziel nie nahe gekommen ist - ergo, kennt der OHMMS Bond den Blofeld wohl tatsächlich nicht persönlich
"It's been a long time - and finally, here we are"
Man weiß doch, dass sich am Bond in OHMSS irgendwas geändert haben muss: Vorher sah er aus wie Sean Connery, und da sah er plötzlich aus wie ein australisches Model. Kein Wunder, dass Blofeld ihn nicht erkennt .
Obwohl Bond Blofeld ja angesichts dessen Darstellerwechsels ja auch nicht erkennen dürfte... Tja, Bond ist wohl einfach schlauer als der olle Ernst.
"East, West, just points of the compass, each as stupid as the other."
(Joseph Wiseman in Dr. No)
Um Chronologie ging es mir auch gar nicht (blöd allerdings, dass die Gadgets in Bond Büro Bezüge zu den Vorgängerfilmen herstelllen, aber den sollte man nicht allzu viel Bedeutung beimessen). Ich bin nur darüber gestolpert, dass es in OHMSS ja selbst Anspielungen gibt, die vermuten lassen, dass Blofeld und Bond sich kennen.
Aber es kann natürlich sein, dass der Dialog zwischen Bond und M in Ms Büro in OHMSS keineswegs so gemeint ist, wie ich ihn gedeutet hatte.
Zuletzt geändert von Henrik am 1. August 2022 09:34, insgesamt 3-mal geändert.
So kann man das wohl auch auslegen (wenn ich heute nochmals darüber nachdenke, ist das wohl wirklich plausibler).
Jedenfalls gehört Blofeld in OHMSS zu den wenigen Bösewichten, hinter denen Bond schon vor Filmbeginn her ist. Völlig für sich betrachtet ist das wohl einmalig in der Reihe.
Ansonsten fällt mir nur noch der DAF-Blofeld ein, aber der kennt Bond wohl tatsächlich schon persönlich (siehe die PTS, aber selbst wenn das nur ein Doppelgänger war, erkennt man später in Las Vegas, dass Bond und Blofeld sich schon kennen).
Und Bond und 006, sowie Brofeld kennen sich auch schon persönlich.
00T hat geschrieben: 31. Juli 2022 16:58
Man weiß doch, dass sich am Bond in OHMSS irgendwas geändert haben muss: Vorher sah er aus wie Sean Connery, und da sah er plötzlich aus wie ein australisches Model. Kein Wunder, dass Blofeld ihn nicht erkennt .
Obwohl Bond Blofeld ja angesichts dessen Darstellerwechsels ja auch nicht erkennen dürfte... Tja, Bond ist wohl einfach schlauer als der olle Ernst.
Spannend wäre es gewesen, wie der Film wohl mit Connery (und Pleasance) geworden wäre...
Aber auch Savalas möchte ich nicht verzichten.
Aber im Ernst, ohne Austausch der beiden Darsteller nach YOLT und damit direkte Verweisen auf YOLT wäre es wohl für mich als Zuschauer tatsächlich etwas verwirrend gewesen, dass Blofeld Bond nicht erkennt. Selbst wenn man versucht, den Gedanken der Chronologie so gut wie möglich auszublenden. Aber vielleicht wäre OHMSS mit Connery auch völlig anders geworden als der bekannte Film mit Lazenby.
OHMSS mit Sean Connery ist meiner Ansicht nach genauso undenkbar, wie QoS mit Roger Moore. Ich wage zu behaupten, dass der Film von vorne herein für eine ganz andere Herangehensweise an die Rolle zugeschnitten wurde. Gerade weil klar war, dass für Connery nach YOLT und dem Disput mit Broccoli Schluss sein würde, ist man bei EON diesen Weg gegangen.
Die Romanze zwischen Bond und Tracy hätte mit dem supermännlichen, sichtlich gealterten aber in Kontakt mit Frauen stets raubtierhaften Connery einfach nicht funktioniert. Dafür hätte er sein gesamtes Repertoire neu ausrichten müssen.
Außerdem, aber das ist Ansichtssache, bewegt sich Lazenby meines Erachtens deutlich dynamischer als sein Vorgänger, vor allem in den Kämpfen, was nicht allein auf den für damalige Verhältnisse rasanten Glenschen Schnitt zurückgeht, sondern auf Lazenbys halsbrecherischen Stil.
"Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert." "Doch wer sich bückt nach dem schmalen Taler, verpasst das große Bündel."
craigistheman hat geschrieben: 1. August 2022 11:25
OHMSS mit Sean Connery ist meiner Ansicht nach genauso undenkbar, wie QoS mit Roger Moore. Ich wage zu behaupten, dass der Film von vorne herein für eine ganz andere Herangehensweise an die Rolle zugeschnitten wurde. Gerade weil klar war, dass für Connery nach YOLT und dem Disput mit Broccoli Schluss sein würde, ist man bei EON diesen Weg gegangen.
Dazu passt nur nicht, dass man a) bewusst ein optisches Connery-Imitat für die Rolle besetzte, b) der gesamte Plot auf einem Fleming-Buch basiert und die Rolle außerhalb der Liebespassagen immer noch eindeutig der Connery-Bond sein soll (es also gar nicht wirklich eine "ganz andere Herangehensweise" war und c) OHMSS meines Wissens schon vorher verfilmt werden sollte, nämlich als vierter Teil der Reihe, man aber durch den Rechtsstreit mit McClory TB vorzog.
craigistheman hat geschrieben: 1. August 2022 11:25
Die Romanze zwischen Bond und Tracy hätte mit dem supermännlichen, sichtlich gealterten aber in Kontakt mit Frauen stets raubtierhaften Connery einfach nicht funktioniert. Dafür hätte er sein gesamtes Repertoire neu ausrichten müssen.
Schöne These, nur ist Bond nie aggressiver in seinem Sexualverhalten gewesen als mit seinem Dauergevögel auf Piz Gloria. Genau in dieser sehr langen Passage, in der Tracy übrigens komplett vergessen wird, bummst Bond sich die Seele aus dem Leib und legt einen ganzen Harem von Frauen flach – einzig zu seinem privaten Vergnügen, denn so richtig etwas in Erfahrung bringen tut er dadurch ja nun wirklich nicht. Und die Romanze zwischen Bond und Tracy beruht in der ersten Stunde des Films daraus, dass er die Tochter eines Gangsters im Sturm erobern soll, um Informationen über seinen Erzfeind in Erfahrung zu bringen. Danach kommt eine Kitsch-Montage und genau eine tatsächlich gefühlvoll angelegte Szene in der Scheune. Die drei Minuten hätte Connerys Bond überlebt, ohne das Uns Sean "sein gesamtes Repertoire neu ausrichten" hätte müssen.
OHMSS wäre mit Sean Connery aber in der Tat ein anderer Film geworden – ein deutlich besserer, denn dann hätten wir einen talentierten Schauspieler in der Rolle gehabt, und keinen Amateur, dessen Leistung auch wie die eines Amateurs ausschaut (nicht umsonst ließ EON ihn lieber für 45 Minuten durch einen Profi synchronisieren, damit es nicht zu schlimm wird – genutzt hat es wenig, eine solche Fehlbesetzung erlaubte sich die Reihe Gott sei Dank nie wieder).
Ich finde auch, dass der Schritt von YOLT zu OHMSS "gefühlstechnisch" gar nicht so groß für Connery gewesen wäre. Im Prinzip nimmt die Beziehung zu Aki doch schon einiges von dem vorweg, was dann in OHMSS zur "full blown romance" ausgebaut wird. Connery und Rigg, das wäre sicherlich eine sehr schöne Kombination geworden.
Absolut, ich kann mir das auch sehr gut vorstellen. Die Idee, Connery habe Bond als gefühlskalten harten Hund gespielt, der im Umgang mit Frauen keinerlei Emotionen oder überhaupt Regungen zeigte, ist eine Vorstellung in den Köpfen vieler Fans und Zuschauer, die die Filme selbst so nicht hergeben. Ich hätte einen erfahrenen professionellen Schauspieler wie Sean Connery (oder die mal angedachten Roger Moore, Timothy Dalton oder Adam West) gegenüber dem amateurhaften George Lazenby zu jeder Sekunde vorgezogen. Er ist und bleibt die größte Schwachstelle des Films und verleidet mir OHMSS mit seinem Spiel so arg, dass ich ihn nur noch auf Deutsch anschauen kann, um dort wenigstens GGH beim Bondsein zuzuhören.
Casino Hille hat geschrieben: 1. August 2022 11:47
craigistheman hat geschrieben: 1. August 2022 11:25
OHMSS mit Sean Connery ist meiner Ansicht nach genauso undenkbar, wie QoS mit Roger Moore. Ich wage zu behaupten, dass der Film von vorne herein für eine ganz andere Herangehensweise an die Rolle zugeschnitten wurde. Gerade weil klar war, dass für Connery nach YOLT und dem Disput mit Broccoli Schluss sein würde, ist man bei EON diesen Weg gegangen.
Dazu passt nur nicht, dass man a) bewusst ein optisches Connery-Imitat für die Rolle besetzte, b) der gesamte Plot auf einem Fleming-Buch basiert und die Rolle außerhalb der Liebespassagen immer noch eindeutig der Connery-Bond sein soll (es also gar nicht wirklich eine "ganz andere Herangehensweise" war und c) OHMSS meines Wissens schon vorher verfilmt werden sollte, nämlich als vierter Teil der Reihe, man aber durch den Rechtsstreit mit McClory TB vorzog.
craigistheman hat geschrieben: 1. August 2022 11:25
Die Romanze zwischen Bond und Tracy hätte mit dem supermännlichen, sichtlich gealterten aber in Kontakt mit Frauen stets raubtierhaften Connery einfach nicht funktioniert. Dafür hätte er sein gesamtes Repertoire neu ausrichten müssen.
Schöne These, nur ist Bond nie aggressiver in seinem Sexualverhalten gewesen als mit seinem Dauergevögel auf Piz Gloria. Genau in dieser sehr langen Passage, in der Tracy übrigens komplett vergessen wird, bummst Bond sich die Seele aus dem Leib und legt einen ganzen Harem von Frauen flach – einzig zu seinem privaten Vergnügen, denn so richtig etwas in Erfahrung bringen tut er dadurch ja nun wirklich nicht. Und die Romanze zwischen Bond und Tracy beruht in der ersten Stunde des Films daraus, dass er die Tochter eines Gangsters im Sturm erobern soll, um Informationen über seinen Erzfeind in Erfahrung zu bringen. Danach kommt eine Kitsch-Montage und genau eine tatsächlich gefühlvoll angelegte Szene in der Scheune. Die drei Minuten hätte Connerys Bond überlebt, ohne das Uns Sean "sein gesamtes Repertoire neu ausrichten" hätte müssen.
OHMSS wäre mit Sean Connery aber in der Tat ein anderer Film geworden – ein deutlich besserer, denn dann hätten wir einen talentierten Schauspieler in der Rolle gehabt, und keinen Amateur, dessen Leistung auch wie die eines Amateurs ausschaut (nicht umsonst ließ EON ihn lieber für 45 Minuten durch einen Profi synchronisieren, damit es nicht zu schlimm wird – genutzt hat es wenig, eine solche Fehlbesetzung erlaubte sich die Reihe Gott sei Dank nie wieder).
Ich habe nur darauf gewartet, dass du dich zu Wort meldest .
Bis auf die Haarfarbe und die Frisur, aber das ist eher der zeitlichen Mode geschuldet, sehe ich keine Ähnlichkeit zu Connery. Auch nicht vom Typ her, ist Lazenby doch sehr viel schmächtiger und weniger behaart als sein Vorgänger. Lazenby wird hier auch ganz anders eingekleidet, und zwar vom Smoking, über den Skianzug bis hin zur Golfer-Kluft. Halstücher und Rüschen sind zwar nicht jedermans Geschmack, nur Connery wirst du todsicher nicht darin sehen. Lazenby kann das als dandyhafter Dressman, der er ja auch tatsächlich ist, halt tragen - meiner höchst subjektiven Empfindung nach. Von einem Imitat kann ich beim besten Willen nichts auf der Leinwand erkennen.
In Bezug auf Connerys Raubtierhaftigkeit meinte ich weniger Aggressivität oder koitale Frequenz, sondern eher die Art der Interaktion. So erscheint mir Lazenby diesbezüglich deutlich lässiger, humorvoller aber gleichzeitig auch more sophisitcated mit dem anderen Geschlecht umzugehen. In den entscheidenden Momenten mit Tracy zeigt er sich jedoch auch verletzlich und durchaus empathisch. Diese Form der Empathie sehen wir bei Connery höchstens im Zusammenspiel mit der tollen Claudine Auger in TB. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die überdreht verkitschte Romanze zwischen Bond und Tracy mit Connery als gestandener Bond mittleren Alters (vom optischen her, nicht vom tatsächlichen Alter Connerys) funktioniert hätte.
Connerys Bond ist weitaus geerderter angelegt als Lazenbys Dandy-Nummer, die gewissermaßen das, was dann kleidungstechnisch in der Moore-Ära von Statten geht, vorwegnimmt. Connery spielt seinen Bond als aufgestiegenen Underdog, der diese ganze Glamour-Welt aber auch irgendwo verachtet und persifliert. Anders Lazenby, der in OHMSS Bond vor allem von seiner verschwenderischen Lebemann-Seite zeigt, ohne den Gefahr-Faktor außer Acht zu lassen.
Zuletzt geändert von craigistheman am 1. August 2022 15:09, insgesamt 1-mal geändert.
"Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert." "Doch wer sich bückt nach dem schmalen Taler, verpasst das große Bündel."
Casino Hille hat geschrieben: 1. August 2022 11:47
OHMSS wäre mit Sean Connery aber in der Tat ein anderer Film geworden – ein deutlich besserer
Deutlich besser? Bei mir ist OHMSS sowieso ein klarer 10/10-Film und steht auf Platz 2.
Ich finde die Vorstellung eines OHMSS mit Connery auch etwas schwierig, gerade was die Story mit Tracy angeht. Was die von Hille angesprochenen Szenen auf Piz Gloria angeht, wo Bond eine Frau nach der anderen vergewaltigt , kann ich mir mit Connery schon eher vorstellen.
Was etwa die Szenen mit Tracy mit 'We have all the time in the world' angeht, da fällt es mir erst einmal schwer, mir Connery in dem Part vorzustellen. In der Szene sieht man von Lazenby zwar wenig, aber zu wissen, dass dort der aus den ersten fünf Filmen bekannte Schauspieler steht, das fällt mir doch erst einmal schwer.
Wer von beiden der bessere Schauspieler ist, sollte wohl klar sein.
craigistheman hat geschrieben: 1. August 2022 15:02
In Bezug auf Connerys Raubtierhaftigkeit meinte ich weniger Aggressivität oder koitale Frequenz, sondern eher die Art der Interaktion. So erscheint mir Lazenby diesbezüglich deutlich lässiger, humorvoller aber gleichzeitig auch more sophisitcated mit dem anderen Geschlecht umzugehen. In den entscheidenden Momenten mit Tracy zeigt er sich jedoch auch verletzlich und durchaus empathisch. Diese Form der Empathie sehen wir bei Connery höchstens im Zusammenspiel mit der tollen Claudine Auger in TB. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die überdreht verkitschte Romanze zwischen Bond und Tracy mit Connery als gestandener Bond mittleren Alters (vom optischen her) funktioniert hätte.
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, das sehe ich ganz genauso.
craigistheman hat geschrieben: 1. August 2022 15:02
In Bezug auf Connerys Raubtierhaftigkeit meinte ich weniger Aggressivität oder koitale Frequenz, sondern eher die Art der Interaktion. So erscheint mir Lazenby diesbezüglich deutlich lässiger, humorvoller aber gleichzeitig auch more sophisitcated mit dem anderen Geschlecht umzugehen. In den entscheidenden Momenten mit Tracy zeigt er sich jedoch auch verletzlich und durchaus empathisch.
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, das sehe ich ganz genauso.
Ist das die Szene, in der Lazenby im Umgang mit Frauen auf euch lässiger, humorvoller und auch empathischer wirkt?
craigistheman hat geschrieben: 1. August 2022 15:02
Bis auf die Haarfarbe und die Frisur, aber das ist eher der zeitlichen Mode geschuldet, sehe ich keine Ähnlichkeit zu Connery. Auch nicht vom Typ her, ist Lazenby doch sehr viel schmächtiger und weniger behaart als sein Vorgänger. Lazenby wird hier auch ganz anders eingekleidet, und zwar vom Smoking, über den Skianzug bis hin zur Golfer-Kluft. Halstücher und Rüschen sind zwar nicht jedermans Geschmack, nur Connery wirst du todsicher nicht darin sehen. Lazenby kann das als dandyhafter Dressman, der er ja auch tatsächlich ist, halt tragen - meiner höchst subjektiven Empfindung nach. Von einem Imitat kann ich beim besten Willen nichts auf der Leinwand erkennen.
Nur ändert das wenig an der These, man habe sich bewusst durch Connerys Wegfall an neue Züge der Bondfigur gewagt, wenn all jene Momente, die du meinst, ziemlich genau von Fleming abgeguckt sind und so schon vorher als Bondfilm MIT Connery angedacht waren. Und du magst da jetzt keine große Ähnlichkeit zwischen Lazenby und Connery sehen, aber die Ähnlichkeit der beiden war ein wichtiger Faktor, der überhaupt erst zur Verpflichtung Lazenbys führte (zusammen mit seiner enormen Physis, bei Probeaufnahmen brach er einem Stuntman spontan die Nase). Seine mangelnde Schauspielerfahrung war für Peter R. Hunt kein Problem, der sich sicher war, er könne aus jedem "James Bond" machen.
Ein Imitat sehe ich ansonsten in eigentlich jeder Szene, da Lazenby absolut nullkommanull Eigenständigkeit in der Rolle entwickelt, sondern weitgehend versucht, den alten Sean nachzuahmen. Die einzigen "Eigenheiten", die er mitbringt, sind seine beeindruckende Präsenz in Nahkämpfen (die lass ich ihn) und seine sehr unsichere Mimik – wie das halt so aussieht, wenn einer, der keine Erfahrung hat und es nicht kann vor der Kamera die coole Socke markiert. Was Lazenby getragen hat, ist mir – sorry – wurscht. Connery hätte halt andere Klamotten angehabt, und vernünftig in ihnen den James Bond gespielt. Zumal es witzig ist, dass ja ausgerechnet Lazenby im Schottenrock zu sehen ist, der Connery natürgemäß sicherlich nicht schlecht zu Gesicht gestanden hätte.
Ich verstehe ja total, wenn Fans es gut finden, dass im "Ausnahme-Film" OHMSS auch ein "Eintagsfliegen-Bond" die Hauptrolle spielt, es verstärkt ja den Sonderfaktor, den OHMSS im Franchise hat. Das wäre mit Connery weniger stark so vertreten, allein schon in der öffentlichen Wahrnehmung. Qualitativ besteht für mich kein Zweifel daran, dass der Film von einem Schauspieler mit Talent (sorry, George) profitiert hätte, sei es nun von Connery, Moore, Dalton oder West. Wie gesagt: Für mich ist Lazenby so mies, dass ich mir seinetwegen den Film vermutlich nie wieder im O-Ton anschauen werde. Dafür wertet GGH seine schlechte Performance zu arg auf, als dass ich auf ihn verzichten wollen würde.
Angesichts seiner nicht vorhandenen Vorerfahrungen macht Lazenby insgesamt sogar vermutlich einen guten Job. Er hatte Talent, das stelle ich ihm nicht in Abrede, aber das ist mir zu wenig für Bond. Sowohl für die Figur als auch für die Filmreihe als solches. Zentrale Szenen empfinde ich als wirklich peinlich, zumal die Chemie zwischen ihm und Rigg kein loderndes Feuer ist, sondern knapp über dem Gefrierpunkt anzusiedeln. Und Ilse Steppat, Telly Savalas, Diana Rigg und Gabriele Ferzetti spielen ihn so krachend an die Wand, es tut weh, das zu sehen. Ich kann ihn in diesem Film nicht ernstnehmen. Und deshalb fällt es mir auch so schwer, mir vorzustellen, wie ein Connery, Moore, Dalton oder West da hätten schlechter auftreten sollen.
1. Sean hätte die Rolle nicht nur problemlos bei exakt demselben Skript spielen können, sondern dies auch ganz sicher besser gemacht.
2. Seine angebliche Frauenverachtung ist erst in den letzte Jahren immer häufiger zu lesen gewesen, was sicher mit der Metoo-Bewegung zusammen hängt und ein Zeitgeistphänomen ist. Die Bond-Figur ist im Kern ein Macho, allerdings immer mit einem Augenzwinkern, und daran hat sich bis heute nicht allzuviel geändert.
3. Lazenby ist kein Schauspieler, was nicht so schlimm wäre, wenn er ein Charisma-Monster wäre wie z.B.Schwarzenegger, aber leider ist da ebenfalls völlige Ebbe.
4. Tatsächlich ist OHMSS in der Synchro viel besser als im Original schlicht und ergreifend wegen GGH, der viele Schwächen Lazenby zumindest akustisch kaschiert.
craigistheman hat geschrieben: 1. August 2022 15:02
In Bezug auf Connerys Raubtierhaftigkeit meinte ich weniger Aggressivität oder koitale Frequenz, sondern eher die Art der Interaktion. So erscheint mir Lazenby diesbezüglich deutlich lässiger, humorvoller aber gleichzeitig auch more sophisitcated mit dem anderen Geschlecht umzugehen. In den entscheidenden Momenten mit Tracy zeigt er sich jedoch auch verletzlich und durchaus empathisch.
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, das sehe ich ganz genauso.
Ist das die Szene, in der Lazenby im Umgang mit Frauen auf euch lässiger, humorvoller und auch empathischer wirkt?
craigistheman hat geschrieben: 1. August 2022 15:02
Bis auf die Haarfarbe und die Frisur, aber das ist eher der zeitlichen Mode geschuldet, sehe ich keine Ähnlichkeit zu Connery. Auch nicht vom Typ her, ist Lazenby doch sehr viel schmächtiger und weniger behaart als sein Vorgänger. Lazenby wird hier auch ganz anders eingekleidet, und zwar vom Smoking, über den Skianzug bis hin zur Golfer-Kluft. Halstücher und Rüschen sind zwar nicht jedermans Geschmack, nur Connery wirst du todsicher nicht darin sehen. Lazenby kann das als dandyhafter Dressman, der er ja auch tatsächlich ist, halt tragen - meiner höchst subjektiven Empfindung nach. Von einem Imitat kann ich beim besten Willen nichts auf der Leinwand erkennen.
Nur ändert das wenig an der These, man habe sich bewusst durch Connerys Wegfall an neue Züge der Bondfigur gewagt, wenn all jene Momente, die du meinst, ziemlich genau von Fleming abgeguckt sind und so schon vorher als Bondfilm MIT Connery angedacht waren. Und du magst da jetzt keine große Ähnlichkeit zwischen Lazenby und Connery sehen, aber die Ähnlichkeit der beiden war ein wichtiger Faktor, der überhaupt erst zur Verpflichtung Lazenbys führte (zusammen mit seiner enormen Physis, bei Probeaufnahmen brach er einem Stuntman spontan die Nase). Seine mangelnde Schauspielerfahrung war für Peter R. Hunt kein Problem, der sich sicher war, er könne aus jedem "James Bond" machen.
Ein Imitat sehe ich ansonsten in eigentlich jeder Szene, da Lazenby absolut nullkommanull Eigenständigkeit in der Rolle entwickelt, sondern weitgehend versucht, den alten Sean nachzuahmen. Die einzigen "Eigenheiten", die er mitbringt, sind seine beeindruckende Präsenz in Nahkämpfen (die lass ich ihn) und seine sehr unsichere Mimik – wie das halt so aussieht, wenn einer, der keine Erfahrung hat und es nicht kann vor der Kamera die coole Socke markiert. Was Lazenby getragen hat, ist mir – sorry – wurscht. Connery hätte halt andere Klamotten angehabt, und vernünftig in ihnen den James Bond gespielt. Zumal es witzig ist, dass ja ausgerechnet Lazenby im Schottenrock zu sehen ist, der Connery natürgemäß sicherlich nicht schlecht zu Gesicht gestanden hätte.
Ich verstehe ja total, wenn Fans es gut finden, dass im "Ausnahme-Film" OHMSS auch ein "Eintagsfliegen-Bond" die Hauptrolle spielt, es verstärkt ja den Sonderfaktor, den OHMSS im Franchise hat. Das wäre mit Connery weniger stark so vertreten, allein schon in der öffentlichen Wahrnehmung. Qualitativ besteht für mich kein Zweifel daran, dass der Film von einem Schauspieler mit Talent (sorry, George) profitiert hätte, sei es nun von Connery, Moore, Dalton oder West. Wie gesagt: Für mich ist Lazenby so mies, dass ich mir seinetwegen den Film vermutlich nie wieder im O-Ton anschauen werde. Dafür wertet GGH seine schlechte Performance zu arg auf, als dass ich auf ihn verzichten wollen würde.
Angesichts seiner nicht vorhandenen Vorerfahrungen macht Lazenby insgesamt sogar vermutlich einen guten Job. Er hatte Talent, das stelle ich ihm nicht in Abrede, aber das ist mir zu wenig für Bond. Sowohl für die Figur als auch für die Filmreihe als solches. Zentrale Szenen empfinde ich als wirklich peinlich, zumal die Chemie zwischen ihm und Rigg kein loderndes Feuer ist, sondern knapp über dem Gefrierpunkt anzusiedeln. Und Ilse Steppat, Telly Savalas, Diana Rigg und Gabriele Ferzetti spielen ihn so krachend an die Wand, es tut weh, das zu sehen. Ich kann ihn in diesem Film nicht ernstnehmen. Und deshalb fällt es mir auch so schwer, mir vorzustellen, wie ein Connery, Moore, Dalton oder West da hätten schlechter auftreten sollen.
War so klar, dass du jetzt diese Szene herauskramst, um deinen Standpunkt klar zu machen . Was ist mit der PTS, Bonds Aktion im Casino, die Szene im Hotel vor und nach der Schelle, Dracos Geburtstag, die Flucht, die Scheune, der Showdown, das Finale? Sorry, ich kann da jetzt nicht zu jeder einzelnen Szene ein YT-Video verlinken - bin bei der Arbeit. Ich sehe da schon eine völlig andere Gangart als bei Connery, der auch körperlich eine andere Dominanz ausstrahlt. Auf dem Piz sehe ich vor allem Spaß aus Langeweile, könnte mir auch Connery vorstellen - allerdings nicht im Schottenrock, das passt für mich trotz seiner Herkunft einfach nicht. Und was Lazenby trägt, ist mir persönlich ganz und gar nicht wurscht, trägt es zu der so abgehobenen Ästhetik des Filmes bei.
Über Lazenbys spielerische Qualitäten lässt sich diskutieren. Für einen Dressman hat er seine Sache wohl eher gut gemacht, ein gewisses Charisma würde ich ihm auch nicht absprechen, selbst in der OV. Ihm fehlt bestimmt die Connery'sche Natürlichkeit und leichtfüßige Blasiertheit, keine Frage. Aber so schlecht macht er seinen Job doch nicht, finde ich. Aber ja GGH ist natürlich immer ein Vergnügen, aber ich würde ihn auch jederzeit Connerys echter Stimme vorziehen.
OHMSS gefällt mir vor allem wegen seiner Schauwerte und seinem herausragenden Score. Ich finde, es ist bei weitem der optisch interessanteste und wertigste Bond der Reihe, dicht gefolgt von TB und TSWLM, aber das ist Geschmacksache.
Ob sich Hunt mit Connery in der Hauptrolle soviel getraut hätte? Möglicherweise, wahrscheinlich aber eher nicht, da schon zu etabliert.
Über Lazenbys Casting und Screentest war ich im Bilde. Und vermutlich wollte man sich bei dem ersten Hauptdarstellerwechsel optisch wirklich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, was dann letztlich durch Hunts Regie dann doch passiert ist. Wurde aber nicht bereits Roger Moore für den Part in Betracht gezogen?
"Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert." "Doch wer sich bückt nach dem schmalen Taler, verpasst das große Bündel."